Ewigkeitssonntag - 2. Petrus 3, 8-13
Predigt: 2. Petrus 3, 8-13
Liebe Gemeinde,
In der Begrüßung habe ich unsere Kirche
Gotteshäuser –
Hoffnungsräume genannt.
Können sie das sein?
Hält so eine Hoffnung auf den Himmel / auf Gott?
Oder wird da nur Realität verdrängt?
Hoffnung kämpft immer auch mit dem Zweifel
Wenn Sie mit Hoffnungen hier her gekommen sind, haben Sie bestimmt auch die Zweifel mitgebracht.
Manchmal sind sie in uns ganz laut
Manchmal werden sie uns von außen angetragen.
Wir haben am Bußtag viele Friedenstexte gehört aus den Religionen
- und die Zeitung meldet auf jeder Seite Kriegsgeschrei
Wo ist der Gott des Friedens…?
Kein Wunder, wenn dann die Spötter auftreten
und dem eigenen Zweifeln kräftig Nahrung geben
erst recht dann, wenn es um Leben und dem Tod geht – uns ganz nahe
Die Spötter sagen
Gott?! – Seine Nähe? Verheißung?
Wo ist diese Nähe?!
Ihr redet vom Himmel, der alles gut macht
– lest doch die Zeitung!
Nennt Ihr das gut – göttlich?
Ich wüsste keine Gemeinde,
die sich so trifft – wie wir hier
die nicht auf der Suche nach Hoffnung wäre
und ich kenne keine Glaubensgemeinschaft,
wo alle Fragen überwunden wären.
Zu uns
gehört die Suche nach einer Antwort.
gerade auch gegenüber dem Tod
Unsere Ausstellung hier – trägt den Titel
Totentanz
eine Darstellungsweise, die im Mittelalter gewachsen ist
Der Tod war überall präsent
Man sagt, dass 1/3 der Bevölkerung des Abendlandes starb
Der Schnitter Tod mäht unterschiedslos Bettelmann und König.
Oft wurden Bilder des Totentanzes an Friedhofsmauern gemalt
oder auch an Kirchenmauern
Die Bilder halten uns das Sterben vor Augen
Ich habe eine Weile davor gestanden
Kalt, erstarrt, das Ende, der Widerspruch gegen alle Lebensfreude
– der Tod –
Der Tod und das Mädchen – die Schönheit des Lebens
und der Tod tanzt um das Mädchen herum
wo wir doch die Vitalität uns Menschen zuschreiben.
Der Tod - scheinbar - der Sieger,
sein Tanz - der scheinbar letzte Tanz,
Die Menschen müssen erschrocken gewesen sein, über diesen Totentanz – hinter aller Beruhigung, dass es jeden gleich trifft.
Wir haben mit dem Totentanz von Horst Janssen diese ganzen Fragen auch in die Kirche geholt.
Und ich denke, sie gehören hierher.
Die Gemeinde des Petrusbriefes kannte wie wir dieses Fragen und Suchen.
Sie kannten die Spötter, die Zweifel
hatten den Tod vor Augen
In so eine von Fragen und auch von Hoffnung volle Gemeinde
kommt dieser Brief.
Vor 2000 Jahren
nicht in unserer Sprache
nicht mit unseren Bilder
Frage:
Kann denn der Schreiber trösten
Kann uns das uns - trösten?
am Totensonntag
in der Erinnerung an das Sterben auch in unserem Leben?
Wir lesen: 2. Petrus 3
Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass "ein" Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden. Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Ich höre den alten Text so:
Ihr habt ein Bild von Gott
sagt der Schreiber.
ein Gott, der Euch seine Nähe verspricht
Und ihr seht sie nicht – diese Nähe.
Ihr stellt Euch Gott vor
als einen, der das Leben seiner Geschöpfe im Blick haben muss,
nicht in die Einsamkeit, ins Leid entlässt
Und diesen Gott seht ihr nicht.
An den Krankenbetten, an den Gräbern schon gar nicht.
Und in den Nachrichten aus unserer Welt – aus der Welt Gottes
– auch nicht.
Mir ist wichtig geworden, so der Schreiber:
Da ist bei Gott eine ganz andere Zeitperspektive:
Ein Tag bei Gott ist wie 1000 Jahre
das Kleinste – bei uns nur so klein
ein Tag nur –
bei ihm so groß
unendlich vergrößert
ein Tag – wie 1000 Jahre
Und 1000 Jahre wie ein Tag
das uns so Große – so klein
1000 Jahre – im Himmel nur ein Tag
heißt für mich: ich muss den Himmel mit einbeziehen in mein Denken und Fühlen
Wie relativ – wie beschränkt - sind meine Maßstäbe
Urteile
die Einschätzungen, die ich habe
die Schlüsse, die ich ziehe, auch angesichts des Todes.
In dem Licht des Himmels, im Licht Gottes
– kann es ganz anders sein
- ist es ganz anders - unvergleichbar
Es will unser Leben im Gotteszusammenhang zeigen
der das Kleine und das Große noch einmal anders ansehen lässt.
Verlasst Euch darauf:
Diesem Gotteszusammenhang entzieht sich nichts
Leben nicht – und Tod nicht
Ich sage Euch
so der Schreiber
– mit meinem Vertrauen
Gott ist anders.
Seine Nähe ist um Euch herum da.
Sie fesselt Euch nicht –
Sie birgt Euch aber
Euer ganzes Leben
das Starke darin und das Fallen
alles
die Freude und das Leid
und den Tod
Diese Nähe birgt auch die Menschen, um die wir trauern
Ewigkeit nennen wir das
Denkt – fühlt diese andere Zeitperspektive mit.
Der letzte Tanz – ist nicht der des Todes –
Es ist ein Freudentanz des Himmels
mit Euch und mit denen, die uns vorangegangen sind.
Ich bin sicher,
so der Schreiber
einmal wird es für uns ganz klar sein,
was jetzt um uns herum noch so verborgen ist
Vielleicht ist es so, als wenn
einmal
ein Vorhang hochgezogen würde
Der Nebel lichtet sich,
die Unsicherheit weicht einer Klarheit
und zu sehen ist:
!Das Versprechen seiner Nähe gilt
nicht erst morgen
heute schon
und morgen bestimmt auch
und weil er treu ist
muss die Hoffnung an keiner Grenze scheitern
Das Versprechen seiner Geduld, seiner Liebe gilt
auch wenn wir nur den Vorhang sehen
Sie kennen vielleicht das Gedicht von Eugen Roth
Du weißt, dass hinter den Wäldern blau
die großen Berge sind
Und heute nur ist der Himmel grau
und die Erde blind
du weißt, dass über den Wolken schwer
die schönen Sterne stehen
und heute nur ist aus dem goldenen Heer
kein einziger zu sehn.
Und warum glaubst du dann nicht auch
dass uns die Wolke Welt
nur heute als ein flüchtiger Hauch
die Ewigkeit verstellt?
So oft ist das alles hinter dem Vorhang vernebelt
einemVorhang, den die Ereignisse aufbauen
der sich manchmal wie von selbst zuzieht – dieser Vorhang
wenn es einfach zu heftig kommt - in unserem Leben.
Und wenn er sich hebt – der Vorhang?
Wie sieht das Versprechen seiner Nähe aus?
Der Petrusbrief kleidet alles in ein großes, dramatisches Bild
Man denkt erst, es ist ein Weltuntergangsthema
Alles wird zerstört – und dann wird alles neu gemacht.
In solche kantigen Bilder wurden damals große Hoffnungen hineingeschrieben.
Als Antwort gegen allen Totentanz – wird die Treue von Gott gemalt.
seine Geduld,
seine Sehnsucht nach den Menschen
in diese Katastrophenbilder hinein
Der Schreiber kommt nicht ohne Drohung aus in seinem Bild
- Der Tag des Herrn – wie Dieb in der Nacht
- Die Werke werden ihr Urteil finden
Auch wenn die Klimakatastrophe hier hochgerechnet werden könnte
- damals hat das Bild einen anderen Sinn:
Der Petrusbrief ringt um die Aufmerksamkeit seiner Gemeinde
er streitet gegen Resignation oder gegen die Gleichgültigkeit der Spötter.
Er antwortet mit einem damals bekannten Bild:
Das, was Gott zu verdecken scheint – wisst:
Der Himmel wird von Feuer zergehen
und die Elemente vor Hitze zerschmelzen.
Da ist dann nichts mehr zwischen Gott und uns
so will er sagen
Die Elemente, der Himmel
– alles das, was uns den Blick auf Gott nimmt
– das wird nicht mehr sein
Wir werden ihn erkennen
also – wie der Vorhang, der sich öffnet.
Dann können wir das Leben neu sehen
Treue von Gott
Treue auch unter uns.
Das Sinnbild dafür:
ein neuer Himmel – ein offener
und eine neue Erde
Liebe Gemeinde,
vielleicht ist es ihm – dem Schreiber – damals gelungen,
seine Leser achtsam zu machen
sodass sie dem Versprechen der Nähe Gottes
heute schon
auch angesichts des Todes
neu vertrauen wollten
für sich selbst – und auch auch weit über sich selbst hinaus.
Menschen, die vielleicht gesagt haben:
Mit dieser Bekräftigung des Versprechens
will ich meinen Alltag neu ansehen -
Alltag und das Göttliche müssen doch
mit diesem Versprechen - zusammengehören
Kann es nicht so sein, dass sich auch heute – irgendwie – für mich – für uns – der Vorhang hebt
ein Stück jedenfalls
Und wenn der Vorhang sich hebt
kann ich dann nicht etwas sehen von Gerechtigkeit
nicht als juristisches Geschehen
sondern als Treue eben
wo etwas gerecht – zurecht – gerade – aufgerichtet wird
wo etwas von der Nähe des Göttlichen heute spürbar wird.
vielleicht nur einen Moment
der Vorhang , der sich nur etwas hebt:
die kleine Geste
das gute Wort
eine Hand, die gehalten hat
eine Freundschaft, die bleibt.
Der Moment, der für das Ganze stehen will
der Tag für die 1000 Jahre
und auch
das nicht enden Wollende – aufgehoben in einem Augenblick der Liebe
Vielleicht haben die Menschen damals „nur“ Gemeinde erfahren
dachte ich
Gemeinde erfahren
das ist
Sich in das Vertrauen anderer fallen zu lassen
gerade dann
wenn der Glaube bei mir nur noch schwach geworden ist.
… auf Euer Vertrauen hin…! stelle ich mich dem Leben neu
Keiner von uns kann den Vorhang heben
Keiner von uns kann Schmerz und Trauer heilen
Ein Mensch, der da gestorben ist, der ist nicht ersetzbar
einzigartig war und ist er
Nichts wirklich Wichtiges ist jemals ersetzbar.
Nur unserem Vertrauen kann es geschenkt werden
meinem – Ihrem Vertrauen – Ihrem in unserem Vertrauen
dass der Vorhang sich hebt
Und dann bersten nicht die Elemente
aber Gott kann erkennbar werden
will es
wenn auch in der Verkleidung unseres Lebens
im Gewöhnlichen – in unserem Alltag
Dann können wir zumindest unsere Fragen stellen
- …und sie sind wie ein Anfang eines Dialoges
Es kann uns geschenkt werden, auszuhalten – was uns das Leben zumutet
auch die Fragen, die keine Antwort erhalten
Es könnte so sein…
gerade, wenn wir uns in das Vertrauen anderer hineinfallen lassen.
oder auch an die Erfahrung anderer anknüpfen
Ich habe von einem Gespräch eines Gefängnispfarrers gelesen.
Er besucht einen Mann in seiner Zelle
…eingesperrt…. also
und fragt ihn
Fühlen Sie sich hier nicht sehr einsam?
und die verblüffende Antwort war:
Pater, wenn man gern bei Gott verweilt, dann verweilt auch Gott bei einem.
Vielleicht können wir in der Gemeinde solche Erfahrungen machen
dass wir Wege des Vertrauens anderer mitgehen
oder uns in das Vertrauen anderen fallen lassen
gerade dann
wenn der Glaube bei uns nur noch schwach geworden ist.
Gott will uns allen einen neuen Himmel und eine neue Erde schenken
so das alte Vertrauen:
Er wird es tun – und einmal
auf für uns
wie schon für die Verstorbenen
den Vorhang ganz heben.
Ganz bestimmt!