14. März
Vernünftig sein
Die Spitze
Deines flammenden
Aufrufs
schneiden wir ab,
dazu das Ende,
begradigen beide Seiten,
radieren das
Unterstrichene aus,
lassen die Ausrufezeichen weg,
streichen zwei Worte
- sie klingen anstößig! -
lesen das Ganze noch einmal
und rahmen es ein.
Später hängt es im Wohnhzimmer.
"Ein schöner Text", nicken die Leute.
Stefan Reimund Senge, Pater im Kloster Himmerod
13. März
... fliegt
fliegt,
als der Sarg sich senkt,
Dein Schmetterling aus dem Grab:
weiß und orange.
Flattert über die
Tränen der Menschen,
denen das Fliegen fremd ist,
verwischt sie mit seinen Flügeln
und schaukelt
geradewegs in die Weite
- uns seltsam Beschwerten voraus.
Stefan Reimund Senge, Pater im Kloster Himmerod
12. März
ICH BIN HERNIEDERGEFAHREN
sagt Jahwe.
Der Raum
beiderseits meines Schreibtischsessels,
zwischen dem ungeliebten
Nachbarn und mir
und im Fußballstadion bei Schalke,
der Platz vor meinem
ungesicherten Herzen
ist besetzt.
Ich richte ihn her als
Aufenthaltsort für Jahwe.
Stefan Reimund Senge, Pater im Kloster Himmerod
11. März
Der Tag von gestern
alle Tage und alle Jahre von früher
sind vorbei, begraben in der Zeit.
An ihnen kannst du nichts mehr ändern.
Hat es Scherben gegeben?
Schlepp sie nicht mit dir herum!
Denn sie verletzen dich Tag für Tag,
und zum Schluss kannst du nicht mehr leben.
Es gibt Scherben,
die wirst du los,
wenn du sie Gott in die Hände legst.
Es gibt Scherben,
die kannst du heilen,
wenn du ehrlich vergibst.
Und es gibt Scherben,
die du mit aller Liebe nicht heilen kannst.
Die mußt du liegenlassen.
Phil Bosmans, (*1922), belgischer Ordenspriester
10. März
Namenloser
Ich finde für Dich keinen Namen:
bewohnst im Frühling
den Seidelbast hinter der Mauer,
im blühenden Mai den
Ginster am Weinfelder Maar.
Du schreibst mir
im Brief eines Jungen um sechzehn
und weinst in den Tränen des
Vaters um seine Tochter.
Ich nenne Dich einfach
und ohne Verstand:
Du liebst mich.
Stefan Reimund Senge, Pater im Kloster Himmerod
9. März
Waffen schießen nicht von selbst. Diejenigen, die alle Hoffnung verloren haben, schießen.
Oscar Arias
8. März
Prof. Gerald Hüther, Leiter der Psychatrischen Klinik der Universität Göttingen:
Lernende Kinder benötigen eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung. Sie brauchen Aufgaben, an denen sie wachsen können und keinen Druck und keine Strafen, die sie klein machen.
Das gilt nicht für nur für die Schulverweigerer, sondern für alle. Statistiker sagen, dass mindestens jedes zweite Kind mit Angst zur Schule geht - ein ungeheurer Vorgang!
7. März
o große not
als GOTT gestorben war
sagten die menschen
lasst uns eine zahl aus ihm machen
nach unserem bild uns ähnlich
dann können wir mit ihm rechnen
damals begann die theologie
als mathematik mit dem toten gott
es begann das landeseigene
gottvertrauen und das irdische Vergnügen
II
als GOTT gestorben war
stimmte eines tages
die rechnung nicht mehr
zum entsetzen etlicher
die dabei waren
sprengt der tote die zahl
die gottesmathematiker
aber rechnen heute noch weiter
mit einer zahl
die nicht stimmt
und die fallsüchtigen
porzellanpuppen
lächeln immerzu
Rudolf Bohren
5. März
Die Passionszeit beginnt mit dem Aschermittwoch und dauert bis Karsamstag, sie umfasst 40 Fastentage. Schon im 2. Jahrhundert bereitete man sich durch zweitägiges Fasten auf Ostersonntag vor, im 3. Jahrhundert wurde die Fastenzeit auf die Karwoche ausgedehnt. Im 4. Jahrhundert bestimmt das Konzil von Nicäa die 40-tägige Fastenzeit, die auf Ostern vorbereiten soll durch die Taufvorbereitung bzw. Tauferinnerung und Buße. Die Zahl 40 steht für einen umfassenden Zeitraum, der Wende und Neubeginn ermöglicht.
4. März
Gott erscheint ungerecht, doch er ist es nicht. Gott erbittet mehr von jenen, denen mehr gegeben ist. Sie sind nicht bedeutender oder besser; sie tragen eine größere Verantwortung. Sie haben mehr zu dienen. Lebe, um zu dienen!
Dom Helder Camara
3. März
Aurelio Peccei spricht von 27 grundlegenden Weltproblemen:
Unkontrolliertes Bevölkerungswachstum, Spaltungen und Chaos in der Gesellschaft, soziale Ungerechtigkeit, Hunger und Unterernährung, Armut, Wachstumswahnsinn, Inflation, Energiekrise, Widersprüche im internationalen Handels- und Währungssystem, Protektionismus, Analphabetismus und anachronistische Bildung, Jugendrevolte, Entremdung, unkontrollierte Urbanisierung und damit verbundene Abnahme der Lebensqualität, Verbrechen und Drogen, Gewalt und Brutalität, Folter und Terrorismus, Verachtung von Gesetz und Ordnung, nuklearer Wahnsinn, Sklerose uund Inadäquatheit der Institutionen, Korruption, Bürokratie, Zerstörung der Umwelt, Verfall der Moral, Mangel an Vertrauen, Instabilität, Mangel an Verstehen des Zusammenhangs dieser Probleme.
Y. Kin, A Common Framework, UNESCO - zitiert bei Michael von Brück in "Wie können wir leben?
2. März
Oft ist das Kleine das Große.
Und das Unscheinbare verändert das Auffällige.
unbekannter Verfasser
1. März
Erzähle es mir,
und ich werde es vergessen.
Zeige es mir,
und ich werde mich erinnern.
Lass es mich tun,
und ich werde es behalten.
Konfuzius