Apostelgeschichte 10, 34a. 36-43 | Ostermontag

24.03.2008 | 22:16

Helmut Plank

Zwei Männer stehen im Mittelpunkt der Predigt
aber es sind viel mehr – zwei Lebensbeschreibungen
Und in beiden geschieht Neues
Ausgangspunkt dieses Geschehens ist Ostern.

Die beiden Männer – Petrus
und Kornelius, ein römische Hauptmann

Zu beiden gibt es einen Vorspann:

Der heidnische Soldat
er betet
ist fromm und gottesfürchtig
sozial eingestellt
Bei den Juden – mit gutem Ruf – so weit man als Römer einen guten Ruf haben konnte
Und der hat eine Vision
Ein Engel erscheint ihm und sagt:
Deine Gebete sind vor Gott gekommen –
hole dir den Petrus – mehr nicht.
Kornelius schickt prompt Boten nach Joppe, wo Petrus sein soll.

Der – in der Zwischenzeit – hat auch eine Vision
beim Gebet
– er ist hungrig –
und da sieht er ein großes Tuch vom Himmel herabgelassen.
Tiere sind darin, die er schlachten und essen soll –
aber es sind verbotene und unreine Tiere,
die der Jude nicht essen darf.

In diesem Traum verweigert sich Petrus – obwohl hungrig.
Aber eine Stimme sagt:
Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten.

Dreimal geschieht das.
Eine unerträgliche Vision für den Juden Petrus.

Dann kommen auch schon die Boten des Hauptmanns, die Petrus einladen und Petrus geht mit.
Vielleicht ahnt er jetzt, was auf ihn zukommt.

Beim Hauptmann findet er ein volles Haus
Der hat alle seine Freunde – Heiden natürlich – eingeladen.
Er fällt vor Petrus nieder.
Dieser Petrus aber korrigiert die Verehrung – „ich bin auch nur ein Mensch“

Dann sein erster Satz im Hause des Heiden:
Ihr wisst, sagt er,
dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden oder unrein nennen soll.
Die Konsequenz aus seiner Vision.

Und dann kommt seine Predigt:
Ich lese sie:


Apostelgeschichte 10, 34a, 36-43

34a Petrus tat seinen Mund auf und sprach: "Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; 35 sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm. 36 Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle. 37 Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Tau-fe, die Johannes predigte, 38 wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm. 39 Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdi-schen Land und in Jerusalem. Den haben sie an das Holz gehängt und getötet. 40 Den hat Gott auferweckt am dritten Tag hat ihn erscheinen lassen, 41 nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten. 42 Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeu-gen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten. 43 Von diesem be-zeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.


Der Jude Petrus muss eine Predigt halten
und ich frage mich, wie er das vor dieser Heidengemeinde durchgestanden hat.

Vielleicht dachte er so:

Seit 2.000 Jahren – oder länger – war für uns klar:
Das Heil gehört zu uns –
Es ist unser Gott.
Der Auftrag seines Volkes, seiner Gemeinde ist – ein Licht zu sein für die Heiden, die Gott nicht kennen.
Irgendwann werden sie Gott anerkennen müssen.
Bis dahin müssen wir „rein“ bleibenden,
müssen nach den Geboten leben

Wir sind das auserwählte Volk
Manchmal klingt es auch wie
„wir sind die Besseren“ –
Wenn er es dann selber korrigiert, dann heißt es „nicht weil wir besser sind als die anderen, aber weil wir Gott auf unserer Seite haben.“
So könnte ich mir vorstellen, geht es Petrus durch den Kopf.

Die Vision aber zeigt ihm, dass er  „Gott und sein Volk“ neu denken muss
und eigentlich kann er es nicht:
2.000 Jahre – wir würden sagen – 2000 Jahre Kirchengeschichte –
und jetzt soll das alles
was wir bisher geglaubt haben
nicht mehr gelten?

Das Gelernte und Eingeübte,
das Tradierte,
das, was alle glauben,
was in der Liturgie schon immer gesagt wird,
was Volksgut ist

Wir gehen gerade mit einer ganzen Reihe von Gemeindemitgliedern, selber so einen Weg
Gott ist ein Gott der Liebe.
Das hätte Petrus auch unterschrieben
Aber wie weit geht diese Liebe?

Wenn Gott der Schöpfer dieser Welt ist – wir seine Geschöpfe
Sind wir dann alle seine Kinder?
Oder sind wir nur seine Kinder, wenn wir ihn fürchten und recht tun?
So beginnt ja Petrus seine Predigt.
Aber wann sind wir ihm angenehm?
Wir fragen:
Braucht der liebende Gott ein Opfer, das seines Sohnes,
um uns gnädig sein zu können?
„Mußte“ er leiden und sterben, wie es in der Ostergeschichte Lukas 24 (Lesung) heißt.
Wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms den wir bei Gott haben sollten
Er stirbt … damit wir angenehm vor Gott sind?
Oder stimmt es, dass Gott alles ansah bei der Schöpfung und feststellte:
Und siehe, es war sehr gut?
Bin ich dann doch vor Gottes Augen, angesehen, sehr gut?
Sehr gut – ohne meine Schuld kleinschreiben oder wegwischen zu müssen – mit der Herausforde-rung, aus seiner sehr guten Schöpfung heute neu zu verantwortlich zu leben
Hält nicht Gott seine Arme offen – für jeden
auch für den „noch so verlorenen“ Sohn?!

Oder muss ich mir doch die Kindschaft erwerben durch Fürchten und Recht tun und angenehm sein vor Gott?
Wenn Gott bedingungslos liebt, sollte er an die Kindschaft Bedingungen knüpfen?

Gott ist ein Gott der Liebe.
Aber wie weit geht diese Liebe?

2000 Jahre – Kirchengeschichte
Das kann nicht falsch sein
Sollen denn alle falsch geglaubt haben?

Es steht doch so geschrieben:
Nur wer neugeboren wird, wird in das Reich Gottes kommen
Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden

Gott ist ein Gott der Liebe. Aber wie weit geht diese Liebe?

Petrus kannte seine Bibel
und er kannte die Gebote und die Tradition und was man tat und was nicht.
und für ihn bricht die ganze Welt- und Gottesanschauung auseinander.
2000 Jahre mindestens – stehen gegen ihn.

Und dann redet Petrus und sieht den 2000 Jahre alten Gott neu
nicht von Buchstaben, sondern von seiner Zuneigung aus
 
Jetzt verstehe ich
Gott ist nicht parteiisch.
Er hat nicht geliebtere Kinder

und dann bringt er in der Predigt einen Grundriss des Evangeliums

Ich glaube, die Heiden mussten ganz schön schlucken
viele gefüllte Glaubensworte

- Jesus verordnet als der Richter der Lebendigen und Toten
- das Zeugnis der Propheten
- alle, durch seinen Namen, die an ihn glauben, empfangen Vergebung der Sünden

Was hat die Predigt dem Kornelius gebracht?
Ich glaube ein wichtiger Punkt für ihn ist:
Sie hat ihn - auch mit fremden Worten - in die Gemeinschaft der Glaubenden aufgenommen.

Das Wissen – nicht allein zu sein mit seinem Vertrauen auf Gott –
zu einer Gemeinschaft zu gehören,
das muss für Kornelius und für seine Leute überwältigend gewesen sein –
schon allein dadurch, dass Petrus da war

und dann auch die Zeichen dazu
Denn – so heißt es – Nach den Worten des Petrus fiel der heilige Geist auf alle
Und dann wurden sie auch noch getauft
Sichtbar sollte sein: Sie gehören zu Gott und zur Gemeinde.

Alles ohne Taufunterricht
ohne Bekenntnis
ohne Taufurkunden
ohne Kirchbuchführung
einfach so

Überwältigend für Kornelius und seine Gemeinde.

Aber es ist nicht nur diese Erfahrung, dazuzugehören
auch der Glaube wird weit

Gott ist ein Gott der Liebe
Er ist größer als alles
Seine Liebe sprengt alle unsere Begrenzungen
unsere Bedingungen
Gott – der Schöpfer aller Menschen
auch der Andere – der fremde Andere – sein Geschöpf
geliebt – Kind Gottes
Wieso stelle ich Bedingungen auf
wo doch Gott bedingungslos liebt?!
Ich darf der Weite seiner Liebe keine Grenzen einziehen.

Und dann bleibt die Predigt beim dem Thema „Grenzenlosigkeit“
als sei dies ein Charakterzug Gottes

Du gehörst dazu – Kornelius
aber viel mehr
Gott gehört zu Dir – Kornelius
und seine Zugehörigkeit zu Dir endet nicht.

Dann erzählt Petrus die Geschichte von Jesus
Kornelius kannte sie
er wusste, was in ganz Judäa geschehen ist
Den haben sie an das Holz gehängt
getötet
Ihr wisst es

Was ihr nicht wisst:
Gott hat ihn auferweckt am dritten Tag
Uns ist er erschienen.

Gott war mit ihm und hat ihn nicht losgelassen
Jesus ist gestorben –


und Petrus fügt keine Begründung an
Bei einer Zusammenfassung kommt es ja auf das Wesentliche an


Nichts davon, dass Jesus leiden musste,
damit Versöhnung mit Gott wird
Nur:
Das „Gott mit ihm“ - hört nicht auf mit dem Tod

Hier am Holz – Kornelius - endet die Geschichte nicht
Es bleibt nicht nur ein Wohltäter und Gottesprediger Jesus
sondern Gott predigt selber durch ihn
Er zeigt Stärke
und wir sind dafür Zeugen
auch für Dich – Kornelius.

Gott hat ihn aufgeweckt
Nicht - ein Toter wird lebendig
sondern der Tote erwacht, lebt in der Welt Gottes

So geht Gott mit dem Tod um
Er nimmt ihm seine Endgültigkeit
So geht er mit Grenzen um

Der tote Jesus ist wach geworden in der Nähe Gottes
Darum sollen wir den Tod verachten
ihn ansehen als einen tiefen, starken, süßen Schlaf
– wie Luther sagt
und das Grab für nichts anderes als ein sanftes Ruhebett
wie es denn vor Gott in Wahrheit ist.


Jauchzt ihr Christen, seid vergnügt
(Telemann-Kantate im Gottesdienst aufgeführt)
Telemann dichtet … kraftvoll
Der Höllen Pochen hat seine Macht zugleich gebrochen
Der Rauch der aus dem Abgrund bricht, erstickt die Seinen nicht
So bald ich aus dem Leben weiche
verhilft er mir zu seinem ewgen Reiche
worauf schon hier mein Seelen Auge sah

 

Gott war`s; Kornelius: Er hat`s getan;
Du gehörst dazu – Kornelius
das ist das 1. – ich habe es mühsam gegen 2000 Jahre gelernt
aber viel mehr
Gott gehört zu Dir – Kornelius
und seine Zugehörigkeit zu Dir endet nicht.
Es steht so nicht in der Petruspredigt
aber er musste es gar nicht sagen
denn Gott hat selbst das Herz der Gemeinde erreicht
Auch die Gemeinde musste nichts sagen
Nicht: Ja, wir glauben Jesus
Nicht: Wir bekennen unsere Schuld
Der heilige Geist überfällt sie.
Sie lassen nur geschehen - lassen sich taufen.

Das einzige, was von Kornelius und seinen Leuten kommt ist, Sie bitten Petrus einige Tage zu bleiben.

Liebe Gemeinde,
dem Petrus hat die Predigt Ärger gebracht
er kam nach Jerusalem und es kam Streit auf
Du bist zu Männern gegangen, die nicht Juden sind und hast mit ihnen gegessen.
Petrus erzählt und am Ende schweigen alle still – und dann heißt sogar, dass sie Gott loben und sprechen: So hat Gott auch den Heiden die Umkehr gegeben, die zum Leben führt.

Gott ist ein Gott der Liebe.
Wie weit diese Liebe geht?
Petrus: Wir haben sie viel zu klein gedacht
Ihr findet keine Grenze dieser Liebe
zu Eurem Nächsten hin nicht
und auch nicht am Tod. AMEN

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