2. Schülerkongress zum sicheren Radverkehr im Stadtteil

14.06.2014 | 02:00

Zukunftsforum Blankenese

„EURE IDEEN WERDEN NICHT VERGESSEN!“

Wie wird Fahrradfahren im Hamburger Westen sicherer und attraktiver? Wie holt man mehr Menschen aufs Rad? Solche Fragen rücken zusehends in den Blickpunkt – und Blankeneser Schülerinnen und Schüler mischen bei der Suche nach Antworten ganz vorn mit.

Zugleich wurden sie um Verbesserungsvorschläge gebeten. Jetzt stellten beim 2. Blankeneser Schülerkongress rund 70 Abgesandte der fünf lokalen Schulen – neben Viertklässlern vor allem Jugendliche aus den Jahrgängen 7 bis 10 –  einander ihre Ergebnisse vor und suchten gemeinsam nach weiteren Lösungen für die Entschärfung von Gefahrenpunkten.

An dem Vormittag begegneten die jungen Kongress-TeilnehmerInnen kompetenten Gesprächspartnern, darunter auch Dr. Liane Melzer, Leiterin des Bezirksamtes Altona. Sie freue sich über das Engagement der Schüler, betonte Melzer in ihrer Eröffnungsrede: „Es ist mir wichtig, dass ihr sicher zur Schule kommt.“ Und sie verwies auf ihre unlängst gestartete Initiative www.FahrRat-Altona.de, mit deren Hilfe ein Radverkehrskonzept für den Bezirk erarbeitet, die Infrastruktur ausgebaut und der Radverkehr weiter stimuliert werden soll. Bis zum 30. Juni können radelnde Verkehrsteilnehmer auf dieser Website Punkte eintragen, bei denen sie Verbesserungsbedarf sehen – genau das also tun, was die Schüler für Blankenese bereits ermittelt haben. „Ich freue mich“, sagte Melzer, „wenn ihr euch an unserer Umfrage beteiligt“. Und sie versprach: „Wir werden eure Ergebnisse bei unseren Überlegungen berücksichtigen“. Christian Scheler, ein Mitarbeiter des Stadt- und Verkehrsplanungsbüros ARGUS, das die FahrRat-Altona-Befragung auswerten wird, verfolgte den Kongress. Ebenso waren Benjamin Harders vom Allgemeinen Deutschen Fahrradfahrer Club (ADFC), auf Verkehrspolitik spezialisierte Vertreter der Bezirksfraktionen von CDU, SPD und Grünen sowie der BürgerInitiative Sülldorfer Kirchenweg im Gemeindehaus zu Gast.

Entsprechend motiviert gingen die jungen Verkehrsplaner noch einmal ans Werk. Zunächst verschafften sie sich anhand der ausgestellten Karten einen Überblick über die jeweils von den anderen Schulen genannten Gefahrenzonen. Vielfach monierte Punkte: überhöhte Geschwindigkeit der Autofahrer, die keine Rücksicht nehmen auf Fußgänger und Radfahrer; schlecht einsehbare Kreuzungen wegen zu hochgewachsener Hecken; zu wenige Zebrastreifen; zu kurze Ampelphasen an Fußgängerüberwegen; fehlende Radwege, von parkenden Autos blockierte, zu schmale Bürgersteige.

In einer zweiten Runde entwickelten und diskutierten die Teilnehmer in schulübergreifenden Gruppen gemeinsam mit den rotierenden Experten mögliche Lösungen, die beim abschließenden Plenum in der Kirche vorgestellt wurden. Brennpunkt für die Gorch-Fock-Schüler etwa ist die Überquerung der Blankeneser Landstraße auf Höhe der Karstenstraße. Mit Blitzern und regelmäßigen Kontrollen müsse das Tempolimit von 30 km/h kontrolliert werden; gewünscht werden auch ein breiterer Zebrastreifen und längere Grünphasen, um die morgens und mittags zu Fuß oder per Rad strömenden Schülermassen sicherer über die Straße zu bringen. Problematisch für die Bugenhagen-Schüler ist die Kreuzung Oesterley-/Dormienstraße. Schnell Abhilfe schaffen würde die Verlegung des vorhandenen Zebrastreifens nach Osten oder eine zentrale Verkehrsinsel mit drei angrenzenden Zebrastreifen. Das Marion Dönhoff Gymnasium (MDG) identifizierte als gefährlichste Zone die stark frequentierte und unübersichtliche Kreuzung Sülldorfer Kirchenweg/Siebenbuchen. Kinder auf Rädern treffen mit Autofahrern und Bussen zusammen. Die Forderungen der Schüler: Einrichtung eines Zebrastreifens und eines Radweges, breitere Fußwege, Einführung eines Tempolimits, Aufstellen eines Stoppschildes in Siebenbuchen. Wer mit dem Rad zur Stadtteilschule unterwegs ist und die Schenefelder Landstraße (Tempo 50) zur Frahmstraße hin überqueren muss, lebt gleichfalls gefährlich. Dort gibt es keinen gesicherten Übergang. Mit dem neuen Schuljahr greifen die Stadtteilschüler zunächst zur Selbsthilfe: Sie etablieren an dieser Stelle einen Schülerlotsendienst.

Als eine Kreuzung, die den Autoverkehr eindeutig bevorzugt behandelt, wurde der Knotenpunkt Sülldorfer Kirchenweg/Blankeneser Landstraße/Erik Blumenfeld Platz benannt. Radwege müssten besser markiert und verlängert werden, damit verunsicherte Radfahrer nicht auf die Gehwege ausweichen, wo sie wiederum Fußgänger gefährden. Es kam die Vision von friedlich sich mischenden Verkehrsteilnehmern ins Gespräch. Anstelle von mehr Reglements geht es dabei vor allem um mehr gegenseitige Rücksicht in einem System von Gemeinschaftsstraßen bei generell reduzierten Geschwindigkeiten. Das langfristige Ziel: den Anteil des Radverkehrs von 10 % auf 30 % zu steigern.

Abschluss

Am Abschluss-Podium – moderiert von Kai Matthiesen, Vorsitzender des Zukunftsforums – nahmen auch die Schulleiter teil. „Das ist ein wichtiger Prozess, den das Zukunftsforum eingeleitet hat“, stellte Christian Gefert fest,  Direktor des MDG. Er wünschte sich für die Schulen einen „Verkehrsbeauftragten, der Impulse an Politik und Verwaltung weiter trägt“. Mathias Morgenroth-Marwedel von der Stadtteilschule lobte „Ihr habt nicht nur Probleme erkannt, sondern auch kreativ Lösungen gefunden“. Der Schülerkongress beweise, dass es „sich lohnt; nicht nur an einer Stelle anzusetzen, sondern gemeinsam zu denken“. Und Christian Scheler von ARGUS bekräftigte: „Eure Ideen werden nicht vergessen!“ Was die Schüler ermittelt haben, werde sein Büro in die FahrRat-Altona-Umfrage einarbeiten.

Die Jugendlichen werden über die kommenden Monate verfolgen, ob und wie ihre Vorschläge nachwirken. Beim 3. Schülerkongress in 2015 soll es eine erneute Bestandsaufnahme geben.

Einen Gesamtüberblick über die notierten Gefahrenpunkte (177 Stellen, jeweils mindestens zweimal genannt) finden Interessierte auf dieser interaktiven Karte.

Susanne Opatz

 

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