5. Mose 7, 6-12

31.07.2011 | 02:00

H. Plank

Liebe Gemeinde,
wir haben in der letzten Zeit unendlich viel von Unheil gehört
nicht nur in Norwegen
über den Erdball zieht sich das Unheile, der Hunger

Es berührt ganz tief, wenn Menschen gegen Resignation aufstehen
den kleinen - noch gerade möglichen Schritt - dennoch tun
nicht in Rachegedanken stecken zu bleiben
sondern – noch „in“ dem Unheil - von Liebe zu sprechen
so wie eine Überlebende in Norwegen – der Satz geht mir nicht aus dem Sinn:
"Wenn ein Mensch soviel Hass in sich tragen kann, stellt Euch vor, wie viel Liebe alle anderen in sich tragen können."

Ich habe im Ohr
überraschende, getröstete Worte von solchen, die in Krankheitszeiten festsitzen
von Geborgenheit bei Gott sprechen können
 – obwohl alles dagegen zu sprechen scheint
von der Hand Gottes reden, in der sich sehen
Dann ist das mehr als ein Spruch auf einer Grußkarte

 

Es berührt überhaupt, wenn Menschen sich von Gott angenommen wissen
so wie sie sind,
nicht ihrer Verdienste wegen
nicht ihres großen Glaubens wegen
sondern einfach so
Geliebt – einfach so.
Und sie zeichnen das nach – auf den Wegen ihres Lebens
 in den guten und den schweren Zeiten

Das Wort „Erwählung“ will das zusammenfassen

Im 5. Buch Mose liest sich das so:
Denn du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker - denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat er euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, und vergilt ins Ange-sicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust.


Das Wort „Erwählung“ fasst solche erfahrene Güte zusammen
ein schöner Begriff
und gleichzeitig
ein sehr schwieriger

Das Volk Israel hat es für sich so gehört
Das Neue Testament zeichnet es weiter auch für die Christen.
Im Johannesevangelium:
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt (Joh. 15,16)

Da ist eine Entscheidung von Gott
Ich höre sie für mich
Und es tut einfach gut
auch wenn ich die Welt nicht verstehe,
das Leid in dem ich stecke, die Not, die kein Ende nimmt
Er hat sich für mich entschieden.

So muss es Israel gehört haben.

Wenn wir taufen – dann feiern wir diese Entscheidung Gottes für uns.

„Ich bin getauft auf deinen Namen“


Hinter diesem Wort aber, tun sich auch viele Fragen auf.

Gottes Entscheidung – für mich - Ja
Wenn er sich aber für mich entscheidet, entscheidet er sich dann gegen andere?
Wenn er sich für Israel entschieden hat – dann gegen Ägypten?
Ist er den Ägyptern der strafenden Gott, wie wir am Ende des Texten hören?

Ich bekenne doch, dass Gottes Liebe allen gilt,
allen!
Gilt sie mir mehr als anderen?
Sind andere nicht auserwählt
gar verworfen?
Der Prophet Maleachi hat die alte Geschichte von Jakob und Esau so gedeutet:
„Ist nicht Esau Jakobs Bruder? spricht der Herr, und doch habe ich Jakob ge-liebt, Esau aber gehasst…. 1, 1-3.

Jedes Bekenntnis zur eigenen Erwählung
zieht Grenzen für die Weite der Liebe von Gott
Und weiter:
Bei Israeliten heißt es, dass sie erwählt sind, den Segen weiterzutragen
Alle könnten den Segen von ihnen erhalten
mittelbar
….und wenn die Auserwählten, auch die Christen, den Segen
– vielleicht in einer bestimmten Zeit –
nicht weitergeben?
Bindet Gott seine Liebe zu allen - an die Auserwählten?!


Wenn ich schon das Wort Erwählung nutze
dann kann ich nur sagen: Wir sind auserwählt.
Wir Menschen - alle

 

Auf Jesus möchte ich mich dabei berufen.

Ich finde bei ihm keine Einschränkung der Gottesliebe nur für bestimmte Leute
Sogar den Zöllner, der nur hinten steht und sagt:
Gott sei mir Sünder gnädig –
lässt er als gerecht gehen.

Die Schöpfung ist erwählt – Es ist Gottes Schöpfung

Wir sind – alle - seine Kinder.

Seine Liebe gilt uns – unbedingt - also ohne Bedingungen – grenzenlos.

Ich kann verstehen:in Leid und Verfolgung – bei der Suche nach Gerechtigkeit
- im Streit mit Andersdenken
da ziehen wir Grenzen – Das sieht uns Menschen ähnlich
Aber Gott?
Und wie wollte man das Wort Jesu von der Feindesliebe ausformulieren, wenn man die Liebe eingrenzt?!
Die Liebe ist grenzenlos und bedingungslos
Und wenn wir das weiterdenken
Wie könnten wir mit seiner Liebe bei den Christen, bei den Juden, bei den Mos-lems stehen bleiben?!

Prof. Jörns (,den wir im Okt. hier wiedersehen werden) spricht davon, dass wir Gott in unseren Horizont zwingen.

Wir können uns vorstellen, dass Gott uns liebt
aber
das Gott – alle – gleichermaßen lieben sollte –
da fragen wir:
wie soll das gehen?“

Aber nur weil wir an unseren Fragen scheitern
dürfen wir dann Gott in unseren Horizont zwängen?

In Jesu Namen gilt es
die Grenzenlosigkeit und Unbedingheit der Zuneigung Gottes durchzuhalten.

Das Wort Erwählung ist dabei keine Hilfe.

Wenn wir nicht genügend Zeit haben, es zu erklären, sollten wir auf das Wort verzichten.

zur Entstehung des Textes
Als der Mosetext geschrieben wurde, stand Israel in einer dramatischen Zeit.
Der Norden war von den Assyrern eingenommen – verloren. 721 v. Christus

Nun drängten die Babylonier gegen die Assyrer
und das kleine Land Israel hatte eine kleine Pause.

Das kleine Land im Süden ist schockiert.
Sie sehen das Unheil im Norden als Strafe Gottes
Der Grund für die Strafe ist ihr flacher Glaube
ihr Egoismus,
ihre mangelnden Aufmerksamkeit dem Nächsten gegenüber.
Darum straft Gott – so deuten sie
König ist damals Josia
Und der findet zu den Wurzeln zurück.
zu den Grundlagen des Glaubens – zu den Geboten, die Mose empfangen hat.

Jetzt wird der Gottesdienst reformiert
Das Miteinander bekommt eine neue – die alte Grundform.
Dazu gehört:
Wenn sich das Verhältnis zu Gott klärt,
muss sich das auch auf das Zusammenleben der Menschen auswirken.
Gottesdienst und soziale Verantwortung sind eine Einheit.

Gedenke, du bist Sklave in Ägypten gewesen –
Gott hat dich befreit –
gehe menschlich mit Deinen Untergebenen um

Ihr wisst, dass das Land eine Gottesgabe ist:
Wie könnt ihr die Gabe Gottes anderen vorenthalten?!

Der König findet die alten Gebote wieder
und aktualisiert sie für sein Volk in der Krise

Höre Israel – Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und all deiner Kraft.

Von der Erwählung spricht der Text und jetzt von Geboten
Gehören zum Geliebt sein von Gott - Gebote?

Bin ich am Ende doch erst dann anerkannt, wenn ich die Gebote halte,
 „die ich dir heute gebiete“?!


Ich liebe Dich – wenn Du tust, was ich verlange?! So?

Das klingt schon unter uns sehr - fremd.

Es würde alles wieder aufheben, das Grenzenlose,– das ohne Bedingungen

Also: Was sollen nun in dieser Beziehung zu Gott die Gebote?

Gottes Gnade kann ich nicht verdienen. Kann sie verscherzt werden?!

Erwählung – das Wort ist schwierig und braucht Geduld
Das Wort Gebote – mit unseren Ohren gehört – hilft auch nicht so schnell weiter

Wir müssen versuchen, es mit den Ohren der Alten zu hören

Ihnen wurden die Gebote gegeben – nachdem sie aus Ägypten fliehen konnten, nachdem sie die Rettung erfahren hatte

Die Frage war:
Wie leben wir – Befreiung?
- Rettung?
Wie leben wir in dieser Freundlichkeit Gottes?

Der Alltag um uns herum bleibt
der Hass, die Langeweile, der Hunger, die Übersättigung, Leere

Seine Gnade können wir nicht verscherzen – sicher nicht
Aber wir können sie aus dem Blick verlieren
sie nicht mehr sehen
So kann ihre Schönheit uns nicht mehr bewusst sein
nicht bestimmen
wertlos werden – für unser Leben

Die Gebote sagen:
Ihr habt einen großen Schatz.
Wie lebt ihr damit?
Wie lebt Ihr mit der Anerkennung des Himmels?
Die Gebote wollen Entscheidung - in der Sprache der Bibel: den Gehorsam

Die Alten haben das als etwas unerhört Positives beschrieben.
Keine Drohung oder der moralische Zeigefinger,
keine Liste von Verboten.
Ein Weg zum Leben – Ein Weg ins Leben - in den Segen

In Kp. 30 steht:
Das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern.
12 Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir's hören und tun?
13 Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest:
Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir's hören und tun?
14 Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

Ich habe mir die Gebote als einen Spiegel vorgestellt –
so einen mit Griff, den ich mir selbst vorhalte.

Auf den Rand schreibe ich
Gott liebt mein Leben, er liebt das Leben seiner Schöpfung.
Seiner ganzen Schöpfung.

Ich gucke in den Spiegel –
und halte mir damit auch mein Glaubensbekenntnis vor Augen
grenzenlos – bedingungslos ist die Liebe von Gott

Dann sehe ich mich in dem Spiegel
So wie ich bin – von Gott angenommen

Dann kommen auch die, die mich besuchen, die Meinen mit ins Bild
So wie wir sind – von Gott angenommen

Dann wird es weiter
viel weiter. Freunde kommen dazu – Schwierige
Die Menschen in Norwegen kommen vor.
Ich sehe die Landkarte im Spiegel – das Horn von Afrika

Da im Spiegel werden die Menschen zu meinen Nächsten
angenommen – wie auch ich angenommen bin
und ich höre, was Mose seinem Volk einschärft:
Gott lieben und den Nächsten wie mich selbst…


Im Spiegel sehe ich die Schöpfung
die Schönheit Seiner Schöpfung
und höre die Frage: Wie lebe ich Befreiung, Erlösung, Segen? Schöpfungsver-antwortung.
Wie lebe ich in diesem, meinem Credo - umgeben (vgl. Spiegel) von der Liebe Gottes?
Und höre seine Zusage:
Du bist – mit all meinen Geschöpfen – das mir heilige Volk

Nicht habe ich Dich angenommen, weil Du „groß“ bist.
Angenommen habe ich Dich, weil ich dich liebe.

Darum begleite ich dich durch dein Leben – alle Tage.
Das ist mein Versprechen.
Nimm es ernst, damit der Segen das Leben erfüllt machen kann.
AMEN

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