Invokavit Fastenpredigtreihe: Röm 12, 4-8

05.03.2017 | 11:00

Der Reformator Johannes Bugenhagen

Römer 12, 4-8 (in der Übertragung von Jörg Zink)

Wir Menschen haben an unserem Leib viele Glieder. Aber die Glieder haben nicht alle dieselbe Aufgabe. So ist die Kirche die leibliche Gestalt des Christus in der Welt, wir sind also ein Leib und stehen zueinander, wie Glieder dieses Leibes zueinander stehen. Gottes Gaben sind verschieden. Wer  prophe-tische Weisung gibt, tue es dem Glauben gemäß. Wer diene, diene wahrhaftig. Wer lehrt, widme sich der Lehre. Wer tröstet, wende alle Kraft daran. Wer gibt, tue es in Schlichtheit. Wer einer Gemeinde vorsteht, zeige seinen Eifer. Wer barmherzig handelt, tue es mit Freundlichkeit.

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

Tja, liebe Gemeinde, Luther ist in aller Munde, sei es als Lutherbonbon, sei es im POP-Oratorium, in Vorträgen, in Interviews oder in Predigten und so weiter. Natürlich ist Luther die Zentralfigur der Reformation. Und ich kann nicht vermeiden, ab und zu den Namen Luther zu erwähnen. Aber Luther hatte viele Helfer, ohne sie wäre die Reformation vielleicht gescheitert. Einer dieser Helfer war neben Philipp Melanchthon und anderen Johannes Bugenhagen.

Den Namen Bugenhagen kennen wir alle, etwa als Namenspatron der evangelischen Schule am Hessepark, es gibt die Bugenhagengemeinde Groß Flottbek mit der Bugenhagenkirche, die als Jugendkirche dient oder als Straßennamen in der Altstadt parallel zwischen Mönckebergstraße und Steinstraße hinter der Jacobikirche gelegen. Und die Nordkirche verleiht jedes Jahr am Reformationstag die Bugenhagenmedaille für kirchliches Engagement.

Aber wer war Johannes Bugenhagen eigentlich?

Der 1485 im pommerschen Wollin geborene Johannes Bugenhagen war zwei Jahre jünger als Martin Luther. Er studierte in Greifswald die so genannten sieben freien Künste, drei aus dem Bereich der Sprache und vier aus dem Bereich der Mathematik. Er verließ die Universität ohne Abschluss und begann als Lehrer an der Schule in Treptow an der Rega, eine Stadt in Westpommern (im heutigen Polen), wo er wenig später zum Rektor berufen wurde. Er lehrte Latein und legte aus eigenem Antrieb die Bibel aus. Er war also ein Prediger im Ehrenamt. Obwohl er nicht Theologie studiert hatte, wurde er zum Priester geweiht und war Vikar an der Marienkirche in Treptow.

Irgendwann bekam Bugenhagen das Luther-Traktat Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche in die Hände, das er zunächst als Ketzerei abgetan haben soll. Ein näheres Studium dieser Schrift erweckte dann doch sein Interesse und er sah sich veranlasst, an Martin Luther zu schreiben. Dieser schickte ihm darauf sein Traktat von der Freiheit des Christenmenschen. Nun wollte er mehr erfahren von der neuen Lehre, und zwar aus erster Hand. Deshalb begab er sich nach Wittenberg, wo er mit Luther und Melanchthon einen engen Gedankenaustausch pflegte. Um die reformatorische Theologie aus berufenem Munde besser zu verstehen, nahm er das Studium der Theologie auf. Im Jahre 1522 heiratete Bugenhagen. Er bezog damit klar Stellung gegen den Zölibat.

Etwa ein Jahr später wurde Bugenhagen zum Stadtpfarrer an der Wittenberger Stadtkirche gewählt. Dort entfaltete er eine rege Predigttätigkeit mit oft sehr langen Predigten, die auch aktuelle Fragen behandelten, um den Zuhörern die notwendige Orientierung zur christlichen Lebensführung zu vermitteln. Seine zahlreichen Publikationen machten ihn über Wittenberg hinaus bekannt.

Die verschiedenen Gaben Gottes, von dem der Predigttext spricht, vereint Bugenhagen in sich alle: Er predigt gut und gerne, er dient dem Evangelium, er ist Lehrer, er treibt Seelsorge, er steht den Gemeinden vor, wenn es um die Kirchenordnungen geht, Geben und barmherzig Handeln, versteht sich von selbst. Im Sinne einer Arbeitsteilung kann uns heute eine Aufgabe genügen.

Zunehmend beschäftigte sich Bugenhagen mit Fragen der Gottesdienstordnung und der Gestaltung des protestantischen Kirchenwesens. Damit begann sein Wirken außerhalb von Wittenberg. Braunschweig war die erste Station, für die Bugenhagen erfolgreich eine Kirchenordnung verfasste. Die Braunschweiger wollten gerne Bugenhagen als Superintendenten behalten, aber er lehnte ab, weil neue Aufgaben auf ihn warteten.

Hamburg hatte sich schon früh um Bugenhagen bemüht, scheiterte aber zunächst am Einspruch des Rates, der sich an das Wormser Edikt gebunden fühlte und Anstoß daran nahm, dass er verheiratet war. Aber die neue Lehre bekam unter den Bürgern immer mehr Zuspruch, so dass Bugenhagen dann doch nach Hamburg berufen wurde, nachdem er seine Mission in Braunschweig erfüllt hatte. Es war nicht einfach mit den Hamburgern. Denn der Rat war halsstarrig, aber die Bürger von der Reformation sehr angetan. Schließlich konnten sich die Bürger und Bugenhagen durchsetzen und so wurde seine in niederdeutscher Sprache verfasste Kirchenordnung von den Hamburgern angenommen und in allen Kirchen verkündet.

In über fünfzig Kapiteln behandelt Bugenhagen in der Kichenordnung das gesamte kirchliche, öffentliche und private Leben. Die umfangreichen Regelungen sind darauf zurückzuführen, dass es damals, anders als heute, keine Trennung von Kirche und Staat gab.

Bevor Bugenhagen Hamburg wieder verließ, gründete er das Johanneum, ein Zeichen, wie wichtig ihm die Bildung war. Jetzt wird auch verständlich, warum die evangelische Schule am Hessepark Bugenhagenschule heißt.

Die Kirchenordnung hat einerseits Verfassungsrang, andererseits enthält sie Durchführungsbestimmungen mit detaillierten Anweisungen zum Beispiel für die Gestaltung der Gottesdienste. Sie ist der Vorläufer der Verfassung der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland, der Nordkirche. Inzwischen haben wir ja die Trennung von Staat und Kirche. Aber vieles, was Bugenhagen in der Hamburger Kirchenordnung festgeschrieben hat, findet sich in der Verfassung der Nordkirche wieder.

So heißt es in der Präambel:

Die Kirche gründet in dem Wort des dreieinigen Gottes. Gerufen von diesem Wort bekennt sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland zu dem Evangelium von Jesus Christus, wie es in der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments bezeugt … ist … Sie ist zurständigen Erneuerung gerufen. …

In Artikel 1 Absatz 5 der Verfassung steht:

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland erfüllt ihre Aufgaben in der Bindung an den Auftrag ihres Herrn Jesus Christus und in der darin begründeten Freiheit als Dienst an allen Menschen. Sie verkündigt und bezeugt das Evangelium in Wort und Tat vor allem durch Gottesdienst, Gebet, Kirchenmusik, Bildung und Unterricht, Erziehung, Seelsorge, Diakonie, Mission sowie durch Wahr-nehmen ihrer Mitverantwortung für Gesellschaft und öffentliches Leben.

Damit ist gesagt, was auch das Anliegen von Johannes Bugenhagen war und Ausdruck in der Kirchenordnung fand: ohne Dogmen ein am Evangelium orientiertes Leben zu führen in einem evangelisch geprägten Gemeinwesen mit Bildung und Erziehung, Predigt und Gottesdienst, Sicherung der geistlichen und materiellen Voraussetzungen evangelischer Verkündigung und nicht zuletzt der Gewährleistung der diakonischen und sozialen Aufgaben.

Panta rhei, alles fließt, hat schon Heraklit gesagt. Und er hat Recht damit. Bezogen auf die Reformation bedeutet dies, dass sie kein einmaliges statisches Ereignis war, sondern prozesshaft bis heute und darüber hinaus nicht nur wirkt, sondern auch weiterentwickelt wird. Ich wiederhole, was in der Verfassung der Nordkirche steht; Sie (die Kirche) ist zur ständigen Erneuerung gerufen.Matthias Kroeger sagt es so: Was bleiben will, muss sich ändern. Es gibt zahlreiche Initiativen, die die Reformation fortschreiben. Dazu zählen die Gesellschaft für eine Glaubensreform, angeführt von Klaus-Peter Jörns und ein Arbeitskreis innerhalb der evangelischen Akademikerschaft mit dem Titel Kernfragen des Glaubens --- Die Reformation geht weiter.

Persönlich habe ich auch eine Glaubensentwicklung durchgemacht. Das reicht von der gängigen Floskel Gott sieht alles mit dem Unterton und er straft auch bis hin zu der Erkenntnis, dass der Kreuzestod Jesu Menschenwerk war. Gott braucht kein Blut, uns seine Liebe zu beweisen. Und er braucht keine Gestalt, weil er in allen Dingen ist, auch in mir. Dafür bin ich dankbar.

Und er Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

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