Christin Schmidt

Liebe Christin Schmidt, für mich sind Sie das fröhlichste Gesicht in der Kirchengemeinde und zum Glück sehe ich es oft, wenn ich einmal da bin.

Ja, die Kirche ist für mich eine Heimat. Ich tue ein bisschen so, als „gehöre“ sie mir. Seit vielen Jahren bin ich in der Gruppe, die die Blumen bereitet, und ich fühle mich in diesem leeren Kirchenraum so wunderbar. Oft setzen wir aus dem Blumenteam uns noch in die erste Reihe und freuen uns – wie ein kleiner Gottesdienst. Im Anschluss, auf dem Markt, treffe ich oft Menschen aus der Gemeinde, wir sprechen über vieles, sind froh über die Begegnungen. Es ist wie ein kleiner Kosmos: die Küsterhilfe, die Gespräche, die mir auch oft Seelsorge sind, die vielen Angebote der Kirche. Und darüber steht die Gemeinschaft in allen ihren Facetten, auch ihren „Schattenseiten“. Ich fühle eine Nähe zu allen, die dort kommen – das ist für mich eine Gotteserfahrung. Es ist auch so wunderbar, bei der Austeilung des Abendmahls Menschen in die Augen sehen zu dürfen. Mir geht es in diesen Momenten richtig gut.

Und das strahlen Sie aus. Seit einem halben Jahr helfen Sie im Hospiz, wie geht es Ihnen dabei?

Es geht mir dabei gut, aber ich möchte zuerst meine Aufgabe beschreiben: Ich helfe 14-tägig, den Gästen des Hospizes
ein individuelles Frühstück zuzubereiten und auszuteilen. In diesem Rahmen ergeben sich meine Begegnungen mit den Menschen dort. Es ist sehr schön, wenn dabei auch Gespräche entstehen.

Unter Hospiz verstehen viele Menschen Leid...

Natürlich ist es Leid, ausweglos in dem Sinne, dass es keine Perspektive auf ein Leben hier gibt. Aber leidvoll ist für mich die Begegnung mit den Gästen nicht. Im Gegenteil, sie strahlen oft so viel Kraft und auch Freude aus. Vielleicht, weil sie kraftvoll den Moment leben und sich nicht auf eine Zukunft fixieren. Die Atmosphäre im Hospiz ist hell und freundlich. Überall sind frische Blumen dekoriert, es gibt herrliches Essen und die Gespräche untereinander sind nicht von Leid dominiert. Sicher kommt mal der Einwand „Es tut mir weh“ oder „Ich hätte so gerne meine Enkelkinder aufwachsen sehen.“ Aber es geht in den Gesprächen oft auch um Belange des Tages. Dennoch bin ich dankbar für die Supervision, die wir ehrenamtliche Helfer erhalten.

Wie ist Ihr Gottesbild?

Ich habe kein konkretes. Aber wenn ich z.B. jetzt so raus gucke und ich sehe in dieser kalten Luft schon die Knospen und damit sich entwickelndes Leben, dann kommt das für mich von einer Kraft, die mich sprachlos macht. Darin steckt eine Schöpfung. Auch in den Augen meiner Enkelkinder sehe ich die Tiefe einer Schöpfung.

Wenn Sie die politische und klimatische Welt heute sehen, haben Sie Angst um die Zukunft?

Ja, habe ich schon. Aber es hat wohl immer große Veränderungen gegeben, nur heute können wir vieles wissenschaftlich vorausberechnen. Ich vertraue darauf, dass diese Welt nicht zu Ende geht. Sicher wird es künftig nicht mehr so komfortabel sein wie heute. Ich mache mir schon darüber Gedanken, wie meine Enkelkinder sich diesen Veränderungen anpassen können. Doch jedes Kind, das geboren wird, ist auch ein positiver Schritt in die Zukunft. Ich bin ein „gefühlsgläubiger“ Mensch, und in Gottvertrauen sage ich mir: „wird schon“. Aber die Ohnmacht der Politiker erschreckt mich auch. Aus einer sicheren Lage nehmen wir hier Hunger, Krieg und entsetzliches Leid von Kindern und Erwachsenen wahr. Es macht mir Angst, wenn ich an das Potential von Entwicklungen denke, die ich mir nicht vorstellen mag.

Jesus fordert uns zur radikalen Umkehr auf. Ich schaffe es nicht. Wie leben Sie in dieser Ambivalenz: das Vertraute lieben, aber wissen, dass es nicht gut ist?

Mir ist mein heiles Leben bewusst und ich bin so dankbar dafür. Diese Radikalität kann ich nicht umsetzen. Ich denke so oft „ich müsste“, leider denke ich am meisten „die anderen müssen“. Ich lebe aber in dem Glauben, dass ich auch mit
meiner Schwäche von Gott wirklich geliebt bin. Das hilft mir. Ich bin begrenzt und ich darf es sein. Ich bin dankbar dafür, dass ich in schwierigen Situationen so oft ein Leuchten sehe – die andere Seite der Medaille. Das ist ein Geschenk, in der Lage zu sein, auch das Gute zu sehen.

Ist Glauben etwas, was man lernen kann?

Es beginnt mit einem Gefühl und bei mir war es meine katholische Großmutter, die mich mit in die Kirche nahm. Sie vermittelte mir Sicherheit. Dann hatte ich eine Kindergottesdienstbegleitung, die mich von zu Hause abholte. So kamen
die Struktur und der sichere Rahmen der Rituale. Und dieser Rahmen gibt Glauben einen Halt. Ich bin dankbar für die
vielen Möglichkeiten, hier in der Kirche, mich in Glaubensfragen weiterzubilden und vor allem auch, frei mit anderen
Menschen darüber sprechen zu können.

Und mit mir heute. Dafür bin auch ich dankbar.

Stefanie Hempel

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Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat

21.05.2020

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Kleine Abendmusik vom Turm

13.05.2020

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Der zentrale ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges

08.05.2020
EKD-Newsletter: Die Aufzeichnung des Ökumenischen Gottesdienstes aus dem  Berliner Dom ist noch in der Mediathek der ARD verfügbar: Am Gottesdienst wirkten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit.
 
Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

Willkommen zurück: Gottesdienst in der Blankeneser Kirche!

07.05.2020

 

So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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