16. Sonntag nach Trinitatis - Erntedankfest - Hebräer 13, 15-16

05.10.2014 | 12:00

Brot-Worte, von Uwe Seidel

 

Jedesmal,

so erinnern sich die Jungen und Alten,

wenn wir zusammen das Passah-Mahl feierten,

dann spürten wir, dass wir zusammen gehören,

dann hatten wir keine Angst

vor den Herren dieser Welt.

 

Jedesmal,

so erinnern sich die ganz Alten,

wenn wir von der Hand in den Mund lebten,

als wir durch die Wüste zogen

und das Brot vom Himmel fiel, Manna,

und aus Steinen Wasser quoll, Leben,

dann waren wir unserem Gott am nächsten.

 

Jedesmal,

so erinnern sich die Jünger Jesu,

wenn wir zusammen Brot brachen

und Wein tranken,

dann war es so,

als würden wir uns gegenseitig das Leben geben,

dann war es so,

als schenkten wir uns einem anderen.

 

Jedesmal,

so erinnern sie sich,

nahm der Geist Gottes von uns

die Angst voreinander und die Fremdheit untereinander.

Einer achtete auf den anderen,

dass er keine Not litte.

So aßen und tranken wir miteinander,

und Gott war mitten unter uns.

Niemand wurde ausgeschlossen.

Keiner stand abseits.

 

Liebe Gemeinde!

Das Brot hat eine tiefe Symbolkraft für Juden und Christen. Immer wieder und seit altersher wird es in Verbindung gebracht mit der Güte Gottes – als das Volk Israel durch die Wüste zog und Gott Manna vom Himmel schickte und es lag wie Tau auf der Erde und schmeckte wie Semmel mit Honig (2 Mose 16, 31), wann immer Passah gefeiert wird mit ungesäuertem Brot und es schmeckt nach Befreiung aus jeder Knechtschaft, wann immer wir in der Nachfolge Jesu mit Brot und Wein die Lebensgaben Gottes feiern und wir göttliche Gemeinschaft spüren können. Brot ist gut und lässt Güte Gottes spüren.

So haben es viele empfunden und tun es noch.

 

Gestern haben 20 Konfirmandinnen und Konfirmanden mit Sabine Möller gutes Brot gebacken, heute werden andere Konfis es nach dem Gottesdienst verkaufen. Denn Gutes soll es bewirken, soll Kindern und Jugendlichen über den Erlös ermöglichen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Brot für die Welt – im wahren Sinne des Wortes!

Für verarmte Jugendliche in Bogota, Kolumbien, Schule, Nachhilfeunterricht, Freizeitangebote und Möglichkeiten für eine Ausbildung, Geborgenheit und Ausbildung im „Haus der Fröhlichkeit“ für Kinder, die in Dhaka, Bangladesh, als Haushaltshilfen schuften, oder eine handwerkliche Ausbildung in Kumasi, Ghana, für Jugendliche, die sich dann eine eigene Existenz aufbauen können. Deutschlandweit backen Konfis für diese drei Projekte – 5000 Brote. Wir haben 60 davon hier liegen, ganz individuell geformt und verziert. Sie werden gut schmecken und Gutes bewirken.

 

Denn, liebe Gemeinde, Gutes zu tun, scheint oft genug der Vergesslichkeit zu unterliegen. Schon die ersten Generationen der Christen schienen unter dieser Vergesslichkeit zu leiden – und das war keine Alterserscheinung. Die Tat des Guten als eine Glaubensäußerung scheint von Anfang an als sekundär und vernachlässigenswert. Hauptsache man glaubt an Gott und dann auch jede und jeder, wie sie oder er es will – und dann versucht man sich noch an die 10 Gebote zu halten, irgendwie, ist ja nicht alles gleich wichtig.

Ich formuliere hier etwas Laues und Beliebiges, Fades und Unbestimmtes. Kann christlicher Glaube unter diese Lauheit subsumiert werden? Der Verfasser des Hebräerbriefes, manche Forscher meinen, es sei eine Verfasserin, weil die Frauen im Brief eine wichtige Rolle spielen – und welcher Mann sollte den Frauen jemals eine wichtige Rolle zuschreiben? -  jedenfalls schreibt da eine oder einer: „Lasst uns nun durch Christus Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit anderen zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott“ (Hebräer 13, 15-16).

 

Dank durch Christus – allezeit- und in doppelter Weise.

Denn ohne den Mann aus Nazareth kann es immer wieder zu einem „Gott sei Dank“ kommen, das an Blasphemie oder Menschenverachtung grenzt. Der, der uns eingewiesen hat in das Leben, der für ein Miteinander der Menschen über Grenzen hinweg eintrat, der verbietet jeglichen Dank, der sich vergleichend über andere Menschen hinwegsetzt – nach dem Motto: Gott sei Dank bin ich nicht so wie der da oder die da.

Er verbietet auch jeglichen Dank an den Gott des Lebens, wo andere Opfer wurden, auch wo Feinde Opfer wurden. Er verbietet jede Dankbarkeit eines Menschen, der sich über die Schöpfung hinwegsetzt. Dankbarkeit durch Christus hat an den Grund des Lebens gerührt, hat Grenzen hinter sich gelassen, weiß um die Kostbarkeit und Schönheit eines jeden Lebens.

 

Dankbarkeit durch Christus weiß dann aber auch davon, dass sie sich durchträgt durch Leid und Tod, dass sie wieder ihr Lied singen wird. Dankbarkeit durch Christus feiert Auferstehung.

 

Sie bekennt, sie betet, sie singt – das ist die Frucht der Lippen – aber sie tut es nicht alle Jahre wieder, sondern allezeit. Sie ist alltäglich und in ihrer Alltäglichkeit eröffnet sie Räume für das Leben, Räume für Menschen.

 

Wie das geht? Danken ist da, wenn ich innehalte und das, was ich empfangen habe, mit Gottes Wort verbinde oder mit einem Gebet. Man braucht es nur auszuprobieren – das Empfangene erhält eine neue Qualität. Sie zeigt dann, wie ich umzugehen habe mit dem, was ich bedacht und wofür ich gedankt habe. Ohne Wort, ohne Danksagung wird eine Gabe Wegwerfgabe oder Massenprodukt oder eine Selbstverständlichkeit. Mit dem Danken aber hält das Denken Einzug ins Empfangen – „Denke!“ ist also die Aufforderung nach dem „Danke!“. Ich danke-denke einer Gabe nach, bleibe nicht stehen bei vordergründigem Sorgen oder Ärgern, bei Nützlichkeitserwägungen, bei mir selbst, sondern danke-denke weiter – hin zu Gott und von ihm her hin zu den Menschen, zu den Geschöpfen und zur Schöpfung. Jetzt wird Landschaft zur Heimat, jetzt werden Wolken zum Himmel, Menschen zum Geschenk meines Lebens und Brot zum Brot des Lebens.

Dankbarkeit findet das Leben gut. Und das ist die Voraussetzung dafür, dass Güte in des Menschen Herz einzieht. Und ein Mensch nicht vergisst, Gutes zu tun und wieder und wieder Gott zu danken.

Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens. Und wo ein Herz gleichsam christlich schlägt, da weiß es von einem verdankten Leben. Da gedenkt es der Menschen, die unverdient in mein Leben traten und es bereicherten, die wie ein großes Geschenk, wie ein Segen sind. Da gedenkt es der Zeiten, wo die Schönheit des Lebens wie ein Rausch erlebt wurde – die Farben, die Wärme, der Geruch, der Gesang der Schöpfung.

Da gedenkt es und dankt dem Schöpfer aller Gaben, dem großzügigen, wunderbaren Gott.

 

Lothar Zenetti schreibt, viele kennen es:

„Einmal wird uns bestimmt die Rechnung präsentiert für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter, für die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen, für den Schnee und den Wind, den Vogelflug und das Gras und die Schmetterlinge, für die Luft , die wir geatmet haben und den Blick auf die Sterne und für alle die Tage, die Abende und die Nächte. Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen. Bitte die Rechnung! - Doch wir haben sie ohne den Wirt gemacht. - Ich habe euch eingeladen, sagt der und lacht, soweit die Erde reicht: es war mir ein Vergnügen.“

 

Amen.

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