Jesaja 58, 7-12 | Erntedankfest

02.10.2011 | 02:00

H. Plank

Die Geschichte vom reichen Kornbauer ist wohl allen bekannt. (Lukas 12, 15ff – Evangelium des Sonntags). Der Mann, der nie genug kriegen konnte.
 

Die Krisen, die Börsen sind Dauerthema
Es haben nicht wirklich viele Menschen viele Papiere – dennoch ist es in den Nachrichten immer eine 1. Meldung wert.
Und das, was die Menschen dort bestimmt, wovon sie getrieben werden
das sei – so hört man - Hoffnung – Angst und Gier
Keine kirchliche Beurteilung des Börsengeschehens
Die hörte ich im Deutschlandfunk.
Hoffnung, Angst und Gier
 

Wir wissen alle, dass Leben so nicht funktioniert
Nicht: Hauptsache ich
Nicht: ich sammle, baue größere Scheunen, damit die Seele Ruhe findet
 

Wer angefangen hat, größere Scheunen zu bauen,
der hört nicht auf damit
Aber die Seele müsste doch so Ruhe findet
sagen doch alle…
Aber so findet sie keine
 

Das ist leicht von einem Pastor gesagt – einer außerhalb des Börsengeschehens
Aber Scheunen bauen – kann man schon auch mit kleinstem Einkommen.
Und wo nichts oder wirklich nicht viel ist, da kann die Regel – „Hauptsache ich“ schlagende Argumente finden.
 

Wir wissen alle, dass Leben so nicht funktioniert
und die Seele so keine Ruhe findet
 

Wir wissen heute auch, dass unsere Welt sich so nicht weiterdrehen kann
Alle Wissenschaftler warnen vor der Klimakatastrophe –
vor der Fortsetzung – und hören auch am Erntedanktag damit nicht auf.
Die größte Bedrohung für das Überleben von Mensch und Natur
Aber so ganz scheint es uns nicht zu treffen –
Hauptsache uns nicht…
Das klingt schrecklich
Denn: Was ist mit unseren Kindern und Kindeskindern?!
 

Jesus konnte zornig werden,
wo das Leben Gott nicht ernst nahm –
Denken sie an die Tempelreinigung.
 

Und unser Zorn?
Unser Entsetzen?
 

Wer nichts anders im Auge hat als sich selber, verheert sich und seine Welt. So Fulbert Steffensky.
Das wissen wir
aber wie gelassen sprechen wir das Wort Klimakatastrophe aus –
Artensteben–  150 pro Tag
 

Was ist das für eine Ruhe bei uns?!
 

Die Schöpfung Gottes wird in der Bibel als ein Akt der Liebe beschrieben
Wie er die Dinge ruft,
den Lebewesen Namen gibt,
sie segnet
Er sah an, was er gemacht hatte und siehe es war sehr gut.
 

Die Schöpfungsgeschichte beschreibt nicht den Anfang unserer Welt.
Sie will gar nicht historisch sein.
Sie will immer neu erzählt werden, weil sie etwas sagt, von dem guten Anfang unseres Lebens.
Unseres Lebens! Heute - … und siehe, es war sehr gut.
 

Nur: Wie gehen wir damit um?
Wie findet denn unsere Seele Ruhe?
 

Erntedank – ist ein Schöpfungsdank
Wenn wir für die Schöpfung danken – wie kann es dann sein, dass wir ein Drittel – oder sogar noch mehr - unserer Lebensmittel wegwerfen?
Kann uns das in Ruhe lassen?
 

Wir können stolz sein auf die Deutsche Einheit – so die Kanzlerin,
Wenn Gott den Frieden der Welt schenkt, dann können wir nur danken, dass er unter uns wirklich wird.
Aber keine Sekunde dürften wir zögern, wenn es darum geht, den Frieden weiterzutragen.
Es ist unsere Sache – auch die Sache der Kirche –
Es ist auch unsere Sache - der Friede in Europa
Geschenkt ist er uns ja schon.
Siehe, es war alles gut.
 

In diesem Zusammenhang ist klar:
Krisen müssen straff angegangen werden
aber sie dürfen einfach nicht in Hass oder Gleichgültigkeit umschlagen
oder in „Hauptsache wir“
Z.B. gegen die verschwenderischen Griechen, die ihre Verschuldung vor Brüssel schön gerechnet haben.
Es wussten übrigens alle davon
aber erst mit der bevorstehenden Staatspleite kam die Reaktion.
 

Und wir vergessen ganz schnell, dass unsere deutschen Exporteure kräftig daran verdient haben, dass Griechenland Waren gekauft hat, die es sich eigentlich nicht mehr leisten konnte.
 

Keine Sekunde aber dürften wir doch zögern, wenn es darum geht, den Frieden weiterzutragen.
Europäer sein, das beginnt mit dem Verzicht auf Urteile
hier bei uns vor der Haustüre – im persönlichen Gespräch
 

Nach Jesaja findet man den Segen wieder,
„…wenn du nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest“….
 

Ruhe und Leben funktioniert nicht, wenn wir sagen: Hauptsache ich
 

Das mit der Ruhe beginnt so:
 

Gott sah an, alles was er gemacht hat, uns es war sehr gut -
der schöpferische Satz für diesen – auch diesen neuen Morgen.
Die Schöpfung Gottes ist ein Akt der Liebe
 

Diese gilt auch uns.
Wir sind ja Teil dieser Schöpfung
 

Hinter dem Bund der Juden und mit der Botschaft Jesu
ist der Segen die Nummer eins.
Siehe, es war sehr gut.
Das „sehr gut“ gilt
 

Wir können davor unsere Augen verschließen
dann sehen wir nicht – heute nicht – den neuen Schöpfungsmorgen
die Morgenröte
Aber sie ist da.
 

Der Segen ist da.
Er ist wie ein Samenkorn.
Da nutzt es nichts, ihn für mich in der Hand zu halten.
Der Same will in die Erde
Der Segen will zu den Menschen – zur Schöpfung.
 

Den Segen empfangen von Gott
das ist nicht nur ein Fasten im stillen Kämmerlein
                               Nichts gegen Einkehr und Stille
das erschöpft sich nicht nur im Bibelstudium, im Gottesdienst,
                               gar nichts gegen die Bibel oder gar gegen den Gottesdienst
 

Nur wenn das allein bleibt
- wir - nur für uns….
                               - nur nicht mit den anderen
dann schließen sich unsere Augen.
 
Der Prophet Jesaja im 58 Kapitel sieht sein Volk
gerade aus der Gefangenschaft nach Hause gekommen
Sie dachten – es würde jetzt alles gut
Aber sie kommen
in die zerstörte Heimat.
Die Lage – beinahe hoffnungslos –
Wie soll Zukunft gestaltet werden?!
Wirtschaftliche Not, politische Unsicherheit, Krise – klingt bekannt
Und Gott??
der zurückführt --- in ein zerstörtes Land?!
 

Den Zweifelnden schreibt Jesaja:
 

Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Es sind deine Verwandten! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird alsbald sprossen, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, ich bin da. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: »Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne«.
 

Ich könnte mir die Gottesrede so vorstellen:
 

Ihr wollt, dass Euer Leben gelingt?
Ich nehme Euch nicht die Not und die Krisen
aber ich verspreche:
Ich bin da.
Deine Heilung wird alsbald sprossen
                               nicht mit einem Schlag
sprossen – langsam,  ein allmählicher Prozess
 

Und dann kann es – wie bei der Wüstenwanderung – wüst werden um dich herum
Du rufst
Ich bin da.
Ich bin in Deiner Not da.
 

Ich verspreche dir keine immerwährende Gebetserhörung – Aber meine ganze Freundschaft
 

Nicht Seligkeit,
sondern die Stetigkeit der dialogischen Beziehung zwischen mir und dir.
So hätte Gott es nicht gesagt – so sagt es Martin Buber
Aber der bringt das Neue und das Heilsame und die Ruhe….!!
auf diese intakte Beziehung zu Gott
in den guten Zeiten und auch in den Schweren.
Nur so wächst Dankbarkeit – in solcher Beziehung feiert es sich gut – Erntedank
 

Der Segen
Und Segen bewahren? Ihn leben?
 

Das füllt die Beschreibung bei dem Jesaja
das zeichnet Matthäus, wenn er über das Weltgericht nachdenkt
das nimmt die Rosette im Kirchenfenster auf.
 

Ein wirkliches Erntedankfest
bleibt nicht bei dem Segen, bei den Erntegaben stehen
 

Es dankt dem Geber
und das Fest will einen Schleier nehmen von den Feiernden
und zeigen:
Ihr Gesegneten,
Ihr seid selber Teil der Schöpfung.
 

Der Segen kann sich nicht entfalten
                               „nur für Euch“ – Das geht gar nicht.
Segen und der Notleidende, der sozial Schwache
Entrechtete, Ruinierte, Hungernde, Heimatlose, Obdachlose, der Frierende, Einsame, Kranke, Süchtige, Egoistische, Zerstrittene, Ausgegrenzte
der in Not
der ist die Nagelprobe für den Segen, der sich bei Euch entfalten will
 

Der in Not – ist Teil der Schöpfung – wie Du
Er ist Kind Gottes – wie Du
Er ist also Dein Verwandter - Dein eigen Fleisch und Blut
 

Blut ist dicker als Wasser?! Das sieht die Schöpfung anders… Dem in Not – in welcher auch immer - dem sollst dich nicht entziehen.
 

Entziehst Du Dich – verliert der Segen seine Kraft
                               und Ruhe – ist dann nur noch ein Wort
 

Der Jesaja kennt die Probleme
Er kennt die Tendenz, ganz bei sich zu bleiben.
 

Segen – geht anders.
Wir müssen nicht die Welt retten
aber
vor unserer deutschen
und vor unserer europäischen Tür
dürfen die Augen nicht verschließen
Wir sollen uns nicht entziehen.
 

Solche Aufmerksamkeit öffnet uns die Augen
für den Segen – der uns schon lange geschenkt ist
der aufstrahlen will – wie die Morgenröte in die Dunkelheit hinein
für den Segen, der da ist auch in den Wüsten Wanderungen unserer Zeit –
Gott wird vorgehen und auch den Zug mit seiner Herrlichkeit beschließen.
Er ist da.
Das ist der Segen. Das ist die Ruhe.
Es wird nicht wichtig sein, dass wir etwa zu hören bekommen
wir seien die, die Lücken zumauern oder Wege ausbessern.
 

Aber der Segen
wenn wir ihn ernst nehmen
wenn wir ihn teilen
schafft uns einander den Lebensraum
den bewässerten Garten

 
Teilen bringt die Ruhe – lässt den Segen spüren.
hier und an vielen Orten dieser Welt
 

Lassen Sie uns so – in Gottes Namen - Erntedank feiern.
AMEN

 

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