Doxologie des Vaterunsers

20.03.2008 | 22:17

Helmut Plank

Wir haben das Vaterunser „durchgepredigt“
die 7 Bitten neu gehört
und jetzt kommt – als Abschluss - keine weitere Bitte
Im Gebet sind alle Bereiche des Lebens bedacht
wie ein Mensch angemessen vor Gott sein will
worum er sich sorgt
wo ihn Ängste treiben
Den Himmel - die Hölle könnten wir sagen – hat der Beter bedacht
und Gott um sein heilvolles Handeln gebeten.
 
Und jetzt ist - die betende Gemeinde - mit ihren Bitten am Ende
Woraus schöpft sie die Kraft zum Beten, ihren Alltag an den Himmel zu werfen??
Gehen die Worte ins Leere?
Hat die Gemeinde nur eine Form, eine Liturgie erfüllt?
und es verändert sich nichts?
 
Liebe betende Gemeinde,
mit dem Schluss rührt das Vaterunser noch einmal an das Geheimnis des Gebetes.
Das Kriterium für ein Gebet ist nicht die Erfüllung des Gebetes durch Gott.
Das Gebet – so hat jemand gesagt – ist das Atemholen der Seele.
Das Gebet ist Ausdruck der Beziehung
wie ein Gespräch
Nicht die Erfüllung meiner Wünsche macht eine Beziehung aus, sondern dass die Partner im Gespräch bleiben
und dass wir alles sagen und wieder sagen können.
 
Das Gebet ist hörbarer – in mir hörbarer – Ausdruck meiner Gottesbeziehung.
Er glaubt – er betet.
 
Ich glaube Dir, Gott
so endet das Vaterunser.
Ich glaube Dir, Abba
lieber Vater
Und dann will es der Beter umfassender sagen
nun aber nicht von sich ausgehen – von seinen Hoffnungen und Wünschen und Sorgen
sondern von Gott
ganz von Gott
 
Die Alten haben den Schluß „Doxologie“ genannt
Der Beter sagt, dass er Gott herrlich findet.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit
AMEN
 
Eigentlich wollte ich eine Frage stellen  - eine Fangfrage – gebe aber die Antwort gleich selbst.
Wo meinen Sie, findet sich dieser Text – bei Mt., Mk oder Lk – oder gar bei Joh?
Dieser Schluss des Vaterunsers steht in meiner Bibel nur bei Mt. mit eckigen Klammern, das will sagen – in den alten Handschriften kommt dieser Schluß gar nicht vor,
stammt also nicht von Jesus.
Erst seit dem Jahr 100 – ungefähr – ist dieser Schluss belegt.
Man geht davon aus, dass er vielleicht in der Verfolgungszeit der ersten Christen entstanden ist –
Alle Nöte sind hinausgerufen –
Bleiben sie ohne Antwort?
Dann kommt ein starkes Nein: „Nein, sie bleiben nicht ohne Antwort!“
 
Oder es ist noch einfacher und selbstverständlicher entstanden:
 
Die Menschen haben beim Gebet immer zurückgefunden – von ihren Wünschen hin zu Gott und haben ihr Vertrauen bezeugt, bekannt.
 
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Ganz bestimmt. Amen.
Das ist gewiss so – daran dürfen uns halten
Und Luther hat einmal gesagt
so lange können wir uns daran halten - bis die Federn wachsen – und wir fliegen können.
bis wir erkennen, dass uns die Herrlichkeit Gottes – sein Reich – seine Kraft umschließt.
 
Vorbilder für solche Doxologie finden wir im alten Testament – in der Bibel Jesu
 
in der Chronik z.B. heißt es:
1. Chron 29,11
Dir, HERR, gebührt die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist. das ist dein.
Dein, HERR, ist das Reich, und du bist erhöht über alles zum Obersten. 12Reichtum und Ehre ist vor dir; Du herrschest über alles; in deiner Hand steht Kraft und Macht
oder Daniel 2,20:
Der Name des Herrn sei gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Denn er hat die Weisheit und die Macht.
 
Im Glaubensalltag Jesu konnte gar kein Gebet enden ohne Lobpreis des herrlichen Gottes
Rabbi Abbahu – so heißt es -  hat jeden Tag eine neue Benediktion gesprochen…
Die Doxologie wurde selbstverständlich gesprochen – es musste gar nicht aufgeschrieben werden.
Das Nachdenken über Gott,
der Alltag und die Begegnung mit ihm
führen den Glauben – geradezu notwendig - zu diesem Schluss
zur Doxologie – zum herrlichen Gott.
 
Sie werden es auch kennen
Unser Christsein
Ich spreche Glaubensworte nach – von Gott und seinem Reich
seiner Welt
Unsere Welt in Gottes Händen
Gottes Hand hält uns fest – singen wir mit den Kindern
Wie ein Vogel im Nest – so sind wir wohl geborgen.
Große Worte
einfach nur Mitgesungen
und dann merke ich - in einem Moment – spüre es -
wie umfassend diese Worte sind
diese schlichten Bekenntnisse
und dann höre ich, meine Bitte vortragen
und denke:
Was geht mir da alles durch den Kopf
Ich bitte um das Reich
ich darf darum bitte
aber es ist doch da
ob ich es sehe, spüre, erkenne, glauben kann – oder nicht… - es ist da
Einmal wird es für alle sichtbar sein
aber es ist jetzt schon da – und es ist Gottes Reich
und es bleibt dieses Reich – es bleibt - alle Zeit –
und auch wenn unsere Zeit aufhört
Wir leben jetzt in dieser Wirklichkeit und bleiben darin.
 
Was sollte größer sein, als sein Wille?
 
Es ist seine Welt, ich sein Geschöpf – wie sollte er mich vergessen?!
 
Ich betete wie mir uns Herz war
und jetzt fängt mich seine Größe ein
 
Der herrliche Gott sieht mich in seiner Liebe an,
Ich will ihm entsprechen, ja
und in alle meine Unsicherheiten sagt er:
Du bist mein Kind – Gottes Kind.
 
Und er ist da – in der Freude, in der Anfechtung, der Versuchung, im Leid
Was sollte ihn von mir trennen – ihn, den herrlichen Gott?!
Es ist sein Reich – eigentlich nur ein anderes Wort
Es ist seine Kraft, in der ich lebe.
 
Es geht jetzt am Schluss auch gar nicht um die Kraft, die ich mir erbitte:
Sie kennen unsere Kraftbitten – auch sonntags oder feiertags
Kraft für die neue Woche
Kraft für die vielen Pflichten
Kraft zum Durchhalten
Jemand hat gesagt
Wir machen aus dem Evangelium eine Kraftbrühe (Rudolf Bohren)
Der Glaube und das Gebet haben dann nur noch so viel Wert, als sie uns Kraft geben….
Es geht jetzt – Gott sei Dank – in dieser Doxologie nicht um die Kraft, die ich mir erbitte
Dein ist die Kraft – nicht: gib mir, gib mir…
 
Deine Kraft in den Schwachen mächtig
Ich bin schwach – ja – ich muss nicht der Starke sein
Gott ist stark – auch wenn ich schwach bin
Seine Stärke kann sich in meiner Schwäche zeigen
Ich muss seine Kraft nicht zeigen – Er zeigt sie
Resignieren brauche ich nicht – auch wenn das Scheitern bleibt.
 
Indem Jesus nicht aufgibt, aber auch nicht flieht, sich nicht wehrt
werden sogar seine am Kreuz hingerichteten Arme zu seinem Zeichen für offene Arme Gottes
 
Um Gottes Kraft höre ich mich beten
und erkenne jetzt
Ich lebe doch in ihr – und sie ist in mir.
Der herrliche Gott in mir.
 
Und so schließt dieses Gebet auch mit der Herrlichkeit
auch ein anderes Wort für das Reich Gottes.
Das Gebet fasst alles in Herrlichkeit
Fasst alles ein – in Herrlichkeit 
nicht: Macht alles schön und gut und heil
aber entlässt nichts
umfasst alles
 
Herrlichkeit ist Lichtglanz
Es nimmt alles hinein in ein neues Licht
 
Wenn wir anfangen zu glauben
dann sagen wir doch auch
Mir ist ein Licht aufgegangen.
 
Das Licht strahlt – das Reich Gottes ist wirklich
 
Oft tragen wir Augenklappen
Oft sind es die Ereignisse, das Leid, eigenes, fremdes – die uns den Blick
verstellen–
aber manchmal wird es auch mitten im Leid hell
Menschen sprechen von der Freude auch im Leide
Herrlichkeit – nichts nur Sanftes und Liebes
sondern Tragendes, Erhebendes, Bergendes
 
Herrlichkeit, die die Menschen im Angesicht Jesu geschaut haben
voller Gnade und Wahrheit
und sie haben nicht nur an den schönen Tagen hingesehen…
Herrlichkeit – wie er die Botschaft Gottes konfrontiert hat mit Krankheit und
Hunger der Menschen, mit dem Hass seiner Widersacher
und – obwohl kaum aussagbar – endet die Herrlichkeit nicht am Kreuz.
 
Jesus ist für den Glauben wie ein Versprechen geworden:
diese Herrlichkeit strahlt auf auch über uns
Nicht erst in der Zukunft
– heute ist der herrliche Gott nah
Er weiß, was wir brauchen
ehe wir ihn darum bitten
 
Gott sei Dank, lässt er sich immer neu erkennen.
 
Menschliches kann den Blick verstellen
Menschliches kann den Blick frei machen
Ich weiß nicht, was politisch und taktisch und diplomatisch hinter der Rede von Frau Merkel stand
aber die Weise, wie es überkam – hat mich berührt.
Worte zum Frieden hin
Zeichen, die Türen öffnen
und zumindest den Himmel ahnen lassen.
So können Schritte – unsere kleinen Schritte - ins Licht führen.
uns aufgeschlossen machen für das Reich Gottes.
 
Und das ist – es ist wirklich
So endet das Vaterunser
Es ist nicht morgen
und ist nicht erst heute
es ist
in Ewigkeit
 
Wir sehen unseren Zeitlauf (_________________)
Ewigkeit ist ohne Zeit
umgibt die Zeit
Gott umgibt unsere Zeit
Unser Beten
liebe Gemeinde,
geschieht in einer großen Wirklichkeit
voller Herrlichkeit und Kraft
Das ist so  - AMEN

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Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat

21.05.2020

Hannover (epd). Die evangelische Theologin und Ethik-Expertin Petra Bahr hat acht Wochen nach dem Beginn der Corona-Krise an die Eigenverantwortung der Menschen appelliert. In der aktuellen Phase der Krise mit vorsichtigeren Lockerungen werde es viel schwieriger, angemessen mit der Bedrohung durch das Coronavirus umzugehen als vorher, sagte die hannoversche Regionalbischöfin am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Kleine Abendmusik vom Turm

13.05.2020

Unsichtbar, aber voller Kraft: Jeden Mittwoch und Sonntag schallen – seit zwei Wochen schon - nach dem abendlichen Glockengeläut um kurz nach 18 Uhr Trompeten-Choräle aus dem Kirchturm in den Ort hinunter. Der Turmbläser, dessen Musik viele Menschen aus dem Umfeld der Kirche erfreut, möchte ungenannt bleiben. Wir fühlen uns reich beschenkt – und danken ihm herzlich!

Der zentrale ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges

08.05.2020
EKD-Newsletter: Die Aufzeichnung des Ökumenischen Gottesdienstes aus dem  Berliner Dom ist noch in der Mediathek der ARD verfügbar: Am Gottesdienst wirkten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit.
 
Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

Willkommen zurück: Gottesdienst in der Blankeneser Kirche!

07.05.2020

 

So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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