Christvesper am Heiligabend

24.12.2016 | 18:00

Liebe Gemeinde,

weil Jesus Eindruck hinterlassen hat, weil er Menschen zutiefst beeindruckt hat, deswegen feiern wir Weihnachten.

Es beginnt schon lange vorher und es endet nicht mit dem Tod auf Golgatha, vor den schweren Toren der Stadt Jerusalem. In den Lebensgeschichten des Jesus von Nazareth findet eine – ganz menschliche – Sehnsucht nach Nähe ein Gegenüber. Die Sehnsucht nach einem "Du", nach einem Angerührtwerden in den eigenen Tiefen, nach einem Berührtsein. Und so wurde er der Christus, der Gesalbte, der Messias, der, der Sohn Gottes genannt wird, weil er mit seinem Leben, seinem Sterben und mit seinem neu Lebendigwerden ein Bild von Hoffnung geworden ist, dass es keinen Winkel des Lebens gibt, kein noch so finsteres Tal, keine noch so verlorene Situation, die nicht erreicht werden könnte von dem Licht Gottes und von Gottes Liebe.

Immanuel nannten die Alten ihn, als er noch nicht Mensch geworden war, sondern erst ein Bild in der Seele des Volkes Israel. Immanuel, das heißt Gott mit euch. Und davon waren die, die mit ihm später gelebt haben – mit dem Sohn eines Zimmermanns, dem Wanderprediger, dem die einfachen Leute nachliefen, der sich nicht um Grenzen scherte und mit all denen speiste, die andere für unwürdig hielten – davon waren jene überzeugt, die ihm begegnet sind, dass in ihm Gott mit uns ist.

Die Kirche hat ihn dann in den Jahrhunderten immer wieder fortgeholt von den Straßen, auf denen er unterwegs war, – und von den Plätzen, auf denen er den Menschen nahe kam, wo er sie berührte und sie gesund machte, wo er ihnen Wege öffnete und Weite schenkte - Die Kirche hat ihn von den Menschen fortgeholt und ihn auf einen Thron gesetzt – und die Erde zum Schemel seiner Füße gemacht. Weit weg...

Das ist ein beschwerliches Erbe, weil es den Blick auf Gott und auf die Nähe Gottes hier bei uns in unserem Leben, immer noch verstellt. Weil wir Gott häufig noch weit weg von uns vermuten, ihn vielleicht sogar als gleichgültig allem Irdischen gegenüber verstehen, – anstatt Gott dort zu sehen, wo Gott ist: Versteckt und verborgen – und doch ganz gegenwärtig in allen Geschichten unseres Lebens. Deutlicher spürbar zumeist, wenn das Leben einem selbst brüchiger vorkommt, verletzlicher und zerbrechlich.
Unsere Welt ist verletzlicher geworden. Grenzenloser, – auch in ihrer Verwundbarkeit.
Was in Berlin geschehen ist, macht und fassungslos.
Und so steht vor diesem Weihnachtsfest auch die Frage, wie unbeschwert wir uns eigentlich freuen dürfen? An Weihnachten, an dem Zusammensein mit der Familie, an unseren ganz eigenen, kleinen Weihnachtsgeschichten?

Dass aber gerade jetzt auch Weihnachten ist, stellt uns mit dem Bild der Krippe einen Ort in unsere Nähe, der uns einlädt mit allem, was im Moment unser Leben füllt und ausmacht, erst einmal einfach nur da zu sein.

Vielleicht haben Lukas und Matthäus deswegen den Wundergeschichten des erwachsenen Jesus das Wunder der Geburt vorangestellt. Weil in dem Bild des Kindes eine Nähe mitschwingt, die Worte kaum beschreiben können.

Dieser Nähe Gottes in unserem Leben dürfen wir uns aussetzen. Dort dürfen wir zur Ruhe kommen mit unseren ganz eigenen Gedanken, und mit dem, was uns umtreibt.

Und schauen wir dabei auf die Hirten. Denn sie sind eine Art Lehrmeister für das, was sich sich dort in der Nähe der Krippe ereignen kann.

Sie kommen in den Stall. Und dann heißt es, da sie es gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

Man könnte meinen, dass sie in frommer Ergriffenheit anfangen zu berichten, was der Engel ihnen zugerufen hatte. Eine kleine weihnachtliche Idylle.
Ich glaube es ist mehr. Luther hat mit seiner Übersetzung herausgestellt, dass es ihnen um mehr geht, als um ein gefälliges "Erzählen".
Das "Fürchte dich nicht!" des Engels hat sie den Weg zur Krippe hin begleitet und hat sie dann – am Ziel – wagemutiger werden lassen.

Und nun wird etwas ausgebreitet. Ein Leben, eine Lebensgeschichte. Das, was man nicht überall leichtfüßig preisgibt. Und wir alle wissen, dass es dafür manchmal gar nicht vieler Worte bedarf. Da nimmt sich etwas Raum: eine Hoffnung, eine Sehnsucht, eine Sorge oder auch eine Angst? Da nimmt sich etwas Raum, weil der Raum plötzlich da ist, weil der Augenblick plötzlich so ist. Und wenn plötzlich Raum für etwas ist, dann sind erste Worte manchmal unbeholfen, kantig, suchend - und manchmal wundert man sich auch selber, dass man dieses jetzt so gesagt hat.

So ist es! Und so darf es sein, wenn Worte plötzlich ausgebreitet werden. Worte aus der Tiefe.

Und Maria behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Dieses geschieht, wenn Menschen sich der Nähe Gottes bewusst werden. Dann wird das Herz weit. Eben da ist Gott bei uns.
Dann wird nicht alles, was schief gegangen ist oder was schlimm war, mit einem Mal wieder gut. Und doch kann etwas - gut werden.
Da sind Schmerz und Trauer, auch Sorgen und Ängste nicht auf einen Schlag weggewischt, und trotzdem spürt man, dass eine Freude von innen sich ausbreitet.

Lenard Cohen, der ein großer Sänger gewesen ist und irgendwie immer auch ein Prophet unserer Zeit, ist in diesem Jahr verstorben.

In einem seiner Lieder heißt es:

Ring the bell that still can ring.
Forget your perfect offering!
There is a crack in everything
That's how the light gets in.

Wo diese Krippe heute ist?
Da, wo Menschen zusammenkommen und sich gegenseitig Raum geben, wo ein Freiraum entsteht und wo niemand ausgeschlossen wird. Wo Menschen das ausbreiten, - ein bisschen wagemutig wie die Hirten - was sie im Tiefsten unbedingt angeht.
Wo Menschen zusammenkommen und sich bewusst werden, dass es etwas Größeres gibt, das uns alle miteinander verbindet, das uns auf eine Art gleich macht und doch so ganz unterschiedlich sein lässt.

Da kommen Menschen zusammen und sind das, was Paulus den Leib Christi genannt hat.
Dafür gibt es keine Strategien und keine Zielvorgaben. Da geht es zu allererst um ein aufmerksames Hinhören: Wohin will es gehen? Wohin geht es mit der Welt, wohin geht es mit uns, mit denen, die mir nahe sind, wohin geht es mit mir?

Die Krippe ist eine Einladung, Gott nahe zu sein und sich der Nähe Gottes auszusetzen. Eine Einladung, - um in diesem alten biblischen Bild zu bleiben, ein eigenes Licht zu entzünden, an dem, der gekommen ist, um das Dunkel der Welt hell zu machen.
Und was können wir tun mit unserem Licht? Wir können es weitergeben. Und die, denen wir es geben, die können es dann auch weitergeben. Da breitet sich etwas aus – und dann kann es hell werden.

Wie gut, dass uns Weihnachten daran erinnert.

Amen

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