Hayo Janssen

Wie waren Ihre ersten Eindrücke in Blankenese?

Für mich erstaunlich positiv. Ich hatte es mir schwerer vorgestellt, nach innen und außen Kontakt zu fassen. An meinem ersten Montagnachmittag traf ich die Pastoren Helmut Plank und Thomas Warnke sowie Frau Schlüter. Es war ein gutes Willkommen. Am Dienstag folgte die Konferenz mit den Kollegen. Ich bin erstaunt darüber, wie offen und freundschaftlich ich hier aufgenommen worden bin. Überrascht hat mich die Reaktion der Eltern. Die großen Ressentiments, die aber nicht mir, sondern dem Wechsel der Schulleitung galten. Ich habe aber den Eindruck, dass sich das beruhigt. Wer vor dem Wechsel zufrieden war mit der Situation in den Klassenzimmern, wird es auch in Zukunft sein können. Denn ein Wechsel der Schulleitung ändert in den Klassenräumen nichts. Ich bin ja ein schon länger in den Bugenhagenschulen tätig. Vieles, was hier ist, ist mir nicht fremd. Zwar komme ich aus einem größeren und etablierteren Umfeld in Alsterdorf, aber es ist schön, hier die Pionierstimmung wahrzunehmen.

Und wie geht es Ihnen mit dieser Pionierstimmung?

Ich mag es. Diese Schule ist enorm schnell gewachsen. Jedes Jahr bis zu 75 zusätzliche Kinder und damit sechs neue Kollegen. Wir nehmen jährlich eine Grundschulklasse und zwei fünfte Klassen auf. Dieses Wachstum fordert viel Kraft, die notwendigen Strukturen aufzubauen. Fragen nach der Arbeitsaufteilung und der Regelung der Mitsprache stellen sich immer wieder neu. Das merke ich besonders auch hier oben im zweiten Stock – im Schulleitungsbereich. Ich habe mit Aufgaben zu tun, die in Alsterdorf längst delegiert und verteilt waren. Es sind viele Agenden für neue Prozesse zu entwickeln. Diese Schule ist wie ein herrlicher ungeschliffener Diamant und dabei, ihre „PS auf die Straße zu bringen“. Das erfordert aber auch die Arbeit am eigenen Profil. Wir müssen herausarbeiten, wofür die Schule steht, aber auch, wofür sie nicht steht.

Eine wesentliche Unterscheidung dieser Schule von anderen in der Umgebung liegt in dem evangelischen Profil, was bedeutet das im Alltag?

Wir werden es noch klarer herausarbeiten. Es wird jetzt eine Ganztagskonferenz „Denkwerkstatt Evangelisch“ geben. Dort sollen Standards definiert werden, wozu auch der Religionsunterricht und die Gestaltung von Andachten gehört. Zum Evangelischen gehört auch, was Inklusion in diesem Zusammenhang bedeutet. Das gemeinsame Lernen für sogenannte leistungsstarke Kinder, für „ganz normale“ Schüler und für Integrationsschüler.

Was macht diese Schule in Ihren Augen so lebenswert?

Es ist der Blick auf das einzelne Kind selbst. Jedes Kind kann sich so entwickeln, wie es seinem Tempo und Leben entspricht. Jedes Kind wird in dieser Hinsicht umsichtig unterstützt. Das Miteinander der Schüler ist hier wirklich etwas Besonderes. Das hat auch viel mit dem Kollegium zu tun. Diese Lehrer sind aus einer Grundüberzeugung hier. Es geht ihnen um das evangelische Profil. Es geht ihnen um Halt in der Spiritualität. Die Kinder lernen mit Hilfe ihres Lerntagebuches, ihre Lernerfolge auch selber kontrollieren zu können und sie zu dokumentieren. Sie erlernen früh, Verantwortung dafür zu übernehmen, was auf ihrem Lernweg passiert.

Ist dies eine Freiheit im Lernen unter liebevoller und intensiver Aufsicht?

Ja. Sehen Sie es am Beispiel der neuen fünften Klassen: Wir berücksichtigen, dass diese Kinder nicht alle den gleichen Wissensstand mitbringen können und unterschiedlich sind. Als Lehrer geben wir Impulse und die Kinder setzen es unter unserer Anleitung um.

Viele Eltern „bangen“ ja, dass möglicherweise die Leistungsstärke ihrer Kinder nicht genügend herausgearbeitet wird?

Aber gerade auch diesen Kindern bieten wir mehr Facetten und Reichhaltigkeit an Entwicklungsmöglichkeiten.

Trägt dazu auch der jahrgangsübergreifende Unterricht bei?

Zurzeit haben wir nur wenige Gruppen hier, die jahrgangsübergreifend arbeiten. Hier zeigt sich, dass das zusätzliche Lernen von älteren Schülern ein großer Vorteil ist. Umgekehrt gilt das Gleiche: Es ist eine besondere Herausforderung an Schüler, ihr Wissen auch anderen Schülern mit zu vermitteln. Der Impuls geht vom Lehrer aus, er ist auch hier wesentlich.

Wie ist der Stand der Kooperation mit umliegenden Schulen?

In Fragen der Oberstufe wird eine enge Kooperation notwendig sein. Das ist Teil der Arbeit, die jetzt ansteht. Kontakte, die bestehen, müssen ausgebaut werden, neue entstehen. Das gilt auch im Punkt Infrastruktur zum Beispiel mit der Turnhalle.

Wie ist die Anbindung an die Gemeinde?

Durch Pastor Thomas Warnke ist sie sehr eng. Dieses Profil kommt hier noch stärker zum Tragen als in Alsterdorf. Wir haben regelmäßige Andachten und Jahresfeste, die uns begleiten und prägen. Andere Anbindungen kann ich mir gut vorstellen, ich kenne vieles nur noch nicht.

Danke für das Gespräch!
Stefanie Hempel

 

Hayo Janssen

  • seit November 2012 Schulleiter Bugenhagenschule Hessepark
  • geb. 1971, verh., Tochter 3 Jahre,
  • Studium Kunst am Lerchenfeld (HfbK), Sonderpädagogik (Uni) in Hamburg
  • Lehraufträge an der Uni Hamburg, Vorträge in Zürich und Berlin
  • Erwachsenenbildung der ESA und der Vhs
  • Arbeit in der Waldorfschule Michaelschule
  • 2005 Bugenhagenschule, Lehrer, zusätzlich 2007 Koordinator, 2009 Abteilungsleitung, 2010 stv. Schulleitung

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