Letzter Sonntag nach Epiphanias: 2 Mos 3, 1-14

05.02.2017 | 11:00

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Mose steckt im Arbeitsalltag, er macht seinen Job, hütet die Schafe seines Schwiegervaters und dies in der Wüstensteppe am Gottesberg Horeb.
Und mitten im Alltäglichen ist da etwas, das brennt, aber nicht verbrennt, das Wärme gibt und doch nicht erkaltet. Es müsste eigentlich ersterben, aber es lebt, es müsste wohl verzehrt werden, aber es gibt nicht auf. Ein brennender Dornbusch.
Und der Hirte macht sich auf, um zu sehen, was da ist. Feuer, Engel des Herrn, Gott selbst. Gott - in einem brennenden Dornbusch, hernieder gefahren, weil er das Elend seines Volkes gesehen, das Geschrei seiner Menschen gehört und ihr Leiden erkannt hat. Gott hat es so erkannt, wie in der Sprache des Ersten Testaments ein Mann seine Frau erkennt – in Liebe identifiziert er sich mit den Menschen und will ihnen nahe sein.

Schon im 2. Buch Mose, liebe Gemeinde, begegnet man dem, was zu Weihnachten gefeiert wurde. Der große Gott des Himmels und der Erden kommt in diese Welt, kommt ihr nahe, macht sich klein, greifbar und angreifbar.

Es ist heute der letzte Sonntag nach Epiphanias, das Kirchenjahr hat den Weihnachtskreis endgültig abgeschlossen.

Weihnachten ist im Alltag gelandet, und das weihnachtliche Programm Gottes kann fortan wieder übersehen werden, weil es so klein ist wie ein Kind oder so unerheblich wie das Brennen eines Busches, der nicht einmal botanisches Interesse erwecken kann. Ein ungeliebter, viel zu häufig vorkommender Dornbusch. In unseren Gefilden würden es vielleicht Brennnesseln sein, die Gott brennen ließe.

Gott hat sich das Ungeliebte auserwählt, um zu zeigen, was Liebe bedeutet. Und es ist der Alltag, der Ungeliebtes noch unbeliebter, Vernachlässigtes noch vernachlässigenswerter macht.

Ob nun der Berufsalltag oder der Alltag des Ruhestands, ob Familienalltag oder Singlealltag: hier beansprucht Gott Raum und Zeit, hier beansprucht er Menschen. Bekommt er die nicht, wird ihm nur noch zu außergewöhnlichen Zeiten ein großes Lob gesungen, ihm, der sich doch klein gemacht hat, dann erklären wir ihn für gescheitert. Dann darf er nur im großen weiten Himmel sitzen, aber nicht im Dornbusch brennen.

Gott beansprucht Raum und Zeit: "Mose, Mose! Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!"

Von daher kommen diese kleinen Zeichen gottesdienstlichen Verhaltens: manche bekreuzigen sich, vor dem Altar halten wir inne, denn wir nähern uns ja nicht einem Steintisch oder konzentrieren uns auf das Erklimmen von Stufen, sondern wollen uns Gott nähern, auch wenn er nicht zu identifizieren ist mit dem Altar, mit dem Kreuz. Die Nähe Gottes würdigen. Gott ist gegenwärtig.

Eine Nähe, die doch wohl auch eine solche Ehrfurcht gebietet, dass es einem die Schuhe auszieht, die mich vor Gott stellt, so wie ich bin. Mose verhüllte sein Angesicht, "denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen".

Muss nicht der erste Schritt zu Gott hin Ehrfurcht sein, ja Demut? Ist es nicht geradezu selbstverständlich, sich vor dem Anblick Gottes zu fürchten und das Haupt zu neigen? Gott ist brennende Liebe und vor ihm zu stehen, macht mir meine Kälte und Lieblosigkeit bewusst.

Deshalb "spricht" Gott nun weiter, holt Mose heraus aus seiner Furcht und nimmt ihn in seinen Dienst: "Mose, Mose!" Und Mose antwortet: "Hier bin ich."

Und Gott traut Mose etwas zu, vertraut sich ihm an. "Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. … so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst."

Der Gott Abrahams, Issaks und Jakobs, der Gott des Mose, des Elia und des Jesus von Nazareth will Menschen aus allem befreien, was sie gefangen hält. Das ist sein Programm.
Und diese Befreiung geschieht nicht, ohne dass Menschen sich von Gott beeindrucken lassen und sein Programm umsetzen.

Mose, Elia, Jesus stehen dafür. Die Drei, von denen wir im Evangelium hörten, stehen in einer Linie der stillen und leisen Selbstoffenbarung Gottes: Mose erfährt den Namen Gottes "Ich bin, der ich bin." Oder "Ich bin, der ich sein werde" Oder "Ich bin da" – nicht im Sinne von "Existieren", sondern von "wirksam-Sein", hilfreich, befreiend. Dahinter steht das hebräische Tetragramm, das ich abgedruckt habe. Es ist unaussprechbar, ein stimmloses J, ein H, ein W, ein H - wie ein Windhauch. Ein frommer Jude liest "Adonai", "der Herr", wo immer er diesen Gottesnamen in seiner Bibel findet. Und so wird das Herr-Sein Gottes ein freundliches, sanftes.

Und wieder am Berg Horeb zieht Gott an Elia vorüber – nicht im Sturm, nicht im Erdbeben nicht im Feuer – sonder in einem stillen sanften Sausen

Und ich bin überzeugt, Jesus war von diesem stillen sanften Gott berührt und bewegt und nannte ihn "Abba, lieber Vater". Ein Vater, der seinem verloren gegangenen Kind voller Freude um den Hals fällt und ihm in dieser heilenden Nähe das Eingeständnis von Schuld ermöglicht.

Beauftragt von einem solchen Gott haben wir zu sagen "Hier bin ich", "Hier sind wir". Haben mit unserer manchmal so kleinen Kraft Menschen aufzusuchen, zu besuchen, zu trösten, da zu sein, uns für andere einzusetzen. So verstehe ich unsere Partnerschaft als gottgewollt, so sehe ich die Marafiki und die Mitglieder unseres Tansania-Ausschusses und alle, die uns in unserer Partnerschaft unterstützen, als von Gott beauftragte treue, verlässliche engagierte Freunde.

Gott hat Mose beauftragt, an seiner Statt den Bedrohten zu helfen, und für sie bei den für das Leid Verantwortlichen einzutreten. Und seit dieser Beauftragung ist die ewige Frage "Warum lässt Gott das zu?" je aktuell zu ersetzen durch die Frage: Warum lassen wir es zu und sehen weg?

Weil, so ja auch gleich die Antwort des Moses, weil nun ausgerechnet ich nicht der richtige bin. Da wird es sicher andere geben, die das besser können, die mehr Kraft, mehr Zeit, mehr Begabung, mehr Geld, ja überhaupt irgendwie immer mehr haben. Sollen die doch erstmal.
Jetzt könnte man gehen und Gott in seinem Dornbusch brennen lassen. Und wer das tut, wird nie erfahren, wer Gott ist. Denn nur, wer sich auf Gott einlässt, erfährt Gott.

"Ich will mit dir sein." Das ist Gottes Wille. "Ich werde sein, der ich sein werde." Das ist Gottes Name. Soll wohl heißen: Gott ist nicht einer, der unserer Welt ewig seiend und himmelhoch gegenübersteht, sondern der Liebe ist, wahrnehmende, mitleidende, Anteil nehmende.
Und wo ich dieses begreife, da kann ich mich ihm mit einem zweiten Schritt nähern, dem Schritt des Vertrauens, kann den Blick heben und aufrecht stehen vor dem, der aufrechte und aufgerichtete Menschen will.

Es ist das brennende Interesse, das liebevolle Mitsein und Dazwischensein Gottes, das Gott erst zu dem Gott macht, der er sein will.
Und mit ihm an der Seite wird auch deutlich, dass der Weg ins gelobte Land nur ein Weg sein kann, auf dem ich mich einmische, auf dem ich an der Seite derer bin, die auf Gott und sein Heil warten.

Das Schwelgen in Heilsgewissheit ist nicht angemessen für die, die an den Gott des brennenden Dornbusches glauben, sondern das Mit-Leiden an dem Unheil der Menschen.
Wer sich einmischt und Gott vertritt, wird Gottes "Ich will mit dir sein" erleben und erleben lassen. Und so sind wir auf dem Weg ins gelobte Land, so wird unsere Welt heil. Ganz alltäglich, ganz göttlich.

Amen.

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