30. April - Die letzten "Bilder des Tages"

Seit vielen Jahre wandern wir durch Blankenese und sammeln Bilder vom Tage.
Alles hat seine Zeit. Jetzt endet diese Bildersammlung.

etwas zu beginnen erfordert Mut | etwas zu beenden noch mehr

Der Satz stammt von Anke Maggauer-Kirsche. So dramatisch empfinden wir es nicht, aber es ist schon ein kräftiger Schritt. Immerhin gibt es die Bildersammlung seit dem letzten Jahrtausend... Auf dieser Site findet sich noch die Sammlung ab 2014.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen, die uns durch diesen Bilderwald - mit den kleinen gedanklichen Zusätzen - gefolgt sind und wünschen Ihnen alles Gute und Bilder vor Ihren Augen, die Ihnen Mut und Zuversicht geben - gerade jetzt in dieser Corona-Zeit. 

Ihr blankenese.de-team

29. April

Hannes Köppen (Saxophon) und Alberto Sanchez (Harfe)

Fahrend in einem bequemen Wagen
Auf einer regnerischen Landstraße
Sahen wir einen zerlumpten Menschen bei Nachtanbruch
Der uns winkte, ihn mitzunehmen, sich tief verbeugend.
Wir hatten ein Dach und wir hatten Platz und wir fuhren vorüber
Und wir hörten mich sagen, mit einer grämlichen Stimme: Nein
Wir können niemand mitnehmen.
Wir waren schon weit voraus, einen Tagesmarsch vielleicht
Als ich plötzlich erschrak über diese meine Stimme
Dies mein Verhalten und diese
Ganze Welt

Bertolt Brecht

------------------
Besuchsverbot in den Altersheimen, auch im Schillingstift. Und doch ein Besuch, eine musikalischer Besuch vor der Tür. Zwei Musiker lockten die Bewohner auf die Balkons, an die Fenster - und ein kräftiges Klatschen nach ihren Musikstücken machte die Dankbarkeit für diesen Besuch hörbar.  Wollen Sie mal hinhören und -sehen?

28. April

Die Macht der Winzigkeit

"Mach, dass du wegkommst!" schnaubte der Stier die Mücke an, die ihm im Ohr saß. 
"Du vergißt, dass ich kein Stier bin", sagte die;
und stach ihn gemächlich

Wolfdietrich Schnurre

und

Es ist für einen Floh leichter, einen Elefanten zu stechen, als für einen Elefanten, einen Floh zu zertreten. 

(Aus Thailand)

27. April

mit Einfluß

auch Diplomaten nehmen Einfluß - versuchen es jedenfalls

In den meisten Fällen
unterliegt gewöhnlich das gemeine Beste
dem Einfluß
von Sonderinteressen.

Gaius Sallustius Crispus, römischer Geschichtsschreiber und Politiker

26. April

In der Tagesschau: "Schutz von Leben nicht verabsolutieren"

Schäuble warnte davor, dem Schutz von Leben in der Krise alles unterzuordnen. "Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig."
Wenn es überhaupt einen absoluten Wert im Grundgesetz gebe, sei das die Würde des Menschen. "Die ist unantastbar. Aber sie schließt nicht aus, dass wir sterben müssen", betonte der Bundestagspräsident. Der Staat müsse für alle die bestmögliche gesundheitliche Versorgung gewährleisten. "Aber Menschen werden weiter auch an Corona sterben", sagte Schäuble.
Zudem warnte der frühere Bundesfinanzminister angesichts der Corona-Hilfspakete für die Wirtschaft vor einer Überlastung der staatlichen Handlungsfähigkeit und einer zu hohen Neuverschuldung. Es gebe im Moment ein verbreitetes Gefühl, "wir könnten jedes Problem mit unbegrenzten staatlichen Mitteln lösen, und die Wirtschaft kriegen wir hinterher wieder mit einem Konjunkturprogramm in Gang", sagte er. Der Staat könne aber nicht auf Dauer den Umsatz ersetzen.

25. April

Sie gibt ihr Wasser nicht ab

Wo sich mit Subventionen geförderte Unternehmungen breitmachen, hat private Findigkeit einen schweren Stand. Kapital wird nicht zielgerichtet eingesetzt, sondern dort, wo die staatliche Giesskanne gerade hinreicht. Die Produktivität sinkt. Da sich der Ausstieg aus dem Shutdown abzeichnet, sollten wir uns bewusst sein, dass die Krise nach zwei Antworten verlangt. Medizinisch liess sich ihr nur mit kollektiver Disziplin beikommen. Wirtschaftlich braucht es die Kreativität und die Leistungsbereitschaft jedes Einzelnen.
... Der Staat muss sich klein machen, damit die Privatinitiative gedeiht.

NZZ

24. April

vergessen...

Wer sagt, es gibt sieben Wunder auf dieser Welt, hat noch nie die Geburt eines Kindes erlebt. Wer sagt, Reichtum ist alles, hat nie ein Kind lächeln gesehen. Wer sagt, diese Welt sei nicht mehr zu retten, hat vergessen, daß Kinder Hoffnung bedeuten.

Honore de Balzac

23. April

...sieht schlecht mit ihm aus

Jede Krankheit zeigt sich an und warnt. Ihre Meldereiter sind: Unlust, Unbehagen, Kraftabfall und Schmerz. Aber auch die kommende Gesundheit gibt Signale: Hoffnung und Tatenlust.

Der Arzt Carl Ludwig Schleich (1859 - 1922)

22. April

zwei Sänger vor dem Altersheim

Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, 
sondern den Tagen mehr Leben.

Cicely Saunders

21. April

schon morgens ein Wrack

Äußere Krisen bedeuten
die große Chance,
sich zu besinnen.

Viktor Frankl

20. April

Neubeginn (auf einem Grabstein)

Li Edelkoort, die große alte Dame der Trendprognose sprach in einem Interview gerade von einer "Quarantäne des Konsums". Nun endlich dürfe man anhalten, über Bord werfen, was unnötig sei, und umarmen, was man wirklich brauche. Es sei eine Chance für die Industrie, für die Menschen, letztlich für den Planeten Erde. "Wir können jetzt eine leere Seite aufschlagen und neu beginnen", sagte Li Edelkoort. 
Wie das aussehen könnte? Die italienische Vogue zeigt es auf ihrem Mai-Cover. Allein Schriftzug und Monat sind dort abgedruckt. Ansonsten ist der Titel weiß. 

In der Süddeutschen vom Wochenende

19. April

draußen vor der Tür

Was wären wir ohne die Musik!

Wegen des Besuchsverbot in Altersheimen - darum im Innenhof:
Ein kleines Saxophon-Sonntagskonzert für die Bewohner des Schillingstiftes

18. April

eine Corona-Prägung?

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit; sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. 

1. Korinther 13

17. April

Meeresfeeling

Gut Ding
will
Weite
haben.

Br. Paulus Terwitte

16. April

Viele Fragen

Nach fünf Wochen der Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren wird die Pandemie mehr und mehr zu einer Probe, wie weit sich die Grenzen der medialen Vermittlung ausdehnen lassen. Welche kulturellen und sozialen Bereiche lassen es zu, dass man dauerhaft nur einen technologisch reproduzierten Stellvertreter seiner selbst zur Verfügung stellen kann, die Stimme am Telefon, das Bild in der Videokonferenz, die Schrift in der Textnachricht? Und welche Refugien des Miteinanders bedürfen auf unerlässliche Weise des anwesenden Körpers?

in der ZEIT: Andreas Bernard

15. April

Suche nach einem guten Weg

Wer ist so vermessen unter uns,
zu behaupten,
sein Weg
sei allein der richtige?

Friedrich II., der Große

14. April

In und nach der Corona-Zeit: 

Was alle angeht, können nur alle lösen.

Friedrich Dürrenmatt.

--------------------------
von blau zu grau

13. April

für die Zeit - mit Ostern

Zurzeit ist das Allerwichtigste, Menschenleben zu retten. Wir sollten aber nicht die Gelegenheit verschwenden, die sich jetzt bietet: Grundsätzliche Fragen zu unserem Zusammenleben zu stellen. Viele tun das gerade. Und ich glaube, dass es auf diese Fragen einige ziemlich gute Antworten gibt, zum Beispiel die Idee des garantierten Mindesteinkommens für alle, bessere Arbeitsbedingungen und Institutionen, die auf das Gute im Menschen setzen. Das sind auf jeden Fall die Dinge, von denen ich träume. 

Rutger Bregman - im ZEIT-Magazin

12. April

Zeichen

Ostern in der ZEIT - Zitat von Pater Hans Zollner

Mit Corona kommt etwas Unaufhaltsames auf uns zu, so wie der Kreuzestod auf Jesus zukam. Wir können uns dem stellen, indem wir uns schützen, aber von der Infektionsangst nicht treiben lassen - sondern an dem Glauben festhalten, dass der Tod nur eine Grenze, nicht das Ende ist. Und die das nicht glauben? Für sie kann der Glaubende selbst ein Halt sein. Es geht ja nicht darum, jetzt den Atheisten die Auferstehung zu predigen. Es geht darum, weder in Panik noch in Fatalismus zu verfallen - und sich auf den Ernstfall des Sterbens vorzubereiten, statt nur auf die Vermeidung des Ernstfalls.

11. April

er muss wohl noch ein Jahr warten...

Was geschah an Karsamstag?
Der Evangelist Matthäus berichtet, wie die Hohenpriester und Pharisäer am Tag nach Jesu Tod zu Pilatus gingen und ihn aufforderten, das Grab bewachen zu lassen. Sie erinnerten sich daran, wie Jesus prophezeite, dass er drei Tage nach seinem Tod auferstehen würde, und sie befürchteten, dass die Jünger den Leichnam stehlen und behaupten könnten, Jesus sei tatsächlich auferstanden. Also stellte Pilatus einen Wachmann zur Verfügung und der Eingang zum Felsengrab wurde versiegelt (Mt 27,62-66).

Brauchtum an Karsamstag
Traditionell ist der Karsamstag ein stiller Tag. Die Kirchenglocken schweigen, es finden keine Gottesdienste statt, in der Regel werden keine Sakramente gespendet und der Altar ist völlig schmucklos...
Auch an Karsamstag wird noch gefastet, die Fastenzeit endet mit Beginn der Feier der Osternacht.

Auch wenn er eigentlich ein Tag der Stille und Besinnung ist, werden oftmals schon an Karsamstag die Vorbereitungen für das Osterfest getroffen: es werden Ostereier gefärbt, Osterlämmer gebacken, die Wohnung geputzt und österlich dekoriert.

Quelle aus Leipzig

10. April

Karfreitag

Wir müssen uns immer wieder sehr lange und sehr ruhig in das Leben, Handeln, Leiden und Sterben Jesu versenken,
um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt.
Gewiss ist, dass im Leiden unsere Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist;
gewiss ist, dass wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt.

Dietrich Bonhoeffer

9. April

Sonnenbad auf dem Friedhof

Gründonnerstag

Er will mich früh umhüllen
mit seinem Wort und Licht,
verheißen und erfüllen,
damit mir nichts gebricht;
will vollen Lohn mir zahlen,
fragt nicht, ob ich versag.
Sein Wort will helle strahlen,
wie dunkel auch der Tag.

Jochen Klepper

8. April

aufgesetztes Lachen

VORSICHT (von Eugen Roth)

Ein Mensch, mit keinem Grund zur Klage
Als den, der allgemeinen Lage,
Klagt trotzdem und auf jeden Fall,
Klagt herzlich, laut und überall,
Dass jedermann sich überzeugt,
Wie tief ihn Not und Sorge beugt.
Wenn er sich nämlich unterfinge
Zu sagen, dass es gut ihm ginge,
So ginge es ihm nicht mehr gut:
Der Neid, der rasche Arbeit tut,
Hätt`ihn vielleicht schon über Nacht
Um all sein Gutergehn gebracht.
Drum hat der Mensch im Grund recht,
Der gleich erklärt, ihm ging`es schlecht.

------------------
ein Bild vom Schillingstift: Das Hamburger Konservatorium hat zwei Musikerinnen ins Stift bzw. vor das Stift geschickt. Violine und Cello haben die Bewohner an die Fenster und auf die Balkone gelockt. Ein großer Dank an das Konservatorium!

7. April

"nur" eine Pflanze

Der Mensch - ein biologisches Wesen...

Apropos biologische Wesen! Vielleicht wird ja gerade das wieder spürbar. Wie viele Menschen fühlen sich heute näher mit ihren Smartphones verwandt als mit Tieren und Pflanzen? Qua Technik schien der Mensch aus der Natur wie aus der Geschichte herausgetreten zu sein. Fürchten wir uns nicht schon eine gefühlte Ewigkeit mehr vor Computerviren als vor Viren? Welcher Jugendliche dachte bei Viren noch an seine Gesundheit? Dass Viren, die das menschliche Immunsystem abstürzen lassen, andere sind als jene, die einen Computer abstürzen lassen, muss erst wieder gelernt werden. Und auch, dass sich nicht jeder menschliche Organismus wieder "hochfahren" lässt. Die Realität ist stärker als die Metapher. 

Richard David Precht in der ZEIT

6. April

Der Strand kann mit blauem Himmel auch leer sein

Für eine Zeit - nach Corona

Was wird anders sein, wenn die plötzliche Klarheit wieder dem „weiter so“ weicht? Was werden wir gelernt haben? Wir werden uns weigern, zu verstehen, wenn Politiker wieder zu Gegnern und Feinden werden. Man wird sich nicht völlig frei machen von den Bildern des Frühjahrs, dem Sechzigerjahr-Straßenverkehr in den Städten, dem flugzeuglosen Himmel und den Tagen, an denen man sich nichts kauft. Das Alternativempfinden wird eine Weile nachhallen, während Politiker uns darauf einschwören, zu konsumieren, was das Zeug hält, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Vielleicht fällt ihnen dabei ein, wie man den Einzelhandel retten, die Kultur in den Städten erhalten kann? Vielleicht wird ein Fußball denkbar, ohne ständig steigende Millionengehälter und mit echtem Wettbewerb? Vielleicht werden Pflegekräfte endlich anständig bezahlt? Das Homeoffice nimmt zu, Videokonferenzen ersetzen Flugreisen. Kreuzfahrtschiffe werden wir noch lange als Corona-Schleudern meiden; nicht schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es sie es überhaupt nicht mehr gibt. Das Schneller-Höher-Weiter-Mehr verliert seine rücksichtslose Dynamik. Das Miteinander gewinnt mehr Raum.
Wird es so kommen? Wohl nicht. Aber ein nachhaltiger Wiederaufbau, warum sollte er nicht möglich sein? Die jetzigen Maßnahmen sind alternativlos; die Rückkehr zur genau gleichen alten Normalität ist es nicht. Das Fenster, in Alternativen zu denken, steht sperrangelweit offen.

Richard David Precht - in der ZEIT

 

5. April, Palmsonntag

Der Mann mit dem Esel und der Gottesdienst der Christen

Wenn wir vom Gottesdienst reden, ergreift uns unterschwellig die Vorstellung eines abgegrenzten Raumes, nämlich des Gotteshauses sowie einer geheimnisvollen Liturgie. Einen Gottesdienst, der dem Willen Jesu Christi entspricht, gibt es jedoch nicht, ohne dass dieser sich in der Sympathie, Liebe und Gerechtigkeit gegenüber den anderen Menschen verkörpert.
Also findet der Gottesdienst nicht zuerst in einem Kirchengebäude statt, sondern in der Familie, in der Fabrik oder im Büro, in der Kommunikation mit anderen Menschen, mit denen wir zusammenleben. Folglich sind nicht die sakramentalen Symbolhandlungen die erste Liturgie. Und auch nicht das Kirchengebäude ist der erste Ort der Liturgie, sondern unser alltägliches Leben, das praktisch die Arbeit leistet, die biblische Botschaft in den Alltag unserer Zeit zu übersetzen.

Friedhelm Hengsbach 

4. April

Manchmal bekomme ich
"die schöne Welt"
und
"Corona"
nicht zusammen...

3. April

Alltagssuche

In Katastrophenzeiten suche ich nicht einen Gott, der wie ein zorniger Regisseur sich hinter die Bühne unserer Welt gesetzt hat, sondern ich nehme ihn als Kraftquelle wahr, die in denen wirkt, die in solchen Situationen eine solidarische und aufopfernde Liebe erweisen – ja auch in denen, die dazu keine »religiöse Motivation« haben. Gott ist eine demütige und diskrete Liebe.

Tomáš Halík in der ZEIT

2. April

Man muss nicht nur an die ehemalige DDR denken...

Im Kalten Krieg treffen sich Willy Brandt und Walter Ulbricht. Um das Eis zu brechen, sagt Brandt: »Herr Ulbricht, ich habe ein Hobby: Ich sammle Witze, die die Leute über mich erzählen.«
Darauf Ulbricht: »Ist ja interessant, ich habe ein sehr ähnliches Hobby: Ich sammle Leute, die Witze über mich erzählen.«

1. April

Und die Kirchen sind geschlossen...

Diese Fastenzeit der leeren und schweigenden Kirchen können wir entweder nur als ein kurzes Provisorium annehmen, das wir dann bald vergessen werden. Wir können sie jedoch auch als kairos annehmen – als eine Zeit der Gelegenheit, »in die Tiefen hinabzusteigen« und eine neue Identität des Christentums in einer Welt zu suchen, die sich vor unseren Augen radikal verwandelt. Die gegenwärtige Pandemie ist sicher nicht die einzige globale Bedrohung, der unsere Welt begegnet und noch begegnen wird.

Artikel in der ZEIT von Tomáš Halík

Ilsabe H.