3. So. nach Epiphanias, Apostelgeschichte 10, 21-35

26.01.2014 | 01:00

zum Text:
Die Lesung aus der Apostelgeschichte steht in einem größeren Zusammenhang
Sie spielt einige Zeit nach Pfingsten
Die Jerusalemer Gemeinde – die Urgemeinde – hatte einige tausend jüdische Mitglieder.
Petrus hat eine Vision, die ihn davon überzeugen will, dass das Evangelium nicht nur den Juden gilt,
sondern der ganzen Welt – auch den Nichtjuden, den Heiden.
Kornelius, ein römischer Hauptmann, hat ebenso eine Vision und schickt darauf seine Männer zu Petrus,
die ihn zu sich holen sollen:


Apostelgeschichte 10, 21-35
Da stieg Petrus hinab zu den Männern und sprach: Siehe, ich bin's, den ihr sucht; warum seid ihr hier? Sie
aber sprachen: Der Hauptmann Kornelius, ein frommer und gottesfürchtiger Mann mit gutem Ruf bei
dem ganzen Volk der Juden, hat Befehl empfangen von einem heiligen Engel, dass er dich sollte holen
lassen in sein Haus und hören, was du zu sagen hast. Da rief er sie herein und beherbergte sie. Am
nächsten Tag machte er sich auf und zog mit ihnen, und einige Brüder aus Joppe gingen mit ihm. Und am
folgenden Tag kam er nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und
nächsten Freunde zusammengerufen. Und als Petrus hereinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel
ihm zu Füßen und betete ihn an. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf, ich bin auch nur ein
Mensch. Und während er mit ihm redete, ging er hinein und fand viele, die zusammengekommen waren.
Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden
umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden oder
unrein nennen soll. Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als ich geholt wurde. So frage ich
euch nun, warum ihr mich habt holen lassen. Kornelius sprach: Vor vier Tagen um diese Zeit betete ich
um die neunte Stunde in meinem Hause. Und siehe, da stand ein Mann vor mir in einem leuchtenden
Gewand
und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott. So sende
nun nach Joppe und lass herrufen Simon mit dem Beinamen Petrus, der zu Gast ist im Hause des Gerbers
Simon am Meer. Da sandte ich sofort zu dir; und du hast recht getan, dass du gekommen bist. Nun sind
wir alle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist. Petrus aber tat seinen
Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem
Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm.


PREDIGT
Das Evangelium, die gute Nachricht Gottes breitet sich aus:
Da, wo dieser Glaube an den unbedingt liebenden Gott – im Namen Jesus - zündet,
braucht es keinen Befehl, das weiterzugeben.
Denn: wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
Die Nachricht geht über Palästina hinaus – zu den Heiden, den Nichtjuden hin
das Christentum weitet sich
aus seinem jüdischen Ursprung in die Welt hinein
Traditionen brechen auf und Menschen gehen neue Wege
Pfingsten geht weiter.
Dazu gehört die Geschichte der Taufe des Kämmerers aus Äthiopien,
die Bekehrung des Saulus zum Paulus
seine Reisen mit dem Evangelium
und eben die Geschichte von Petrus und dem Kornelius –
dem römischen Hauptmann –
Alles illustriert diese neue Weite –
und den Traditions-auf-bruch – um Gottes Willen.
Aber – obwohl das Herz voll ist…
haben Weite und Traditions-auf-bruch haben einen mühevollen Vorspann.
Petrus ist seinem Glauben zuhause
und da ist klar, dass Gott ein Gott der Juden ist – ein Gott seines Volkes.
Und es ist klar, was dazu gehört – welche Zusagen und welche Forderung in diesem Glauben stecken –
bis hin zu den Speisevorschriften.
Und Petrus will ernstlich seinen Glauben leben.
Unsere Kirchengeschichte ist 2000 Jahre alt –
Der Name Petrus aber steht mit am Anfang,
da, wo das, was immer schon gedacht,
immer schon geglaubt wurde
auf einmal anders sein soll.
Und es ist wie ein Tabu-Bruch,
Wo doch eigentlich klar ist, was gilt.
da kommt gleich bei vielen der Verdacht aufkommt,
auch gegenüber Petrus
dass da – bei dem Neuen - Verrat mit im Spiel ist,
ein Verlassen von Solidarität,
unangemessene Anpassung,
überzogener religiöser Enthusiasmus –
Eigenmächtigkeit
Egoismus: „Er – der Petrus - geht seinen religiösen esoterischen Sonderweg“.
Diese Geschichte zeigt, welche Mühe dahinter steckt, die Entdeckung der Freiheit eines
Christenmenschen zu leben
für Petrus – oder gerade für ihn
Auch bei ihm geht es um Weite, um Tradition – einer Tradition nämlich, die sich ändern darf
und – um Gottes Willen – wie hier – die sich auch ändern muss.
Die Mühe ist an Petrus zu sehen:
Aus seiner Geschichte wissen wir
3x verleugnet er Jesus,
3x fragt ihn der Auferstandene, ob er ihn lieb hat,
und jetzt – in der Geschichte vor unserem Predigttext - fordert ihn Gott 3x zum Essen auf – gegen alle
Speisevorschriften aus seinem Glauben.
Petrus hört – und versteht nicht.
Das wird sicher nicht erzählt, um die schwache Auffassungsgabe des Petrus zu kritisieren.
Die Bibel hält die einzelnen Personen offen –
heißt: ob es nicht auch uns - wie ihm geht?!
Gehört haben wir von der Freiheit eines Christenmenschen
aber dann braucht es immer und immer wieder die Zeit,
bis es bei uns, bei mir, zu einer Lebensspur wird
bis Veränderung geschieht
die Freiheit vom Wort zur Tat wird.
Und dann bleibt die Frage, wie bleibend Veränderung zu mir gehört.
Und manchmal muss schon ein Engel kommen – nicht irgendeiner – sondern ein heiliger!
sogar mit einem Befehl, der aufhorchen lässt.
Und auch das reicht bei dem Petrus noch nicht:
Es kommt noch etwas dazu - zu Vision und Engel.
Bei Petrus ist es diese fremde Person, dieser römische Hauptmann.
Erst durch den Hauptmann
– durch den Fremden – den eigentlich Verhassten, Besatzer
erst durch ihn kommt er zu dieser Erkenntnis, dass die Güte Gottes größer ist, als er es immer gedacht
hat.
Dass diese Güte nicht bei einem Volk bleibt – sondern allen gilt.
Es braucht die Geschichte des Anderen, des fremden Anderen, um die eigene ganz neu zu verstehen.
Macht das nicht bescheiden?
Ich bin auf Gott und auf den Nächsten geradezu angewiesen
auch, um meinen Glauben besser, tiefer leben zu können.
Ich stehe bei dem Petrus –
mit meiner Begrenztheit, mit meinem Nichtverstehen
ob bei ein Hinweis 3x genügt??
mit meinem Mühen – mit allem Scheitern
Zum Glück – Gott sei Dank –
sind da Engel – heilige, die beauftragt werden
und Gott sei Dank sind da Fremde, die mir den Schleier vor meinen Augen nehmen können.
Petrus geht einen neuen Weg – sicher – mühevoll.
Das ganz Schwere: dieser Traditionsbruch
Das war ein no go – was er da getan hat.
Dass er überhaupt zu einem Römer geht – ob Hauptmann oder nicht:
Das ging gar nicht.
Nach unserem Predigttext geht die Geschichte des Hauptmanns ja noch weiter.
Während Petrus am Ende predigte, fällt der Heilige Geist auf alle Zuhörer.
Dass dies auch mit Nichtjuden geschieht ist die große Überraschung für Petrus und seine jüdischen
Begleiter – eigentlich undenkbar.
in seiner Theologie – nicht vorgesehen.
Der Geist kommt auf die Heiden schon vor der Taufe
(was zur christlichen Dogmatik gar nicht richtig passt… - erst die Taufe – dann der
Heilige Geist)
Dann die Taufe von Kornelius, von seinen Freunden und Verwandten – ohne Konfirmandenunterricht…
und für den Juden ohne die festgefügte Tradition der Beschneidung
und später heißt es, dass Petrus noch bei den Heiden bleibt
und mit ihnen – den Heiden - isst.
Für uns – nichts Besonders – warum sollte er nicht…?!
Mahlgemeinschaft vielleicht – wäre ein Stichwort, das uns aufhorchen lässt.
Die Predigt, die Taufe, der Heilige Geist und die Mahlgemeinschaft. Juden und Heiden.
Eigentlich ein no go.
Alles neu für Petrus. Sind wir da weiter?!
Man muss nur an die Mahlgemeinschaft unter Christen denken. Wie bitter, dass wir sie nicht pflegen
können.
Trennt uns möglicherweise nur eine vermeidlich unumstößliche Tradition?!
„Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg.“ Das ist
leicht gesagt – von George Bernard Shaw – aber so schwer gelebt.
Wir müssen unsere Tradition kennen – klar,
aber weil der Weg weitergeht – gehört der Wandel auch zur Tradition
sonst konservieren wir,
zementieren den Status quo,
Dann sind wir nicht offen für das Menschliche,
für unsere begrenzte Sicht, die eben nicht alles im Blick hat
die geprägt ist, auch fehlerhaft, zu kurz sein kann,
eine Sicht, die Missverständnissen unterworfen ist,
die den Zeitgeist kennt
und!
wir wären nicht offen für Gott, für Verwandlung und für einen neuen Weg.
Das Neue macht Mühe – nimmt alte Sicherheiten.
Die entscheidende Erkenntnis von Petrus, die ihn den neuen Weg weitergehen lässt, steht im letzten Satz:
34 Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht
ansieht
Wir könnten sagen: Auch irgendwie nichts Neues
dass Gott nicht die Person ansieht – ist bei uns eigentlich kein Thema…
Wer Gott glaubt – der wird seine Liebe beschreiben
und wer das versucht, kommt mit der Beschreibung nicht an ein Ende
die unbedingte Liebe
und die gilt allen, seiner ganzen Schöpfung.
Glaube ist – sich von Gott liebevoll ansehen lassen
Die Konsequenz, die wir behutsam nach buchstabieren müssen:
Ich kann mich darum – doch auch – annehmen, wie ich bin
Seine Sicht auf mich ernst nehmen - liebevoll ernst
Und das mit dem großen Auftrag – so auch den anderen, die Schöpfung anzuschauen.
Das sagt sich leicht
ist bekannt
aber das heute zu leben ist immer wie ein neuer Aufbruch.
Im Unterschied zu Petrus hätte ich den letzten Teil seines Satzes nicht gesagt.
35 wer Gott fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm.
Wie sollte der Schöpfer den einen höher, den anderen niedriger achten.
Was wir schon bei Eltern eher kritisieren, wenn sie ein Kind dem anderen vorzuziehen, wieso sollte Gott
„Furcht“ oder „recht tun“ als Voraussetzung für seine Liebe sehen?!
Bedingungslos lieben heißt ohne Bedingung lieben
Auch hier bleibt oft die Mühe, das auch anzunehmen
die Tradition genau anzusehen –
den Fremden zu hören
und bereit zu sein, auch auf ihn hin, neue Wege zu gehen
Tradition als Aufbruch zu verstehen
Es gilt, diese Liebe des Himmels in das alltägliche Leben zu integrieren.
Aufgabenstellungen gibt es dazu zur Genüge.
Petrus hatte ja auch nicht nur den Hauptmann vor sich, sondern seine Verwandtschaft, Freundschaft.
Petrus musste dann wieder nach Hause – und hatte vieles zu erklären und auszuhalten.
Der neue Gemeindebrief liegt auf dem Tisch.
Ich bitte Sie, ihn auf diese Aufgabenstellung hin zu lesen.
Tradition ansehen, den Fremden, das Fremde hören, neue Wege gehen, Tradition und Aufbau
zusammenhalten.
Nur ein paar Lesetipps:
Wir sollten unsere Tradition gut kennen – nur so können wir überhaupt korrigieren – wo der Engel es will
– der Fremde es nötig macht.
Wir wollen das Buch von Hans Küng „Jesus“ gemeinsam lesen
Wer es möchte – ein Jahr lang – die ganze Bibel
Heute beginnt der Exerzitienkurs
Der Blick und Einübung in unsere Tradition
Und dann die Verantwortung für unsere Leben
Ich nehme nur den kleinen Verantwortungsbereich um den Kirchturm herum:
Wir wollen eine Stelle für einen Menschen mit Förderbedarf einrichten - hier in der Gemeinde –
und das Stichwort „Inklusion“ mit Leben füllen
Dafür ist auch die Kollekte bestimmt.
Wir wollen die Weite, die Petrus erfährt, im Blick behalten.
Der Hauptmann wird Christ – er und der Jude Petrus finden zusammen
Wir brauchen eine gelebte christliche interkonfessionelle Ökumene –
schon die macht große Mühe
– wenn wir allein an das Thema Eucharistie denken
und wir müssen viele kleine Schritte gehen – auch zu unseren Mitchristen hin – Die ök. Bibelwoche wäre
eine Chance gewesen.
Aber was wir zudem dringend brauchen ist eine interreligiöse Ökumene.
Das geht nur, wenn wir von der alten Tradition, den alten Glaubenssätzen lassen – so als sei unsere
Religion anderen Religionen überlegen, als hätten wir einen Gott mit christlichem - Stempel.
So wie Petrus dachte – mit jüdischem Stempel.
Den Schöpfer dieser Welt kann man sich nicht fantasievoll genug vorstellen – in seiner Liebe und Suche
nach seiner Schöpfung
Weltethos – werden Sie im Akademieprogramm lesen - als Brücke in die Zukunft – und dazu gehört
immer auch der interreligiöse Dialog.
Ich hoffe, es gelingt, viele Begegnungen zu initiieren.
Unter vielem anderen lesen Sie auch von dem Energietag – als Versuch, gemeinsam mit unserem Dorf –
Zukunft zu gestalten
und nicht hinter unseren Mauern zurückzubleiben.
Lassen Sie sich nicht von der Fülle irritieren.
Das, was der Petrus erfahren, will auch unsere Erfahrung sein:
Gott findet den Weg -
Wir können bescheiden an all diese Themen herangehen
können ein Ort sein, wo die unterschiedlichen Fragen zusammenkommen – noch ohne gemeinsame
Antwort.
wo das Verschiedene ausgehalten wird - auch wenn es Mühe macht.
Und:
es gibt ja die Engel und die Fremden, die weiterhelfen
und den großen Gott,
der auch unseren Weg weit machen will,
ihn füllt mit seiner Güte.
AMEN

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