Ezekiel 36, 26-28

25.05.2010 | 16:33

Klaus-Georg Poehls

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe ökumenische Pfingstgemeinde!
Sie sind in unsere Kirche gekommen und konnten schnell feststellen: die Innenrenovierung, die wir vorhaben, tut dringend not. Die Farbe an den Wänden: schmuddelig, dreckig und in ihre Cremigkeit sowieso alles andere als frisch und belebend. Die Lampen wie Relikte aus einem Kino der 50er Jahre, so als würden sie Licht für Veranstaltungen geben, die selbst höchsten den Geist der 50er aufleben lassen. Wer Pech hat mit seinem Platz, der merkt, wie es hier zieht, und alle merken, wie kalt es ist, denn die Heizungsanlage tut es nicht mehr. Kein idealer Ort für einen belebenden Gottesdienst, in dem es einem warm wird im Herzen. Hier sitzen wir nun und versuchen, ökumenische Gemeinschaft zu pflegen und zu feiern.

Was sieht, wer auf uns sieht? Es ist Pfingstmontag – sozusagen die zweite Klasse gottesdienstlichen Geschehens – Montag eben und wer mag schon Montage. Es wird uns nicht so schnell gelingen, den erstklassigen  Pfingstsonntag ökumenisch zu feiern. Das liegt nicht nur daran, dass für unsere katholischen Geschwister die Messe nicht ausfallen kann, es liegt auch daran, dass wir alle an einem bedeutenden Feiertag bei uns und unter uns sein wollen – in unseren konfessionellen  Nischen.
Das ist eine Unterstellung. Aber liege ich falsch, wenn ich meine, dass die Ökumene einfach zweitrangig ist, wenn nicht noch in weit unteren Rängen?
Wir haben doch schon genug damit zu tun, unsere jeweiligen Gemeinden zusammen zu halten, in unseren jeweils eigenen Gottesdiensten beieinander zu bleiben. So kommt es mir jedenfalls vor, wenn ich auf unsere Blankeneser Gemeinde blicke, und sehe, wie die Art, Gottesdienst und besonders Abendmahl zu feiern, für die einen eine Befreiung ist und für die anderen eine Belastung.
Was sich für die einen „richtig anfühlt“, ist für die anderen ein Grund, woanders hinzugehen, um einmal einen „richtigen Gottesdienst“ zu feiern.
Wir sind verlockend und wir treiben hinaus, beides zugleich – sind einladend und abstoßend, sind vertraut und vertrauenswürdig und fremd und Misstrauen erweckend – immer beides zugleich. Welch ein Segen ist es eigentlich, wenn wir die, wir vertreiben, abstoßen, denen wir fremd sind, bei den Geschwistern der Ökumene willkommen wissen?

Aber ist das so? Stehen wir so füreinander ein, dass wir sagten: „Ich weiß Sie, die Sie bei uns nicht mitmachen können, in Maria Grün oder in der freikirchlichen Gemeinde in besten Händen?“ Könnten wir gar für die anderen Religionen oder zumindest für die anderen Kinder Abrahams, die Juden und Muslime, so einstehen, dass wir Menschen bei ihnen geborgen und auf ihre Art Gott und seiner Barmherzigkeit nahe wissen?
Billigen wir einander, billigen wir allen Religionen der Erde zu, „dass sie Gott bzw. das Absolute aufgrund authentischer Wahrnehmungen bezeugen?“ So möchte ich mit Klaus-Peter Jörns fragen (Jörns, Notwendige Abschiede, 357).

Erleben uns die Menschen als einander vertrauend oder sehen sie uns in einer Art „schwarzen Ökumene“ allesamt als eine Kirche, der nicht zu vertrauen ist? Denn sie schafft es nicht, den eigenen Ansprüchen nachzukommen, denn sie will den Reichtum anderer Religionen nicht gelten lassen, denn sie erklärt sich als wahr und die anderen als falsch. Denn sie steht einem Geist im Wege, der nicht nur weht, wo er will, sondern der auch ein neuer Geist ist, einer, der Altes hinter sich lässt, Versteinertes aufweicht, lebendig macht.

„So spricht Er, der Herr: Ich gebe euch ein neues Herz, einen neuen Geist gebe ich euch in das Innere, das Herz von Stein schaffe ich aus eurem Fleisch weg, ich gebe euch ein Herz von Fleisch. Meinen Geist gebe ich euch in das Innere, ich mache, dass ihr geht in meinen Gesetzen und meine Rechtsgeheiße wahret, sie tut. … Ihr werdet mir zum Volk und ich, ich werde euch zum Gott.“
Stelle ich mir die pfingstliche Frage, was denn nun der Heilige Geist sei, dann folge ich der Definition von Hans Küng, der schreibt: Der Geist Gottes, der Heilige Geist, ist „niemand anderer als... Gott selbst, sofern er der Welt und dem Menschen nahe ist, ja, innerlich wird als die ergreifende, aber nicht greifbare Macht, als die lebensschaffende, aber auch richtende Kraft, als die schenkende, aber nicht verfügbare Gnade“ (H. Küng, Der Anfang aller Dinge, 176). „Herr, unser Herr, wie bist du zugegen!“ Das müssen wir gleich singen.

Die große Innenrenovierung, die Gott mit seinem Willen anstellen will und immer wieder anstellen muss, ist also die, dass er seinen Menschen unsagbar nahe ist, uns ergreifen, ausrichten will, uns kein übernatürliches, kein künstliches Herz, sondern ein fleischernes geben will.

Gott macht uns wesentlich, macht uns neu zu seinen Geschöpfen. Steinern ist das Herz, das den Menschen und dann auch eine Gemeinschaft von Menschen definiert  als die Summe aller Stärken und Schwächen, allen Verstehens, Fühlens oder Glaubens. Steinern ist ein Herz, das sich an Richtigkeiten ausrichtet. Steinern ist ein Herz, das Gott zum Gefangenen der eigenen Auserwähltseinsansprüche macht.
Da ist noch mehr, da ist die Würde, Gottes Geschöpf zu sein, Gefäß seiner Gnade, da ist die Gabe und Aufgabe, Gottes Gemeinschaft zu sein, sein Volk, von ihm her begabt, seinen Willen zu tun. Und dies immer nur so, dass wir werden, was wir von Gott her schon sind. Da gibt es ein großes Plus von Gott her, wir sind uns selbst voraus von Gott her und nur so offen für all das, was uns von Gott her an Geist erfüllen und bereichern will.

So kann Neusein nicht das Kriterium für Gottes Geist sein. Neue Theologie, neue liturgische Formeln, neue Musik und neue Lieder sind keine Garanten für neue Inspiration, für Begeisterung, aber durchaus eine Möglichkeit. Der Geist weht, wo er will  - auch im Alten, in der Tradition unserer Konfessionen und Religionen. Aber auch sie sichern ihn nicht, auch sie können ihn nicht einfangen.

Schon die Heiligen Schriften des jüdischen Volkes, die auch uns heilig geworden sind, wie auch die Schriften des Neuen Testaments weisen uns, wenn es um den Geist Gottes geht, nicht auf Formeln oder Richtigkeiten, nicht auf Riten oder Strukturen, sondern auf  den Willen Gottes, sprich: Gottes- und Nächstenliebe, auf Menschlichkeit, auf Freiheit, Freude, Kraft, Liebe und Besonnenheit, Güte und Sanftmut als Früchte des Geistes.

Darum zu beten und darin Gott zu loben scheint mir der erste ökumenische Auftrag – wir können ihn heute erfüllen, tun es auch. Das ist spirituelle Ökumene. Das ist Anfang und Herz aller interkonfessionellen und interreligiösen Ökumene. Das macht diesen Tag erstrangig, obwohl Montag. Das macht Hoffnung groß. Und die - so Ernst Bloch - ist ins Gelingen verliebt. Frohe Pfingsten allesamt! Amen.

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