Markus Hempel
Lieber Herr Hempel, Sie sind seit 7 Jahren und damit seit dessen Gründung 2.Vorsitzender des Fördervereins dieser Kirche. Ist Ihr Engagement das Fortleben einer familiären Tradition?
Nein, eher nicht. Ich bin durchaus christlich erzogen und konfirmiert, habe in der Jugendzeit an verschiedenen Gruppen in meiner damaligen Gemeinde in Othmarschen teilgenommen. Ich zähle jedoch nicht zu den regelmäßigen Kirchgängern. Dennoch ist Kirche immer ein ganz selbstverständlicher Teil meines Lebens gewesen. Vielleicht hat auch eine Rolle gespielt, dass durch meinen Onkel, der in der DDR lebte und dort Kirchenmann an hervorgehobener Stelle war, diese Themen auch für uns immer eine Rolle gespielt haben. Man muss nicht regelmäßig Gottesdienste besuchen, um sich dennoch als Teil dieser Gemeinde und hier sehr zuhause zu fühlen, jeder hat seinen eigenen Angang dazu.
Und wie kommen Sie nun zum Förderverein?
Kirchliches Engagement wurde mir zunächst von meiner Frau vorgelebt. Nachdem wir Kinder bekommen haben, hat insbesondere sie eine Anbindung der Familie an die Kirche gesucht. Ich folgte ihr brav in den Familiengottesdienst, bis auch ich merkte, dass diese Inhalte und das Umfeld mir etwas bedeuten. Irgendwann geriet ich in einen Hinterhalt: Man lud mich zu einem Abend ein, meine Frau drängte mich hinzugehen und im Hause von Pastor Plank erwartete mich dann ein Vereinsgründungsvertrag mit einem von Notar Dr. Commichau für mich gezückten Füller. So wurde ich in den Förderverein bugsiert. Heute bin ich dankbar, dass es so gekommen ist, ich habe es nicht bereut.
Und hat es für Sie einen Sinn bekommen?
Zunächst einmal habe ich mitbekommen, wie miserabel die Kirchenfinanzierung allgemein und die der Gemeinden im Besonderen ist. Vor dem Hintergrund ist es ein Wunder, wieviel alle in der Gemeinde Beteiligten mit so wenig Geld bewerkstelligen. Darüberhinaus habe ich kennengelernt, wie vielfältig die Aufgaben sind, die z.B. vom Kirchenvorstand bearbeitet werden müssen und wie wichtig es ist, dass dort fachspezifisch kompetente Leute sitzen. Viele Gemeinden leiden darunter, dass in ihren Gremien zwar Menschen von hohem christlichen Engagement sitzen, die aber für die
Aufgaben nicht hinreichend qualifiziert sind. In Blankenese haben wir zum Glück eine andere Situation. In diesem Spannungsfeld von hohen Ansprüchen und privaten Engagement und immer weniger Geld kommt der privaten Finanzierung eine zunehmende Bedeutung zu. Man muss es als Wirklichkeit in den Köpfen fest verankern, dass es z.B. gute Kirchenmusik nur geben kann, wenn zusätzliche Finanzmittel aufgetrieben werden. Und dies nicht einmalig, sondern immer wieder und jedes Jahr neu. Schon heute werden Teile der dritten Pastorenstelle, des Kantors und der Gemeindeverwaltung, der Altenarbeit sowie der Hausmeister privat finanziert. Einen Küster haben wir nicht mehr. Die Restaurierung der Kirche inkl. Fenster müsste ohne private Gelder unterbleiben und der Bau wäre mittelfristig dem Verfall preisgegeben. Was wäre also, wenn es dieses private Engagement nicht gäbe?
Was ist nun Ihr persönlicher innerer Antrieb?
Es reicht mir nicht aus, jeden Tag nur ins Büro zu gehen, ich möchte auch mit anderen Inhalten zu tun haben und dazu beitragen, eine Gemeinschaft nach vorne zu bringen. Als Familie haben wir eine sehr enge Beziehung zu dieser Gemeinde, jeder auf seine eigene Weise und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Wir erleben die Gemeinde als einen Ort der Begegnung mit vielen Freunden und Menschen, die unsere Interessen teilen. Es bringt schlichtweg Spaß, mit den Mitstreitern im Förderverein zusammen zu sein. Und die Aufgaben sind es wert.
Ist es Ihnen auch umgekehrt ein Bedürfnis, christliche Werte in Ihrem beruflichen Alltag zu berücksichtigen?
Ein Unternehmen ist nicht viel anders als eine Gemeinde, nur eben hierarchischer aufgebaut. Hier wie da müssen wir gemeinsame Ziele finden und verfolgen. In der Gemeinde wie auch im Unternehmen sind wir als Menschen mit einander verbunden. Meine Messlatte ist immer, Menschen so zu behandeln, wie auch ich behandelt werden möchte.
Maren Schubert