Apostelgeschichte 9, 1-6.10-15

10.09.2007 | 00:21

Klaus-Georg Poehls

Hinführung:

Was nur spärlich und nüchtern gezeichnet ist auf dem Gottesdienstzettel, was nur Kontur ist, das will die Musik nun farbig ausmalen, ja Bewegung in ein starres Bild bringen. Sie lässt den Gefühlen freien Lauf, die durch die Worte der Apostelgeschichte dringen wollen.

"Saul aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn. Und da er auf dem Wege war und nahe an Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm:

 

Saul, Saul, was verfolgst du mich?"

 

Plastisch und ausführlich beschreibt der erste Satz das "Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn", bis wir dann über sieben Akkorde die Worte Jesu werden erkennen können: Saul, Saul, was verfolgst du mich?

Und das Licht, das Saul vom Himmel her umleuchtet, wird richtig aufstrahlen.

> Satz 1

Da atmet einer Drohung und Mord, schnaubt sie aus. Sein Lebensatem ist Vernichtung, was ihn vorantreibt, ihn leben lässt, ihm lebens-notwendig scheint, ist tödliche Gewalt gegen Andersgläubige.

Was macht ihn so? Woher der Zorn, woher der Eifer? Was hat ihn fanatisiert? Was ist so stark, dass es andere, dass es uns heute manchmal mitschnauben und den Fanatismus gegen Andersgläubige zumindest verstehen lässt?

Saul – ich übernehme die wohl aramäische Anrede Jesu an den späteren Briefeschreiber - verfolgt die "Anhänger des neuen Weges" – eine seltsam schöne aber auch seltsam sektiererisch anmutende Beschreibung der ersten Christen.

Sie haben einen neuen Weg für sich gefunden, den Weg der Nachfolge Jesu.

Saul weiß von diesem Weg nicht mehr, als der er abgebogen ist vom alten Weg, dass er selbst nun plötzlich auf einem anderen Weg ist, der für viele nicht mehr gelten soll. Dabei wäre doch nichts ist zu sagen gegen alte, vertraute und bewährte Wege.

Aber:

Wer immer meint, auf dem rechten Weg zu sein, wer immer denkt, es sei das Leben im vollen Sinn nur auf dem einen, seinem Wege erreichbar, wer immer exklusiv denkt, der kann auf andere, neue Wege nicht ohne Verachtung blicken, und der kann nicht gutheißen, dass andere diese Wege gehen.

Und wer immer den "rechten Weg" verlässt, der ist ja falsch, verloren, ja mehr noch: der lästert Gott. Die Anhänger des neuen Weges gehören geächtet.

Denn einen Weg zu verlassen und sich schlicht in ziellose Weite und unverbindliche Ausrichtung hineinzustellen, das ist keine Kunst und wird auch nicht sonderlich negativ bewertet. Wer also in unserem Falle die Kirche verlässt, austritt, der hat natürlich noch "seinen Glauben" und bestimmt gute Gründe.

Wer aber den einen Weg verlässt, weil er einen neuen für sich erkannt hat, wer seinen Glauben, seine Hoffnung in einem anderen Glauben aufgehoben findet, der stellt den alten Weg doch in Frage, der verletzt doch die, die meinen, ihr "alter" Weg weise die richtige Richtung. Ich habe oft erlebt, wie aggressiv reagiert wird auf die freundliche Frage, was denn zum Kirchenaustritt geführt habe. Aber vielmehr kenne ich die Angst von denen, die ihren Glauben wechselten, vor denen, die im jenen Glauben verharren. Und es sind nicht nur ehemalige Muslime, die sich haben taufen lassen, es sind genauso ehemalige Christen, die zum Islam übergetreten sind oder auch Katholiken, die evangelisch oder Evangelische, die katholisch geworden sind.

Konvertiten eben – und die sind verdächtig, damals wie heute. Und nun ist Saul selbst so einer. Sollten wir seine Briefe noch einmal mit einem Generalverdacht lesen?

Es gibt, so behauptet es Lukas in seiner Apostelgeschichte, Wendepunkte, die einen Menschen geradezu herausreißen aus seinem Lebensweg. Der schnaubende, vorangetriebene Saul wird abrupt gestoppt, er kommt zum Stillstand. Mehr noch: er fällt, kann nichts mehr tun, sieht nichts mehr, isst nichts mehr, trinkt nichts mehr, ist drei Tage wie tot.

Lukas beschreibt eine Auferstehungsgeschichte mitten im Leben. Es ist die ganz persönliche Auferstehungsgeschichte des Saul, der nun nicht zum Paulus wird, so hieß er als römischer Bürger schon immer mit seinem zweiten Namen, der vielmehr vom Himmel her in Frage gestellt wird, umhüllt von einem göttlichen Licht in voller Klarheit. "Saul, Saul, was verfolgst du mich?"

Saul wird gezwungen, über sein selbstgestricktes enges jüdisches Selbstverständnis hinauszublicken und zu erkennen, dass es da einen weiteren göttlichen Weg gibt. Er erfährt himmlische Entgrenzung. Er hört die Anklage der Christusstimme, dass die Anhänger des neuen Weges kriminalisiert werden und mit ihnen Christus selbst. Aus einem Verfolger soll ein Nachfolger werden.

Und dann dieses Licht. Mir kommt es vor, wie gebetet, wie Worte aus dem Pslam 139: "HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein -, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht. Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege."

Aber so wie in diesem Psalm neben Worten, die Weite atmen und von der großen Güte Gottes sprechen, ganz plötzlich wieder Verse auftauchen, die zurückführen in Enge und Feindschaft, so kann es auch dem Betenden selbst gehen. Gott legt in einem Menschen nicht einfach einen Schalter um und dann ist er ein für allemal gewandelt, geläutert, gerettet und in unsererm Falle ein Tiptop-Christ.

Für Saul gilt: Nachfolge ist allein nicht zu machen und die Erkenntnis göttlicher Wahrheit ist für einen Menschen allein nicht zu bewältigen.

Denn was geschieht? Saul wird nach Damaskus geschickt, hinein in die Gemeinde der ersten Christen. Und in der Gemeinde erfährt er, was für ihn ansteht, was er zu tun hat.

Und es ist ein schlichtes Gemeindeglied, Hananias, der ihn von der Blindheit befreit und ihm sagt, wie es weitergeht. Herschaftsstrukturen gibt es hier nicht; in seiner Gemeinde, so scheint es Lukas sich vorzustellen, bewegt Jesus sich unter seinesgleichen.

Und hier in der Gemeinde findet Saul neu zu sich selbst. Er betet, sieht wieder klar, er steht auf, isst trinkt, kommt wieder zu Kräften und und wird mit seiner Kraft, die ihn vordem noch zu einem Mordwerkzeug hatte werden lassen, nun zu einem Rüstzeug Gottes, zu Gotttes Handlanger.

Er hat sein Leben empfangen, muss es nicht mehr – und sei es durch Vernichtung - selbst herstellen.

Er hat Gemeinde gefunden und wird Gemeinde aufbauen; er hat gebetet und wird weiter beten. Denn, so hat es Albert Schweizer einmal gesagt, "Gebete ändern nicht die Welt. Aber Gebete ändern Menschen und Menschen ändern die Welt."

Und Saul hat seinen Teil dazu getan.

> Satz 2 "Denn siehe, er betet."

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