Anke Stockmann

Liebe Anke Stockmann, „Sozialstunden ableisten“ – was heißt das? Sind Sie „auf Bewährung“?

Ich hatte als Beamtin die Möglichkeit, die Telekom, für die ich tätig war, vorzeitig zu verlassen. Die gesetzliche Grundlage beinhaltet, dafür 1000 soziale Stunden zu erbringen. Das wird in die Pensionsberechtigung mit eingerechnet. Ich bin mit einem Studium für den gehobenen Dienst in der Bundespost ausgebildet und dann bei der Telekom eingesetzt worden. Nach dem Erziehungsurlaub habe ich „Urlaub ohne Bezüge“ beantragt und Diplompädagogik studiert mit dem Ziel, hinterher in das Bildungszentrum der Telekom zurückzukehren. Ich wurde aber im Controlling eingesetzt – eine Aufgabe, für die ich letztendlich nicht vorbereitet war.

Bei mehreren Auswahlmöglichkeiten entschieden Sie sich für die Kirche, warum?

Aus Gottesdienstbesuchen in dieser Gemeinde kannte ich die Predigten, diese halfen mir sehr als Ausgleich für eine für mich sehr belastende Arbeitszeit. Ich bin auch mit voranschreitendem Alter mehr auf die Sinnsuche gegangen. Die Predigten und Vorträge und auch das Musikangebot sind für mich inspirierend. Das Programm ist einfach genial.

Sie sprechen vom Inhalt der Predigten. Wie empfinden Sie die Liturgie des Gottesdienstes?

Es gab für mich schon Schwierigkeiten, mich in die Liturgie einzufinden, ich muss das immer noch vom Zettel ablesen. Aber ich beginne langsam, mich darauf einzulassen – auch wenn es Elemente gibt, zu denen mir der Zugang fehlt. Ich frage mich, warum der Gottesdienst immer so stocksteif sitzend stattfindet. Nur bei Abendmahl und Wandelkommunion stehen die Menschen auf und kommen in Bewegung.

Oft aber auch ins Schwatzen. Aber Sie vermissen die Bewegung?

Es gibt Formen der Teilnahme am Gottesdienst, die den Mund stille lassen können. Das Gebet ist ja auch eine Form, die hörbar oder still sein kann. Vielleicht ist es das, was ich vermisse: Ich bete ja nicht nur, indem ich die Hände falte. Ich spreche doch dabei mit meinem ganzen Körper. Ich möchte damit sagen, dass mir verschiedene Formen des Gebetes so bedeutend sind, dazu gehört besonders auch das Singen. Wobei ich hier natürlich auch einen Anspruch an meinen Gesang habe. Ich besuchte Seminare, wo kirchliches Singen geübt wurde. Lieder sollen schon schön klingen.

Welche zusätzlichen Bewegungselemente würden Sie für den Gottesdienst vorschlagen?

Es gab in der Gemeinde einen Lektürekurs, der sich nach Richard Rohrs „Der göttliche Tanz“ nannte. Was das bedeuten kann, habe ich immer wieder in der „Kirche der Stille“ in Altona erlebt: nicht etwas Metaphorisches, sondern etwas ganz Praktisches – beim Beten mein Ganzes einbringen. Darauf kann man aufbauen. Das Buch basiert auf der Dreifaltigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Beziehungsqualität dieser drei Instanzen mündet ein in die EINE Beziehung, die sie untereinander haben.

Angenommen ich sei eine Muslimin, bitte erklären Sie mir die Trinität.

Ich sag’s mal so: Ich selber fühle mich als ganze Person. Das bedeutet, dass die Teile, die mich ausmachen – Körper, Seele und Geist – zusammenkommen wollen. Um den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden, kam es bei mir immer wieder zu Abspaltungen von Körper und Seele. Ich habe die Seele zurückgedrängt und bin „verkopft“ gewesen, also als geistiges Wesen unterwegs. Dann kam die Lebensphase, in der ich intensiv in die Tanz- und Körperarbeit einstieg und mich als Teil eines größeren Ganzen erlebt habe. Das Göttliche ist also auch ein Teil von mir und ich bin dazu übergegangen, immer mehr in meinen eigenen Brunnen zu steigen. Im Tanz bewege ich mich in der Waagerechten, Vertikalen und Diagonalen, die in mir zusammenfließen. In den Feldern dazwischen spielt sich das meiste ab. Körper – Seele – Geist ist Gott – Sohn – Geist.

Sie nähern sich dem Glauben über Ihr Gefühl und Ihren Körper?

Ich bin konfirmiert und habe auch kirchlich geheiratet, aber im Grunde weiß ich nicht viel von dem, was in der Bibel steht. Für mich geht es nicht um Wissen, sondern um das Gefühl, aufgehoben zu sein. So kann ich auch glauben.

Wie genau sind Sie mit dem Gefühl des Aufgehobenseins in Berührung gekommen?

Indem ich im Laufe meines Lebens in verschiedenen kirchlichen Kontexten gute Erfahrungen gemacht habe.

Und wäre es dann nicht gut, herauszugehen und anderen Menschen gute Erfahrungen zukommen zu lassen, die den Weg in das spirituell Innere der Kirche nicht so leicht finden?

Aber die Fähigkeit, das Äußere anzupacken, kommt aus dem Inneren. Es gibt keinen anderen Weg. Von mir aus komme ich überall hin. Alles, was ich dann machen möchte, also Menschen helfen oder mich selber schützen, das kommt von da. Und das, was da in mir wohnt, erlebe ich mehr und mehr als göttlich. Und das lasse ich auch nach Außen strahlen.

Über 1000 Stunden hinaus?

Ja, zurzeit sind es 15 Stunden in der Woche plus Küsterdienste am Wochenende. Nach dieser Zeit sehe ich dann, was möglich ist. Ich möchte aber auch im Ehrenamt bleiben. Ich habe die Erfahrung gemacht, als 55-Jährige keine Zukunft mehr bei der Telekom zu haben. In der Kirche dagegen habe ich eine Willkommenshaltung gefunden, die mich wertschätzt – unabhängig vom Geld. Man traut mir hier aufgrund meines Wesens Dinge zu, die ich noch nie gemacht habe. Hier werde ich als Mensch gesehen.

Stefanie Hempel

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