30. November 2014
Lichtkraft
Aus dem Himmel
eine Erde machen
aus der Erde
einen Himmel
wo jeder
aus seiner Lichtkraft
einen Stern ziehen kann.
Rose Ausländer
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einen gesegneten 1. Advent - aus der Blankeneser Kirche am Markt
Advent - die Buß- und Fastenzeit - noch bis zum nächsten Sonntag die Ausstellung "Totentanz" von Horst Janssen
29. November 2014
Je mehr
man das Leben an sich herankommen läßt,
desto mehr
muss man sich mit Religion beschäftigen.
George Bernard Shaw
28. November 2014
Ob Jud, ob Christ: Es gibt nur einen Gott.
Doch sucht der Mensch ihn unter vielen Namen.
Stehn wir vor IHM, so fragt ER nicht danach,
auf welchem Pilgerweg wir zu ihm kamen.
Mascha Kaléko
27. November 2014
Ich glaube an die Sonne,
auch wenn sie nicht scheint.
Ich glaube an die Liebe,
auch wenn ich sie nicht spüre.
Ich glaube an Gott,
auch wenn ich ihn nicht sehe.
aus dem Warshauer Ghetto
26. November 2014
tagesbeginn
morgens trete ich vors haus
hol frische luft seh mich um prüf
den himmel und lass die nachts sich
heimlich eingefunden
die gedanken
frei
wer
wird sie
einfangen?
Franz Hodjak
25. November 2014
Hoffnung ist nicht die Überzeugung,
dass etwas gut ausgeht,
sondern
die Gewißheit,
dass etwas Sinn hat,
egal,
wie es ausgeht.
Vaclav Havel
24. November 2014
Man kann in dieser Welt,
wie sie ist;
nur dann weiterleben,
wenn man zutiefst glaubt,
dass sie nicht so bleibt,
sondern werden wird,
wie sie sein soll.
Carl Friedrich von Weizsäcker
23. November 2014
Ein erloschenes Feuer
du Grundaus dem ich lebe
Der Glaube in mir
welke Blumen!
Die Hoffnung in mir -
lahme Flügel!
die Liebe in mir -
ein erloschenes Feuer!
Ich will wieder Wurzeln schlagen in dir
Lass
die Blumen blühen
die Flügel schwingen
das Feuer brennen.
Du Grund
aus dem ich lebe
Anton Rotzetter
22. November 2014
Du weißt, dass hinter den Wäldern blau
die großen Berge sind
Und heute nur ist der Himmel grau
und die Erde blind
Du weißt, dass über den Wolken schwer
die schönen Sterne stehen
und heute nur ist aus dem goldenen Heer
kein einziger zu sehn.
Und warum glaubst du dann nicht auch
dass uns die Wolke Welt
nur heute als ein flüchtiger Hauch
die Ewigkeit verstellt?
Eugen Roth
21. November 2014
Der Nebel steigt,
es fällt das Laub,
schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden!
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ein Nebeltag
20. November 2014
Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten
Hilde Domin
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unten am Mühlenberg
19. November 2014
Bekennermut
ist ein kosterbarer Besitz.
Sein Hervortreten ist
zu gewissen Gelegenheiten
fraglos unbedingt erforderlich.
Bekennerdreistigkeit
untescheidet sich in nichts
von jeder gewöhnlichen Ungebühr.
Rudolf Alexander Schröder
18. November 2014
Daß immer alles so verdammt ernst sein muß!
Wär Lachen nicht Arznei?
Warum wird in Gottesdiensten so selten gelacht?
Gut: zur Zeit gibt's in der Welt wenig zu lachen.
Und ich, du weißt es, bin nun mal kein lustiger Vogel.
Aber das Lachen und Tanzen der Armen in Südeuropa und
der Dritten Welt beschämt uns.
Lachend, tanzend beten? Fast undenkbar für uns.
Schon wenn jemand beim Beten kichert,
halten wir's für Gotteslästerung, werfen böse Blicke.
Du aber, was hälst du davon?
Muß alles immer so seriös, so furchtbar ernst sein?
Beten, lachen!
Mach's möglich.
Kurt Marti
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...und ein bißchen Sonne von gestern abend
17. November 2014
Abendwolken
Das kann kein Maler malen
und sagt auch kein Gedicht,
wenn aus den Abendwolken
das Leuchten niederbricht.
Ich geh in meine Kammer.
Und ist es mir geschehn,
als habe ich Gott selber
ins Angesicht gesehn.
Und in mir ist ein Leuchten
und eine Ahnung leis',
als ob der Ewige oben
um meine Andacht weiß.
Hermann Claudius
16. November 2014
Es gibt Reichtümer,
an denen man zugrunde geht,
wenn man sie nicht
mit anderen teilen kann.
Michael Ende
15. November 2014
Was sind deine schwierigsten Fälle?
frage ich einen Gefängnispfarrer.
Darauf kam sofort und bestimmt diese Antwort:
Die schwierigsten Fälle im Gefängnis sind die,
denen beim Wort "Mutter" nichts Gutes einfällt!
Willi Hoffsümmer
14. November 2014
Im Mutterleib wuchsen Zwillinge heran. In dem Maße wie ihr Bewusstsein, stieg auch ihre Freude: „Ist es nicht wunderbar, dass wir leben?“, sagte eines Tages der eine zum anderen.
Die Zwillinge begannen im Laufe der Zeit ihre Welt zu entdecken. Dabei fanden sie auch die Schnur, die sie mit ihrer Mutter verband und ihnen Nahrung gab.
Beglückt sagten sie: „Wie groß ist doch die Liebe unserer Mutter, dass sie ihr eigenes Leben mit uns teilt!“ So vergingen die Wochen und sie bemerkten, wie sie sich veränderten.
„Was bedeutet es, dass wir uns im Laufe der Zeit so verändern?“ fragte der eine den anderen. Der antwortete: „Das bedeutet, dass unser Aufenthalt in dieser Welt bald dem Ende zugeht.“
„Aber ich will doch gar nicht gehen,“ entgegnete der zweite, und fügte hinzu: “Glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?"
“Ja, das gibt es. Unser Leben hier ist nur dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir stark genug sind für das was uns erwartet."
“Blödsinn, das gibt es doch nicht. Wie soll denn das überhaupt aussehen, ein Leben nach der Geburt?".
“Das weiß ich auch nicht so genau. Aber es wird sicher heller als hier sein. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?".
“So ein Unsinn! Herumlaufen, das geht doch gar nicht. Und mit dem Mund essen, so eine komische Idee! Es gibt doch eine Nabelschnur, die uns ernährt und die ist ja jetzt schon zu kurz zum Herumlaufen.“
“Doch es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders!".
„Wir werden unsere Lebensschnur verlieren. Wie aber sollen wir ohne sie leben? Vielleicht haben andere vor uns schon diesen Mutterschoß verlassen, doch keiner von ihnen ist zurückgekommen und hat uns gesagt, dass es ein Leben nach der Geburt gibt. Nein, die Geburt ist das Ende, da bin ich mir ganz sicher!“
“Es ist noch nie einer zurückgekommen von “nach der Geburt“. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende, danach ist alles dunkel und Quälerei“.
So fiel der eine, der Pessimistische von beiden, in einen tiefen Kummer und sagte: „Wenn die Empfängnis mit der Geburt endet, welchen Sinn hat dann das Leben im Mutterschoß? Es ist sinnlos. Vielleicht gibt es gar keine Mutter?“
„Aber sie muss doch existieren“, protestierte der andere, „wie sollten wir sonst hierher gekommen sein? Und wie könnten wir am Leben bleiben?“
“Auch wenn ich nicht genau weiß, wie das Leben nach der Geburt aussieht, jedenfalls werden wir dann unsere Mutter sehen und sie wird für uns sorgen“.
“Mutter? Du glaubst an eine Mutter? Sag mir, hast du je unsere Mutter gesehen?“ fragte der erste, „Möglicherweise lebt sie nur in unserer Vorstellung, und wir haben sie uns bloß ausgedacht, damit wir unser Leben dann besser verstehen können. Wo ist sie denn bitte?
“Na hier, überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie können wir gar nicht sein“.
“Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht“.
Doch manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt…“
nach Henri J. M. Nouwen
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schöpferischer Herbst
13. November 2014
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".
aus P. Watzlawick: Anleitung zum unglücklich sein
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wie - hier - unglücklich sein - oder machen...?!
12. November 2014
Hätten die Nüchternen einmal gekostet -
alles verließen sie
und setzten sich zu uns
an den Tisch
der Sehnsucht,
der nie leer wird.
Novalis
11. November 2014
Ein "Kraftwort" - könnte auch von St. Martin stammen, wahrscheinlich hätte er aber zuvor noch von den Möglichkeiten zur Veränderung gesprochen...
Der Glaube gibt uns Kraft,
tapfer zu tragen,
was wir nicht ändern können,
und Enttäuschungen und Sorgen gelassen auf uns zu nehmen,
ohne jede Hoffnung zu verlieren.
Martin Luther King
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Bilder u.a. von Ruth Bronsema
10. November 2014
Trinität
jahwe
der vater
vom berge sinai
jesusder sohn
der galiläischen Hügel
heiliger geist
die weite der welt
das meer
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die Sonne - das Tragende - der Weg - ein Zeichen (gut mit dem blauen Himmel von gestern) - auch vom Berg (...ebenso gestrig blau) - aber auch vom Tal - bei Klein und Gross - und mit Wind!
9. November 2014
Wohl kein anderes Datum in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts hat so44 die Emotionen geschürt und kontroverse Diskussionen hervorgerufen wie der 9. November. Der Fall der Berliner Mauer, die Reichspogromnacht, der Hitlerputsch und die Novemberrevolution: Der Schicksalstag 9. November symbolisiert die Hoffnungen der Deutschen, aber auch den Weg in die Verbrechen des Dritten Reiches. (http://www.lpb-bw.de/9_november.html)
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Ein besonderer Tag - auf sein Eigenes achten - den anderen nicht vergessen - die Prioritäten richtig setzen und wissen, "was für uns - oben - ist"
8. November 2014
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7. November 2014
Ziehende Landschaft
Man muss weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muss den Atem anhalten,
bis der Wind nachlässt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.
Hilde Domin
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weggehen und bleiben und blau und Zuhause
6. November 2014
Bäume
Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen.
Ich verehre sie, wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen.
Und noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen.
Sie sind wie Einsame.
Nicht wie Einsiedler, welche aus irgendeiner Schwäche sich davongestohlen haben,
sondern wie große, vereinsamte Menschen,
wie Beethoven und Nietzsche.
In ihren Wipfeln rauscht die Welt,
ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen;
aber sie verlieren sich nicht darin,
sondern erstreben mit aller Kraft nur das Eine:
ihr eigenes, in ihnen wohnendes Gesetz zu erfüllen,
ihre eigene Gestalt auszubauen...
Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum.
Hermann Hesse
5. November 2014
Meldebogen für die Bewohner von Eden
geboren: frei
Adresse: bei sich selbst daheim
Nationalität: Kosmopolit
Flagge: nicht nach jedem Wind
Tätigkeit: selbständig
Familienstand: einander eine Hilfe sein
Religion: mit Gott auf du und du
Erscheinungsbild: innere Größe
Passfoto: Gottebenbild
Fiskalische Bemerkungen: Steuerparadies
Andreas Knapp
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viel grau - mit "Schweizer Nudeln" - für Bewohner in allen Landen
4. November 2014
Die Wolken schweben zwischen
Gottes Himmel
und der armen Erde
als schöne Gleichnisse
aller Menschensehnsucht ...
Sie sind das ewige Sinnbild alles Wanderns,
alles Suchens, Verlangens und Heimbegehrens.
Und so wie die Wolken zwischen Erde und Himmel
furchtsam und sehnend und trotzig hängen,
so hängen furchtsam und sehnend und trotzig
die Seelen der Menschen
zwischen Zeit und Ewigkeit.
Hermann Hesse
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WolkenSehnsucht
...aber auch Sehnsucht nach Erweiterungen, Lagerung, Wässerung, ...Weihnachten
3. November 2014
Wenn das Meer
all seine Kräfte
anstrengt,
so kann es das Bild des Himmels
gerade nicht spiegeln;
auch nur die mindeste Bewegung,
so spiegelt es den Himmel nicht rein;
doch wenn es still wird und tief,
senkt sich das Bild des Himmels
in sein Nichts.
Sören Kierkegaard
2. November 2014
am Sonntag - vor einem Schreibtisch - für die neue Woche:
Chaostheorie
Fehlt die Ordnung auf dem Tische,
türmt sich Stapel neben Haufen,
soll man nicht den Schreibtisch strafen- oder gar den nächsten kaufen.
Wahre Schönheit kommt von innen,
auch die Schönheit der Gedanken,
und ihr Sinnbild ist ein Schreibtisch,
um den sich die Papiere ranken.
"Trostworte" von Andreas Greve
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30jähriges Jubiliäum der Trachtengruppe auf dem Süllberg
1. November 2014
aus Wikipedia:
Allerheiligen (lateinisch Festum Omnium Sanctorum) ist ein christliches Fest, zu dem aller Heiligen gedacht wird – auch solcher, die nicht heiliggesprochen wurden − sowie der vielen Heiligen, um deren Heiligkeit niemand weiß als Gott.
Es wird in der Westkirche am 1. November begangen.
Anfangs glaubte ich,
bekehren zu müssen.
Inzwischen habe ich gelernt,
dass es meine Aufgabe ist
zu lieben.
Und die Liebe bekehrt, wen sie will.
Mutter Teresa