Katharina Castelli

Liebe Katharina, wir kennen uns seit unserer Kindheit und sind seit sechs Jahren Nachbarinnen. Oft sprachst Du von einer Vision, die Du „Buntes Haus“ genannt hast. Was waren Deine Gedanken?

Die Vorstellung davon wuchs schon lange in mir. Seit vielen Jahren engagiere ich mich beim Runden Tisch Blankenese – Hilfe für Geflüchtete. In der Unterkunft Sieversstücken bemerkte ich, wie abgeschieden die Menschen dort untergebracht sind. Warum? Es wird ständig von Integration gesprochen, wie soll das gelingen, wenn sich Menschen nicht begegnen? Ich wollte, dass die Menschen ins Zentrum von Blankenese kommen können, einen Raum „mittendrin“ finden, in dem sie sich wohl und willkommen fühlen und gesehen werden. In dem sich Begegnungen mit Blankenesern ergeben können. Durch persönliche Begegnungen kann ja etwas von Herz zu Herz fließen, Ängste können überwunden, Gemeinsamkeiten entdeckt werden. Das ist mir eine Herzensangelegenheit. Sicher auch, weil ich selbst so viel Freude an diesen Begegnungen habe.

Und nun feiert Euer „Buntes Haus“ sein zweijähriges Bestehen. Hat sich Deine Vision erfüllt?

Ich freue mich riesig darüber, dass es mit Hilfe von Helga Rodenbeck (der Flüchtlingsberaterin, Anm. der Red.) so gut angelaufen ist. Ihr ist so viel zu verdanken. Und den lieben Menschen der Nachbarschaftsinitiative, die anfangs mit Ideen unterstützt haben, sowie den sehr engagierten Ehrenamtlichen im Bunten Haus. Es wird auf Augenhöhe zusammengearbeitet, d.h. Geflüchtete und Einheimische bringen ihre Ideen und Fähigkeiten ein. Es finden Sprachkurse statt in Deutsch, aber auch in Arabisch, dazu Hausaufgabenhilfe, ein Stammtisch und vieles mehr. Der Raum wird genutzt für Gruppenaktivitäten, aber auch für Einzelkontakte. Letzteres ist sehr wichtig. Die Räume dienen zudem als Rückzugs- und Ruheort für Gespräche über Persönliches, Belastendes und für Kriseninterventionen.

Und kommt es zu den Begegnungen, die Du Dir wünschst?

Ich bin immer am Sonnabend dort. Ich bereite Tee und Kaffee vor, zwei tolle Frauen aus der Nachbarschaft helfen mit.
Es ist ein offenes Haus, Menschen kommen einfach herein. Stammgäste und Menschen, die über andere vom Bunten Haus gehört haben, kommen ins Gespräch. Manche machen Hausaufgaben, Kinder spielen, wir sprechen über Schönes und Trauriges. Und manchmal schauen uns noch nicht bekannte Blankeneser herein, freuen sich, fragen interessiert nach Angeboten oder bieten Mitarbeit oder Spenden an. Wir sind offen für Ideen, um die Aktivitäten im Bunten Haus noch weiter auszubauen.

Du bist immer fröhlich und ausgeglichen. Hast Du auch Ängste?

Der Klimawandel macht mir Angst. Sich ausbreitender Rechtspopulismus ebenfalls sehr. Ich bin verzweifelt und wütend, wenn ich merke, dass in meinem Umfeld und in Teilen der Gesellschaft Mitmenschlichkeit mit Füßen getreten wird. Der humanitäre Punkt ist der eine und das Tragen einer großen Verantwortung ein anderer, da unser Wohlstand von dem Elend vieler Länder nicht zu trennen ist. Er basiert teilweise darauf. Und wir haben die Aufgabe, dass wir Menschen, die aus welcher Not auch immer ihre Heimat verloren haben, auf Augenhöhe, nicht „helfend“ als Gönner, sondern interessiert und offenherzig begegnen.

Und woher nimmst Du Deine Kraft?

Ich bin ein positiver Mensch, bin dankbar für meine Familie, für eine schöne Kindheit und Jugend, während der ich mein Interesse für die Welt und Menschen aus verschiedenen Kulturen entdeckt habe. Meine Eltern haben oft zu Hause Menschen in Not aus fremden Ländern beherbergt, diese Offenheit hat mich inspiriert. Der Austausch mit Menschen gibt mir Kraft, das merke ich ja auch im Bunten Haus. In der Natur mit meinem Hund schöpfe ich Kraft und in der Stille. Und ich spüre eine große kraftspendende Dankbarkeit über mein Leben hier in Frieden, umgeben von vielen lieben Lebewesen.

Gut, Du hast diese Veranlagung, aber Du ruhst dich ja nicht in ihr aus, Du tust ja auch viel ...

Veränderung muss meiner Ansicht nach „von unten“ beginnen. Wir können nicht nur auf die Politiker schimpfen. Jeder Einzelne kann zu positiven Veränderungen beitragen. Ich möchte tun, was ich kann. Ich möchte mithelfen, meinen Kindern und der nächsten Generation eine Welt zu hinterlassen, in der es humaner zugeht. Das sehe ich als meine Verpflichtung an. Und das heißt, Menschen, die sich nach Frieden und einem neuen Zuhause sehnen, beizustehen und mit aller Herzlichkeit zu unterstützen. Hierbei treffe ich auf Gleichgesinnte, schaffe Vernetzungen. Und die Energie, im Guten vernetzt zu sein, ist für mich wichtig und gibt mir Kraft. Durch das Tun mit anderen kann ich vieles besser bewältigen.

Glaubst Du an Gott?

Ich glaube an Gott, der beschützt, immer da ist und an den ich mich wenden kann. Es gibt Situationen, in denen ich diese Nähe ganz deutlich spüre. Ich habe ein großes Grundvertrauen, welches mir hilft, Herausforderungen im Leben anzunehmen, und mir ein positives Schauen in diese Welt ermöglicht. Dafür bin ich dankbar.

Manchmal bist Du in der Kirche.

Ich bin in meinem Glauben nicht an eine Institution gebunden. Ich bin aber gerne in der Blankeneser Kirche. Sie setzt sich ein für kulturelle Vielfalt und für Menschen in Not. Wenn ich in der Kirche sitze, überkommt mich eine große Ruhe. Und ich mag die Frauenstatue sehr, die neben der Kanzel steht. Gesellschaftliches und Politisches wird in den Gottesdiensten und Veranstaltungen thematisiert, dadurch ist die Kirche lebendig für mich, und ich bin dankbar, dass sie das Bunte Haus so unterstützt.

Und diese Gemeinde ist Dir dankbar!

Stefanie Hempel

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Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat

21.05.2020

Hannover (epd). Die evangelische Theologin und Ethik-Expertin Petra Bahr hat acht Wochen nach dem Beginn der Corona-Krise an die Eigenverantwortung der Menschen appelliert. In der aktuellen Phase der Krise mit vorsichtigeren Lockerungen werde es viel schwieriger, angemessen mit der Bedrohung durch das Coronavirus umzugehen als vorher, sagte die hannoversche Regionalbischöfin am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Kleine Abendmusik vom Turm

13.05.2020

Unsichtbar, aber voller Kraft: Jeden Mittwoch und Sonntag schallen – seit zwei Wochen schon - nach dem abendlichen Glockengeläut um kurz nach 18 Uhr Trompeten-Choräle aus dem Kirchturm in den Ort hinunter. Der Turmbläser, dessen Musik viele Menschen aus dem Umfeld der Kirche erfreut, möchte ungenannt bleiben. Wir fühlen uns reich beschenkt – und danken ihm herzlich!

Der zentrale ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges

08.05.2020
EKD-Newsletter: Die Aufzeichnung des Ökumenischen Gottesdienstes aus dem  Berliner Dom ist noch in der Mediathek der ARD verfügbar: Am Gottesdienst wirkten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit.
 
Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

Willkommen zurück: Gottesdienst in der Blankeneser Kirche!

07.05.2020

 

So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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