2. Advent - Lukas 21, 25-33

07.12.2014 | 11:00

Predigttext am 2. Advent: Lukas 21, 25 – 33

Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass jetzt der Sommer nahe ist. So auch ihr: wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.

 

Liebe Gemeinde,

wir haben den Predigttext aus dem Lukasevangelium mit dem Sonntagskreis (eine Gruppe der Gemeinde) gelesen

Zwei Stellen haben uns näher beschäftigt

Erstens: das Wanken der Erde

und das Aufheben der Häupter

 

Zum Wanken der Erde hat Hellmuth Frey einiges notiert:

 

Das Wanken der Erde

Wir hören in dem Text welche Zeichen geschehen werden, wenn das Reich Gottes nahe ist.

Der Text ist fast 2.000 Jahre alt.

Welche Zeichen sehen wir heute?

Den Klimawandel durch den CO2 Anstieg und die Erwärmung?

Naturkatastrophen, Überschwemmungen, Stürme, Erdbeben, Trockenheit?

Die allgemeine Unzufriedenheit bei all dem Überfluss den viele haben?

Persönliche Betroffenheit durch Krankheit und den Verlust von Angehörigen und Freunden?

Gemeinsame Betroffenheit durch Kriege und Konflikte in der Welt?

Bei uns ging der 2. Weltkrieg vor 70 Jahren zu Ende – Der Bosnienkrieg dauerte bis 1995 – In Syrien ist der Krieg im vollen Gange.

Flüchtlinge, Asylanten, Vertriebene kommen zu uns und brauchen Hilfe.    

In vielen Ländern kann man nicht in Frieden leben.

Machtinteressen, Religionskonflikte, Expansionen sind Ursachen für vieles was heute passiert.

Aber sind das heute die Zeichen, die so deutlich sind, wie das Ausschlagen der Bäume im Frühsommer?

Sind das die Zeichen, das Gottes Reich nahe ist?

Oder dauert es noch 2000 Jahre?

Können wir heute etwas tun gegen das Wanken der Erde?

Durch Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft?

Durch Mut und Freundlichkeit?

Durch Vertrauen und Akzeptanz?

Ich denke ja, jeder alleine oder mehrere zusammen können etwas tun, um das Wanken der Erde zu beeinflussen und um Gottes Reich näher zu Kommen.“

 

Das Wanken der Erde - Lukas schreibt dann:

Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

Zum zweiten Punkt hat Barbara Böttger-Gable Gedanken notiert.

 

Wir haben gemeinsam im Sonntagskreis überlegt, was uns veranlassen könnte, den Kopf wieder zu heben und Vertrauen zu fassen:

Es kann helfen, wenn jemand anders uns in den Arm nimmt und uns seine Nähe zeigt.

Das können Menschen aus unserer Familie sein,

nahe Verwandte oder gute Freunde.

Das können Arbeitskollegen sein oder auch jemand, der uns eigentlich gar nicht so nahe steht, aber zur richtigen Zeit trotzdem die richtigen Worte für uns findet.

Solche Begegnungen können sehr ermutigend sein.

 

Es kann auch ein Bibelwort helfen.

Jesus sagt am Kreuz “Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Das ist eine groß Ermutigung, weil wir mit der Angst und Verzweiflung nicht mehr allein sind.

Es erlaubt uns, uns verlassen zu fühlen, ohne grundsätzlich alles in Frage u stellen.

Im Gespräch kam aber auch heraus, dass wir eben unterschiedliche Wünsche in einer solchen Situation haben.“

 

Das Wanken der Erde und das Aufheben der Häupter – gesprochen haben wir darüber

was die Verheißung der Nähe Gottes dabei bedeutet.

 

Lukas hat seinen Text nach dem Jahr 70 aufgeschrieben

Jerusalem war zerstört

Lukas wusste, wie es ist, wenn die Erde wankt

das Heiligste aus der Sicht der Juden war zerstört.

wie ein Taifun, der ein Land und einen Glauben zerstören will

 

In solchen Krisenzeiten gibt es immer Menschen

die die Zeichen der Zeit kennen

und dann Schlüsse ziehen,

wie

und vor allem wann

man sich auf das Ende einstellen soll.

Die einen versetzt dieses Rechnen in Panik

für die anderen - ein Hirngespinst

Auf wie viele Irrtümer kann man schon verweisen…

 

Und jetzt gibt es ähnliche Texte in der Bibel:

der Hinweis auf die Zeichen der Zeit

und die Verheißung auf das Kommen des Erlösers.

Wird da mit der Angst gespielt?

Oder ist das ein weiterer Text, der die Zweifler den Kopf schütteln läßt:

Was ist, wenn ein Kommen angekündigt wird – und es kommt niemand?!

Sollen wir noch einmal 2000 Jahre warten?!

 

Hat Jesus so gesprochen?

Nach Lukas schon

Und auch seine Ankündigungen sollen wahr werden

Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht.

bis die Erlösung kommt… - und? Sie ist nicht gekommen!

 

Jesus hätte den Text wahrscheinlich genauso sprechen können

Ein Wort, das über seinem Leben steht, ist das Wort „Naherwartung“

heißt: das Reich Gottes – Gott selber - kommt.

 

Das waren die Erwartungen auch um ihn herum

Er ist Kind seiner Zeit

Hoffnungen auf eine neue Erde und einen neuen Himmel

 

Wir haben das gerade am Ewigkeitssonntag – im Blick auf unsere Verstorbenen ja auch betont

 

Die gleiche Rede bei Jesus – wie bei vielen Zeitgenossen

Und trotzdem ist sie bei ihm ganz anders.

 

Jesus hat diese Naherwartung radikal anders gesehen

 

Das hat mir einen neuen Blick auf diese apokalyptischen Texte gegeben.

deswegen versuche ich, das zu erklären

 

Das Besondere nämlich:

Jesus hat nicht gerechnet:

Er sagt nicht:

Wenn das und das geschieht – wenn wir dann die Zeichen erkennen – dann ist es nicht mehr weit bis zum Kommen Gottes

 

Jesus hat dieses Rechnen mit seinem ganzen Leben abgelehnt.

 

Wir müssen – durch diese Worte – auf das, was ihm wichtig war – kommen

 

Jesus hat diese Begriffe vom Kommen des Reiches Gottes genutzt

die Redeform

aber er wollte keinen Rechenkurs starten

Er konnte gar nicht die Zeit ausrechnen bis zum Kommen Gottes

denn er wusste:

Das Reich Gottes kommt – und es fordert uns jetzt heraus.

Nicht erst morgen – oder wann auch immer. Jetzt

 

Und in dem er das sagt,

spürt man nichts von Angst, von Weltende, Gericht, Strafe –

Das ist nicht sein Thema

Gott kommt

der liebende Gott

Jetzt

und Jesus – der Mensch wie wir – hat ihn als den Vater im Himmel erkannt

Im Vertrauen wusste er sich als ein himmlisches Familienmitglied

wie es jeder Glaube wissen darf

Du bist mein geliebtes Kind

wie es jeder Glaube hören darf

Wohlgefallen vom Himmel

Gott, der allen Menschen das Heil

und nichts anderes - anbietet

 

Jesus hat in diesem Geschenk und mit diesem Geschenk gelebt.

Und er hat es radikal – einmalig getan.

 

Er hat

weil ihm das ganz klar war

es ihn erfüllt hat

er hat nicht die Sünden der Leute gesucht, sondern ihnen die Hand gereicht

ins Leben geholfen

Er hat den Himmel über ihnen weit gemacht

Den Gesetzen, die Menschen geknechtet haben, hat er widersprochen

 

Seine Liebe war Widerspruch – nicht eine blumige, sanfte Rede

 

Weil nur das der Weg Gottes sein konnte, hat er nichts gescheut, um den Weg zum Menschen zu finden

zu denen am Rande,

und er musste nicht lange überlegen, wer da am Rande lebt

Er hat sich von der herrschenden Meinung, von Vorurteilen anderer, nicht leiten lassen

 

Der GottesWeg zu den Menschen – zu allen Menschen – hat ihn geleitet.

Und er ist den Weg gegangen in einer unglaublichen Freiheit -

auch wenn die herrschende Meinung sich nun auch genau ihn richtete

ihn am Ende ans Kreuz brachte.

 

Diese Freiheit hatte er aus dieser Erfahrung

ganz zu Gott gehören zu dürfen

wie es jedem Glauben auch zugesprochen wird.

 

Diese Liebe Gottes und die Entschiedenheit, in dieser Liebe zu leben, haben Menschen an Jesus erkannt,

 

Darum hat das Worte „Liebe“ im Zusammenhang mit ihm, mit Glauben – nichts dekoratives

Es hat Göttliches

 

Und wenn einer fragt, was denn Gottes Liebe sei – dann verweist der Glaube auf Jesus.

Da wird sie sichtbar.

auch heute

mit ihm –

sichtbar.

 

Es ist bei Jesus Kampf, Selbstverständlichkeit, Entschiedenheit, Dank – ohne das dunkle Tal bei ihm zu vergessen.

Zu dem Wort „Liebe“ gibt es bei ihm keine Alternative

 

Der Gott der Liebe kommt

Keine Berechnung, wann es denn nun nötig sein könnte, ernstlich vor Gott zu treten

um dann das Nötige zu tun,

 

Advent – Gottes Kommen - Nicht morgen! Oder an Weihnachten… oder in 2000 Jahren

 

Naherwartung heißt bei Jesus:

Jetzt ist die Entscheidung angesagt.

 

Das Kommen fordert uns heute heraus

nicht morgen

 

Ich bin als Gottes Geschöpf angesehen

und die Entscheidung kann doch nur sein:

Heute die Schöpfung angesehen zu machen

sie überhaupt anzusehen

das Unansehnliche - sehen, das Seufzen der Kreatur zu hören

und dann:

Liebe üben

Schöpfung bewahren

 

Da wo wir sehen, wie die Welt ins Wanken gerät

Hellmuth Frey hat das aufgezählt

da dürfen wir der Welt aus der Liebe des Himmels entgegentreten

heute

auch durch Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft

durch Mut und Freundlichkeit

und selbst mit meinem Einkauf heute bzw. morgen

gilt es, die Welt - und mein Tun für diese Welt - mitzudenken.

so verstehe ich Jesus – und das Dringliche beschreibt er in den Worten seiner Zeit

aber die Liebe ist HEUTE geschenkt und HEUTE von uns gefragt

 

Indem wir uns auf das HEUTE einlassen

wird die Verheißung der Gegenwart Gottes jetzt wirklich

Wir müssen nicht noch 2000 Jahre warten

 

 

Liebe Gemeinde!

Nichts Blumiges – von der Liebe Gottes zu reden

Von ihr zu reden – das geht nicht ohne Entschiedenheit.

Christsein ohne Entschiedenheit – nimmt Jesus nicht ernst.

 

Die Adventszeit mit ihren Texten

fragt nach dem Jetzt

 

Gleichzeitig stellt die Adventszeit aber auch die Entscheidung Gottes vor:

mein geliebtes Kind

mein Wohlgefallen gilt Dir

der Himmel

wenn das nicht unser Haupt heben kann…?

 

Und die Begegnungen, die Barbara Böttger-Gable geschildert hat

sind wie kleine Wegweiser zu dieser göttlichen Liebe,

Wegweiser von Gott im Alltagsgewand

Liebe, die sich uns HEUTE schenkt und HEUTE von uns gefragt ist

 

Am letzten Sonntag haben wir eine Sendung im Deutschlandfunk

über Etti Hillesum gehört

1943 in Ausschwitz umgebracht – keine 30 Jahre alt

Sie lebte in Amsterdam

mit einer unbändigen Freude am Leben

Sie kannte große Leidenszeiten und Verzweiflung

aber sie konnte sich darin immer wieder erheben und dann sagen:

Wenn man einmal begonnen hat

an Gottes Hand zu wandern

dann wandert man weiter

das ganz Leben wird zu einer einzigen Wanderung

an dieser Hand

Und dann sagt sie an einer Stelle in ihrem Tagebuch geradezu zu unserem Text

 

Da es ja den Himmel gibt

warum darf man darin nicht leben –

unsere Frage also: Wann erfüllen sich die Verheißungen?

und: Warum erst am ende – der neue Himmel und die neue Erde?!

 

Etti Hillesum sagt

und sie sagt es in dieser schrecklichen Nazizeit

 

Eigentlich ist es eher umgekehrt:

Der Himmel lebt in mir

Ich muss Gott und den Himmel nicht außen suchen

als Erfüllung ferner Verheißungen

 

Ich muss Gott und den Himmel suchen

wo ich ihn oft am wenigsten suche: in mir

So kann ich Not und Elend und Leid

und Gottes Liebe

zusammendenken

Denn Gott lebt in mir

Der Himmel ist in mir

 

Liebe Gemeinde!

Gott steht zu seinem Versprechen

auch wenn Himmel und Erde vergehen

auf sein Wort ist verlass

Die Liebe ist aber HEUTE geschenkt und HEUTE von uns gefragt

AMEN

 

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