1. Mose 28, 10-19a

06.09.2015 | 12:00

Liebe Gemeinde, liebe neue Konfirmandinnen und Konfirmanden,

die Bibel träumt. Sie träumt von einem Gott, der die Welt gut geschaffen hat, der

seinen Menschen nahe ist, so dass sie in Frieden miteinander und mit den Pflanzen

und Tieren der Welt leben können. Sie träumt vom Shalom, vom Frieden in einer

Welt des Friedens. Und  sie träumt von Menschen, die Verantwortung übernehmen für diesen Shalom, die sich nicht hinter den anderen verstecken, die sich auch nicht hinter Gott verstecken, sondern die sagen: „Frieden fängt mit mir und mit uns an. Dafür treten wir ein.“

Eine der berühmtesten Reden, die jemals gehalten wurden, spricht vom Traum der Bibel: Martin Luther King, amerikanischer Bürgerrechtlicher und Pastor, hat sie gehalten und darin heißt es: „Ich habe einen Traum, dass wenn wir die Freiheit erschallen lassen - wenn wir sie erschallen lassen von jeder Stadt und jedem Weiler, von jedem Staat und jeder Großstadt, dass wir dann den Tag beschleunigen können, an dem alle Kinder Gottes sich die Hände reichen und die Worte singen können: „Endlich frei! Großer allmächtiger Gott, wir sind endlich frei!“.

 

Manchmal gleicht die Bibel ihren Traum mit der Realität ab, mit dem, was tatsächlich auf unserer Welt geschieht. Denn sie ist nicht weltfremd, sie kennt alles, was Menschen einander antun können. Und dann klagt die Bibel diese Schandtaten mit den Worten ihrer Propheten an und dann betet sie mit den Psalmen um Hilfe in der Not, vergreift sich manchmal in den Worten, sät Unfrieden, verflucht Andersgläubige, nimmt Gott nur für sich in Anspruch.

 

Das ist verständlich, denn sie ist von Menschen geschrieben. Sie beschreiben mit ihren Worten, wie sie ihren Glauben verstehen, wie sie Gott und sein Wirken wahrnehmen – in ihrer Zeit.

 

Und die liegt schon lange zurück. Die Geschichte von Jakob und seinem Traum, die wir eben hörten, wurde schon vor 3000 Jahren an den Lagerfeuern der Beduinen erzählt. Eine völlig andere Welt in einer völlig anderen Zeit. Selbst wenn jemand von Euch schon einmal auf einem Kamel geritten ist, so hat er keine Ahnung, was Kamelhaltung vor 3000 Jahren bedeutet hat, oder?

 

Auch damals konnte niemand Gott hören. Die Menschen mögen bessere Ohren gehabt haben, aber das beste Ohr kann nicht Gottes Stimme hören. Denn Gott spricht nicht. Er ist kein Mensch und niemand von uns hat ein Spezialorgan in sich, das Gottes Stimme hören könnte.

 

Und doch finden sich in der Bibel Worte, die mich an-sprechen, die für mich schön sind, die ich mitnehmen will in eine Zeit meines Lebens, weil ich meine, sie tragen mich, sie geben mir Halt und weisen mir den Weg. Es sind Worte, die mir in einem bestimmten Moment, in einer ganz bestimmten Situation zu Worten Gottes werden. Vielleicht wird es Euch, den „Neuen“ so gehen, wenn Ihr Euch auf die Suche nach Eurem Tauf- oder Konfirmationsspruch macht.

 

„Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“ Worte, die Jakob, der Stammvater Israels, im Traum hört, Worte Gottes, traumhaft schöne Worte, wie ich meine. Der Himmel steht Jakob offen; er sieht die Himmelstreppe, auf der Engel hinauf und hinab steigen und hört, wie Gott ihm verspricht, bei ihm zu sein und ihn zu behüten.

Und solche Worte finden ihren eigenen Weg ins Bewusstsein eines Menschen, sei er jung oder alt. Und sie schenken Vertrauen und Geborgenheit.

 

„Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“

Wo diese Worte als Gottesworte erklingen, entsteht eine Gemeinschaft, die Grenzen hinter sich lässt und sich nur Gott und dem Leben verbunden sieht. Grenzen der Konfession und auch der Religionen werden nachrangig. Denn das biblische Buch, aus dem sie stammen, das 1. Buch Mose, ist ja ein jüdisches, das wir als Christen auch in unseren Heiligen Schriften haben. Und Muslime erkennen Jakob als einen rechtgeleiteten Propheten Gottes an.

 

Jeder von uns weiß, was es ganz persönlich bedeutet,  wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, wenn ich mich neu finden muss, neu zurecht finden muss an einem anderen Ort, in einer anderen Lebenssituation. Das kann ein Klassen- oder Schulwechsel sein wie ein Umzug, das kann der Weg in das Jugend- oder Erwachsenenalter sein wie der Weg ins Alter oder in die Schwäche. Und das kann auch der Beginn der Konfirmandenzeit sein.

Und jeder von uns weiß auch, wie gut es tut, dann einen Menschen neben sich zu haben, der einfach da ist und Mut macht. Und von diesem Menschen fließt mir Kraft zu, das Vertrauen wächst, ich traue mich aufzublicken und aufrecht loszugehen. Das ist auf der Ebene des Glaubens nicht anders. Wir vertrauen uns Gott an, wir trauen ihm zu, dass er da ist, wo immer wir hin müssen und dass es keinen Ort gibt, an dem er nicht mehr mit uns ist.

 

Beim diesem Gottvertrauen fängt Glaube an und will sich dann entwickeln, will seine Form finden, seine Rituale und Texte, in denen er sich beheimatet, seine Musik, in der der Glaube anfängt zu singen, seine Gedankengebäude, in denen er sich verantwortet vor dem Verstand, vor anderen Religionen und vor dem Weltgeschehen.

Er baut sich eine Gemeinschaft auf, in der er leben kann, sich weiterentwickeln kann, nicht auf stehen bleibt. Wir nennen diese Gemeinschaft Kirche und Gemeinde. Wir laden Euch ein, dazu zu gehören.

In unserer Geschichte hieß es: „Jakob sagte: Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels. … Dann gab er dem Ort den Namen Bet-El, das heißt Gotteshaus.“

 

Bet-El ist hier und jetzt. Wir bewegen uns anders in dieser Kirche, diesem Gotteshaus: bekreuzigen uns, stehen auf, wenn etwas vorgelesen wird, bleiben stehen vorm Altar, reichen einander nachher die Hand. Das ist keine kirchliche Morgengymnastik, sondern da drückt sich unser Glaube aus. Und wir verstehen uns anders: als Gemeinde, als Menschen, die gemeinsam singen, hören und beten.

Denn unser Glaube hat einen ziemlichen Drang zu anderen Menschen hin. Einen Drang, der auch Grenzen überwindet, die wir selber zu anderen hin geschaffen haben. Christlicher Glaube braucht Gemeinschaft und schafft Gemeinschaft. Jeder Mensch hat seinen eigenen Glauben; ein Christ hat seinen Glauben in der Gemeinde, in der Kirche. Und es lohnt sich zu entdecken, wie unsere Gemeinde versucht, den Glauben zu leben.

Denn wenn Jakob im Traum Gott hat sprechen hören, dann stellt uns ein weiterer Menschen diesen Gott vor: dieser Vorsteller Gottes ist für die Christen Jesus, der Christus.

Wo von Gott die Rede ist, da ist für uns Jesus in der Nähe; und wo Jesus nahe ist, da ist Gott zuspüren. Deshalb ist uns dieser Mann Jesus von Nazareth, deshalb sind uns seine Worte und Taten so wichtig. Ihr werdet ihn kennen lernen. Und mit ihm Gott, der sich einer und einem jeden hier mitteilen will als einer, der „spricht“:

„Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“

 

 

 

 

 

 

 

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