1. Petrus 1, 3-9 | Quasimodogeniti

11.04.2010 | 17:25

Th. Warnke

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Mit diesem Text, liebe Gemeinde,  werden wir angesprochen als Menschen, die tief verwurzelt sind in einem großen Glauben. Wir dürfen uns eingeladen fühlen, diesen Text an uns gerichtet zu verstehen. Und der Verfasser meint es gut mit uns. Er verheißt uns Seligkeit für unsere Seelen: Glück, Freude, Entzücken, Lust... – all das klingt mit in diesem Wort Seligkeit. Und dieser Freudentaumel fegt uns durch den Text...

Wir sind die Wiedergeborenen... Gott hat uns etwas Neues geschenkt. Eine lebendige Hoffnung, die Aussicht, nach dem Ende unseres Lebens, nach dem Tode - Anteil zu haben an dieser Seligkeit Gottes.

Zwar: Es gibt noch einige Prüfungen, Unwegsamkeiten, Anfechtungen im Glauben zu bestehen, doch dann – wenn das Ende der Zeit gekommen ist – wird nur noch Freude sein. Größere Freude, als alles Irdische, Vergängliche, Materielle uns jemals schenken könnte.

Und das alles wird uns zuteil durch die Auferstehung Jesu von den Toten.

Ich weiß noch sehr genau, dass ich als Jugendlicher so einen Text nicht ohne weiteres auf mich hätte beziehen können. Ich fühlte mich nicht dazugehörig, nicht angesprochen, weil ich nicht glauben konnte, dass Jesus tatsächlich und leiblich von den Toten auferstanden sei. Ich hätte gerne dazugehört, zu dem Kreis der Menschen, die so freundlich und mit soviel Freude bedacht werden... Aber mein Denken, mit dem ich mir so eine Auferstehung von den Toten einfach nicht erklären konnte, nicht naturwissenschaftlich, nicht logisch... - warf einen manchmal recht „garstigen Graben“ auf.

Nun hatte ich in meiner Konfirmandenzeit einen Lehrer, einen Pastor, der uns etwas über das Verstehen biblischer Geschichten erzählte. Er sagte, die Bibel sei eigentlich so etwas wie ein Bilderbuch. Man müsse die Bilder in den Geschichten entdecken und versuchen, diese Bilder zu deuten und zu erklären, die Glaubenserfahrung hinter und in diesen Bildern neu beleben.

Denn jede Zeit hat ihre eigenen Bilder, Verstehensrahmen, Interpretationsmuster, um Erfahrungen auszudrücken und überhaupt sprechbar und mitteilbar zu machen...

Seit den Kreuzfahrerzeiten wird der Auferstandene als der strahlenden Sieger in aller Öffentlichkeit dargestellt. Ein Bild aus einer bestimmten Zeit, das überhaupt nicht biblisch ist.

Mathias Grünewald hingegen lässt auf seinem Altarbild dem Auferstandenen seine irdische Gestalt, so wie in den Auferstehungszeugnissen der Bibel berichtet wird, wenn auch das Angesicht Christi nahezu verschmilzt mit dem Lichtschein um ihn herum. Zeichen einer Verwandlung... Paulus spricht von dem himmlischen Leib, dem verwandelten...

Die Erfahrung, dass Gott Jesus wiedererweckt hat von den Toten, hat offensichtlich so eine verwandelnde Kraft. Sie verwandelt Bilder, Gesichter und Angesichter. Sie verwandelt die Sicht auf die Dinge und auf die Wirklichkeit. Weil mit dieser Erfahrung die Grenzen unserer Wirklichkeit aufgelöst werden. Im Petrusbrief hören wir von der Wiedergeburt zu einer lebendigen Hoffnung. Was für eine Verwandlung.

Ich habe übrigens in der vergangenen Woche eine ganz andere erstaunliche Verwandlungsgeschichte gehört, die mir so nicht bewusst war.

Ein Imker, der in der Schule hilft eine Bieneninsel zu schaffen, erzählte uns - einer Gruppe von Eltern, Lehrern und Schülern - etwas über das Leben der Bienen. Die Entwicklung vom Ei zur Larve bis zur Biene. Ähnlich wie eine Raupe spinnt auch die Bienen-Larve einen Kokon. Eingesponnen in diesem Kokon löst sich nun die Zellstruktur der Larve komplett auf; der Imker sprach wörtlich von einem undefinierbaren Zellbrei, der sich schließlich ganz und gar neu zusammensetzt zu einer Biene. Eine Metamorphose. Was für eine Verwandlung.

Und irgendwie auch nichts anderes, als ein Bild für eine andere Wirklichkeit hinter der Oberfläche, hinter dem, was wir oft vorschnell, weil verstehbar, erklärbar und rational für die eigentliche Wirklichkeit halten.

Die Bibel erzählt uns von der Wirklichkeit Gottes. Eine Wirklichkeit hinter unserer Wirklichkeit als den Urgrund alles Seins, oder mit den Worten des Petrusbriefes, als die Freude der Seelen Seligkeit.

Es ist die Kraft dieser biblischen Bilder, dass sie uns diesen Urstrom des Lebens als die Liebe selbst beschreiben: Gott ist diese Liebe, Gott ist der uns Zugewandte, der uns Wohlgesonnene. Das Urprinzip aller Entstehung dessen was ist, ist die Liebe. Und die ist bedingungslos. Das ist das Vorzeichen vor unserer Welt, vor unserem Leben und vor allem, was lebt: Es hängt nicht an bestimmten Konstanten des Glaubens, nicht an  Bedingungen, unter denen sich etwas erfüllt; der Glaube an die Auferweckung Jesu ist nicht die Voraussetzung für die Seligkeit der Seelen. Die Auferweckung Jesu, dieses Wunder der Ostergeschichte zeigt uns, lässt uns erkennen und macht uns etwas von Gottes Sein und seiner Wirklichkeit in unserer Wirklichkeit sichtbar. Das Leben, das sich aus dem Dunkel des Todes zu neuem Leben verwandelt.

Da erzählen uns Bilder von einer bilderlosen Wirklichkeit. Weil wir Menschen so sind, und Geschichten und Bilder brauchen, und lieben. Auch Thomas, der Jünger Jesu, musste Jesus sehen, ihn hören und ihn anfassen, um zu glauben. Vielleicht auch deshalb, um anderen von diesem Nichtbild der Liebe zu erzählen.

...ihr habt ihn nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht.

Von dieser Liebe Gottes zu wissen, sie manchmal vielleicht nur zu ahnen, manchmal zu spüren, auf sie zu vertrauen, natürlich auch manchmal an ihr zweifeln, wenn nicht gar verzweifeln, - und diese Liebe Gottes, die man erfahren hat, von der man gehört hat, die man erlebt hat – diese Liebe Gottes dann zu verwandeln in eine Haltung, mit der man dem Leben und allem Lebendigen selbst mit Liebe begegnet: dieses unermesslich Große steckt in diese kleinen Satz.

Es ist eine Haltung, eine innere Haltung, die der Wirklichkeit Gottes ein Gegenüber sein  kann. Mit der man nichts weiter tun braucht, als sie zu leben.

In Italien lebte ein Mann, der ein Lebensgenießer war, an jedem Tag, der ihm geschenkt wurde, in jedem Jahr seines Lebens.

Nie verließ er nämlich das Haus, ohne sich zuvor eine Handvoll Bohnen in die Jackentasche zu stecken. Er nahm sie mit sich, um die kostbaren Momente des Tages bewusster wahrzunehmen, zu „verkosten“ und auch: um sie besser erzählen zu können

Für jedes Erlebnis, dass sein Herz und Sinne, Geist und Leib erfreute, ließ er eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Und manche Begebenheiten waren ihm gleich zwei oder drei Bohnen wert.

Abends setzte er sich dann vor sein Haus, nahm die Bohnen aus der linke Tasche und besann sich auf die „Geschenke“ des Tages. Er zelebrierte diese Minuten.

Und sogar an einem Tag, an dem er bloß eine Bohne zählte, war ihm der Tag ein gelungener, ein gelebter, für den er froh war, da zu sein.

 

Amen

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