1. Johannes 4, 16b - 21 | 1. Sonntag nach Trinitatis

06.06.2010 | 16:46

H. Plank

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen!

 

Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

 

3 Nachrichten aus der Woche:


Köhler – Ich bilde mir nicht ein
zu wissen, was da in Berlin geschehen ist. Wie das beschriebene „gute Miteinander“ und der plötzliche Schlussstrich des Präsidenten zusammen passt. Ich staune nur, wie schnell die Welt sich dreht – für Trauer oder Aufarbeiten bleibt keine Zeit. Vielleicht kann man ja auch einen Präsidenten fallen lassen, und - warum soll nicht – wenn es so etwas überhaupt unter Politikern gibt – warum soll nicht auch Mobbing einen Präsidenten kaputt machen?!

Finanzen - Ich bilde mir nicht ein,
dass ich dieses Geflecht durchdringen könnte. Irgendwie aber gerät auch mein gespartes Geld in einen Bereich, wo damit gewettet wird, vielleicht auf den Niedergang – in Unternehmen, in Staaten. Ich wünsche mir, dass mein Geld durch eine gute Anlage wächst, ja, aber ist Wetten eine gute Anlage? Wetten – ohne Bodenhaftung?

Lena Meyer-Landrut – Ich bilde mir nicht ein
etwa dieses Phänomen zu durchdringen: ein Mädchen bringt selbst Leute wie mich, die sich 0 auskennen mit „Eurovision Song Contest“, in Bewegung.
Aber was ist das für ein Getriebe, in das so eine Jugendliche plötzlich gerät – und sie - in unserem christlichen Abendland „geschützt werden muss“ – wie es heißt?

Sie singt leidenschaftlich –
ihre Texte sind etwas anders als die unseres Chores heute...
Sie kreist wie ein Satellit um ihren Geliebten und singt:
„Ich würde in die Nacht hinaus fallen, wenn ich nur eine Minute ohne deine Liebe sein müsste.“
Ohne Liebe – der freie Fall in die Nacht
Da bleibt doch auch nach Oslo die Frage:

Was ist das mit der Liebe,
mit den christlichen Werten - zu denen - als größte - die Liebe zählt?
In welche Welt nehmen wir unsere Kinder?
In eine Welt, in der man nicht schwach sein darf? – wo es eben rau zugeht – mit Regeln, an die sich alle scheinbar gewöhnt oder sich damit abgefunden haben? –
auch mit dem freien Fall? – in die Nacht?

Ich weiß – es ist eine Dauerfrage durch alle Zeiten

Ich weiß auch, dass keiner von uns – mit seinem Finger – „auf die anderen da“ – zeigen darf:
Wir sind selber Teil des Spiels.
Aber was ist das für ein Spiel?

Ich will gar nicht nach draußen reden:

Was ist mit unseren christlichen Maßstäben?
Gott? Ja, Gott ist die Liebe, sagen wir.
Aber was ist mit der Nächstenliebe - in der Nachbarschaft, mit Kollegen, mit dem Chef, den Angestellten, auf dem Markt, im Business, an der Ampel?

Ganz schnell kommt der Einwurf:
Der Alltag hat doch andere Gesetze, siehe Finanzen, Köhler.
Manchmal scheint es, als hätten wir uns damit abgefunden, arrangiert.

Und was ist mit Lenas Bekenntnis: Ohne Liebe – der freie Fall in die Nacht?
Gilt das nur im ganz Privaten?

Es ist banal, wenn ich sage, dass wir von der Liebe leben.
Aber so ein Satz – steht so krass neben den gängigen Alltagsgesetzen

Ohne die Liebe – das Angenommen werden, das Wertschätzen – bleibt nur der freie Fall – und im Alltag verlieren diese weichen Worte an Raum.

Und wenn man da etwas verändern wollte….. – „als einzelner ist man doch völlig machtlos.“
„Liebe“ erfahren – ist ein reines Glück
Ein Kind in seinen Armen zu tragen…
Von der Liebe leben wir.

Ich kann diesen banalen Satz noch steigern.
Von der GottesLiebe leben wir.

Es gibt nicht den direkten Weg von den liebevollen Erfahrungen in unserem Leben zum Glauben an Gott, aber eine Ahnung schon - von etwas, was uns beschenkt, erfüllt macht.

Mit dem Glauben ist es so, als wenn ein Vorhang aufgezogen wird und unser Leben einen Hintergrund bekommt.
Wir haben erkannt, dass hinter all den liebevollen Erfahrungen unseres Lebens Gott ist, der uns selber erfüllt macht.
Er hat uns zuerst geliebt, so beschreibt Johannes dieses Bühnenbild.

Diese Liebe hat Auswirkungen – so der Brief.
Sie lässt keinen Platz mehr für einen strafenden Gott
Johannes sagt das denen, die voller Furcht sind
Er sagt es uns, weil die Furcht immer wieder auftaucht.
und er spricht zu: Gott ist Liebe.
Da ist keine andere Wirklichkeit  - sie verhindert die bösen Zeiten nicht – aber birgt sie – birgt alle Zeiten.
Wir sind geliebt!
 - erfahren es durch andere
- wir sind vom Himmel geliebt: Wie bei der Taufe Jesu: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen
Diese Liebe hat Auswirkungen. Sie nimmt die Furcht. Heute nimmt sie neu die Furcht.
So wird der Glaube beschrieben
so wirkt er sich aus – nach innen.

Und nach außen?

Gott ist Liebe?

Kritiker fragen uns:
Wovon redet Ihr? Die Alltagsgesetze zählen doch bei Euch genauso.
Die Konflikte in Euren Gremien, in Euren Häusern stehen dem in nichts nach, was auch da draußen geschieht.
Ihr könnt es sogar in der Zeitung nachlesen.
Und was jetzt?
Der Vorhang ist offen - Liebe muss unser Maßstab sein
Christliches Leben ist empfangen und weitergeben
Das schafft keine Fehlerlosen, keine Vollkommenen
aber solche, die heute neu annehmen dürfen und bereit werden,
bereit werden sollen, auch – Liebe - weiterzugeben.
Hinter diese Bewegung kommt der Glaube nicht zurück.

Gott ist Liebe und wer in der Liebe – wer Empfangender - bleibt, der bleibt in dieser Liebe – in Gott – und Gott mit dieser Liebe in ihm.

Wenn einer sagt, er liebe Gott – und hasst seinen Nächsten, den Nachbarn, den Arbeitskollegen, den Chef, der doch auch von Gott geliebt ist - der ist ein Lügner.

Nehmen wir die Liebe nicht mit den Alltag, dann lassen wir sie verkümmern zu einer kirchlichen Floskel. Wir nehmen Gott nicht ernst.
So radikal stellt sich uns der Glaube vor – mit dem offenen Vorhang

Du hast recht, Kritiker, wir haben uns allzu oft angepasst
gewöhnt – die Worte hier – und das Leben dort.

Erwarte nicht, dass wir fehlerlos dastehen
Aber recht hast du, dass wir mit solchem großen Wort „geliebt von Gott“ so kleinlich und unscheinbar umgehen.

Ich will mich heute neu dieser Liebe Gottes zuwenden – und mich seiner Gabe – als Aufgabe - neu stellen

Aber ich will es auch nicht allein tun. Wir sind doch Gemeinde.
Als Einzelner wäre man völlig machtlos – in vielerlei Hinsicht –

Aber sehen Sie sich um – sind wir Einzelne?
Was für das gesellschaftliche, politische, ökologische Handeln gilt, das gilt doch auch uns: Sehen Sie sich um – sind wir Einzelne?

Woran liegt es, dass wir gerade noch den Glauben bekennen – und uns dann - fast im gleichen Atemzug - an den MarktMaßstab anpassen?

Der Grund:
Ich denke, es liegt bei mir daran, dass ich mir den Charakterzug des Glaubens nicht immer wieder vor Augen führe.
Die wesentlichen Dinge, um Leben zu können, bekommen wir nur geschenkt
Verdienen kann man sich da gar nichts.
Die Liebe des Partners, des Freundes, der Kinder – wie auch die Gottesliebe – keiner kann sie sich erwerben.

Das Erforderliche, um Leben zu können, ist nicht das Ergebnis meines Tuns.

Das Unentbehrliche – ohne das es nur den Fall in die Nacht gäbe - entzieht sich meiner Verfügung

Das Notwendige bekommen wir - Nur geschenkt

Selbst Vergebung kann man sich nicht kaufen

Unser Alltagsblick – auch der Gemeindealltagsblick - hat sich verhakt in den Kategorien von Geschäft, von Produzieren, im eigenen Tun.
Das hat etwas von der alten Werkgerechtigkeit:
Die Summe meiner Leistungen scheint der Ausgangspunkt für Leben zu sein
und je höher die Summe, desto wertvoller das Leben
Je mehr Geld auf dem Konto
je mehr Umsatz
je mehr und mehr - je mehr Leben: Das ist die Täuschung
So verfehlen wir das Leben – auch als Gemeinde

und da kann sich auch eine Masse in Einzelnen auflösen.

Das alles gehört ja zu unserem Leben dazu, klar,
Aber wenn nicht das Phänomen „Liebe“ Ausgangspunkt des Lebens ist, dann holt uns eine immer nur größere Leere und Einsamkeit ein.

Wir müssen den Blick wegbekommen von uns selbst – weg von einem Machbarkeitswahn
Unser Leben beginnt mit dem Beschenktwerden
Jeder neue Tag beginnt damit – der heutige hat so begonnen
jeder Atemzug ist so ein Geschenk – Keiner kann ihn machen
Mit dem gehobenen Vorhang müsste uns dieser Charakterzug überzeugen
müsste uns aufmerksamer, demütiger machen – jeden Tag neu.
Und auch forscher, widerspruchsvoller, vorbildlicher

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen –
In meins – in Ihr Herz – in das Ihres Nachbarn.

Und was für mich gilt – gilt dem anderen doch genauso.
Auch der lebt wie ich von dem Empfangen
Wie kann ich das infrage stellen durch meine Verachtung
durch Gleichgültigkeit
durch das tödliche Spiel mit Worten
durch den abenteuerlichen Umgang mit Anvertrauten – auch mit anvertrauten Geldern?
durch Neid –  worauf eigentlich, wenn wir doch das Wesentliche geschenkt bekommen?!
Da ist ein geradezu unglaubliches Glaubenspotential in unseren Gemeinden, im Glauben überall.
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen.

Ich weiß den Schalter nicht, der uns aus einer Isolierung herausführen könnte,
dass wir nicht sagen:
Als einzelner ist man völlig machtlos –

Wir sind Gemeinde – und Gott ist Liebe.
Und wir wollen nicht – vor ihm als Lügner dastehen. Auch nicht vor den Kritikern.

Der Johannes – so stelle ich es mir vor – hat seine Gemeinde ins Gebet geschickt, hat gebetet – mit ihnen – um den neuen Geist
von dem der Chor am Anfang gesungen hat.
Empfänglich werden kann heißen - um diesen Geist der Liebe zu bitten
damit er in mir, unter uns, neu wirksam ist.

Wir sind miteinander in dem Raum der Liebe / von Gott geschenkt
Für uns – so bekennt er – ist doch der Vorhang offen.
es gibt keine andere Wirklichkeit
Unsere Antwort kann doch nur die Liebe zur Schöpfung sein
Aufmerksamkeit und Wertschätzung gegenüber unseren Mitmenschen.
Warum nicht auch mit Zeichen, die unsere Gemeinde setzt,
Zeichen für die ganz andere Lebenswirklichkeit,
die sich eben nicht abfindet mit Mobbing,
mit menschenverachtenden Geschäftsgebaren,
die bereit ist, den Kürzeren zu ziehen, wenn es darauf ankommt zu zeigen, was für uns zählt.

Lassen Sie die Worte über die Liebe nicht hier in der Kirche – sondern nehmen Sie sie mit zum Kollegen, zum Chef, auf den Markt, nach Hause. Und lassen Sie uns danach suchen, wie wir sie gemeinsam mitnehmen können in unser Leben
Denn wir leben doch – Gott sei Dank – davon:

Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm  AMEN

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Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat

21.05.2020

Hannover (epd). Die evangelische Theologin und Ethik-Expertin Petra Bahr hat acht Wochen nach dem Beginn der Corona-Krise an die Eigenverantwortung der Menschen appelliert. In der aktuellen Phase der Krise mit vorsichtigeren Lockerungen werde es viel schwieriger, angemessen mit der Bedrohung durch das Coronavirus umzugehen als vorher, sagte die hannoversche Regionalbischöfin am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Kleine Abendmusik vom Turm

13.05.2020

Unsichtbar, aber voller Kraft: Jeden Mittwoch und Sonntag schallen – seit zwei Wochen schon - nach dem abendlichen Glockengeläut um kurz nach 18 Uhr Trompeten-Choräle aus dem Kirchturm in den Ort hinunter. Der Turmbläser, dessen Musik viele Menschen aus dem Umfeld der Kirche erfreut, möchte ungenannt bleiben. Wir fühlen uns reich beschenkt – und danken ihm herzlich!

Der zentrale ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges

08.05.2020
EKD-Newsletter: Die Aufzeichnung des Ökumenischen Gottesdienstes aus dem  Berliner Dom ist noch in der Mediathek der ARD verfügbar: Am Gottesdienst wirkten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit.
 
Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

Willkommen zurück: Gottesdienst in der Blankeneser Kirche!

07.05.2020

 

So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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