RÖMER 12, 21 Jahreslosung 2011

01.01.2011 | 01:00

H. Plank

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem

RÖMER 12, 21 Jahreslosung 2011

 

Der österreichische Psychologe Paul Watzlawick 

in seiner Anleitung zum Unglücklichsein

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er ihn nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen ihn. Und was? Er hat ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von ihm ein Werkzeug borgen wollte, er gäbe es ihm sofort. Und warum sein Nachbar nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen ausschlagen? Leute wie der Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet der Nachbar sich noch ein, er sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s ihm aber wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er “Guten Morgen” sagen kann, schreit ihn unser Mann an: “Sie können Ihren Hammer behalten, Sie Rüpel!”

 

Der Feind 

dass müssen nicht die möglichen Attentäter in Kopenhagen sein

die mit Bomben ein Blutbad anrichten wollten

Es muss kein aufsässiger Wahlverlierer sein – wie an der Elfenbeinküste, und so das Land in einen Bürgerkrieg stürzen kann

Es müssen auch nicht die Politiker sein, die – den Wohlstand des eigenen Volkes im Blick – und die Wiederwahl… – scheinbar keinen Weg finden, der Klimakatastrophe zu wehren

 

Es kann jemand zum Feind werden 

allein dadurch, dass wir – ganz genau – einzuschätzen wissen, wer dieser andere ist. 

Und dann zieht das Böse - weite Kreise

 

Ein neues Jahr steht bevor

und jeden Tag gibt es – auch allen Ebenen – 

neu die Gelegenheit zum Krieg

Und auch aus dem alten Jahr klebt geradezu der Unfriede an uns

Ein alter Indianer erzählt seinem Enkel

so eine Legende:

Mein Sohn, der Kampf zwischen zwei Wölfen tobt in einem jeden von uns. 

Einer ist böse. er ist Ärger, Neid, Eifersucht, Sorge, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Missgunst, Minderwertigkeit, Lügen, falscher Stolz und Egoismus. 

Der andere ist gut. Er ist Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung, Gelassenheit, Demut, Güte, Wohlwollen, Mitgefühl, Großzügigkeit und Glaube. 

Der Enkel dachte darüber nach und fragte den Großvater: 

Und welcher Wolf gewinnt? 

Der alte antwortete: 

Der, den du fütterst.

 

Der Kampf tobt in jedem

Es gibt nicht den Heiligen unter uns 

den - ohne Kampf

 

Das Böse bleibt ein Teil von uns 

 

Es gibt auch nicht den Weg von dem Ungläubigen zum reinen Gläubigen

vom Sünder zum Gerechten 

vom Friedlosen zum nur noch Friedensbringer

vom Bösen zum Guten

 

Ich muss gar nicht fragen:

Was bringt schon das Christsein, wenn ich doch immer noch scheitere –obwohl ich mir doch an Sylvester so fest vorgenommen 

nur noch gut zu sein

 

Ich bin – wie alle anderen - Gottes Geschöpf

Und sich irren, den falschen Weg einschlagen, Fehler machen, Böses tun

und sich auseinandersetzen mit der eingeschliffenen Lebensregel

„So wie du mir – so ich dir“ - das gehört zu mir 

Ich darf fröhlich weiterleben – mit diesem Wissen.

 

Ich muss –  ich darf 

diesen bösen Wolf kennen und in mir aushalten.

Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan

aber alles andere ist nur Überforderung. 

… nur noch der Gute sein zu wollen

 

Manche sind manchmal solche Heilige

die auf alles nur noch lieb reagieren – 

die jedem Konflikt aus dem Weg gehen, 

zu allem Ja und Amen sagen 

und doch nur einen faulen Frieden produzieren.

 

Das Böse gehört zu uns – Ich bleibe aber dabei nicht stehen:

Der Kampf gehört zu uns

eben auch: 

der Kampf

 

Erst mit diesem Wissen um den Kampf der Wölfe in mir 

kann ich mir die Losung des neuen Jahres vornehmen 

für ein ganzes Jahr vornehmen

Denn

Hier kommt keine Überforderung – 

sondern eine gute, hilfreiche, begründete Aufforderung.

 

Römer 12, 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, 

sondern überwinde das Böse mit Gutem.

 

Das Böse lässt sich leicht addieren in unserem Alltag

Und was ist jetzt - das Gute?

 

Für Paulus ist es nicht zuerst eine Sammlung von Gegenworten zum Bösen – wie bei dem Indianer

Für ihn gehört das Gute zuerst mit Gott zusammen

Gott ist gut

Er denkt „das Böse überwinden“ ganz eng mit Gott zusammen

Das steckt in seiner Aufforderung – Gott steckt in seiner Aufforderung

Paulus wird in seinem Brief an die Römer nicht müde, das Gute, Gott zu beschreiben

Gott – das Gute ist

Barmherzigkeit

Gnade

Liebe

Segen

unwandelbare Treue

Güte

 

Paulus meint nicht einen nur lieben Gott

Gott ist heilig und vollkommen – kein Mensch – Gott eben

und Paulus meint auch nicht

dass mit ihm alle unsere Fragen gelöst sind 

dass sich das Böse hier auflöst

 

Er sieht auch nicht - hier Gott – und da das Böse

kein Dualismus – mit der Folge: erst bin ich böse – und dann gut

Sondern zeichnet Gott – umfassend

selbst die Fragen, das Leben und den Tod und das Böse – 

umfassend

 

Gott ist so nah zu uns

dass wir es nur in großartigen Bildern beschreiben können

Weihnachten ist so ein Bild

So nah ist Gott 

so klein vermag er sich zu machen, dass keine Situation unseres Lebens ohne ihn ist

ohne das Gute

Es gibt das Leben nicht mehr ohne diese himmlische Dimension

nicht mehr ohne diesen Freiraum – 

von Gott angenommen zu sein

 

Wir gehen in das Neue Jahr

niemals ohne diese Gnade, 

kein Mensch

und auch wir nicht 

niemand ohne Gottes unveränderbare Treue 

 

So ist Gott zu uns

 

Dann darf die neue Alltagsregel für 2011 lauten

Nicht: wie du mir, so ich dir

sondern: 

 

Wie Gott mir, 

so ich dir

 

Paulus geht es nicht im Geringsten darum 

der Gemeinde einen Wust von Regeln mitzugeben 

damit der Kampf mit dem Bösen gelingen kann 

Seine Aufforderung speist sich aus dem göttlich Guten

So ist Gott zu mir

Darauf sollen und können wir antworten

untereinander

Wie Gott mir – so ich dir

 

21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, 

sondern überwinde das Böse mit Gutem.

 

Du kannst den Kürzeren ziehen 

Du kannst einen anderen Weg gehen 

Du musst nicht Hass mit Hass beantworten 

 

Halte Dir das göttlich Gute vor Augen 

und mit solchem Freiraum – tritt der Enge entgegen

heute neu

mit solcher geschenkten Treue – wage es mit dem anderen erneut 

oder ziehe ohne Hass klare Linien

Lass Dein Leben im Umgang mit anderen

eine Antwort sein 

auf diese geschenkte Güte aus dem Himmel

Nehmt einander an,
denn ihr seid angenommen
An Christus könnt ihr es ablesen
So spannt ihr – heute wieder – den Bogen über den Abgrund
überspannnt den Riss, der sich zwischen Menschen auftut
Fangt den Tag nicht bei dem anderen an
sondern bei dem, der Euch den Tag schenkt
jeden in 2011

Nehmt sein Tun als Ausgangspunkt für Euer Handeln
und macht nicht das Tun der anderen zum Ausgangspunkt für Euch


Liebe Gemeinde,

wir brauchen die Erinnerung daran
wir brauchen den Gottesdienst z.B., die Andachten, die Bibel, das seelsorgliche Gespräch –
wir brauchen die Aktualisierung des guten Gott zu uns

Das Böse wird Teil unseres Lebens bleiben
ganz sicher
aber wir können diese Auseinandersetzung aktiv betreiben
durch das Einatmen der Gewissheit seiner vorbehaltlosen Liebe

Wie soll das gehen?

Ich will nicht eingehen aus das, was sich bei uns verändern könnte
Über das „Einatmen“ noch einen Gedanken:

In 2011 wird es so sein wie immer
der Alltag will uns ganz schnell gefangen nehmen
Es zählt das, was vor Augen ist.
was wir uns vor Augen stellen lassen

In einem Interview mit Eberhard Havekost, einem zeitgenössischen Maler, sagt der in einer Seitenbemerkung zu google earth:

Etwas blöderes kann uns Europäern gar nicht passieren
dass man alles sich so genau vor die Augen stellen lässt
die Stasi hätte das interessiert…

Und dann sagt er: …  – schließlich stehen wir – in Europa - in der Tradition der Mystik
mit ihrer Leidenschaft für das Unsichtbarmachen. 

Der Glaube braucht natürlich den Kopf,
aber eben auch das Herz,
braucht die Dogmatik –
aber auch die Erfahrung der Seele

Sie kennen sicher die Anfrage von Virgina an die Zeitung Sun 1897 –
Ob es ein Christkind gebe?! –
Der Chefredakteur schrieb – in Richtung von Havekost:
Menschen glauben oft nur, was sie sehen
Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können.
Ja, es gibt es das Christkind, Virgina,
so wie es Liebe, Hilfsbereitschaft und Treue gibt.
Kein Mensch sieht das einfach so.
Das beweist aber gar nichts.
Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar.
Trotzdem gibt es sie. 

Diese Antwort wurde 50 Jahre – jedes Jahr zu Weihnachten auf der Hauptseite der Zeitung abgedruckt.

Wir brauchen die Aktualisierung
Wir müssen das Gute füttern

Und Füttern
das Gute Innen aufzunehmen – Gott aufzunehmen
das beschreibt „Mystik“
das ist Stille - Hören – Lauschen – Beten – Singen – und so hindurchschauen. Der Alltag stretet wüst dagegen.
Sehen und schmecken sollen wir die überreiche Güte der anderen Welt, die uns umgibt
die Sehnsucht Gottes zu uns hin 

Und da, wo wir hindurch sehen – öffnen sich Türen –
die andere Welt kann überfließen – in unsere

Sie löscht nicht das Böse aus
aber wer Gott anbetet, muss nicht kniet vor irgendwelchen Machthabern
kann jedenfalls wieder aufstehen
muss auf erfahrenes Unrecht keine Rache schwören
muss nicht alles geben, um die Liebe aller zu erhaschen
muss nicht das Spiel im Hexenkessel des Bösen weitertreiben
und wo er es getan hat – kann er doch – heute – aufhören.
- und dahinter ist die Liebe zu sehen, die dem Bösen überlegen ist. 

2011 – warum soll es nicht von uns heißen:
Eine Eigenart dieser Gemeinde scheint es zu sein, durchzusehen –
mit Hoffnung, mit Beten
und gegenseitiger Hilfe
mit einer Kraft, die nicht unter dem Kirchturm bleibt.
Man spürt, die bleiben nicht vor dem Bösen stehen
keine Heiligen – aber bleiben nicht im Bösen stecken
sie suchen nach der Überwindung
immer wieder neu
drinnen und draußen

Das sind keine Leute mit 100%iger Erfolgsquote ihrer Lebensregel
aber solche mit einer bleibenden Konstante
mit dem Wissen,
dass Gott sich ihnen zugewandt hat – weihnachtlich – österlich
Daraus leben sie – den guten Wolf füttern sie –
und klopfen sogar noch einmal vorsichtig beim Nachbarn an
lassen sich nicht vom Bösen überwinden
sondern überwinden das Böse mit Gutem

Der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

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