Ewigkeitssonntag - 2. Petrus 3, 8-13

23.11.2014 | 11:00

Predigt: 2. Petrus 3, 8-13

 

Liebe Gemeinde,

In der Begrüßung habe ich unsere Kirche

Gotteshäuser –

Hoffnungsräume genannt.

 

Können sie das sein?

Hält so eine Hoffnung auf den Himmel / auf Gott?

Oder wird da nur Realität verdrängt?

 

Hoffnung kämpft immer auch mit dem Zweifel

 

Wenn Sie mit Hoffnungen hier her gekommen sind, haben Sie bestimmt auch die Zweifel mitgebracht.

 

Manchmal sind sie in uns ganz laut

Manchmal werden sie uns von außen angetragen.

Wir haben am Bußtag viele Friedenstexte gehört aus den Religionen

- und die Zeitung meldet auf jeder Seite Kriegsgeschrei

Wo ist der Gott des Friedens…?

 

Kein Wunder, wenn dann die Spötter auftreten

und dem eigenen Zweifeln kräftig Nahrung geben

erst recht dann, wenn es um Leben und dem Tod geht – uns ganz nahe

 

Die Spötter sagen

Gott?! – Seine Nähe? Verheißung?

Wo ist diese Nähe?!

 

Ihr redet vom Himmel, der alles gut macht

lest doch die Zeitung!

Nennt Ihr das gut – göttlich?

 

Ich wüsste keine Gemeinde,

die sich so trifft – wie wir hier

die nicht auf der Suche nach Hoffnung wäre

und ich kenne keine Glaubensgemeinschaft,

wo alle Fragen überwunden wären.

 

Zu uns

gehört die Suche nach einer Antwort.

gerade auch gegenüber dem Tod

 

Unsere Ausstellung hier – trägt den Titel

Totentanz

eine Darstellungsweise, die im Mittelalter gewachsen ist

Der Tod war überall präsent

Man sagt, dass 1/3 der Bevölkerung des Abendlandes starb

Der Schnitter Tod mäht unterschiedslos Bettelmann und König.

 

Oft wurden Bilder des Totentanzes an Friedhofsmauern gemalt

oder auch an Kirchenmauern

 

Die Bilder halten uns das Sterben vor Augen

 

Ich habe eine Weile davor gestanden

Kalt, erstarrt, das Ende, der Widerspruch gegen alle Lebensfreude

der Tod –

Der Tod und das Mädchen – die Schönheit des Lebens

und der Tod tanzt um das Mädchen herum

wo wir doch die Vitalität uns Menschen zuschreiben.

 

Der Tod - scheinbar - der Sieger,

sein Tanz - der scheinbar letzte Tanz,

 

Die Menschen müssen erschrocken gewesen sein, über diesen Totentanz – hinter aller Beruhigung, dass es jeden gleich trifft.

 

Wir haben mit dem Totentanz von Horst Janssen diese ganzen Fragen auch in die Kirche geholt.

Und ich denke, sie gehören hierher.

 

 

Die Gemeinde des Petrusbriefes kannte wie wir dieses Fragen und Suchen.

Sie kannten die Spötter, die Zweifel

hatten den Tod vor Augen

 

In so eine von Fragen und auch von Hoffnung volle Gemeinde

kommt dieser Brief.

Vor 2000 Jahren

nicht in unserer Sprache

nicht mit unseren Bilder

Frage:

Kann denn der Schreiber trösten

Kann uns das uns - trösten?

am Totensonntag

in der Erinnerung an das Sterben auch in unserem Leben?

 

Wir lesen: 2. Petrus 3

Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass "ein" Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden. Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.

 

Ich höre den alten Text so:

 

Ihr habt ein Bild von Gott

sagt der Schreiber.

ein Gott, der Euch seine Nähe verspricht

Und ihr seht sie nicht – diese Nähe.

 

Ihr stellt Euch Gott vor

als einen, der das Leben seiner Geschöpfe im Blick haben muss,

nicht in die Einsamkeit, ins Leid entlässt

Und diesen Gott seht ihr nicht.

An den Krankenbetten, an den Gräbern schon gar nicht.

 

 

Und in den Nachrichten aus unserer Welt – aus der Welt Gottes

auch nicht.

 

Mir ist wichtig geworden, so der Schreiber:

Da ist bei Gott eine ganz andere Zeitperspektive:

 

Ein Tag bei Gott ist wie 1000 Jahre

das Kleinste – bei uns nur so klein

ein Tag nur –

bei ihm so groß

unendlich vergrößert

ein Tag – wie 1000 Jahre

 

Und 1000 Jahre wie ein Tag

das uns so Große – so klein

1000 Jahre – im Himmel nur ein Tag

 

heißt für mich: ich muss den Himmel mit einbeziehen in mein Denken und Fühlen

Wie relativ – wie beschränkt - sind meine Maßstäbe

Urteile

die Einschätzungen, die ich habe

die Schlüsse, die ich ziehe, auch angesichts des Todes.

 

In dem Licht des Himmels, im Licht Gottes

kann es ganz anders sein

- ist es ganz anders - unvergleichbar

 

Es will unser Leben im Gotteszusammenhang zeigen

der das Kleine und das Große noch einmal anders ansehen lässt.

Verlasst Euch darauf:

Diesem Gotteszusammenhang entzieht sich nichts

Leben nicht – und Tod nicht

 

Ich sage Euch

so der Schreiber

mit meinem Vertrauen

Gott ist anders.

Seine Nähe ist um Euch herum da.

Sie fesselt Euch nicht –

Sie birgt Euch aber

Euer ganzes Leben

das Starke darin und das Fallen

alles

die Freude und das Leid

und den Tod

Diese Nähe birgt auch die Menschen, um die wir trauern

Ewigkeit nennen wir das

 

Denkt – fühlt diese andere Zeitperspektive mit.

Der letzte Tanz – ist nicht der des Todes –

Es ist ein Freudentanz des Himmels

mit Euch und mit denen, die uns vorangegangen sind.

 

Ich bin sicher,

so der Schreiber

einmal wird es für uns ganz klar sein,

was jetzt um uns herum noch so verborgen ist

 

Vielleicht ist es so, als wenn

einmal

ein Vorhang hochgezogen würde

 

Der Nebel lichtet sich,

die Unsicherheit weicht einer Klarheit

und zu sehen ist:

!Das Versprechen seiner Nähe gilt

nicht erst morgen

heute schon

und morgen bestimmt auch

und weil er treu ist

muss die Hoffnung an keiner Grenze scheitern

 

Das Versprechen seiner Geduld, seiner Liebe gilt

auch wenn wir nur den Vorhang sehen

Sie kennen vielleicht das Gedicht von Eugen Roth

 

Du weißt, dass hinter den Wäldern blau

die großen Berge sind

Und heute nur ist der Himmel grau

und die Erde blind

 

du weißt, dass über den Wolken schwer

die schönen Sterne stehen

und heute nur ist aus dem goldenen Heer

kein einziger zu sehn.

 

Und warum glaubst du dann nicht auch

dass uns die Wolke Welt

nur heute als ein flüchtiger Hauch

die Ewigkeit verstellt?

 

 

So oft ist das alles hinter dem Vorhang vernebelt

einemVorhang, den die Ereignisse aufbauen

der sich manchmal wie von selbst zuzieht – dieser Vorhang

wenn es einfach zu heftig kommt - in unserem Leben.

 

Und wenn er sich hebt – der Vorhang?

 

Wie sieht das Versprechen seiner Nähe aus?

 

Der Petrusbrief kleidet alles in ein großes, dramatisches Bild

Man denkt erst, es ist ein Weltuntergangsthema

Alles wird zerstört – und dann wird alles neu gemacht.

 

In solche kantigen Bilder wurden damals große Hoffnungen hineingeschrieben.

Als Antwort gegen allen Totentanz – wird die Treue von Gott gemalt.

seine Geduld,

seine Sehnsucht nach den Menschen

in diese Katastrophenbilder hinein

 

Der Schreiber kommt nicht ohne Drohung aus in seinem Bild

- Der Tag des Herrn – wie Dieb in der Nacht

- Die Werke werden ihr Urteil finden

 

Auch wenn die Klimakatastrophe hier hochgerechnet werden könnte

- damals hat das Bild einen anderen Sinn:

 

Der Petrusbrief ringt um die Aufmerksamkeit seiner Gemeinde

er streitet gegen Resignation oder gegen die Gleichgültigkeit der Spötter.

 

Er antwortet mit einem damals bekannten Bild:

Das, was Gott zu verdecken scheint – wisst:

Der Himmel wird von Feuer zergehen

und die Elemente vor Hitze zerschmelzen.

 

Da ist dann nichts mehr zwischen Gott und uns

so will er sagen

Die Elemente, der Himmel

alles das, was uns den Blick auf Gott nimmt

das wird nicht mehr sein

Wir werden ihn erkennen

also – wie der Vorhang, der sich öffnet.

 

Dann können wir das Leben neu sehen

Treue von Gott

Treue auch unter uns.

Das Sinnbild dafür:

ein neuer Himmel – ein offener

und eine neue Erde

 

 

Liebe Gemeinde,

vielleicht ist es ihm – dem Schreiber – damals gelungen,

seine Leser achtsam zu machen

sodass sie dem Versprechen der Nähe Gottes

heute schon

auch angesichts des Todes

neu vertrauen wollten

für sich selbst – und auch auch weit über sich selbst hinaus.

Menschen, die vielleicht gesagt haben:

Mit dieser Bekräftigung des Versprechens

will ich meinen Alltag neu ansehen -

Alltag und das Göttliche müssen doch

mit diesem Versprechen - zusammengehören

 

Kann es nicht so sein, dass sich auch heute – irgendwie – für mich – für uns – der Vorhang hebt

ein Stück jedenfalls

Und wenn der Vorhang sich hebt

kann ich dann nicht etwas sehen von Gerechtigkeit

nicht als juristisches Geschehen

sondern als Treue eben

wo etwas gerecht – zurecht – gerade – aufgerichtet wird

wo etwas von der Nähe des Göttlichen heute spürbar wird.

vielleicht nur einen Moment

der Vorhang , der sich nur etwas hebt:

die kleine Geste

das gute Wort

eine Hand, die gehalten hat

eine Freundschaft, die bleibt.

Der Moment, der für das Ganze stehen will

der Tag für die 1000 Jahre

und auch

das nicht enden Wollende – aufgehoben in einem Augenblick der Liebe

 

Vielleicht haben die Menschen damals „nur“ Gemeinde erfahren

dachte ich

Gemeinde erfahren

das ist

Sich in das Vertrauen anderer fallen zu lassen

gerade dann

wenn der Glaube bei mir nur noch schwach geworden ist.

 

auf Euer Vertrauen hin…! stelle ich mich dem Leben neu

 

Keiner von uns kann den Vorhang heben

Keiner von uns kann Schmerz und Trauer heilen

 

Ein Mensch, der da gestorben ist, der ist nicht ersetzbar

einzigartig war und ist er

Nichts wirklich Wichtiges ist jemals ersetzbar.

 

Nur unserem Vertrauen kann es geschenkt werden

meinem – Ihrem Vertrauen – Ihrem in unserem Vertrauen

dass der Vorhang sich hebt

 

Und dann bersten nicht die Elemente

aber Gott kann erkennbar werden 

will es

wenn auch in der Verkleidung unseres Lebens

im Gewöhnlichen – in unserem Alltag

 

Dann können wir zumindest unsere Fragen stellen

- …und sie sind wie ein Anfang eines Dialoges

Es kann uns geschenkt werden, auszuhalten – was uns das Leben zumutet

auch die Fragen, die keine Antwort erhalten

 

Es könnte so sein…

gerade, wenn wir uns in das Vertrauen anderer hineinfallen lassen.

oder auch an die Erfahrung anderer anknüpfen

 

Ich habe von einem Gespräch eines Gefängnispfarrers gelesen.

Er besucht einen Mann in seiner Zelle

eingesperrt…. also

und fragt ihn

Fühlen Sie sich hier nicht sehr einsam?

und die verblüffende Antwort war:

Pater, wenn man gern bei Gott verweilt, dann verweilt auch Gott bei einem.

 

Vielleicht können wir in der Gemeinde solche Erfahrungen machen

dass wir Wege des Vertrauens anderer mitgehen

oder uns in das Vertrauen anderen fallen lassen

gerade dann

wenn der Glaube bei uns nur noch schwach geworden ist.

Gott will uns allen einen neuen Himmel und eine neue Erde schenken

so das alte Vertrauen:

Er wird es tun – und einmal

auf für uns

wie schon für die Verstorbenen

den Vorhang ganz heben.

Ganz bestimmt!

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