Ahmad Sharifi

Lieber Ahmad, vor zwei Jahren bist Du das Angesicht „Milard“ in diesem Gemeindebrief gewesen. Du warst damals im Kirchenasyl und hast sehr viel von Angst erzählt. Hast Du heute noch viel Angst?

Nein, hier ist alles ok. Nur der Gedanke, in meine Heimat Afghanistan zu müssen, macht mir große Angst. Ich möchte so gerne einmal meine Familie wiedersehen, aber das muss dann in einem anderen Land sein. Hier hatte ich früher große Angst davor, von der Polizei gesehen zu werden, aber jetzt habe ich gültige Aufenthaltspapiere. Ich kann frei spazieren gehen, wo ich möchte. Ich kann nur nicht in mein Land.

Hast Du hier ein Zuhause gefunden?

Nein, ich bewohne nur ein kleines Zimmer. Es hat nur Platz für mein Bett. Alles Leben ist auf meinem Bett: Nähen, Schreiben, Essen, Lesen, einfach alles. Ich möchte so gerne ein­mal Platz für einen Tisch haben, an dem ich schreiben kann.

Eine Wohnung ist ja auch ein „Nest“ und das braucht ein Mensch.

Ja, ein Nest. Ich möchte auch in einem Zuhause arbeiten können, nähen.

Hast Du Kontakt zu Deinen Eltern?

Ja, wir telefonieren zweimal in der Woche und ich versuche auch immer wieder, ihnen Geld zu schicken.

Wie geht es Dir hier, in Deutschland. Wie fühlst Du Dich hier?

In Blankenese ist alles nett, besonders rund um das Gemeindehaus.

Vor zwei Jahren hast Du Atemnöte beschrieben, die Du bekommen hast, wenn Menschen schlecht über Flüchtlinge aus Afghanistan sprachen. Ist das immer noch so?

Es ist alles besser geworden, seitdem ich einen Ausweis habe. Ich kann besser atmen.

Hast Du Angst, unter Umständen weiter weg ziehen zu müssen?

Ich möchte hier, in der Nähe der Kirche leben, wenn es irgendwie geht. Ich helfe ja auch ehrenamtlich in der Kirche. Ich klebe die ganzen Plakate und erledige andere Tätigkeiten. Die Kirche ist auch meine Heimat geworden. Ich treffe mich einmal im Monat mit Pastor Poehls. Wir sind „Freunde Jesu“, so heißt unsere Gruppe. Wir sind etwa zehn Personen.

Hast Du auch andere Freunde in Hamburg gefunden?

Ich habe einen Freund, er lebt in Billstedt. Wir haben uns am Anfang meiner Zeit hier in einer Moschee kennen gelernt. Wenn er frei hat, treffen wir uns ab und zu. Er hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie seit 20 Jahren in Hamburg.

Und wie geht es Deinem Freund?

Wir unterhalten uns nicht so viel darüber. Er arbeitet viel und hat seine Familie. Es geht ihm gut. Ich finde sein Leben schön. Er hat eine Wohnung, eine Frau und seine Kinder. Ich kann einfach keine Wohnung finden. Den roten Schein vom Wohnungsamt habe ich, aber er ist keine Hilfe mehr. Zur SAGA und BVE kann man nicht mehr hingehen. Sie sprechen nicht mehr mit Suchenden, es gibt zu wenige Wohnungen und sie sagen, dass ich nur auf Anzeigen antworten kann. Auch die „Wohnungsbrücke“ nimmt niemanden mehr an. Sie haben schon 120 Voranmeldungen. Anfragen gehen nur noch über das Internet.

Wie viel Geld steht Dir monatlich für eine Wohnung zur Verfügung?

533 Euro brutto plus Heizkosten.

Ich finde ja, dass Du ein sehr geeigneter Mensch für eine Einliegerwohnung in einem Privathaus wärest. Ich kenne Dich immer als so ordentlich und hilfsbereit. Kannst Du Dir so etwas vorstellen?

Ja, ich brauche ja nicht viel Platz. Nur einen Raum und eine Küche und ein Badezimmer getrennt. Ich möchte auch gerne helfen und kann vieles erledigen. Einkaufen, Garten etc.

Was gefällt Dir nicht, hier in Deutschland?

Zu viele Menschen rauchen, und es gefällt mir nicht, wenn sie zu viel Alkohol trinken. Drogen mag ich auch nicht. Ich mag nichts, was exzessiv ist. Ich mag auch keine Aggressivität, nichts Lautes. Ich bin eher ein „Gemütsmensch“ und möchte in einer Gemeinschaft etwas Schönes erleben. Dein Hund, der hier liegt, ist mein Freund.

Was wünschst Du Dir für dieses Jahr 2018?

Ich möchte gesund bleiben. Mein Husten ist ja schon so viel besser geworden. Im letzten Jahr musste ich oft nachts nach draußen und mich auf die Bank vor der Kirche setzen, weil es in meinem kleinen Raum so stickig war. Ich möchte als Schneider arbeiten und, wir sprachen schon darüber, so dringend eine Wohnung haben, in der ich mich auch etwas entfalten kann und nicht nur auf dem Bett lebe.

Was willst Du in freien, schönen Stunden machen?

Ich esse gesund, viel Gemüse und wenig Fett. Ich mache viel Sport: Fitness, Laufen und Fahrradfahren. Ich gehe in die Nähgruppe nach Sieversstücken. Dort habe ich ganz viel gelernt, z.B. europäische Kleidung zu nähen, Jacken, Hosen, Taschen. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist vielleicht nicht „frei“, aber es ist gut: Ich lerne Deutsch und besuche täglich den A2 Kurs. Es ist bei mir leider etwas langsamer gewesen, da ich bei meiner Ankunft in Deutschland Analphabet war. Es war in Kabul für mich zu gefährlich, in die Schule zu gehen. Meine Eltern haben mich aus großer Angst vor unseren Taliban­Nachbarn zu Hause gehalten. Jetzt macht mir das Lernen so viel Spaß. Ich bekomme im Moment auch Nachhilfe in Deutsch, im Bunten Haus. Von den Mitgliedern des Runden Tisches bekomme ich viel Unterstützung.

Und Dein Traum?

Ich möchte mich in eine Frau verlieben und wieder Fußball spielen.

Stefanie Hempel

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Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat

21.05.2020

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Kleine Abendmusik vom Turm

13.05.2020

Unsichtbar, aber voller Kraft: Jeden Mittwoch und Sonntag schallen – seit zwei Wochen schon - nach dem abendlichen Glockengeläut um kurz nach 18 Uhr Trompeten-Choräle aus dem Kirchturm in den Ort hinunter. Der Turmbläser, dessen Musik viele Menschen aus dem Umfeld der Kirche erfreut, möchte ungenannt bleiben. Wir fühlen uns reich beschenkt – und danken ihm herzlich!

Der zentrale ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges

08.05.2020
EKD-Newsletter: Die Aufzeichnung des Ökumenischen Gottesdienstes aus dem  Berliner Dom ist noch in der Mediathek der ARD verfügbar: Am Gottesdienst wirkten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit.
 
Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

Willkommen zurück: Gottesdienst in der Blankeneser Kirche!

07.05.2020

 

So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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