Philipper 1, 21

25.11.2012 | 01:00

H. Plank

 Denn Christus ist mein Leben
 und Sterben ist mein Gewinn


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen!

Der Predigttext – ein Satz aus dem Philipper 1, 21
Denn Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn

Der Brief ist von Paulus etwa im Jahr 54 geschrieben
2000 Jahre alt
So einen Satz kann man nicht einfach aus dem Brief herausnehmen
Er kommt aus einer anderen Welt
Ist nicht an uns gerichtet
Ihn so zu hören – klingt für viele sicher fremd
Fremd – bis abstoßen.

Viele sind heute hier, die im vergangenen Kirchenjahr einen Menschen verloren haben
Vor Kurzem sagte mir noch jemand:
Der Tod meiner Mutter fühlt sich so an, als wenn aus dem eigenen Körper etwas herausgeschnitten wird.

Sterben - ein Gewinn…??

Manchmal – wenn das Leid übergroß ist –
dann atmen wir auf, dass es zu Ende gegangen ist
mit einem Menschen
wie eine Erlösung sagen wir – eine Gnade.
Die Trauer bleibt – Wo ist da der Gewinn?

Klingt der ganze Satz nicht doch sehr abgehoben christlich?

Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.

Ist dem Schreiber das Leben nicht wichtig?
Beginnt für ihn das richtige Leben
wegen großer Schwierigkeiten vielleicht
erst nach dem Tod?!
Der Paulus schreibt aus dem Gefängnis.
Und das mit dem Tod – das war für ihn keine reine Theorie
Das konnte damals ganz schnell passieren.
Durch seine Predigttätigkeit hat er eine Menge Unruhe auch nach Philippi gebracht.
große Schwierigkeiten – und dann - Todessehnsucht…?

Den Paulus kennen wir aus seinen Texten anders.
Er ist kein – Flüchtling.

Ich buchstabiere nach, wie ich Paulus zu den Philippern reden höre
und dann auch zu uns:

Da, wo die anderen meinen, sie machen mit uns ein Ende
Sie machen mit uns Schluss
und alles, was vorher war, ist dann vernichtet,
ist vorbei, zu Ende
und wo wir selber meinen – mit aller Trauer – da sei ja nur noch Verlust
da spriche ich, Paulus, nicht vom Verlust - -  … vom Gewinn.

Er hat nicht nur sich – sondern auch die belastete Gemeinde vor sich.
Ich höre dieses Wort – wenn ich mich nah zu Paulus geselle – gar nicht mehr wie ein lautes, tapferes Bekenntnis
Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.

Ich kann mir ihn vielmehr tröstend vorstellen.
Er hat ja die Philipper – eine bedrängte Gemeinde – vor sich.

Und es ist so, als wenn er sagen will:

Auch wenn sich meine oder unsere Gegner gegen uns stellen
auch wenn unser Leben infrage gestellt wird
wenn uns alles aus der Hand genommen wird
wenn nur noch das Ende zu beschreiben ist
wenn mir das alles das Ende, den Tod bringen sollte, dann ist das Sterben – der Tod – nicht das Letzte.
Ihr Philipper. Da ist mehr.

Da setzen Menschen, Situationen, Krankheiten - einen Punkt
Das Sterben setzt einen schrecklichen Punkt.
Gott macht daraus - einen Doppelpunkt

Kein Ausgang – Exitus – sondern ein „Übergang“ – ein „Durchgang“
Eine Tür öffnet sich – so höre ich Paulus mit den Philippern reden.
Und irgendwie dann doch auch mit uns.

Wenn ich ihn jetzt fragend angucken würde – mit genügend Zeit
dann würde er wohl das Wort „Christus“ in den Mund nehmen.

Hier hat seine Hoffnung Nahrung erhalten
Die Hoffnung auf diesen Doppelpunkt

An dem Christus macht er Hoffnung fest
An und mit diesem Namen gründet er seinen Glauben.

Christus – dieser Titel – entfaltet – zeigt das Leben Jesu:

Jesus lebte mit dem Vertrauen auf den Vater im Himmel
„Vater“ – als die liebevolle Kraft,
die auch ihm –
die ihm und dem Nächsten –
dem Freund, dem Feind gilt,
die der Welt gilt – der ganzen Welt

Jesu Leben muss randvoll mit diesem Vertrauen gewesen sein.
Paulus kann immer noch aus diesem Vertrauen schöpfen
Wir tun es mit unserem Glauben bis heute

Da ist der Vater im Himmel – ich sein Geschöpf
Eine liebevolle Kraft erfüllt mein Leben
Wie könnte ich das Leben wegwerfen?!
Wie könnte ich nicht unbedingt das Leben lieben.
Gott selbst will doch das Leben –
Dem Leben ist er treu, der Erde.
Keine Weltflucht – keine Todessehnsucht.
Für solche Flucht und solche Sehnsucht hat der Glaube keinen Raum.

Und aus der Summe seines Glaubens - spricht Paulus zu:
Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.
Wenn also der …Punkt… kommt, dann traue ich Gott alles zu
Dann höre ich mit dem Vertrauen nicht auf
Dann traue ich ihm den Doppelpunkt zu – und will es auch.
Nichts kann uns scheiden von der Liebe
so schreibt er den Römern
Nichts
Und wenn Nichts – dann auch das Leid nicht, und … und auch der Tod nicht.
Nichts.

In dem Wort „Christus“ steckt für ihn nicht ein Forderungskatalog für einen großen Glauben bei uns
sondern darin steckt eine Verpflichtungserklärung Gottes.
Christus ist mein Leben
Ich mache es nicht – es ist eine Gabe. Christus ist mein Leben.

Und selbst wenn ich meinen Glauben gar nicht mehr beschreiben kann
Selbst wenn ich mich nur fallen sehe:
Er wird das Fallen in seinen Händen bergen.
An anderen Stellen steht da „ewiges Leben“ –
Nicht „ewig“…. –  sondern Geborgensein! Er wird auch das Fallen in seinen Händen bergen.


Paulus sagt das alles bestimmt nicht laut – da in seinem Gefängnis.
Er spricht es mutig und tröstend zu.
Vielleicht selbst mit Tränen in den Augen.

Er kannte bestimmt die Angst vor Leid und Schmerz und Sterben.
Er kannte Ausweglosigkeit und Unruhe. Ganz sicher. Wie seine Gemeinde auch.
Das gehört wahrscheinlich zu allen Menschen und genauso auch zu Glaubenden dazu.
Denn das Leid ist der der totale Gegensatz zu dem,
was wir uns wünschen,
wonach wir uns sehnen.
Das Bleibenwollen gehört zu uns – und wie soll man Familie und Freunde, Blankenese, die Elbe – die Sonne – den Nebel – den Regen - wie sollen wir das denken – ohne uns. Nicht vermessen, als wenn es nicht ohne uns ginge,
einfach vom Dazugehören.
Das Leid und auch der Tod gehören zu uns
Das Leben ist nicht verfügbar
aber der Gedanke ist wahrscheinlich für die meisten von uns schwer zu ertragen…

Wenn wir das Unerträgliche uns vorstellen
es spüren, dass alles endet, dann steht da die Frage:
Und worauf ist dann noch Verlass?

Jetzt würde Paulus sich wiederholen
„Christus“ höre ich ihn sagen.

Paulus hat durch Jesus Gott vor sich, der zu uns steht.
Im Leben und im Tod.
Wo bei uns alles zu zerbrechen erscheint – hält Gott den Kontakt – über alle Grenzen hinaus.
Christus – wie seine Bürgschaft dazu.

Bei der Beerdigung hilft uns die Liturgie:
Am Schluss heißt es:
Wir gehen hinaus zur Grabesstelle und bringen diesen Menschen zur letzten Ruhe.
Und dann:
Der Herr behüte unseren Ausgang und unseren Eingang von nun an bis in Ewigkeit.
Gott bleibt bei mir auch im Tod, und damit habe ich eine 'ewige Bleibe'.


In Christus sieht Paulus, dass der Tod kein Hoffnungs-loser Fall ist.
Wo immer auch die Erfahrung des Todes gemacht wird, dort ist immer schon auch Gott. Und wo Gott ist, da ist Leben angesagt. Der Tod – kein Fall ohne Hoffnung.

Wenn ich das so aufschreiben,
den Blick auf die Christus-Entfaltung gerichtet,
dann merke ich selbst,
wie ich schneller schreibe, wie eins zum anderen kommt.

Letztlich wurde mir eine Traueranzeige gegeben mit einem Text von Hanns Dieter Hüsch, Kabarettist, Schriftsteller, Liedermacher
Da steht – für mich beeindruckend:
Ich bin vergnügt,
 auf einer Traueranzeige
Ich bin vergnügt,
erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.

Und jetzt kann ich mein Sterben und meinen Tod – auch noch dazu schreiben
Gott nahm in seine Hände meine Zeit. Mit Anfang und Ende.

Ich muss Gott nicht mit meinem Glauben bei mir halten
Er nimmt meine Zeit
hinein in seine guten Hände.

Sehr menschlich ausgedrückt 
aber viel mehr Möglichkeiten, als es menschlich zu sagen, haben wir ja nicht.

Paulus sagt „Christus“ und es entfaltet sich ihm ein erfülltes Leben
Christus ist mein Leben.
Ganz mit dem Blick auf diese Welt
– mit ganzer Verantwortung
– – mit ganzer Liebe und Leidenschaft zu dieser Welt
o und:
Himmeloffen - vergnügt
Christus ist mein Leben – und wenn es zum Sterben kommt – dann nicht „Verlust“ oder „Ende“, sondern viel eher – Gewinn.
Amen

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