1. Johannes 5, 1-4

25.04.2010 | 16:49

H. Plank

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen!

 

Mein Umgang mit meiner Brille ist eine Katastrophe
Man muss sie ja mal schnell abnehmen – kurz weglegen
und ich bin immer mit meinen Fingern auf dem Glas
nach einer Weile bekommen die Dinge für mich
 immer mehr eine sanftere Zeichnung
oder Leute sprechen mich an, weil sie mir kaum in die Augen sehen können…
Wenn dann endlich die Entschleierung kommt, klart sich die Welt auf…,
sagen wir: Ich bekomme einen neuen Blick für die Dinge
Immer noch dasselbe Gegenüber – nur ein anderer Blick,
ein Durchblick vielleicht.
Es gibt nicht nur „meinen“ Brillenschleier,
es gibt ihn – diesen Schleier - bis hin zu einer geradezu blickdichten Wand

Und es gibt den neuen Blick,
wenn sich der Schleier hebt…

Unser Alltag ist voll von dem, was den Blick verschleiern kann,
was ihn verstellt
so, dass man das Leben nicht mehr ganz klar wahrnehmen kann

Und wenn man erst anfängt, das zu beschreiben, findet man kein Ende mehr
Die persönlichen Schicksale, Krankheit und Sterben
Das Leid Misshandelter, dass so stabile Wertegeber, wie die Kirche ins Wanken bringt.
Alltagsnöte, die einem ganz und gar den Weitblick nehmen können
Die Sorgen um die Zukunft,
die riesige Menschenkette gestern – ein bedeutendes und buntes Zeichen, aber eben auch ein Ausdruck großer Sorge
Griechenland, die Frage nach dem Euro – diejenigen, die mit dem Finger auf die Griechen zeigen und lieber vergessen, dass überall wüste Rechnungen auf dem Tisch liegen und Schulden schön gerechnet wurden/werden.
Ich muss das jetzt nicht alles hervorkramen
Aber das alles, vieles davon kann mich resignieren lassen.
Und dann geht es nicht nur um meine Brille
sondern um eine Sicht auf das Leben
auf Gott?!
Wie soll ich ihn – etwas von seinem Himmel – noch klar erkennen?!

Wir sind nicht allein mit diesen Fragen
Der Gemeinde des Johannesbriefschreibers droht solche Unschärfe nicht nur von außen, sondern mitten aus der Gemeinde.
Da sind Leute, die den Glaubensgrund infrage stellen
wo nicht mehr geredet, gerungen wird, um eine gemeinsame Sicht.
(Doketismus)
Neben inhaltlichen Fragen spielt auch das Geld eine notvolle Rolle.
Einflussreiche und reiche Leute – stehen dahinter – und die Gruppe um den Briefautor fühlt sich verraten und verkauft

Unser Alltag ist voll von dem, was den Blick verschleiern kann

In einem Kraftakt geradezu möchte der Schreiber den Schleier heben.

LESUNG 1. Johannes 5, 1-4
1 Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. 2 Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. 3 Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. 4 Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

Er zeigt dabei nichts Neues
Er zieht den Schleier und zeigt:
Das ist Gott
Seinetwegen sind wir doch hier zusammen
darum seid ihr – Gemeinde.

Wir alle sind von Gott
Gott ist wie unsere Eltern, die uns das Leben geschenkt haben
 uns – und allen Menschen

Und hinter dem Schleier soll Euch klar sein:
 Weil wir von Gott sind, darum sind wir Geschwister –
 unser Geschwistersein haben wir von Gott.

Keins der Probleme verschwindet dadurch
Sie werden wahrscheinlich – wenn der Schleier weg ist - noch deutlicher
 aber der Gotteszusammenhang     viel stärker als alles
Dieser himmlische Zusammenhang besteht.

Ich sage es Euch in Gottes Namen zu – so höre ich den Schreiber

Wir sind Geschöpfe Gottes – auch mit all den Lebensrätseln, die wir beschreiben müssen.
Und
Wir sind Geschwister.
Geschwister bestimmt untereinander – soll bestimmen – ein geschwisterliches Miteinander –
Spezialwort: die Liebe –
 Nächstenliebe können wir auch sagen

Wenn wir das unser Miteinander beschreiben
kann Gott nicht draußen vor bleiben
Von ihm stammen wir ja ab
Unser Verhältnis untereinander hat es immer auch mit dem Verhältnis zu Gott zu tun.
Wenn wir das nicht sehen, senkt sich schnell wieder der Schleier
dann ist da unser Leben – unsere Lebenslinie und die unendliche Liste der Schwierigkeiten – und die Gottesverwandtschaft tritt zurück.

Der Schreiber ist überzeugt:
Das Verhältnis zu Gott kann nur Dankbarkeit sein.
Unser Gott!
der uns liebt – dem wir uns verdanken,
den wir lieben

Und was ist das: Gott lieben?
Nichts anderes, so der Johannesbriefschreiber, als ihn ernst nehmen
und die ernst nehmen, die von ihm geboren sind.
 Nächstenliebe also.
Johannes fügt alles zusammen, Himmel, Erde, Mensch, Mitmensch und Gott
und zeigt den Grund,
den Hintergrund auch für den Sonntag Jubilate
den Grund unseres Lebens:
Ihr könnt jubilieren
glücklich sein
Ihr könnt strahlen vor Freude –
Im Bild:
Seht auf zum Himmel – Gott sieht Euch liebevoll an.
Nichts gibt es, was uns aus diesem liebevollen Blick lösen könnte
Wir sind aus Gott geboren.
Wir glauben Jesus – trauen ihm mit seiner Botschaft von der Liebe Gottes. Setzen mit ihm darauf:
Wir sind Gottes Kinder! Gottesverwandtschaft.
Wer sich darauf einlässt, wird keine höhere, tiefere, umfassendere Beschreibung seines Lebens finden.
Kinder des Schöpfers.
Ostern hinter uns:
Kinder des Gottes, dessen Kraft an keiner Stelle zerbricht, auch am Tod nicht.
Nöte, Krankheit, Sorgen gehören zu uns – man schaue nur auf das Kreuz Jesu
aber selbst sein Kreuz hebt Gott auf, wie in zwei großen Händen
Keine Antwort auf alles, aber eine Güte, die alles umschließt
Ich frage Sie:
Kann es einen größeren Anstoß geben, nun auch den Fremden,
den Schwierigen mit dieser himmlischen Wertschätzung zu begegnen?

Der Schreiber nimmt sich seine Leser richtig vor und sagt dann:
Ihr bekennt zwar „“Wir sind alle Geschwister“ und sagt auch „Gott ist uns überaus wichtig“, oder “wir verdanken uns Gott, wir lieben Gott“
und dann geht ihr aus der Kirche – trefft Frau Sowieso oder Herrn xy und habt aus dem Stand vergessen „Wir sind alle Geschwister“

Ich zeichne Euch kein romantisches Bild – ich fordere Euch heraus damit
Es ist Gottes Gebot
Gott lieben und seine Gebote halten – das ist eins
und seine Gebote kommen in dem einen zusammen:
Ihn lieben und den Nächsten.
Unserem Verhalten ist das wie mit einem Stempel aufgedrückt
und was draufsteht, das soll auch gelebt werden.
Wir sind alle Gottes Geschöpfe.

Darum macht aus Eurem Glauben keine fromme Zitatensammlung
 „Ich liebe Gott“ – „Wir sind Geschwister“
sondern geht hinaus und lebt es – am besten fangt hier gleich damit schon an.

Das heißt ja nicht, dass man nun Ja und Amen zu allem sagen muss,
dass der andere automatisch immer Recht hat.
Es gehört Klarheit zu einem geschwisterlichen Leben – und manchmal auch das Nein,
der kreative Protest, wie wir gestern mit der Menschenkette gesehen haben
manchmal sind die unterschiedlichen Wege wichtig – in Frieden betreten – und auch Trennung (wie wir es jetzt bei den katholischen Brüdern erleben) kann notwendig werden.
Das aber ohne die Wertschätzung aufzugeben –
eher – um sie zu gewinnen
Zu ihr gibt es keine Alternative – jedenfalls nicht für Gotteskinder.

Und dann fährt der Schreiber fort – als wenn er ahnt, dass die Leser aufseufzen: Die Gebote Gottes sind nicht schwer.

Der Schleier will sich heben  – Seht Ihr nicht die Gottesverwandtschaft

Ein alter Interpret schreibt zu dieser Stelle:
„Gott fordert von dir, o Seele… nichts Lästiges, Verwickeltes oder schwer Ausführbares, sondern etwas durchaus Einfaches und Leichtes.“ Philo

Ihr traut doch auf Eure Herkunft aus Gott.

Das schenkt Euch die Kraft die Welt zu überwinden.

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Das ist vielleicht ein wenig triumphalistisch ausgedrückt.
aber es heißt einfach.
Ohne Schleier hat unser Leben ein ganz anderes Vorzeichen.

Und wir Glaubenden dürfen das leben.
Und dürfen das heute wieder neu leben: Wir sind doch in der Hand Gottes!

In ihm ist Freude – so tief, dass sie gelten darf auch - in allem Leide.
Nehmt doch die Nöte
seht sie selbst an  aber in dieser     Wechselbeziehung

Nehmt doch Herrn xy und Frau Sowieso
und akzeptiert diese Geschwisterschaft –
ob sich nicht der Sieg zeigt,
nämlich der neue Friede, Trost, Gemeinschaft,
Überwindung von Resignation – eine neue Verantwortung in dieser Welt und in unserer Kirche

Baut keine zweite Welt auf
 Auch draußen auf dem Markt gilt das Gebot
 – und sein Gebot ist nicht schwer.

Liebe Gemeinde,
ich habe Ihnen einen kleinen Schleier auf den Gottesdienstzettel geheftet.
Vielleicht nehmen Sie ihn mit
 und heben ihn ab und zu auf.
… dass sich der Schleier hebt
Dann muss doch sichtbar werden, was um Gottes Willen gilt:

Wir sind Teil der Gottes Schöpfung – wir sind Gottes Kinder
und untereinander sind wir Geschwister.
Amen

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