4. Gebot

29.02.2004 | 09:23

4. Du sollst Vater und Mutter ehren

 

2. Mose 20,12 – Das 4. Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren
– auf dass du lange lebest und dir’s wohlgehe.
„Generationenvertrag mit Verheißung“
 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

0. Einleitung
Liebe Gemeinde!
In unserer Predigtreihe zu den 10 Geboten soll es heute um das 4. Gebot gehen:
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat, auf dass du lange lebest und dir’s wohlgehe in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird. (5. Mose 5,16)
Im neuen Testament nimmt Paulus dieses Gebot auf und schreibt: „Ihr Kinder, seid gehorsam euren El-tern in dem Herrn; denn das ist recht. »Ehre Vater und Mutter«, das ist das erste Gebot, das eine Verhei-ßung hat: »auf dass dir's wohlgehe und du lange lebest auf Erden« (5.Mose 5,16).
Tatsächlich ist es das erste Gebot, das eine solche Verheißung des Wohlergehens erhält. Ich habe der Predigt deshalb den Titel gegeben: „Generationenvertrag mit Verheißung“

Aber zur richtigen Einordnung zunächst ein Blick zurück: Wir sind jetzt beim 4. Gebot angelangt. In den ersten drei Geboten geht es um die Gottesbeziehung des Menschen, um die Ehre Gottes. Nun geht es um die Folgen aus der Gottesbeziehung für das zwischenmenschliche Verhalten.

1. Was sagt das 4. Gebot nun genau und was nicht?
Das Elterngebot ist oft missverstanden oder missbraucht worden: Eltern forderten strengen Gehorsam und machten ihre Kinder klein. Das 4. Gebot ist jedoch kein Freibrief für ein gebieterisches Verhalten von Eltern.
Denn das Gebot richtet sich eigentlich nicht an Jugendliche, sondern in erster Linie an die erwachsenen Kinder. Es geht um das Verhalten von Erwachsenen gegenüber ihren hilfsbedürftigen, alt gewordenen Eltern. Sie sollen geehrt, und wichtig genommen und damit geschützt werden.
Zur Zeit der Bibel gab es noch nicht dieses soziale Netz wie wir es heute kennen. Damals waren die alten Menschen auf die Unterstützung ihrer Kinder angewiesen.
Damals ging es darum, dass die alt gewordenen Eltern, die nicht mehr arbeiten konnten, versorgt - nicht abgeschoben werden. Sie sollten in Würde geachtet werden. Die Kinder sollen sie ehren und lieben und für sie sorgen.
Dieses Gebot war besonders wichtig für das Wohlergehen und das Zusammenleben im gelobten Land, in das Gott das Volk Israel geführt hatte. Daher auch diese Verheißung, die aber eigentlich für alle Gebote gilt: Sie sind Wegweiser für ein gelingendes Leben! Keine Verbote eines strafenden Gottes, sondern Hilfe-stellungen eines liebenden Vaters im Himmel.
Auch wenn dies Gebot sich in erster Linie an erwachsene Kinder gerichtet hat, können wir es aber sinn-gemäß auch auf Jugendliche übertragen. Dazuu müssen wir es aber erst einmal näher verstehen.

2. Warum sollen wir nun Vater und Mutter ehren?
Das Elternehren erwächst aus der Liebe zu Gott. Gott ehren und Vater und Mutter ehren gehören zu-sammen. Deshalb sollen wir es auch nicht zähneknirschend tun, sondern aus freiwilliger Liebe, die das Wohl der Eltern im Blick hat.
Martin Luther hat auch das Elterngebot, wie alle anderen Gebote, von der Liebe zu Gott abgeleitet. Er schreibt: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dir's wohlgehe und du lange lebest auf Erden. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsere Eltern nicht verachten noch er-zürnen, sondern sie in Ehren halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.“
Wir sollen die Eltern ehren, weil wir Gott lieben. Aber es gibt auch noch viele andere einsichtige Gründe:
Wir sollen die Eltern ehren, weil sie uns das Leben ermöglicht haben? Weil sie ungezählte Nächte wach gelegen haben, weil sie uns aufgezogen und erzogen haben, weil wir von ihnen Liebe und Vertrauen ge-lernt haben.
Vielleicht sind wir ihnen auch besonders dankbar, weil sie uns den christlichen Glauben nahe gebracht haben, mit uns zur Kirche gegangen sind oder mit uns und für uns gebetet haben.
Insofern könnte man sagen: Liebt eure Eltern wie auch sie euch geliebt haben.

3. Das Gebot ist brandaktuell und geht jeden an
Ich bin davon überzeugt, dass dieses Gebot brandaktuell ist und wohl zu allen Zeiten spannungsgeladen war. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist und bleibt herausfordernd.

In den Zeitungen liest man immer wieder von alten Menschen, die von ihren Kindern ins Altersheim abgeschobenen werden. Älteren Menschen fehlt es in unserer Gesellschaft oft auch von den eignen Kin-dern an menschlicher Zuwendung.
Und auch in der Kindererziehung gibt es Abgründe: Jugendliche haben gegenüber früher weniger Respekt vor älteren Menschen und eben auch vor den eignen Eltern. Es ist längst nicht mehr selbstverständlich, dass man den Eltern gehorsam ist (was ja auch seine guten Seiten hat, dass Kinder nicht mehr mit diesem Gebot klein gehalten werden)
Es gibt also heute (nach meiner Einschätzung noch mehr als früher) viele Differenzen zwischen den Ge-nerationen: Ein echtes Generationenproblem.

Jeder sieht das dann von seiner Seite aus.
Die Jugendlichen haben eher im Blick, dass es den Kindern gut gehen muss und sie zu ihrem Recht kom-men. Sie finden „meine Eltern sind in einem sehr schwierigen Alter…“ – die verstehen mich einfach nicht. Deren Ansichten sind außerdem völlig langweilig und überholt.
Und die Eltern denken eher: Das Gebot trifft die Sache genau. Wir müssen mehr geehrt werden. Genau so ist es richtig! Unsere Kinder sollten uns mehr gehorchen. Wir meinen es doch nur gut!

Ich möchte Sie und mich heute morgen zu einem Seitenwechsel einladen:
Zunächst gilt es für alle Kinder – egal welchen Alters: Liebt eure Eltern – versucht sie zu verstehen, sucht das Gespräch. Auch, wenn es euch schwer fällt und sie an euch schuldig geworden sind.
 Für die erwachsenen Kinder heißt es, den Kontakt zu den Eltern zu halten, die Beziehung zu pflegen und für die Eltern zu sorgen, wenn es nötig wird.
Ich habe in der Vorbereitung den Ausspruch gelesen: „Mit Abstand ehrt es sich leichter!“ Das ist wohl wahr – wo man ständig miteinander zu tun hat, kann es um so belastender sein, die Eltern zu ehren, wenn die Beziehung schwierig ist.
 Für die Jugendlichen und Konfirmanden heißt das konkret: Versucht eure Eltern zu lieben. Versucht sie zu verstehen, auch bei schwierigen Themen, wenn es um die Uhrzeit des Nachhausekom-mens geht, um das Taschengeld, eure Kleidung oder die Schule. Seid ein wenig nachsichtig, wenn es um die Einschätzung der Lautstärke von Musik geht und sucht das Gespräch mit Euren Eltern über den Um-gang mit Rauchen und Alkohol. Und wenn ihr nachher Zuhause beim Mittagessen sitzt, dann räumt doch mal den Tisch ab und sagt Euren Eltern etwas Nettes. Bei der Liebe muss immer einer den Anfang ma-chen, sonst kommt man nicht voran. Es geht wie gesagt um Liebe und nicht um blinden Gehorsam.

Das Gebot richtet sich letztlich aber auch an die Eltern!
Die Eltern, sollen nicht nur Gehorsam fordern, sondern ihre Kinder lieben. Auch sie sollen versuchen, die Kinder zu verstehen, auch wenn es eine andere Generation ist, die aber auch ihr Recht hat. Eltern müssen es lernen, den Kindern immer mehr Raum zu geben und sie los zu lassen. Es geht also beim Elterngebot letztlich darum, dass die Geberationen in einen liebevollen Dialog und damit in eine liebevolle Beziehung treten.

4. Auch beim Eltern ehren – wir sind auf Vergebung angewiesen…
Aber wo Menschen so eng zusammen leben – da geht es nie ohne Schuld ab. Wir alle werden aneinander schuldig, gerade in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Die Gebote können einem deshalb ja auch als Beichtspiegel dienen. Sie zeigen uns die richtige Richtung, aber auch unsere Grenzen und unser Versagen auf. Aber wenn wir versagen, dann dürfen wir immer wieder Vergebung erfahren und umkeh-ren.
Das violette Antependium hier vor der Kanzel zeigt es an, dass wir uns bis Ostern in der Bußzeit befin-den. Die Predigtreihe über die 10 Gebote kann ein Anstoß sein, zu Gott umzukehren, denn Buße bedeu-tet Umkehr. Denn dazu ist Jesus gekommen. Das war seine Predigt: „Kehrt um und glaubt an das Evan-gelium.“
Jesus ist schließlich nicht gekommen, um eine neue Moral aufzurichten oder unser Leben durch Regeln und Gesetze durchzustrukturieren, sondern Jesus hat uns Gottes Liebe gezeigt und am Kreuz die Erlö-sung von unserer Schuld erwirkt.
Er hat uns damit vom Gesetz erlöst. Wenn wir scheitern und schuldig werden, dann können wir zu ihm kommen und er vergibt uns gerne.
Und dasselbe gilt auch für unsere menschlichen Beziehungen: Für Christen steht Christus mitten in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Bei ihm können beide, Kinder und Eltern, Schuld abladen. Mit Gottes Hilfe können wir das Ehren wieder einüben, und ebenso auch das Erziehen und einander verste-hen. Und ein besonders Übungsfeld ist die Gemeinde, wo Jung und Alt miteinander leben, singen, beten und Gottesdienst feiern.

5. Schluss
In allem, was mit dem ehren der Eltern zusammenhängt, sind wir auf Gottes Gnade in Jesus Christus angewiesen. Das singen wir nun in unserem Predigtlied: „Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ.“
[Amen.]
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unser Verstehen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

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