31. Oktober 2014
zum Reformationstag
Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind
mit Ernst er’s jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.
Martin Luther
30. Oktober 2014
Eine Lüge ist wie ein Schneeball; je länger man ihn wälzt, je grösser wird er.
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.
Armut ist in der Stadt groß, aber die Faulheit viel größer.
Anmaßung ist der Kopf der Schlange.
Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.
Glück betört mehr Leute als Unglück.
Jugend ist wie ein Most. Der läßt sich nicht halten. Er muß vergären und überlaufen.
Martin Luther
29. Oktober 2014
Und wenn ich wüsste,
dass morgen die Welt untergeht;
ich würde
heute noch
ein Apfelbäumchen pflanzen.
Martin Luther zugeschrieben
28. Oktober 2014
Einer und ein Freund und ein Freund und ein Freund
sag nicht das gibt vier
es sind mehr
das Kleine Einmaleins ist die Freundschaft
das Große die Revolution
Fang mit dem Kleinen an
denn ein Freund herrscht nicht
ein Freund hat immer Zeit
oder er weiß einen der jetzt Zeit hat
ein Freund weiß immer Rat
oder er kennt einen andern der Rat weiß
ein Freund ist immer zuständig
oder er findet wer zuständig ist
Das Kleine Einmaleins ist das Netzwerk
das Große die neue Stadt
Dorothee Sölle
27. Oktober 2014
Liebesfähig zu werden ist das Ziel des Lebens
Dorothee Sölle
26. Oktober 2014
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
und hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,
der Engel.
Er steht im Weg und er sagt: Nein,
der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Rudolf Otto Wiemer
25. Oktober 2014
JA zu Gott:
ja zum Schicksal
und ja zu dir selbst.
Wenn das Wirklichkeit wird,
dann mag die Seele verwundet werden,
aber
sie hat die Kraft zu genesen.
Dag Hamarskjöld
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am Abend - die "Quantum of the Seas" am Bulln
24. Oktober 2014
endlich ewig sein
(Außenaltar des Blankeneser Friedhofes)
23. Oktober 2014
Vernünftig sein
Die Spitze
deines flammenden
Aufrufs
schneiden wir ab,
dazu das Ende,
begradigen beide Seiten,
radieren das
Unterstrichene aus,
lassen die Ausrufezeichen weg,
streichen zwei Worte
- sie klingen anstößig -
lesen das Ganze noch einmal
und rahmen es ein.
Später hängt es im Wohnzimmer.
„Ein schöner Text!“,
nicken die Leute.
Stefan Reimund Senge, Himmerod
22. Oktober 2014
Da kann man nichts machen
...gähnt im
Drehstuhl,
glotzt in die
Scheibe und
schlürft sein Bier
Knurrt vor sich hin
Angesichts schrecklicher
Seuchenbilder aus Afrika:
„Kann man nichts machen,
ist alles Scheiße!“
Oben im Hochhaus
Alter: schon fünfundachtzig,
sitzt sie und strickt:
Pinguine, dreifarbig,
zum Wärmen des Frühstückseis,
tausend und noch mehr,
einfach so!
Jeder ergibt im Erlös
ein Medikament
das die Lepra
beim Ausbruch verschwinden macht:
tausend Leprabefallene
und Geheilte.
Sie strickt und ist glücklich.
Stefan Reimund Senge, Himmerod
21. Oktober 2014
Wenn wir morgen
in aller Frühe
einen guten Gedanken ausschritten,
miteinander,
Zeile um Zeile
und dabei schwiegen,
fingen wir an zu
begreifen…
Pater Reimund Senge, Himmerod
20. Oktober 2014
Beweisen
Behaupte nicht dauernd
und langwierig.
Zerlege das Wort:
Ich habe Dich gern !
nicht mit logischen Schlüssen.
Fordere nicht das
Abzählbare heraus,
das auf der Hand Liegende.
Beweise enttäuschen:
Ergebnis, Zahl, und Erklärung
halbleere Hülsen.
Sie rollen wahllos
zwischen die Falten des
Teppichs.
Ich höre Dir zu.
Wir schauen uns grenzenlos an.
Pater Reimund Senge, Himmerod
19. Oktober 2014
Schulterzucken
Die Antwort geht aus.
Sie verliert sich
in Schulterzucken und
Stummheit.
Ich stelle meine Fragen ein
und träume von Deinem
Echo
Stefan Reimund Senge, Himmerod
18. Oktober 2014
Wenn einem nur
die Kunst des Hämmerns
beigebracht wird,
betrachtet man
alles andere in seinem Leben
als
Nagel
R. Rohr - Ins Herz geschrieben
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für die "Umschulung":
17. Oktober 2014
Freies Geleit
Da wird ein Ufer
zurückbleiben.
Oder das End eines
Feldwegs.
Noch über letzte Lichter hinaus
wird es gehen.
Aufhalten darf uns
niemand und nichts!
Da wird sein
unser Mund
voll Lachens –
Die Seele
reiseklar –
Das All
nur eine schmale
Tür,
angelweit offen –
Heinz Piontek
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Das Ufer - der Herbst - der Abschied - und doch eine starke Gewißheit
16. Oktober 2014
Ernst siehst Du mich an.
Deine braungrünen Augen -
oft hab`ich daheim
im braungrünen Blätterwald
Deinen Namen geflüstert.
15. Oktober 2014
Offen für alles
Heute,
am ersten Tag
meines restlichen Lebens,
erschreck' ich mich:
Was heckt wohl der Tod
still für mich aus?
"Lass uns bedenken, dass wir sterben müssen",
heißt's in der Bibel.
Daran freilich erinnern die Flucht der Zeit,
der Altersabbau, die Depressionen
mich ohnehin schon.
Warum, barmherziger Gott,
füllst Du meine Gedanken und Sinne
nicht Tag für Tag'
mit leuchtender Gegenwart?
Nichts anderes erbitt' ich von Dir!
Und danach: nichts als Du.
Und danach: Du, mein Nichts,
offen für alles.
Kurt Marti
14. Oktober 2014
Brotworte
Jedesmal,
so erinnern sich die Jungen und die Alten,
wenn wir zusammen das Passah-Mahl feierten,
dann spürten wir, dass wir zusammengehören,
dann hatten wir keine Angst
vor den Herren dieser Welt.
Jedesmal,
so erinnern sich die ganz Alten,
wenn wir von der Hand in den Mund lebten,
als wir durch die Wüste zogen
und das Brot vom Himmel fiel, Manna,
und aus Steinen Wasser quoll, Leben,
dann waren wir unserm Gott am nächsten.
Jedesmal,
so erinnern sich die Jünger Jesu,
wenn wir zusammen Brot brachen
und Wein dazu tranken,
dann war es so, als würden wir uns
gegenseitig
das Leben geben,
dann war es so, als schenkten wir uns
einem anderen.
Jedesmal,
so erinnern sie sich,
nahm der Geist Gottes von uns
die Angst voreinander und die Fremdheit untereinander.
Einer achtete auf den anderen,
dass er keine Not litte.
So assen und tranken wir miteinander,
und Gott war mitten unter uns.
Niemand war ausgeschlossen.
Keiner stand abseits.
Uwe Seidel
13. Oktober 2014
Am Ende die Rechnung
Einmal wird uns gewiss
die Rechnung präsentiert
für den Sonnenschein
und das Rauschen der Blätter,
die sanften Maiglöckchen
und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind,
den Vogelflug und das Gras
und die Schmetterlinge,
für die Luft, die wir
geatmet haben, und den
Blick auf die Sterne
und für alle die Tage,
die Abende und die Nächte.
Einmal wird es Zeit,
dass wir aufbrechen und
bezahlen:
Bitte die Rechnung.
Doch wir haben sie
ohne den Wirt gemacht:
Ich habe euch eingeladen,
sagt der und lacht,
soweit die Erde reicht:
Es war mir ein Vergnügen.
Lothar Zenetti
12. Oktober 2014
Die beste Kritik am Schlechten
ist die
Praxis des Besseren
Richard Rohr ("Ins Herz geschrieben")
zwei Reihen Fotos: R. Bronsema
11. Oktober 2014
...das scheint mir Gott zu sein,
über alles zu gelangen
und alles zu durchdringen
und in allem zu sein"
Diogenes von Apollonia (Ende des 5 Jh. v. Chr.)
10. Oktober 2014
Verlust
Meinen Namen verloren
im Dunkel
Der Tag
ist tot
Ich sammle
die Tränen der Ahnen
schreibe sie
auf die Klagemauer
Den Namen such ich
der mir nicht gehört
dem ich gehöre
Ich suche
den auferstandene Tag
den verlornen Tempel
Rose Ausländer
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hinter der Klagemauer...
9. Oktober 2014
Fragen eines lesenden Arbeiters
Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon -
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer fertig war Die Maurer?
Das große Rom Ist voll von Triumphbögen.
Wer errichtete sie? Über wen Triumphierten die Cäsaren?
Hatte das vielbesungene Byzanz
Nur Paläste für seine Bewohner?
Selbst in dem sagenhaften Atlantis
Brüllten in der Nacht, wo das Meer es verschlang
Die Ersaufenden nach ihren Sklaven.
Der junge Alexander eroberte Indien.
Er allein?
Cäsar schlug die Gallier.
Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?
Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte Untergegangen war. Weinte sonst niemand?
Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer Siegte außer ihm?
Jede Seite ein Sieg.
Wer kochte den Siegesschmaus?
Alle zehn Jahre ein großer Mann.
Wer bezahlte die Spesen?
So viele Berichte.
So viele Fragen.
Bertold Brecht
8. Oktober 2014
Wer zu handeln versäumt,
ist noch keineswegs frei von Schuld.
Niemand erhält seine Reinheit
durch Teilnahmslosigkeit.
Siegfried Lenz
* 17.03.1926 - Lyck, Ostpreußen
† 07.10.2014 - Hamburg, Deutschland
7. Oktober 2014
Das Falln der Blüten,
ja, selbst der Ton des Regens
hat nichts Trauriges.
Die Zeit, auch die der Trennung,
zieht durch uns beide hindurch.
6. Oktober 2014
Bete,
dass deine Einsamkeit
der Stachel werde,
etwas zu finden,
wofür du leben kannst,
und groß genug,
um dafür zu sterben.
Dag Hammarskjöld
5. Oktober 2014
Erntedank
Lob des Schöpfers - aus Psalm 104
4. Oktober 2014
... Jedoch die äußeren Erscheinungsformen
sind den geübten Menschen
nichts Äußerliches,
denn alle Dinge haben
für die innerlichen Menschen
eine inwendige göttliche Seinsweise.
Meister Eckehart
3. Oktober 2014
weiß ja jeder:
Tag der Deutschen Einheit
In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 wurde um Mitternacht die Fahne der Einheit an einem großen Fahnenmast vor dem Reichstagsgebäude gehisst. Erste gesamtdeutsche Briefmarke zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.
Der 3. Oktober wurde als Tag der Deutschen Einheit im Einigungsvertrag 1990 zum gesetzlichen Feiertag in Deutschland bestimmt. Als deutscher Nationalfeiertag erinnert er an die deutsche Wiedervereinigung, die „mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland […] am 3. Oktober 1990“ „vollendet“ wurde. Somit wurden Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Berlin in seiner Gesamtheit die neuen Länder der Bundesrepublik Deutschland.
Wikipedia
2. Oktober 2014
Dies ist ein Herbsttag,
wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel
1. Oktober 2014
Du magst es beschreiben,
aber vergeblich.
Male es,
es hat keinen Wert.
Wenn die Welt zusammenstürzt,
"Es" ist unzerstörbar.
Aus dem Zen