31. März 2015

Sandsturm

Das Große
geschieht so schlicht
wie das Rieseln des Wasser,
das Fließen der Luft,
das Wachsen des Getreides.

Adalbert Stifter

30. März 2015

Christrosen

 

Die Rätsel Gottes
sind befriedigender
als die Lösungen der Menschen.

Gilbert Keith Chesterton

29. März 2015

Gott

Ein Wort zum Sonntag

Glaube und Zweifel
sind einander entsprechend,
sie gehören komplementär zueinander.


Wo nie gezweifelt wird,
da wird auch nicht richtig geglaubt.

 

Hermann Hesse

 

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Gott - unzugänglich, unsichtbar, unfaßbar
und mit der Jesustradition - unbedingt liebevoll

28. März 2015

verfahren

- Unglücklich ist, wer nicht weiß, was lieben heißt.

- Bete nicht um leichtere Last, sondern um einen stärkeren Rücken.

- Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.


3x - Teresa von Avila (1515 - 1582),

 

27. März 2015

Er-Leuchter in der Blauen Moschee

Scham

Wenn du mich anblickst, werd' ich schön,
schön wie das Riedgras unterm Tau.
Wenn ich zum Fluß hinuntersteige,
erkennt das hohe Schilf mein sel'ges Angesicht nicht mehr.

Ich schäme mich des tristen Mundes,
der Stimme, der zerriss'nen, meiner rauhen Knie.
Jetzt, da du mich, herbeigeeilt, betrachtest,
fand ich mich arm, fühlt' ich mich bloß.

Am Wege trafst du keinen Stein,
der nackter wäre in der Morgenröte
als ich, die Frau, auf die du deinen Blick geworfen,
da du sie singen hörtest.

Ich werde schweigen. Keiner soll mein Glück
erschaun, der durch das Flachland schreitet,
den Glanz auf meiner plumpen Stirn nicht einer sehen,
das Zittern nicht von meiner Hand...

Die Nacht ist da. Aufs Riedgras fällt der Tau.
Senk lange deinen Blick auf mich.
Umhüll mich zärtlich durch dein Wort.
Schon morgen wird, wenn sie zum Fluß hinuntersteigt,
die du geküßt, von Schönheit strahlen.

Gabriela Mistral (1889-1957)

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Blankenese - anblicken | Glaube und angeblickt werden

26. März 2015

weiter Fluss

Aller Frühling
wird aus der Winterzeit.
Alle Auferstehung
wird aus dem Leid.

Du mußt dich nur bereiten
Unter dem deckenden Schnee
Du mußt nur die Hüllen nicht zerren
von deinem Weh.

Du mußt nur gläubig
dem Strahle geöffnet sein,
der dich will erwecken:
Dann ist der Frühling dein!

Hermann Claudius

25. März 2015

Dank-Ort

Wäre das Wort
Danke
das einzige Gebet,
dass du je sprichst,
so würde es genügen.

Meister Eckart

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Wirklich: Ein Ort zum Danken!

24. März 2015

Massenhaltung?

"Der Mensch leidet immer noch am schwersten
unter dem Leid,
das er fürchtet."

Aus "Die Tagebücher von Etty Hillesum 1941 - 1943"

23. März 2015

strahlend

Stiefmütterchen

schmetterlingskindchen
du machst große augen,
lachst mir entgegen
aus hunderten beeten
deine geschwister
welch herrliche trachten
lassen sie schneidern
die farben zu zählen
lohnt nicht zu viele
verwirren die sinne
könntest du fliegen
ich würde dich fangen
dürftest im Garten
gedeihen und prangen

Ingo Baumgartner

22. März 2015

Erwartung

Man lebt

Ich höre, dass man damit leben kann:
Mit Schlaf und Arbeit, Spaß und gutem Essen.
Habt ihr dabei nicht einiges vergessen?
Und überhaupt, was soll das heißen: man?

Und das soll wirklich alles sein,
wofür wir leben, das soll uns genügen:
der Tisch gedeckt, gelegentlich Vergnügen
und Händchen halten und ein Lottoschein?

Man lebt, und mehr fällt euch nicht ein,
als Geld verdienen und ein Auto fahren
und Steuern zahlen und für'n Urlaub sparen
und abends Fernsehn oder Sportverein?

Es ist nicht viel, was man so Leben nennt:
Erst Kinderspiel, dann selber Kinder kriegen,
dann einmal jährlich in der Sonne liegen
und Rentenanspruch und ein Testament.

Und das soll alles dann gewesen sein
für uns, und sonst soll es nichts geben?
In mir ist Sehnsucht, mehr möcht ich erleben
und Träume haben und unsterblich sein!

Lothar Zenetti

21. März 2015

das eine Ufer und das andere

Friedhof in Hannover.

Zwei Liebende, zu kurz vereint auf Erden,
Schloß diese Gruft mit schweren Quadern ein.
„Niemals soll dieses Grab geöffnet werden“ –
Der Toten Wille schrieb es auf den Stein.

Ein Reislein klomm aus schmalem Spalt nach oben
Und ward ein Reis, ein Baum, ein Riese gar;
Der Deckel sprang, und weit zurückgeschoben
Liegt der granit’ne Block schon manches Jahr.
Das Reislein schickten sie aus düst’rer Zelle,

Und ihre Sehnsucht hob des Steins Gewicht.
Allmächtig überschritt die Felsenschwelle
Des Menschenstaubes Heimweh nach dem Licht.

Otto Ernst

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oder in Ohlsdorf

20. März 2015

Der Mond ist nicht zu sehen...

Die Sonne ist ein durchschnittlich großer Stern im äußeren Drittel der Milchstraße. Sie ist ein Hauptreihenstern und bildet das Zentrum des Sonnensystems, das sie durch ihre Gravitation dominiert. So Wikipedia - und so eine Empfehlung von Ringelnatz zur Sonne (auch hier wird es übrigens "finster"):

Bist du schon auf der Sonne gewesen?

Bist du schon auf der Sonne gewesen?
Nein? – Dann brich dir aus einem Besen
Ein kleines Stück Spazierstock heraus
Und schleiche dich heimlich aus dem Haus
Und wandere langsam in aller Ruh
Immer direkt auf die Sonne zu.

So lange, bis es ganz dunkel geworden.
Dann öffne leise dein Taschenmesser,
Damit dich keine Mörder ermorden.
Und wenn du die Sonne nicht mehr erreichst,
Dann ist es fürs erstemal schon besser,
Daß du dich wieder nach Hause schleichst.

Joachim Ringelnatz

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Aufnahmen um 9 - Dann, zwischen 9.30 und 12 Uhr, gäbe... es das Schauspiel am Himmel: Der Mond schiebt sich zwischen Sonne und Erde - aber leider hat sich der Nebel über Blankenese geschoben....

19. März 2015

guten Morgen

Gewalt‘ges Morgenrot,
Weit, unermeßlich – du verzehrst die Erde!
Und in dem Schweigen nur der Flug der Seelen,
Die säuselnd heimziehn durch die stille Luft. –

Joseph Freiherr von Eichendorff

18. März 2015

Wolkengebilde

Mein dreiundzwanzigster Psalm


Und ob ich schon
auf der Suche nach
dem frischen Wasser
im Finstern wanderte
und nicht mehr
ausmachen kann wo der
Polarstern steht nach dem
ich mich richten könnte

höre ich wie ein Blinder
umso schärfer den
Wortlaut der sich auf
Anhieb selber zitiert
von Anfang an hin

zu dem großen Finale
wo alle Register
gezogen werden
Zungen – und Lippenpfeifen
Bläser und Streicher
bis zu dem ohrenbetörenden
dreitönigen Schlußsatz
immerdar.

Eva Zeller

17. März 2015

Wolkengebilde

Der Mond


Als Gott den lieben Mond erschuf,
gab er ihm folgenden Beruf:

Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen
sich deutschen Lesern zu bequemen,

ein a formierend und ein z
daß keiner groß zu denken hätt’.

Befolgend dies ward der Trabant
ein völlig deutscher Gegenstand.

Christian Morgenstern

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nach 5 und vor 7

16. März 2015

Wolkengebilde

Der Augenblick des Fensters

jemand schüttet licht
aus dem fenster.
die rosen der luft
blühen auf.
und in der straße
heben die kinder beim spiel
die augen.
tauben naschen von seiner süße.
die mädchen werden schön
und die männer sanft
von diesem licht.
aber ehe es ihnen die anderen sagen
ist das fenster von jemandem
wieder geschlossen worden.

Karl Krolow

15. März 2015

Aufblick

 

Wer ein Brot auf dem Tisch sieht,
wer den Wein im Glase vor sich stehen sieht,
was sieht er?

Wer ein Kindlein in der Wiege gewahrt,
was gewahrt er?

Es st nichts in der Welt,
das dich nicht auf die Kniee zwingen könnte,
weil ER dir darin erscheint.


Es braucht nicht einmal den feurigen Dornbusch. -
Ein gewöhnlicher tuts unter Umständen auch.

 

Rudolf Alexander Schröder

14. März 2015

schräge Vögel

noch einen:

Einem Ehepaar, das beim besten Willen keine Kinder bekam, riet der Pfarrer zu einer Wallfahrt nach Lourdes. Dort sollten sie eine Kerze anzünden.
Der Pfarrer bekam eine neue Pfarrstelle und kommt erst viele Jahre später in seine alte Gemeinde zurück. Da will er auch mal das Ehepaar besuchen. Als er klingelt, öffnen ihm 7 Kinder.
"Sind eure Eltern nicht zuhause?" fragt er.
"Nein", antwortete die Älteste, "die machen eine Wallfahrt nach Lourdes."
"Ja, wozu das denn?" fragt der Pfarrer erstaunt.
"Die wollen dort eine Kerze ausblasen."

aus: Hinrich C. G. Westphal, Heiter bis heilig

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Abbruch wegen Aufbruch
An anderen Stellen - nur Ebbe

13. März 2015

Achtung

Christliche Seefahrt

Auf hoher See peilt ein Seekadett die Sonne mit dem Sextanten an und meldet dann dem Kapitän die Position des Schiffes.
Der nimmt ehrerbietig die Mütze ab und murmelt ein Gebet. Der Kadett staunt:
"Muss man in der Marine beten, wenn die Position bestimmt ist?"
"Normalerweise nicht",
sagt der Kapitän,
"aber nach Ihrer Berechnung befinden wir uns
direkt unter dem Kölner Dom."

aus: Hinrich C. G. Westphal, Heiter bis heilig

 

12. März 2015

Wegweiser

Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Besserm sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.

Friedrich Schiller 

11. März 2015

nix wie weg...

Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nahe zusammen, um sich durch gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder voneinander entfernte. Wenn nun das Bedürfnis der Entfernung sie wieder zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und hergerissen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am ehesten aushalten konnten.
So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft die Menschen zueinander, aber die vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden und bei welcher ein Beisammensein länger bestehen kann, ist die Höflichkeit.

Arthur Schopenhauer

10. März 2015

in der Erinnerung "blau"

Rudern zwei ein Boot, der eine kundig der Sterne,
der andere kundig der Stürme,
wird der eine
führn durch die Sterne,
wird der andere
führn durch die Stürme,
und am Ende ganz am Ende
wird das Meer in der Erinnerung blau sein.

Reiner Kunze

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... und auch die Elbe wird wieder "blau" werden

9. März 2015

Morgenhelle

paßt auch in den März:

Bleiche Morgenhelle,
drin der Vogel singt,
deren Frühlingswelle
Land der Nacht verschlingt -

Früh um Frühe eher
weckt dein Lerchenschlag,
und der Spätaufsteher
tritt in lichten Tag.

Christian Morgenstern (1871-1914)

8. März 2015

dieselbe Elbe

Also denn, mit einem Hemd im Rucksack gehe ich in eine "unbekannte Zukunft". So heißt es. Aber ist es denn nicht immer dieselbe Erde unter meinen umherirrenden Füßen und derselbe Himmel, einmal mit dem Mond, einmal mit der Sonne, um all die Sterne nicht zu vergessen, über meinen entzückten Augen? Warum dann von einer unbekannten Zukunft reden?

aus dem Tagebuch der Jüdin Etty Hillesum, von den Nazis 1943 in Auschwitz getötet

7. März 2015

Spuren im Sand ...

In dem Augenblick,
als ich Gott die Hand geb
und ja zu ihm sagte,
wurde mir der Sinn meines Lebens klar.

Dag Hammarskjöld
(parteiloser schwedischer Staatssekretär unter sozialdemokratisch geführten Regierungen
und zweiter UN-Generalsekretär
- gest. 18.9.1961)

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Bilder u.a. von Hermann Bach

6. März 2015

Licht - an

Nicht mutig

Die Mutigen wissen
Dass sie nicht auferstehen
Dass kein Fleisch um sie wächst
Am jüngsten Morgen
Dass sie nichts mehr erinnern
Niemandem wiederbegegnen
Dass nichts ihrer wartet
Keine Seligkeit
Keine Folter
Ich
Bin nicht mutig

Marie-Luise Kaschnitz

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Jona, auch eher nicht mutig oder fröhlich... - statt Flucht: Beim Pförtner fragen und Hoffnungsbilder malen - warum nicht auch solche vom Urlaub?!

5. März 2015

Auf denn! Melde Dich, Endlich!

Ich glaube,
dass trotz des offensichtlichen Unsinns
das Leben dennoch einen Sinn hat.
Ich ergebe mich darein,
diesen letzten Sinn
mit dem Verstand nicht erfassen zu können,
bin aber bereit,
ihm zu dienen.

Hermann Hesse

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Überall - ein Dienen - auch die Schlumper dienen mit

4. März 2015

ParkPlatzWächter?

Gerechtigkeit
ist
Wahrheit
in Aktion

Benjamin Disraeli

 

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Blick zum und vom Gosslerhaus - dazu ein Elbblick

3. März 2015

in die Sonne fallen

Nicht kann auch aus Gottes Hand fallen,
wer außerhalb seiner selbst
und aller Kreatur fällt,die doch Gottes Hand von allen Seiten umfaßt.
Stürze also durch die Welt,
wohin stürzest du?
Doch nur in die Hand
und an die Brust Gottes.

Martin Luther

2. März 2015

wenn sich die Sonne verfängt

Gott nötig zu haben ist nichts,
dessen man sich schämen müßte,
sondern es ist die Vollkommenheit,
und es ist am traurigsten,
wenn etwa ein Mensch durchs Leben ginge,
ohne zu entdecken,
dass er Gott nötig hat.

Sören Kierkegaard

1. März 2015

von hellblau nach drohend...

Schein und Sein

Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichwohl, ob große, ob geringe,
Im wesentlichen so verpackt,
Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.

Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.

Wilhelm Busch

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Der 1. März - mit allen Himmels- und Wasser- und Erdfarben