12. Sonntag nach Trinitatis 1. Korinther 3, 9-15

07.09.2014 | 22:41

Predigt über 1. Korinther 3, 9-15

Paulus schriebt an die Gemeinde in Korinth: (1. Korinther 3, 9-15)

(9) Denn Gottes Mitarbeiter sind wir; Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr.

(10) Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.

(11) Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

(12) Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut,

(13) so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer erweisen.

(14) Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen;

(15) wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.

Liebe Gemeinde,
so einfach, wie das mit dem Fundament in einer Gemeinde in den Worten bei Paulus hier klingt, war es damals gewiss nicht, nicht in Korinth - und in der Geschichte der Kirche ist es das auch nie gewesen.

Der berühmte Satz: Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. - klingt beim ersten Hören nach verständiger Einigkeit und gelebter Harmonie, dabei schreibt Paulus diesen Brief hinein in einen Streit, der die Gemeinde fast zerrissen hätte.

Paulus sieht sich damit konfrontiert, dass nach ihm verschiedene Lehrer in Korinth gewirkt haben, die alle etwas anderes gelehrt haben. Und nun drohen Spaltungen. Dagegen führt Paulus an, dass der Grund, auf dem alle aufbauen, doch immer derselbe ist, Jesus Christus.

Aber – ganz ehrlich - was ist damit gesagt!? Man kann Jesus Christus so verschieden sehen und verstehen.

Das ist auch uns durchaus nicht unbekannt.

Man braucht in der Kirche nur anfangen, über Jesus Christus zu sprechen, und schon sind die unterschiedlichen Meinungen da, manchmal sogar Fronten.

Bis zu den Sommerferien hat eine Gruppe aus der Gemeinde das Jesus Buch von Hans Küng gelesen. In diesem Buch skizziert er zu Beginn einige gängige Jesus Bilder: Jesus der Revolutionär, der Mönch oder Priester,  aber dieser Sammlung fügen sich nahtlos noch weitere Bilder an: Jesus der Pazifist, der Sozialreformer, oder Jesus, der neue Mann... , für Albert Schweitzer war er ein ethisches Vorbild, dem man nacheifern sollte. usw. usw.

Schon in der frühem Kirche suchte man Bilder, Formeln und Worte, um diesen Christus zu beschreiben.

Frühe Konzilien fanden die Formel: wahrer Mensch und wahrer Gott, und zwar so, dass die göttliche und die menschliche Natur in ihm ungetrennt und unvermischt waren.

Das klingt für uns heute fremd, damals diskutierte man darüber öffentlich - so wie man in der Zeit der Friedensbewegung darüber diskutierte, ob Jesus sich zum Urbild des Pazifisten eigne.

Häufig waren die Auseinandersetzungen um diese Christusformulierungen von heftigen Streitereien begleitet, manchmal sogar auch von Gewalt. Kirchenspaltungen waren die Folge.

Ein sehr nachhaltig prägend Christus-Bild schuf Anselm von Canterbury.

(Horst Gorsky schreibt dazu:)  Im 11. Jahrhundert trat der Theologe mit einer Lehre über Christus hervor, die als "Satisfaktionslehre" in die Geschichte eingegangen ist. Danach sei der Tod Jesu zu unserem Heil notwendig gewesen, weil die Sünden der Menschen Gott beleidigt hätten und Gott dafür ein Opfer zu seiner Genugtuung gebraucht habe. Dieses Sühneopfer habe Christus am Kreuz erbracht. Diese Lehre hat den Glauben der folgenden Jahrhunderte tief geprägt.

Viele Lieder unseres Gesangbuches sind von diesen Gedanken beeinflusst.

Dieses Bild ist seiner Zeit geschuldet. Man findet es an keiner Stelle so in der Bibel. Darum wird es auch seit der Aufklärung als unbiblisch kritisiert.

Wir alle haben unsere Vorstellung von Jesus Christus. Manches ist übernommen aus Büchern oder Vorträgen, aus dem, was man gehört oder gelernt hat, - anderes davon ist vielleicht gewachsen aus einer tiefen Erfahrung heraus. Und so verschieden die Bilder und Vorstellungen sein mögen, sind sie doch der Grund, weshalb wir und weshalb Menschen in einer Kirche zusammen kommen.

Darin hatte Paulus recht. Seine Mahnung, dass Jesus das Fundament einer Gemeinschaft sein soll, hat die Kirche Jesu Christi wachsen lassen.

Und so mühsam die Diskussionen und Gespräche darüber manchmal auch sein mögen. Sie halten die Gemeinschaft lebendig und zusammen.

Und gleichzeitig lehrt der Blick in die Geschichte, dass es noch nie, zu keiner Zeit, auch nur ein – und dann auch noch das  „richtige“ Bild - von Jesus Christus gegeben hätte. In seiner Tiefe wird dies immer ein Geheimnis bleiben.

Der Dominikaner Mönch Yves Congar, seinerzeit einer der großen Vordenker im 2. Vatikanischen Konzil, engagierte sich Zeit seines Lebens leidenschaftlich für eine Kirche, die ihre Tradition immer wieder neu in der jeweiligen Zeit hinterfragt, neu formuliert, die sie größer denkt, erweitert und eben nicht stehenbleibt bei festgelegten Vorstellungen und Bildern - und in unumstößlichen Glaubenssätzen.

Congar spricht an einer Stelle von dem „Christus, der entstehen muss.“ Er sagt: „In Christus ist alles enthalten, aber er war nicht alles, genauso wenig, wie er alles gelebt hat.

Es gibt einen Christus, der noch entstehen muss, der zum Entstehen gebracht werden muss, und zwar durch eine Kraft, die ganz aus seiner geschichtlichen Menschwerdung und aus seinem Kreuz kommt, aber auch (…) aus unserem Beitrag und unserem Tun, in denen unser Anteil an seinem Geheimnis besteht.“

Es geht dabei nicht darum, Christus in die Vielfältigkeit und zum Teil Beliebigkeit dieser Welt einzuzeichen und in ihm einen Prototyp eines neuen Zeitgeistes zu entdecken. Andersherum: Vielmehr diese Welt – und dann auch mit manchen zeitgeistigen Strömen – in die Christuswirklichkeit hineinnehmen. Uns selbst – in dieser Zeit und in dieser Welt - hineinnehmen in diesen Christus. Da entsteht Christus neu, da wächst dieser Christus. Und da bauen wir mit, an dem was Paulus etwas später in seinem Brief an die Korinther den Leib Christi nennt, der sich aus verschiedensten Gliedern zusammensetzt: aus unterschiedlichsten Gaben und Begabungen, aus Freude, Lachen, Tränen und Schmerz, und eben auch aus dem, was unsere Welt gerade ausmacht, was in unserer Welt gerade passieret. Damit bauen wir – damit bauen wir mit am Leib Christi.

Hier – in unserem Text, sagt Paulus:

Wenn aber jemand auf den Grund  - also auf Christus - Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut,

(13) so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer erweisen.

Man hört einen strengen Unterton. Paulus ist verzagt, er war als Person durchaus auch verbissen und leidenschaftlich: Seine Gemeinde, die er mit aller Kraft seines Herzens gegründet hatte, drohte in eine andere Richtung zu kippen.

Und er sagt. Das Bild, das ihr von Christus baut, das ihr von einem Gemeindeleben baut, von einem Miteinander, - dieses Bild wird in den Prüfungen des Alltags  - Paulus spricht vom Feuer -  bestehen müssen, in den Geschichten und Schicksalen des Lebens. Und da wird sich zeigen, ob es – symbolisch gesprochen – aus Gold oder Silber, aus Holz, Steinen Heu oder Stroh entstanden ist.

Paulus ermutigt zum kreativen Bauen, aber nicht zu einer Beliebigkeit. Und nicht zu einer Gleichgültigkeit.

Ihm geht es es um Christus. Und ihm geht es um das Geheimnis dieses Jesus von Nazareth. Er will, das wir diesem Jesus Christus auf der Spur bleiben.

In Auseinandersetzungen, gewiss, in Gesprächen, in Vorträgen - in Erfahrungen - beim Pilgern vielleicht, beim Meditieren, in der Stille.

Ich verstehe Paulus so, dass man diesen Christus vor allem in sich selbst finden kann. Weil wir doch selbst ein Teil von diesem großen unermesslichen Leib Christi sind.
Amen

 

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