Christvesper 24.12.2015 - Lk 2, 1-20

24.12.2015 | 01:00

Liebe Gemeinde,

nachdem es sich wieder als zweckmäßig erwiesen hat, die Jahreshauptversammlung der Blankeneser Christenheit auf den heutigen Nachmittag zu legen, stellt sich nunmehr die Frage nach dem Haupt-Tagesordnungspunkt. Ich möchte ihn so überschreiben: „Bange machen gilt nicht!“

Ich möchte die Angst eines Einzelnen wie einer Gesellschaft ausgelöst sehen durch Veränderungen, die den Jetztzustand in Frage stellen – muss gar nicht grundlegend sein, reicht schon, wenn die Bedingung der Möglichkeit einer grundlegenden Veränderung gegeben sein könnte – um das mal kurz zu fassen und keinen Marathonsatz mit vielen „Wenns“ zu basteln.

Veränderung könnte bedeuten, sich selbst zu verlieren, sich fremd zu werden. Und ich kann reagieren auf diese mögliche Veränderung, indem ich aggressiv werde oder depressiv, indem ich schimpfe, pöble, bedrohe oder Schlimmeres anstelle, oder indem ich mich verweigere – die Verantwortung, die Beteiligung, den Dialog. Hat ja doch alles keinen Sinn.

Furcht ist ein erster Schritt aus einer diffusen Angst heraus. Wovor fürchte ich mich? Was ist das Gegenüber meiner Furcht? Ist es wirklich furcht-bar?

In der letzten Woche fragte mich ein hoher Offizier aus Pakistan: Ist meine Religion – er ist Muslim – oder sind unsere Religionen eine Antwort auf die Not dieser Welt? Sind unsere Religionen eine gute Sache in falschen Händen oder sind sie selbst schlecht, furchtbar – egal ob in guten oder falschen Händen? Keine theoretische Frage, dem Mann war die Not, seinen eigenen Religion aufgeben zu müssen, abspürbar.

Halten wir also besser die Religion schön weit weg von den Problemen, die uns umgeben? Glaube doch lieber eine Privatsache, etwas für Weihnachten und vielleicht noch für Ostern, wobei es offen bleibt und letztlich egal ist, ob wir dann den Weihnachtsmann oder Jesus, den Osterhasen oder die große Hoffnung auf ein Leben bei Gott feiern…

Heute liegt in der Weihnachtsgeschichte des Lukas eine Antwort auf diese Fragen. Sie ist klein und ungeborgen, schutzlos und ohnmächtig, aber für die, die auf sie warten, wirklich sehnlichts warten, eine große Freude – so wie das Kind in der Krippe. Und sie sagt: empfange Gott wie ein Kind empfangen werden soll und wie es der Liebe seiner Eltern entspricht: behutsam und vorsichtig, voller Staunen über das Wunder des Lebens, ehrfürchtig, dankbar und froh.

Empfange ihn so und nimm deinen Glauben in den Arm wie ein Neugeborenes – nicht wie einen Schild, erst gar nicht wie ein Schwert. Und du selbst wirst empfänglich, lässt himmlische Worte gelten: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“

Angst und Furcht bleiben zurück; Freude wird größer, Hoffnung, um mit Ernst Bloch zu sprechen, verliebt sich ins Gelingen. Glaube als Vertrauen zu Gott und den Menschen, nicht als Führwahrhalten von  dogmatischen Lehrsätzen – mit doppeltem „e“ wie mit „eh“ - ist eine Antwort. Als solche ist sie ein Wagnis, sie ist auf Zukunft ausgerichtet, sie sieht den Realitäten ins Auge und gibt ihnen doch da nicht Recht, wo sie anderen und mir Angst machen.

Ein Wagnis als Alternative zu Angst und Lähmung, Freude als Alternative zur Furcht. Ein Wagnis auch, das Menschen verbindet über die Grenzen ihrer Religionen hinweg. Wir werden noch lernen müssen, wie wichtig das ist. Um den Offizier aus Pakistan und mich herum standen andere Offiziere aus Bosnien-Herzegowina, aus Kuwait – und ich war versucht, den für einen Fundamentalisten zu halten mit seinem Bart und seinen asketischen Zügen, bis er lächelte – aus Tansania, Kenia, Ägypten und hörten zu. Sie wissen, was Religionen angerichtet haben und anrichten können. Einige würde heute die weihnachtlichen Bilder nicht teilen können. Aber wir wurden uns einig über die Schönheit der Religionen, über ihren Reichtum, von dem andere lernen können und über ihr Friedenspotential. Nicht nur jede für sich kann Antwort geben, wir können es gemeinsam.

Was soll nur aus uns werden, und was aus unserer Welt, wenn wir an diesen Gott von Bethlehem glauben, mehr und mehr ihm glauben, ihm vertrauen, wenn wir Glaube, Liebe und Hoffnung Recht geben? Was soll nur werden aus dieser Welt, wenn wir uns nicht leiten lassen von den Erfahrungen und dann auch noch meist schlechten Erfahrungen, wenn wir in sie hineingeben, was uns wert-voll ist?

Dann geben wir Gott die Ehre – als Juden, Christen und Muslime – und schaffen Raum für Mitmenschlichkeit. Dann wird Weihnachten, ohne dass wir das Wort benutzen müssten – oder so, dass wir einander frohe und gesegnete Weihnachten wünschen.

Ein Wort des Kirchenvaters Augustinus zum Schluß: „Hoffen heißt, an das Abenteuer der Liebe glauben, Vertrauen zu den Menschen haben, den Sprung ins Ungewisse tun und sich ganz Gott überlassen.“

 

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