Geschichte der Namensgebung „Friederike-Klünder-Weg“

30.01.2020 | 18:19

von Maike und Ronald Holst: 

2013: Erstmalige Erwähnung ihres Lebenswerks im Buch „Blankeneser Frauen“

14.01.2014: Schreiben an Senatorin Schiedeck, nach F. Klünder eine Straße zu bennen

31.01.2014: Positiver Antwortbrief

01.02.2014: Antrag an dass dafür zuständige Staatsarchiv

Friederike Klünder 1776 – 1848
Rütger Klünder      1763 – 1849
Heirat                       1798
Erwerb Schäferkamp 1799 (heutiger Hesse-Park)
Park und Landhaus    1799 angelegt
Beides vermutlich von Joseph Ramée  entworfen oder mitentworfen
Das Paar  hatte 3 Kinder

Obwohl Friederike als schöne und begüterte Frau in einem herrschaftlichen Landhaus lebte, nahm sie Anteil an den finanziellen und gesundheitlichen Nöten der einfachen Blankeneser

Das 18. Jahrhundert war die Zeit der Pockenseuchen. Viele Menschen, besonders Kinder, starben daran oder waren ihr Leben lang von den Narben gezeichnet. Die Mortalitätsrate lag bei 40 %.

Als Friederike erfuhr, dass es endlich ein Gegenmittel gegen die böse Seuche gab, ließ sie sich zur Impfhelferin ausbilden.

Die junge Frau ging von Hütte zu Hütte und impfte 1805 bis 1832 2.168 Menschen, vor allem Kinder. Jüngstes 3 Wochen, ältestes 32 Jahre.

Ihre eigene Familie, allen voran ihre geimpften Kinder im Alter von 5, 6 und 7 Jahren, waren die Beispiele dafür, dass man sich nicht zu fürchten brauchte.

Als Blankeneser Fischer – wegen der Kontinentalsperre von 1806 – 1814 - nicht auslaufen konnten, litt die Bevölkerung große Not.

Frau Klünder wusste, dass sowohl Spinnräder wie Webstühle in vielen Haushalten vorhanden waren. Sie besorgte Rohmaterial und animierte immer mehr Frauen, zu spinnen und zu weben. War das Gespinst gut, verkaufte sie es im Namen der Frauen. Hilfe zur Selbsthilfe.

Ihr Mann errichtete 1811 eine Ölmühle, in der eine Reihe der arbeitslosen Fischer Lohn und Brot fanden.

Friederike sammelte immer wieder Geld bei besonderen Notfällen, zum Beispiel bei der Brandkatastrophe von 1826/27, wo vermutlich bis zu 200 Wohnungen ein Opfer der Flammen wurden.

Die große Wohltäterin lebte bis kurz nach ihrer Goldenen Hochzeit 1848. 2013 war sie in Vergessenheit geraten. Wir fanden, dass ein Mensch wie sie zurückgeholt werden müsse in unser Bewusstsein.

Wir wollen die Erinnerung an die herausragende Frau wieder in Blankenese verankert wissen und sind deshalb über die Benennung des Weges froh und dankbar.

2015 veröffentlichte Stephanie Hempel ein fiktives Interview mit Friederike in der Blankeneser Kirchenzeitung. Sie ließ Friederike sagen: „Es spielt keine Rolle, ob Sie sich meiner oder eines anderen erinnern. Das Wissen um die Geschichte eines Ortes setzt uns in Beziehung zu seiner Gegenwart. Aber es ist gut, ein Vorbild zu haben. Vorbilder erleichtern die Orientierung. Wenn Sie meinen, dass ich heute als Vorbild dienen kann, so soll dies nicht meiner Eitelkeit dienen, sondern dem Wohl der Bedürftigen, die heute auch in Ihrer Umgebung sein werden. Sie sind immer da, nur das Gesicht der Bedürftigkeit hat sich geändert.“

Am Nachmittag des 19.April 2020 wird ein größeres Fest im Gemeindehaus zu Ehren von Friederike abhalten.

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