1. Korinther 15, 12-20

05.04.2010 | 16:27

Klaus-Georg Poehls

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen.

Es ist wieder soweit, dass ich mit den Konfirmanden, die im Mai konfirmiert werden, beim Apostolischen Glaubensbekenntnis angelangt bin. Und in der letzten Woche war die Aufgabe, jeden Satz, jedes Wort daraufhin anzugucken, ob die Jugendlichen es laut und überzeugt mitsprechen können, weil sie es denn verstehen und glauben. War das der Fall, so sollten diese Worte und Sätze unterstrichen werden. Und dann sprachen wir auch gemeinsam das Bekenntnis und nur was unterstrichen war, wurde mitgesprochen, ansonsten wurde geschwiegen. Lautstärke wurde so zum Gradmesser des rechten apostolischen Glaubens. Und Schweigen breitete sich aus, wenn es um die Auferstehung Jesu am dritten Tag und um die allgemeine Auferstehung der Toten ging. Ostern als Fest der Auferstehung kam noch schlechter weg als Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Das scheint nicht schlimm, wenn es nur um wenige Worte im Glaubensbekenntnis geht, und wenn Ostern doch soviel mehr bietet: Osterfeuer, langes Wochenende, gutes Essen und heute sogar, zum österlichen Finale, unseren Gospelchor.

Ein zweiter Praxisbericht: Schon öfter kam es bei Beerdigungen vor, dass zwei Glaubensweisen hart aufeinander schlugen. Es wird gelesen, es wird gepredigt, dass ein verstorbener Mensch nicht verloren, sondern bei Gott ist. Es wird versucht, Bilder vom ewigen Leben zu zeichnen, die Hoffnung groß werden zu lassen. Und dann hält ein Verwandter, ein Freund eine Rede und sie endet in etwa dem Sinne, dass nun alles aus sei und der oder die Verstorbene nur in der Erinnerung weiterlebe.
Anbei: welch eine Angst muss es sein, dann das Gesicht eines lieben Menschen oder seine Stimme nicht mehr zu erinnern.

Was bedeutet Auferstehung Christi und Auferstehung der Toten nicht nur als behaupteter Bekenntnissatz, als theologische Richtigkeit, sondern für mein Leben, für meinen Glauben?

Die Antworten auf diese Fragen sind unterschiedlich und umstritten, seitdem die ersten Christen ihr grundlegendes Bekenntnis in die Welt trugen: „Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“

Und wer diesem Satz nicht folgen kann, der zählt für Paulus zu den „elendesten unter allen Menschen“. Starker Tobak – sicher auch für einige unter uns. Ein Werturteil wie dieses steht Christen nicht zu – nicht zu anderen Religionen hin und nicht untereinander. Ich kann nur für mich selbst bedenken, was mir der Glaube an die Auferstehung wert ist und wie ich persönlich dastände ohne ihn. Immerhin weist die Rede von den „elendesten unter allen Menschen“ darauf hin, dass für Paulus Entscheidendes, ja Lebenswichtiges verloren geht, wenn Auferstehung von den Toten nicht geglaubt werden kann. Was mag das sein?
Paulus ringt um Worte – und fängt nicht sehr beeindruckend an: „Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?“
Nach dem Motto: Hallo? Ich predige und es wird nicht geglaubt? Meine Predigt von Auferstehung wird nicht als Faktum der Auferstehung hingenommen?
Ich denke mich unter die Predigthörer des Paulus und ahne Spott à la Christian Morgenstern: „…und also schließt er messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf“.

Paulus versucht es weiter: „Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.“  
Naja, die vergebliche Predigt scheint mir der Normalfall und wird für viele Gläubige damals wie heute nur das Gefühl bestärken, von den Kanzeln käme kaum Neues, kaum Wegweisendes.
Aber wieso soll mein Glaube vergeblich sein, wenn er nicht Auferstehungsglaube ist? Paulus weiter: „Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“

Wenn Glaube halt macht an der Grenze dieses Lebens, wenn meine Hoffnung verhaftet ist auf lebens-länglich, wenn mein Vertrauen sich erschöpft auf Diesseitigkeiten, wenn mein Zutrauen auf Gott sich beschränkt auf die Grenzen, die der Tod setzt, wenn Vollendung und Heilung sich nur hier vollziehen können, nur in diesem Leben, nur in der begrenzten Zeit, die ich auf Erden bin, wenn meine Toten nur so lange leben, wie ich sie erinnere, wenn Jesus nur Vorbild ist – und in seiner ethischen Radikalität, die auf Gewalt verzichtet und auf Feindesleibe setzt, ein für mich viel zu großes Vorbild - , dann verhallte schon Jesu Schrei am Kreuz „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ entweder ungehört in einem leeren Weltengebäude, in dem kein Gott ist, oder er kam an bei einem Gottchen, das irgendwo in diesem Weltgefüge einen kleinen Ort vom wirklichen Herrn und Meister zugewiesen bekommen hat – vom Meister Tod. Und alles wird er durchstreichen, jede Beziehung zu einem Ende führen, die zu mir selbst, die zu anderen Menschen hin, die zu Gott. Absolute Beziehungslosigkeit, Lieblosigkeit.
„Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“ Paulus hat keine Argumente, er hat nur diesen Glaubenssatz, an dem er sich festhält. Er glaubt an eine Wirklichkeit, an eine Kraft, die aus der Dunkelheit ins Licht, aus dem Nein ins Ja, aus dem Tod ins Leben führt. Er glaubt an eine Beziehung zwischen Gott und Mensch, die Gott nicht aufgibt in seiner Treue, in seiner Liebe. Und es verliert Jesus nicht, und es verliert der Mensch nicht sein Gesicht, behält seine Geschichte, sein Gelingen und Scheitern, seine Größe und sein Elend, bleibt konkretes Gegenüber der Liebe Gottes – bleibt es.
Wenn also von „leiblicher Auferstehung“ geredet, wenn der Begriff „Leib“ verwendet wird, dann deshalb, weil „Leib“ sowohl im Aramäischen wie auch im Griechischen über „Körper“ hinaus die Bedeutung von „konkreter Person“ umfasst. Ausgedrückt werden soll mit diesem Sprachbild also, dass Auferstehung einem Menschen in seiner Identität widerfährt – als er-selbst wird er bei Gott sein. Ein Eingehen in eine Weltenseele, ein Sich-Auflösen in eine Energie oder andere Vorstellungen, die zwar ein Weiterleben ausdrücken, aber nicht ein Weiterbestehen des einmaligen von Gott gewollten Ich passt nicht mit den Vorstellungen einer „leiblichen“ Auferstehung überein. Und passt nicht zur Liebe Gottes, die Beziehung will und nicht Aufgabe.

Nichts ist ausgelöscht, verloren, nichts in diesem Leben ist wertlos für das andere Leben, alles findet Heilung oder Vollendung – manches schon jetzt, schon bald;  alles dort, wohin Jesus gegangen ist.

Gott ist und bleibt der Handelnde, Gott lässt seine Menschen auch im Tode nicht „in Ruhe“. Hier erst, im Tode, kann er sich endgültig  offenbaren als wahrer Gott, der Herr über den Tod ist, indem er Leben schafft, indem er aus dem Nichts ins Dasein ruft. Für den Glauben ist die Auferstehung also erst die Vollendung des Gottseins Gottes und zugleich das große Ja Gottes zum Leben.
Jesus hatte doch dieses große Ja Gottes geglaubt und gelebt und andere in dieses Ja hineingenommen; an ihm war doch abzuspüren und nachzuleben, wie Gottes Ja aussieht. Und wie Gott sich im Leben Jesu abbilden ließ, so nun auch in Jesu Tod. „Nichts kann uns trennen von den Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ wird Paulus deshalb auch noch an die Gemeinde in Rom schreiben. Größer kann ich kaum hoffen, aber kleiner kann ich Gott nicht glauben.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist, tiefer und weiter geht als all unsere Vernunft bis hinein in das Leben bei Gott, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Amen.

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