2. Mose 20, 1-17

29.09.2013 | 02:00

Prof. Johann Michael Schmidt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen! (AMEN)

Wenn beim Konfirmandenelternabend, im Kindergarten – oder bei Trauungen / bei Taufen gefragt wird, was denn in solcher Zeit – für so ein Fest wichtig ist, dann kann man eigentlich sicher sein, dass von den Werte, den christlichen gesprochen wird und auf eine Nachfrage kommt meist, dass „die Gebote wichtig sind“.

Die Bitte, ob denn die Gefragten selber noch die Gebote aufsagen könnten, wird meist aus Angst vor Enttäuschung… schnell zurückgenommen.

Die Frage, ob man die Gebote denn erfüllen kann, wird meist verneint
dann kommt lächelnd hinzu:
Wir sind ja alle kleine Sünderlein.
Das war auch schon immer so.

Wie gehen wir mit den Geboten um?

Um mit der Frage weiterzukommen, ist mir zuerst die Frage nach Bibelverständnis wichtig.

Wir kennen auch in unserer Gemeinde zwei Ansätze, die uns immer wieder auch auseinander bringen.

Ein bisschen vereinfacht:
Die einen sagen, die Bibel ist Gottes Wort
und die, die  ganz konsequent dabei sind
öffnen die Bibel und haben das Wort von Gott vor sich.
Worte vom Himmel direkt gesagt. Und darum gilt, was da steht.

- Du sollst den Feiertag heiligen
heißt es doch
damit stellt sich gleich die Frage: Warum seid ihr nicht in der Kirche?
Wieso arbeitet ihr – am Sonntag.
- Im Bereich der Erziehung lassen sich die Gebote gut brauchen
„Ehre Vater und Mutter“
Und wenn die Kinder nicht so handeln, dann gehörten Züchtigungen dazu –
denn wen Gott lieb, den straft und züchtigt er
Diesem Erziehungshandeln Gottes kann man dann ja auch zustimmen.
Es steht ja so in der Bibel.

Ich habe mich mühselig durch die Seiten der Orientierungshife der EKD zum Thema Familie hindurch gelesen.

Klar ist
es steht zwar nicht in den 10 Geboten
aber ausdrücklich an anderer Stelle
… es heiraten Frau und Mann
und nicht Mann und Mann oder Frau und Frau.

Und wer dann die Gebote übertritt
der muss sein Leben ändern
und wenn er den falschen Weg nicht verlässt -
wie will er dann Vergebung erhalten…?

Hier in der Bibel ist das Fundament –
und die Gefahr, wenn man sich so auf ein Fundament beruft, kann fundamental sein.

Die einen
und die anderen sprechen auch von dem Wort Gottes:
Sie sagen – ich sage, dass es sich eröffnen kann in den Worten und Erfahrungen und Deutungen der Menschen vor uns – der Menschen der Bibel.

Keiner von uns – zu keiner Zeit hat so einen direkten Draht zu Himmel, keinem hat Gott seinen Willen diktiert.

Diese andere Seite forscht über die Entstehung der Texte.

Wir wissen, dass es Texte sind, die Menschen in ihrer Zeit, in ihrer Kultur, in ihren Nöten und Freuden, mit ihrem Bild von Gott verfasst haben.
Und nicht nur in einer Zeit – in einer großen Zeitstrecke.
In ihrem Leben haben sie Wege gefunden, die zum Frieden geholfen,
die das Zusammenleben stabilisiert haben

Israel hat lange gebraucht, bis es diese Gebote so zusammengestellt hat
nach Form und Inhalt
so auf den Punkt gebracht.

Es  hat immer wieder gefragt, wie denn das Zusammenleben funktionieren kann
Und das, was die Menschen als gut und heilvoll erkannt hatten,
das stand für sie – außer Frage – ganz nahe bei Gott
gut und Gott
So musste ER sich den Schalom unter Menschen vorstellen
Das musste sein Wille sein.

So zu handeln, das eröffnet Leben

Die Texte der Gebote sind – aus dieser Sicht - nicht vom Himmel gefallen
Und wie die Menschen damals gefragt haben,
so müssen wir heute weiterfragen
und heute unsere Antworten finden.
Das Fragen gehört zu uns – weil niemand den direkten Draht zum Himmel hat.
Unser Fragen aber darf aufbauen auf den Fragen und Antworten der Alten.

Auch hier gibt es Gefahren –
Die Gefahr z.B. der Beliebigkeit
jeder so – wie er will.

Wir müssen uns sagen, wie wir die Bibel verstehen
von welchen Voraussetzungen wir ausgehen
bevor wir streiten
oder resignieren

Man kann noch eine Klärung vorweg vollziehen
Es gibt nämlich – so glaube ich – ein Vorzeichen vor den Geboten.
Man kann es weglassen
oder es achten.

Es ist im Gedränge leicht zu übersehen…

Aber ich meine, es ist wie mit unserem Konto
Es verändert sich alles, wenn ein Plus oder ein Minus davor steht.

Ich meine, wir sollten von einem „Plus“ ausgehen
Das nimmt die Herausforderung durch die Gebote nicht
aber schafft einen ganz anderen Zugang.

Das Volk Gottes damals - hatte Lust zum Gesetz - zu den Geboten
Es ist ihnen wie eine Gabe
ein Geschenk Gottes
Sie sahen ein „Plus“

Sie wussten:
Gott hat sein Volk befreit,
er gibt das Versprechen seiner Nähe,

Seine Selbstvorstellung:
Mein Name ist: Ich bin der Herr, dein Gott.

Für jüdische Ohren klingt das nicht "Herrisch"
Ich bin der Herr
sondern wie eine nicht zu steigernde Zusage
Verbindlichkeit von GottesWelt und unserer Welt. – Eine Welt
Gottes Bund mit uns.

Mit Jesus deuten wir das auf seine Liebe zu seiner ganzen Schöpfung
Ich bin Gott für Euch.
Gott, unser Vater im Himmel, der sich für uns – für seine Schöpfung - festgelegt hat

Es finden sich – auch in chaotischen Zeiten – Zeichen für das liebevolle "Dasein" Gottes.

Das Erntedankfest – dass wir mit Schülern schon vorweg gefeiert haben
ein Dank für alles, was in unser Leben hinein geschenkt ist
worum wir uns mühen können, wo wir Verantwortung tragen,
wo wir aber am Ende die Empfangenden sind.
und dann sind da nicht nur die Gaben des Feldes
sondern die Gabe der Liebe, des Glücks, der Hoffnung, der Vergebung,
der Kinder
und selbst an den Gräbern kann es geschenkt werden, dass Menschen getröstet den Friedhof verlassen oder ihn getröstet betreten.

Ich bin der Herr, dein Gott – so ein Satz klärt nicht alle Fragen
nicht die Not dieser Welt, nicht die eigenen Fehler,
aber besteht darauf, dass selbst in allen Nöten Gott mitten dabei ist.
Ich bin der Herr, dein Gott.

So kann der Dank dafür zur Motivation werden
für ein neues Handeln

Denn wenn es von Gottes Seite deutlich ist
daß er auch für mich - für uns - da ist,
wie sollte das nicht - geradezu befähigen - auch zu andern zu sagen

"Ich bin für dich da"

Und weil Gott mit seinem Versprechen auch bis ins Elend hinein geht
auch dem Schuldigen sein Wort anbietet
            an Jesus kann man das ablesen
kann das nicht wie ein Ruf sein
dass auch wir mitgehen? Auch in das Elend des anderen?
Dies Gebot, haben wir von ihm,
dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe

Liebe Gemeinde
mit solchem Vorzeichen fangen die Gebote an.
wie mit einer Liebeserklärung.

Der Gottesdienst feiert diese "Erklärung"
und wir schmecken und sehen
mit den Alten
in Jesu Namen
wie freundlich der Herr ist, unser Gott.

Das positive Vorzeichen.

Und jetzt sollen wir damit die Gebote neu hören - unter dieser Freundlichkeit Gottes.
Vielleicht hört es sich so an (Ernst Lange)
„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir,
meinen Namen nicht unnützlich führen
Ich habe mich an dich gebunden
Gib der Angst keinen Raum
Wende Dein Herz nicht von meiner Zuneigung ab.
Ich halte dich, du bleibst frei.“

Ein jüdischer Lehrer fragt, ob es denn möglich sei, in sechs Tagen alle Arbeit zu tun.
Natürlich nicht, antwortet er selbst,
Gott lädt zur Unterbrechung ein
Den Feiertag sollst du heiligen
Ruhe, als ob deine Arbeit getan wäre.

Das Gebot
nicht als harte Forderung, sondern als Wohltat
auf die wir uns einlassen können
Vater und Mutter ehren
die Gebote sind an alle gerichtet
auch hier - an Kinder und an Eltern
Es geht darum, daß die Befreiung, die Zusage Gottes erhalten bleibt
dass Leben gelingt

So soll die Freiheit weitergegeben werden - von einer Familie zur nächsten.

Damals ging es darum, daß die altgewordenen Eltern, die nicht mehr arbeiten konnten, versorgt - nicht abgeschoben werden.
Sie in Würde achten, darum ging es.
Keine pädagogische Maßnahme.

So wollen auch alle anderen Gebote die Freiheit der Hörer schützen.

Wo die Freiheit eines Anderen angetastet wird,
bringt man sich selbst um die Freiheit.

Du sollst nicht töten
Das hier gebrauchte Wort läßt sich nicht nutzen
als Argument gegen die Kriegsführung,
zur Abschaffung der Todesstrafe.
Es geht um bei dem Gebot, um das rechtswidrige, grundlose Töten,
Es geht positiv darum - niemanden das Leben zu nehmen,
das Leben einzuengen

Eigentlich geht es immer darum
die Zuneigung Gottes, die unbedingte - unbedingt in die Begegnungen des Alltags hineinzunehmen.
Erntedank – Gottesdienste feiern wir – um nicht zu vergessen- um zu erinnern und um diesen Anstoß, das positive Vorzeichen aufzunehmen – unbedingt - für unseren Tag heute und morgen.

Oder das Thema Sexualität
Hier ist zuerst kein moralisches, sondern ein soziales Gebot gegeben.
Nicht nur damals
gerieten die Besitz- und Rechtsverhältnisse durcheinander
nicht ein Problem allein von zwei Leuten
sondern ein Bruch in der Gesellschaft
Das Gebot will anstoßen
Konflikte auszuhalten
will zeigen, das Leben nicht erst jenseits der Probleme beginnt
will davor bewahren
in fremdes Glück einzudringen
und will die unbedingte Zuneigung Gottes unbedingt in die Begegnungen des Alltags hinein nehmen. Ernsthaft. Heute wieder und wieder neu -
Weil doch Scheitern und der Neuanfang zu uns gehört.
Das Unbedingte hört nicht auf, auch wenn die Zeiten sich ändern, die Lebensverhältnisse, die Lebensformen, die Sichtweisen der Menschen.

Auch Theologie ist nicht vom Himmel gefallen, sucht ihre Sprache heute neu.
Und hier helfen niemanden einfach nur Bibeltexte.
Wir müssen, wie die Menschen damals
und die hatten ja am Anfang keine Bibeltexte
wir müssen nach der Übersetzung der Zuneigung Gottes fragen,
nach dem, wie ein Miteinander heute unter uns gut werden kann.

Das gilt für Eheleute
und es gilt ganz genauso für die Vielfalt heute gelebter Lebensformen.
(Statistik: früher wurden – normalerweise – Kinder in der Ehe geboren  / heute 27 % - außerhalb der Ehe – im Westen und 61 % im Osten. // Patchwork-Familien – jede 5. Fam. im Westen und jede 4. im Osten eine Ein-Eltern-Familie, dazu 70.000 Regenbogenfamilien.)
Ich bin Dein Gott – die Zusage gilt dem anderen doch genauso wie mir – auch wenn er sein Leben anders lebt, als es mir vertraut ist.
Und wenn dem anderen unbedingt diese Güte zugesagt ist – dann braucht es unbedingt die Suche von allen Seiten, das so zu leben, dass der Schalom im Miteinander, in der Gesellschaft, in der Gemeinde bleibt

Und den guten Weg gilt es auch zu suchen, wo Menschen nicht mehr weiter wissen, in Nöten untergehen. Auch hier hört die unbedingte Zuneigung Gottes ja nicht auf – wie doch auch bei unseren Kindern die Liebe der Eltern nicht durch ihre möglichen Fehler begrenzt wird.

Mit dem guten Vorzeichen die alten Gebote neu hören und gemeinsam danach suchen, wie die Alten – das Leben zu gestalten.

Gott steht zu seinem Versprechen – sein Wort – Gottes Wort
Ich bin der Herr, dein Gott
Ich werde für euch da sein. Ich bin für dich da.

 

Vielleicht sollten wir in den Ferien - die Gebote neu zu lernen
Warum sollen das immer nur die Konfirmanden tun....?!

Und das alles – wenn möglich – mit einem tiefen und positiven Vorzeichen
Ich bin der Herr, dein Gott
Ich bin für dich da – heute und immer.
Und dann mit diesem Freiraum – der Weite – den Alltag und die Lebensräume und das Miteinander neu bewältigen
und sicher immer wieder auch feiern.

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Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
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