Peter Voss-Andreae

Lieber Peter Voss-Andreae, bald ist Ostern, glauben Sie an das Wunder der Auferstehung?

Ja.

Können Sie das beschreiben?

Lassen Sie uns lieber mit den Wundern und nicht mit der Auferstehung anfangen. Ich glaube an die Kraft dessen, was die Wundergeschichten der Bibel ausdrücken. Nicht an die Wunder im Einzelnen, dazu bin ich zu sehr ein Kind der Aufklärung. Aber diese Schriften sind in einer Zeit entstanden, in der die Menschen an Wunder glaubten. Das habe ich in Lourdes erlebt: Ich empfand Mitleid mit den Menschen in ihrer verzweifelten Hoffnung auf Genesung. Gleichzeitig war mir bewusst, dass der Glaube ihnen Hoffnung und Kraft verleiht.

Der Theologe Heinz Zahrnt sagte einmal, dass es egal sei, ob das Grab voll oder leer war.

Mein Großvater war Landesbischof in Polnisch-Oberschlesien. In einer Pfingstpredigt sagte er einmal das Gleiche. Im Grunde genommen sei es völlig "wurscht", was da genau passiert sei. Wichtig war der Effekt, den das Geschehen bei den Menschen auslöste. Mich befremdet es manchmal, wenn ich Pastoren erlebe, wie sie von der Kanzel um den heißen Brei der Unerklärlichkeit herumreden. Sie sollten da ehrlicher sein.

Welchen Effekt hat Ostern auf Menschen?

Ich glaube, dass das Osterfest im Rhythmus des Jahres von Bedeutung ist. Es ist eine Auferstehung als Beendigung der Dunkelheit. Es ist hoffnungsvoller Blick in die Zukunft mit dem Erwachen der Natur. Das bringe ich mit Ostern in Verbindung: Wir gewinnen wieder Lebenskraft.

Gewinnen wir auch Hoffnung?

Lebenskraft ist gleich Hoffnung. Ohne Lebenskraft können wir auch nicht hoffen.

Sehen Sie die Welt momentan als hoffnungslos?

Nein, und ich bin von Natur aus auch kein Pessimist. Die Flasche ist für mich immer eher halbvoll. Ich bin wie ein Hase in seiner Sasse: einfach wegducken. Dazu neige ich momentan. Mit den heutigen Nachrichten und Erfahrungen in dieser Welt kann man ja nicht froh in die Zukunft blicken. Aber ich tue es trotzdem und das hängt mit meinem Glauben zusammen – ich kann nur davon ausgehen, dass diese Welt irgendwie wieder einen guten Weg finden wird. Vor Jahren las ich einmal eine Grabinschrift von 1498: "Ich leb, und waisz nit, wie lang / Ich stirb und waisz nit wan / Ich far und waisz nit, wohin / Mich wundert, dasz ich so froelich bin." So geht es mir.

Welche inneren Bilder und Gefühle haben Sie zu Gott?

Ich habe kein Gottesbild und will es auch nicht haben. Er ist für mich eine abstrakte Größe. Allerdings finde ich die mittelalterlichen Darstellungen großartig: Ein großer Mann mit Strahlenkranz, der Licht und Kraft ausstrahlt. Das erfreut mich, überzeugt mich aber in keiner Weise als Gottesbild. Ich habe keine Vorstellung. Ich habe nur ein Gefühl, das rein positiv ist. Ich bringe mit dem Ausdruck "Gott" nichts Negatives oder Belastendes in Verbindung. Allerdings habe ich auch manchmal Zweifel, wenn ich so sehe, was in dieser Welt an Qualen geschieht – wie kann das sein? Mit diesem Gedanken belege ich wohl einen Allgemeinplatz. Aber wenn ich voller Lebensfreude in diese Natur und Welt sehe, dann finde ich, "er macht es gut". Und meistens finde ich diese Welt mit ihren Menschen, der Natur, der Musik und den Künsten und allem, was sie zeigt und birgt, gut. Ich habe kein Gottesbild, aber hier manifestiert sich für mich das Göttliche.

Ich sehe Sie ja immer mit Ihrem alten Fahrrad durch Blankenese radeln. Finden Sie es schön, eine Kirche in Ihrem "Dorf" zu haben?

Das ist für mich ein ganz wichtiger Gesichtspunkt. Die Gemeinde ist der Ausgangspunkt meines Glaubens. Es ist der Glauben des Paulus. Und ich liebe "meine Kirche". Ich bin darin getraut, meine Kinder sind dort getauft und konfirmiert. Es ist ein Ort, an den ich in der Not fliehen kann. Ich bin dort mit anderen Menschen zusammen und wir haben immer diese Gemeinsamkeit, den gemeinsamen Nenner des Glaubens. Es gibt ja auch Menschen, die sich mit "ihrem Gott" gerne in die Einsamkeit des Kämmerleins zurückziehen. Ist ja auch gut so, aber für mich ist gemeindliches Leben etwas Bedeutendes.

Nun, diese Kirche hat ein sehr großes Spektrum an gemeindlichem Leben, abgesehen vom Gottesdienst. Welches sind Ihre Anlaufpunkte?

Natürlich ist mir auch der Gottesdienst wichtig. Aber, ehrlich gesagt, gucke ich auch immer ein bisschen hin, wer predigen wird. Auch die Musik spielt eine große Rolle. Lange habe ich selber im Chor gesungen, liebe die Musik und könnte mir auch vorstellen, in Zukunft irgendwie zum Kulturbereich der Gemeinde etwas beizutragen.

Sie sind ja nicht mehr der "Jüngsten einer", fühlen Sie sich hier auch als älterer Mensch in der Gemeinde aufgehoben?

Ich habe das Gefühl, dass es manchen alten Menschen in dieser Gemeinde gut geht und sie versorgt und gehegt werden. Aber anderen nicht. Vielleicht, weil Letztere nicht die Nähe zur Kirche suchen. Die Hilfe für alte Menschen ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche. Deswegen hoffe ich auch so sehr, dass das Fischerhaus in seiner langen Tradition ein Zentrum dieser Fürsorge bleiben wird. Und wir müssen gucken, wo Leid ist. Es ist nicht richtig, dass es in Blankenese nur wohlhabende Menschen gibt, wie viele meinen. Es gibt hier auch viele Menschen, denen es schlecht geht und die unserer aller Hilfe bedürfen.

Stefanie Hempel

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