2. Korinther 4, 16-18

29.04.2012 | 02:00

H. Plank

Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten. Er hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
16 Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.
17 Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit,
18 uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

Wir haben Ostern gefeiert
ein großes Kirchenfest
Aber
was bleibt von Ostern – nach Ostern…?!
Passt das, was wir hier feiern, in unseren Alltag?
Glaube und Alltag?!

Die Konfirmanden haben gestern und vorgestern über das Glaubensbekenntnis diskutiert
in kleinen Gruppen –
Es galt sich abzustimmen, was die Konfis gemeinsam sagen können: Ihr Glaubensbekenntnis
Ein schönes – streckenweise intensives – nachahmungswürdiges Tun
solange zusammenzubleiben, bis man Glaubensaussagen teilen kann
vielleicht mindestens solange, bis man sich versteht…

Bei solchem Suchen nach Einstimmigkeit, da ist – zum Glück – immer jemand da, der nicht in Übereinstimmung zu bringen ist

Und alle Zweifler sind in der Gemeinde immer in guter Gesellschaft

Als die Frauen das leere Grab erlebt haben - Ostern
da haben sie keine Loblieder angestimmt,
sondern sich nur gefürchtet
und der Thomas – der kann es einfach nicht glauben.

Manche haben es mit dem Glauben leicht
mit allen Fragen, die eigentlich immer bleiben.
Sie haben Glauben geradezu mit der Muttermilch aufgenommen
Andere tun sich schwer damit

Glauben selber machen
kann man nicht
wie man ja auch eine Freundschaft nicht machen kann
Wir können sie entdecken,
oder eigentlich nur - uns schenken lassen.

Die Voraussetzung für Glauben, für das Vertrauen auf Gott
macht der Himmel
macht Gott selbst.

So kennt es z.B. der Apostel Paulus:
Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten. Er hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben.
Ein Aufstrahlen

Ich weiß, ich habe als Jugendlicher bei solchen Worten immer an große Erleuchtungen gedacht
… und habe mir die Türe zum Glauben dabei selber zugesperrt

Für mich sind es heute die kleinen Dinge,
kleine Lichter, die mir aufgehen
die aber eine Tür öffnen können – vielleicht nur einen Spalt –
die Licht in mein Leben bringen und ich Gott sei Dank sagen lerne.
mit Paulus: Er hat einen hellen Schein in mein Herz gegeben…

Während seines Aufenthaltes in Paris ging Rilke täglich um die Mittagszeit an einer alten Bettlerin vorbei. Stumm und unbeweglich saß die Frau da und nahm die Gaben der Vorübergehenden ohne jedes Anzeichen von Dankbarkeit entgegen.
Der Dichter gab ihr nichts.
Er dachte:
Man müsste ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.
An einem der nächsten Tage erschien Rilke mit einer wundervollen, halberblühten Rose und legte sie der Bettlerin in die Hand.
Da geschah etwas Merkwürdiges: Die Frau stand auf, griff nach seiner Hand, küßte sie und ging mit der Rose davon.
Eine Woche lang blieb sie verschwunden.
Dann saß sie wieder auf ihrem Platz, stumm, starr wie zuvor.
Wovon mag sie die ganzen Tage gelebt haben? So fragten Leute, die mitbekommen hatten.
Rilke antwortete: Von der Rose!

Manchmal öffnet sich die Tür – einen Spalt
durch ganz Alltägliches – da schenkt einer eine Rose
oder ruft an – unverhofft
oder besucht mich oder findet Worte, mich zu trösten
oder ist einfach da – für mich

Und da kann eine Dankbarkeit aufbrechen, die sich gar nicht erschöpfen will
  – auch wenn ich mich beim anderen bedankt habe

„Dich schickt der Himmel“ fügen wir dann hinzu
„Du bist wie ein rettender Engel"

So kann es mit dem Glauben an Gott auch anfangen
ganz alltäglich – und wir merken: da ist noch viel mehr als nur der Freund, der Mitmensch
Da ist zur richtigen Zeit etwas Wichtiges und Gutes für uns geschehen
Gott sei Dank.
Der Glaube kann dann wachsen
kann erwachsen werden
und kann sich – für uns Christen - an Jesus ausrichten
und Schönheit und auch Leid und Kreuz aushalten lernen

Manchmal öffnet sich die Tür – einen Spalt
Sie kann sich auch wieder schließen
Man hat das Vertrauen nicht wie ein Auto im Besitz.

Zweifel gehören immer wieder auch zum Vertrauen dazu.

Das wusste der Paulus auch

Wir haben so ein Licht, so einen hellen Schein
wie in einem irdenen Gefäß
ein Tongefäß
und klar, der braucht nur irgendwo anzustoßen
und schon ist mindestens eine Ecke ab

Zweifel und unsere Grenzen – das gehört zu uns dazu.
ABER - sagt
Von unseren Grenzen zu wissen – das macht erst den Blick frei auf  die grenzenlose Güte Gottes

Für mich baut Paulus diesen Gedanken überall in seinen Korintherbrief ein:

Wenn ihr mit dem Glauben nicht weiterkommt
dann liegt es oft daran, dass ihr Euch als Macher des Glaubens versteht.

Aber von Euch ist das Licht nicht
und ihr habt es auch nicht, weil ihr so tolle Leute seid
Die Liebe von Eltern bekommt ihr ja auch nicht erst, wenn ihr das ABI habt.
Die Liebe ist ein Geschenk.

Das Licht machen – das können wir nicht.

Nichts gegen die eigene Kreativität
und die eigenen Möglichkeiten
aber im Glauben können sie sich schnell in den Weg stellen
Wieder ähnlich wie in der Freundschaft

Ihr könnt alle möglichen Leute umarmen,
aber mit einer Umarmung macht man sich noch keine Freunde

Jetzt verstehe ich den Paulus – die Bibel – so:
Unser Gott will die Freundschaft zu uns
Er will unseren Weg begleiten
 Er möchte übrigens auch, dass wir seinen Weg begleiten
Er wünscht sich unsere Freundschaft

Herausfordern kann ich das nicht
Machen – geht nicht
Empfangen – nur das kann ich
Eine Geste für Empfangen – sind die leeren Hände
oder das Knien bei der Konfirmation z.B.

Und das ist nicht peinlich,
sondern
Nur so kann ich Himmlisches erbitten / erlangen.

Ernsthafte Zweifler – so stelle ich sie mir vor - kommen und sagen:
Wenn es das gibt,
wenn es diesen hellen Schein geben sollte, auch für mich
dann soll es doch in meinem Leben aufleuchten

Ich verstehe, sagen sie
ich kann mich mühen drum, machen kann ich es nicht

! Hier sind dazu meine leeren Hände !

Darum knie ich mich hin

Ich muss gar nicht fertig sein mit meinem Glauben – aber öffnen kann ich mich.

Das ist der Vorschlag von Paulus
– seine Empfehlung, nicht am Glauben zu scheitern.

Von unseren Grenzen zu wissen – das macht erst den Blick frei auf  die grenzenlose Güte Gottes

Ich meine, darum beschreibt er im Text auch das Leben, wie es ist:
Das Älterwerden z.B.

Die Konfis sagen - Wäre ich erst 16…
oder besser noch 18 – und es klingt wie eine große Vorfreude.

Der Paulus ist über 18 – und er denkt das Älterwerden anders
Es zeigen sich Grenzen
Abschiede werden einem zugemutet
Er hört eher die, die sagen: wie schlimm, ich bin schon über 50 oder  60

Dann tröstet er nicht, sondern sagt: Stimmt:
Unser äußerer Mensch verfällt
unser Leben ist keine heile Welt
Trübsale sind da – also Nöte –

Und dann vergleicht er – mutig – die Sache mit dem hellen Schein
mit all den irdenen Dingen,
mit Verfolgung und Unterdrückung und Tod
und Verfall
mit dem alltäglichen Leben

Und sein Ergebnis:
wenn ich vor Gott, vor dem Himmel nicht als der Macher auftrete
wenn ich meine Grenzen akzeptieren kann
Wenn ich die Schönheit des Lichtes im Blick behalte
auch wenn es nur ein Spalt in der sich öffnenden Tür ist
dann verändern sich die Gewichte in meinem Leben
dann schafft das eine ewige und über alle Maßen gewichtige!! Herrlichkeit

Herrlichkeit – das Wort hat auch mit Lichtglanz zu tun

- Gerade dachte ich noch – es hat sowieso alles keinen Sinn
sollte das so – alles sein?!
und dann kommt mir der Lichtschein in den Sinn – besser ins Herz
und der macht, dass ich doch einen nächsten Schritt gehen kann

- Gerade erlebe, wie sich Menschen von mir abwenden
 „Dann ziehe ich mich eben zurück“ – wollte ich gerade sagen
und da kommt der helle Schein ins Spiel
Der Himmel hat sich für mich ausgesprochen
Der will die Freundschaft zu mir
Wenn der für mich ist – wie sollte ich nicht doch noch neuen Versuch wagen – auch zu Fremden anderen hin

- oder: Gerade noch dachte: Was ist eigentlich meine Aufgabe in dieser Welt.
Werde ich denn irgendwo gebraucht.
Dann kommt – hoffentlich - das Licht – durch den Spalt der Tür nur –
im Gottesdienst gefeiert
und eine himmlische Freundschaft öffnet sich – so als hätte sie auf mich gewartet –
und sie wünscht – gerade mich – an ihrer Seite.
 für andere Menschen, die Gott doch wichtig sind
 für seine Schöpfung, die er liebt.

Wir kennen den Theologen Bonhoeffer, der im III.Reich von den Nazis umgebracht wurde.
Der sitzt im Gefängnis – und er weiß, dass es nicht gut für ihn aussieht
und dann dichtet er ein Lied
erfüllt von dem Wissen um dieses Licht
Von Guten Mächten wunderbar geborgen
 im Gefängnis
erwarten wir getrost, was kommen mag

Der Hass um ihn war unerträglich
und er schreibt ein Gegengedicht

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Er hat nicht nur die Gitterstäbe gesehen
Er hat dahinter sehen können –
das Unsichtbare – diesen Lichtschein

Hier hat er seine Lebensgrundlage entdeckt – in diesem Licht
und auf dieser Grundlage hat er gelebt, gearbeitet – seine Begabungen eingesetzt
Auf diesem Grund – konnte er das Leid tragen
und mit diesem Licht in seinem Inneren – ist er gestorben.
Er hat nicht das Licht gemacht oder getragen – es hat ihn getragen

Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

Und jetzt bin ich am Schluss - noch einmal am Anfang –
bei Ostern
bei unserem Gottesdienst, bei Glauben und Alltag

Wenn so ein Schein, ein Licht von Gott kommt
weil so ein Licht komt
darum gehört zu dem Göttlichen das Ewige

Wenn er uns etwas schenkt
dann zieht er es nicht zurück

Wenn er uns seine Freundschaft anbietet
wir sie entdecken dürfen
zieht er sie nicht ab
vor dem Sonntag nicht
vor dem Alltag nicht
Niemals
Im Leben tut er das nicht
im Sterben auch nicht
Davon ist Paulus überzeugt
Diese Überzeugung feiert die Gemeinde
Im Raum dieser Überzeugung werden Menschen konfirmiert
Da ist eine große Hoffnung, dass für jeden – auch für den Zweifler – irgendwann sich eine Tür auftut
Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten
und einen hellen Schein in unsere Herzen geben.
Jubilate Deo (der Kanon wird gesungen)

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