Digitale Teilhabe von Geflüchteten in Hamburg in öffentlich-rechtlichen Unterkünften (FU) | Fehlende WLAN Anbindung

07.05.2020 | 21:28

Offener Brief an die Innenminister der Länder

An die Behörde für Arbeit, Soziales und Integration  |  Frau Senatorin Melanie Leonhard | Hamburger Straße 47 | 22083 Hamburg
An die Behörde für Schule und Berufsbildung | Herrn Senator Thies Rabe | Hamburger Str. 31 | 22083 Hamburg
Cc: Fördern und Wohnen | Geschäftsführung Dr. Arne Nilsson, Dr. Roberto Klann | Heidenkampsweg 98 | 20097 Hamburg

Sehr geehrte Frau Senatorin, sehr geehrter Herr Senator,

wir sind eine Interessengemeinschaft von Ehrenamtlichen und Trägern, die in Hamburg seit Jahren in und um Einrichtungen für Geflüchtete tätig sind.

Bereits seit Jahren setzen sich viele von uns für WLAN innerhalb von Wohnunterkünften (FU) ein. Das Fehlen von WLAN und damit die fehlende Anbindung an große Teile der digitalen Kommunikation wirkt sich nun durch die Corona- Einschränkungen noch nachteiliger als bisher auf die Bewohnerinnen aus.

„Wenn nicht jetzt, wann dann“?

Renommierte Wissenschaftler schlagen bereits Alarm, welche verheerenden Folgen die aktuelle Krise im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit bei der Bevölkerung hat. Diese sind Ihnen sicher bekannt.

Fördern und Wohnen hat bisher an einigen Standorten Spots an zentralen Stellen eingerichtet und plant für weitere Unterkünfte ebenfalls lediglich solche Zugänge zu WLAN einzurichten. Dies ist in Anbetracht von aktuellen Hygienevorstellungen und bezüglich des Ansteckungsrisikos natürlich nicht akzeptabel.

Die Lösung kann auch nicht sein, dass engagierte Lehrer und Ehrenamtliche dauerhaft Kopien vorbeibringen bzw. Mütter sich an öffentlichen Hot Spots aufhalten müssen, um Lehrmaterialien und Apps herunterzuladen oder mit Kindern Lernvideos anzuschauen, wenn das mit ihren Handys in den Unterkünften nicht möglich ist.

Außerdem finden bis auf Weiteres alle Angebote für die Bewohnerinnen und Bewohner ausschließlich online statt.

Die Versäumnisse von Entscheidungsträgern gefährden hier die bisherigen Intergrationserfolge vieler Zugewanderter, verschärfen die Isolation und blockieren den Zugang zu Bildung und Beratung und treffen somit die Schwächsten ohne eigene Stimme.

In dieser Woche findet die digitale Europawoche 2020 in Hamburg statt. Hamburg nennt sich „digitale Stadt“ - hat jedoch noch einiges vor der „eigenen Haustür“ zu kehren.
Sei es, dass nach wie vor viele Menschen die vielfältigen digitalen Angebote nicht nutzen können oder sei es auch beim wichtigen Thema „Digitale Schule“. Die Möglichkeiten der digitalen Bildung lassen vielerorts und leider oft in sog. Problemgebieten noch sehr zu wünschen übrig. Das ist in teilweise in europäischen Nachbarstaaten schon besser gelöst! Die daraus resultierenden Probleme können auch nicht durch das Ehrenamt aufgefangen werden, sind jedoch gerade in diesen besonderen Zeiten sehr problematisch für die Geflüchteten in unserer Stadt.

Deshalb appellieren wir dringend an Sie, diese Missstände umgehend zu beseitigen und

ausreichende digitale Teilhabe in allen öffentlich-rechtlichen Unterkünften zu ermöglichen.

Bitte halten Sie uns über Ihre Maßnahmen auf dem Laufenden.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen

Christine Simon-Noll
Flüchtlingshilfe-HafenCity.e.V. Simon-noll@fluechtlingshilfe-hafencity.de

Leyla Oehlrich Mamalies oehlrich@mamalies.de

Andrea Herzog Andrea.herzog@posteo.de
Ehrenamtliche / Flüchtlingshilfe

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