3. Advent 2015 - 1. Korinther 4, 1-5

15.12.2015 | 16:33

 

Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. Mir aber ist's ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist's aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.

Eine geheimnisvolle Geschichte: Mitten in der Adventszeit werden wir zu Hütern von Gottes Geheimnissen ernannt. Und – ganz ehrlich - welche Zeit wäre hierfür besser geeignet, als diese, wo doch auch Erwachsene immer noch einen Hauch jenen Zaubers dieser Zeit verspüren.

Wir dürfen nachsinnen über das Geheimnisvolle – über das Geheimnis Gottes und das des Lebens. Ich darf darüber nachsinnen, welch großes und unantastbares Geheimnis ich selbst doch bin – und jeder andere Mensch auch.

Ich spüre, wie oft ich mich selbst nicht in der Hand habe, und vielleicht gerade so der passende Haushalter Gottes bin – der umgekehrt und gleichermaßen meine Geheimnisse behütet.

Das Kind, auf das wir warten, wird geboren, nicht um zu herrschen, sondern um zu dienen.

Was wissen wir über diesen Christus Jesus?

Vom Anbeginn des Alls, seit aller Ewigkeit war Christus schon in Gott. So beginnt das Johannes Evangelium. Als ein Geringer, als einer der Niedrigen in der Gesellschaft, ist er schließlich unter die Menschen gekommen.

Nicht um zu herrschen, sondern um zu dienen –  den Menschen – so auch dir und jedem! Ich kann ihm die Geheimnisse meines Herzens getrost anvertrauen. Er wird sie nicht ans Licht zerren, um mich zu beschämen, sondern, – und das ist mit das Schönste, Anrührendste und Beglückendste an den Worten des Apostels Paulus, um mich zu loben! Wie umwerfend, dass Gott für mich ein Lob bereithält!

Und wie unerwartet. Dächte man nicht viel eher daran, er würde einstimmen in den Chor so vieler innerer Stimmen, die bisweilen unbarmherzig richten und urteilen. Kann man glauben, dass das nicht geschieht? Gott führt mich aus der Enge – in die Weite.

Und ich wandre aus den Mauern

Bis hinaus ins freie Feld…

 ...heißt es in dem Weihnachtsgedicht von Joseph von Eichendorf.

Wenn Paulus von dem Geheimnis Gottes spricht, dann meint er das Geheimnis von einer tiefen Verbundenheit und von einer Nähe. Eine Nähe zu Gott. Eine Nähe, die in ihrem Schlusspunkt einmündet in ein großes Lob, das einem jedem von Gott zuteil wird. Gott sagt: Ja! Gott sagt: Wie wunderbar, dass es dich gibt. Und wie oft erscheint uns das als ein unfassbares Geheimnis.

In diesem Bild erkennen wir, dass im Kern unserer Existenz keine Ursünde steht, keine Würdelosigkeit des Menschen,  sondern ein Ur-Segen. Es gibt eine Geburtsheimat für jeden Menschen, ein Ort voller Sicherheit, voller Frieden, voller Liebe  und Vertrauen, zu dem wir heimkehren können, und dieser Ort ist durch und durch gut.

Wer dieses Lob auf solche Art verspürt, wer sich angesprochen fühlt von dem „Ja“, das Gott ganz am Anfang schon über jedes Leben ausgesprochen hat, der taucht unwillkürlich ein in eine tiefe Freude. Und es macht in keiner Weise selbstgefällig oder gar starrsinnig, weil genau diese Mauern des Starrsinns und der Selbstgefälligkeit hier längst gefallen sind.

Für Paulus ist das jene Erfahrung, eins zu sein mit Christus. Aus dieser Erfahrung heraus hat er wunderbare Bilder geschaffen. Das Bild des mystischen Leibes, in dem wir alle miteinander – untergründig –  verbunden sind. Denn Paulus weitet dieses Bild aus. Er sagt, dass Christus als Auferstandener durch den Heiligen Geist in jedem von uns lebt.

Und ich bin ihm dankbar für solche Worte und Bilder. Weil sie eine Spur legen hin zu dem Geheimnisvollen. Wir sind auf solche Spuren angewiesen. Denn das Erkennen und Erklären von Gott wie auch das Bild des inwendigen Christus verweigert sich hier.

Schon Augustinus schrieb: „Wenn du ihn begreifst, ist es nicht Gott.“

Paulus schreibt darum immer wieder von dem „in Christus sein“. Über hundert mal kommt diese Wendung in seinen Briefen vor.

Und hier muss man sich dann schon auf die Suche machen, um diesen „Christus in sich“ zu finden. Das ist die Einladung in der Adventszeit. Sich auf die Suche zu machen.

Es geschieht all zu schnell, dass Christus in all der Zeit zu einer Art Gegenstand wird, – ein abgestellter  Gegenstand, der zum Glauben und zur Kirche dazugehört. Wenn dieser Weg nach Innen nicht gegangen wird.

Jesus selbst hat in seinem Leben diese Nähe zu Gott und zu dem „Christus in sich“ gelebt und vielfach ausgedrückt. Unter anderem mit dem Bild des Vaters, und das nicht in einem patriarchalischen Sinne, sondern als ein Beziehungsgeschehen: Der Vater und ich sind eins. Sagt Jesus in Johannes 10. Viel tiefer kann man so eine Einheit, so ein Verbundensein, nicht beschreiben.

Das Bild vom dem „Christus in mir“ braucht einen inneren Kristallisationskeim, eine Erfahrung, an die es anknüpfen kann.

Mich berührt es immer sehr, wenn ich Menschen treffe, die so ganz selbstverständlich von dieser inneren Bindung und aus dieser inneren Bindung erzählen. Mich berührt es, weil sie es auf ihrem Wege – mit all dem inneren Ringen und Suchen, durch das sie hindurchgegangen sind – geschafft haben, jene Fragen, die unser Leben so vordergründig bestimmen – nach Sicherheit, nach Wohlstand und Reichtum –  beiseite zu stellen.

Wie Jesus in der Bergpredigt uns zumutet: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?

Mich berührt es tief, weil ich ahne dass es im Glauben an Jesus Christus eben darum geht, diese göttliche Kraft, die durch ihn erschlossen worden ist, in uns zu erfahren.

Und ich ahne, dass es jene Kraft ist, die den Frieden und die Liebe ohne Anstrengung – mühelos – möglich macht.

Und ich wandre aus den Mauern

Bis hinaus ins freie Feld…

Hehres Glänzen, heilges Schauern!

Wie so weit und still die Welt!

Joseph von Eichendorf

Hier unter freiem Himmel, da wo weit und still die Welt, – ausgewandert, hinaus auf´s freie Feld, mit einem offenen Schauen, wie die Kinder es tun, an die Jesus die Erwachsenen erinnert, mit einem Anfängergeist, mit einem Staunen, – in der Weite und in der Stille der Welt: Hier  kann ich mich lassen und mich ihm überlassen: Gott ist der Hüter meiner Geheimnisse. Und nicht nur meiner Geheimnisse. Gott selbst ist dieses Geheimnis. Und auch wenn es schwerfällt, auch wenn es zerrt in mir und weh tut: Er hält Lob für mich bereit. Lob, das eingekleidet ist in die tiefste Liebe, die man erfahren kann.

Frère Roger, der Gründer der Communauté von Taizé schreibt:
„Hell leuchtend zieht diese Liebe Gottes vorüber, wie ein Licht durchstreift der Heilige Geist jeden Menschen in seiner Nacht. Durch diese geheimnisvolle Gegenwart steht der Auferstandene uns bei; er kümmert sich um alles...“

Darin – wird einem jeden von Gott sein Lob zu Teil werden.
Amen

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