Ein langer Weg | Konformationen

29.05.2010 | 16:34

Klaus-Georg Poehls

29. und 30. Mai 2010

Meine lieben Konfis, liebe Eltern, Paten, Familien und Freunde unserer heutigen Hauptpersonen, liebe Gemeinde!

“Bwana, u sehemu yangu. Rafiki yangu  wewe; Katika safari yangu - Nitembee na Wewe.”

„Herr, du bist mein Teil, du bist mein Freund. Auf meinen Wegen gehe ich mit dir.“

Ein Reise- und Wanderlied der frommen Art, dazu noch auf Kisuaheli. Keine Sorge – wir singen es heute nicht, was eigentlich schade ist, denn es ist schön und wir, die Mitglieder der Marafiki-Gruppe singen es immer noch gern. Diese Gruppe von Jugendlichen, zu meiner Freude auch von einigen meiner ehemligen Konfis, pflegt die Partnerschaft unserer Gemeinde mit fünf Dörfern in Tansania.
Kennengelernt haben wir das Lied auf der Reise zu unseren Partnerdörfern in den Livingstone Mountains. Manche wissen von dieser Reise, auch Ihr Konfis habt bei den Vorbereitungen zu unserem Adventscafé davon gehört.

Wir waren zwei Tage mit dem Bus unterwegs, auf teils unmöglichen Straßen.  Angekommen waren wir stundenlang zu Fuß unterwegs, denn es gab nur zwei Autos im Umkreis von 10 Kilometern, haben stundenlang Gottesdienste gefeiert, stundenlang gegessen. Hunderte von Kindern haben uns umringt,  wenn wir in ein Dorf kamen, haben für uns gesungen. Wir haben gesehen, wie sie leben und manchmal war es schlimm und schrecklich. Und wir haben ihre Lieder gehört. Und was bewegend war: die Kinder oder Jugendlichen wussten, wovon sie sangen und sie glaubten, was sie sangen. Das hat ihrem Gesang Kraft und Schönheit verliehen.

Ein langer Weg lag hinter uns, als wir wieder hier in Blankenese waren. Die Reise war zu Ende.
Hier in der Gemeinde haben wir davon berichtet, einen Film gezeigt. Und eine hat gesagt: „Diese Reise hat mein Leben verändert:“ Da war etwas angekommen – nach einem anderen Weg, der noch länger als die Reise selbst war. Und es war schön, das zu erleben. Denn auf diesen anderen Weg kommt es an.

Unsere Konfirmationszeit ist vorbei, Euer wöchentlicher Weg ins Pastorat, euer monatlicher Weg in die Kirche ist zu Ende. Ihr habt es geschafft – und manchmal war Euch ja auch wirklich anzusehen, wie anstrengend, wie lang, lang, lang diese Wege waren.
Da war manche Konfer-Stunde, da war mancher Gottesdienst schon zu Ende, bevor sie oder er begonnen hatte.
Gut, dass viele von Euch wenigsten zur Kirche gebracht, oder nach dem Konfer mit dem Auto abgeholt wurden – gar nicht auszumalen, wenn viele erschöpfte Konfis auf dem Weg zum Konfer am Wegesrand erschöpft in Blankenese rumlägen. Besorgt würde mancher Passant nachfragen: Was fehlt Euch?“ und Ihr würdet nur sagen: „Konfer“ – und verständnisvoll würde dieser barmherzige Samariter nicken.

Auch manche Wege im Konfer selbst waren lang. Erinnert Euch an den Weg in die Felder von Bosau morgens noch vor Sonnenaufgang – nur um einmal mehr oder weniger bewusstlos die Sonne aufgehen zu sehen und ihr am Ende eines langen, langen Tages dann Worte aus Psalm 104 zu ihrem Untergang mitzugeben – über den Plöner See hinweg..  
Eine Untergangsstimmung der besonderen, der schönen Glaubens-art sollte es eigentlich sein – für manche mag es Untergangsstimmung pur gewesen sein.

Der Weg ist zu Ende. Und weil „Weg“ und „weg“ sprachlich so eng beieinander liegen, werden manche von Euch vielleicht denken „Ich bin weiter auf dem Weg“ und manche: „Ich bin dann mal weg“.

Denn ich weiß ja nicht, was bei Euch angekommen ist. Wir haben in Bosau – schon wieder, Sie müssen wissen, da fahren wir zu unseren Freizeiten hin – wir haben dort über die Schöpfung nachgedacht, sie erlebt, versucht, Verantwortungsgefühl für diese Schöpfung zu wecken – und trotzdem war hinterher alles vollgemüllt.
Wir haben nach jeder gemeinsamem Stunde das Vaterunser gebetet, lange nachgedacht über den Satz von Albert Schweitzer: „Gebete ändern nicht die Welt, aber Gebete ändern Menschen und Menschen ändern die Welt.“ Und es mag sein, dass dieses Vaterunser nie mehr von Euch gesprochen wird, wie es auch sein mag, dass es nun zu Euch gehört.

Und wir haben stundenlang nach den richtigen Worten für unser Glaubensbekenntnis gesucht und beeindruckende gefunden. Ich bin stolz auf Euch, stolz, dass Ihr so einen Text gemeinsam entworfen habt. Schon jetzt kann er bedeutungslos sein; wie er Euch eben auch begleiten kann für eine längere Zeit auf Eurem Weg.

Denn da gibt es noch einen, einen ganz anderen Weg, der ist nach außen hin im Durchschnitt, so habe ich irgendwo gelesen, ca. 43 cm lang. Er liegt vor Euch, er liegt vor uns. Und er ist sehr lang, vielleicht  sogar der längste Weg überhaupt.

Es ist der Weg vom Kopf zum Herzen. Eine lächerliche Entfernung, für die Füße ein halber Schritt. Und doch ist der Weg vom Kopf ins Herz sehr weit, ist eine Weltreise, denn er kann dazu führen, diese Welt ganz neu zu sehen.
Ihr habt viel gesehen, viel gehört, viel geredet – meistens mit dem Nachbarn – viel geschluckt an christlichem oder biblischem Stoff und manches in beeindruckender Weise verstanden. Ich durfte davon lesen, davon hören. Ihr habt mich zum Staunen gebracht.
Und doch: Wir können eine Sache mit dem Kopf begriffen haben - aber das heißt noch lange nicht, dass sie auch bis in unser Herz, in unser Fühlen  vorgedrungen ist. Wir können etwas mit dem Verstand nachvollziehen, ohne dass es uns wirklich im Innersten, im Herzen berührt.
Für den Glaubensweg heißt das: er ist noch nicht zu Ende, weil Glaube nicht etwas ist, was ich wegpacken kann und nach Jahrzehnten wieder hervorholen, sondern etwas, was in mir ankommen, mich erfüllen, verändern will.
Dafür braucht es das ganz Andere: eine Offenheit, die auch Verletzlichkeit sein kann, eine Stille, die wohltut, der ich mich aber aussetzen muss, einen Ort, der frei ist von Krach, von Hektik, und doch so schlicht sein kann wie ein Raum mit Kerzenkreuz aus Alufolie mit Teelichtern drauf.

„Herr, du bist mein Teil, du bist mein Freund. Auf meinen Wegen gehe ich mit dir.“

Auf dem langen Weg vom Kopf zum Herzen kann ich spüren: Gott ist da. Seine Liebe kann ich spüren und sie kann mich heil machen hin zu einem Frieden tief in mir. Seine Liebe kann mich so erfüllen, dass ich sie nicht für mich behalten kann, sondern weitergebe und so meine Umgebung, meine Welt verändere.
Glaube hat etwas mit Eurem Leben und dem der anderen zu tun. Und dass lässt sich nur entdecken, wenn ich mich wieder und wieder darauf einlasse.
Gott will in euch ankommen und das geht nur auf dem langen Weg von ca. 43 Zentimetern: auf dem Weg vom Kopf zum Herzen.
Dieser lange Weg lässt sich am besten zusammen mit anderen gehen. Das haben wir in unserer Zeit gemeinsam versucht; sie ist zu Ende.
Aber den Weg können wir weitergehen – gern auch weiter gemeinsam. Safari njema – guten Weg, gute Reise Euch allen. Amen.

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