Epheser 1,Vers 15-20 | 4. Sonntag nach Epiphanias

29.01.2006 | 01:00

Pröpstin M. Lehmann-Stäcker

>Nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei Euch an den Herrn Jesus Christus und von Eurer Liebe zu den Heiligen, höre ich nicht auf zu danken für Euch und gedenke Euer im Gebet.<

So beginnt –liebe Gemeinde- der Verfasser unseres Predigttextes seinen Brief.
Welche Gemeinde er konkret anschrieb, wissen wir nicht. Es gibt keine Namen, kein Hinweis auf bestimmte Personen, keine Erinnerung an gemeinsam Erlebtes, keine herausragenden Ereignisse.
Selbst die Adresse < An die Gemeinde in Ephesus> ist später hinzugefügt worden.
Demnach kann man davon ausgehen, dass es eine ganz normale Gemeinde war mit Stärken, aber auch mit Schwächen, mit Engagement und müden Phasen.
Also eine Gemeinde wie die Blankeneser- oder irgendeine andere Gemeinde in unserem Kirchenkreis.
Das Besondere ist nicht die Gemeinde, sondern der Blickwinkel, mit dem sie betrachtet wird.
Anders als oft bei uns wird die Gemeinde nicht bei ihren Defiziten behaftet
Es werden nicht ihre Fehler aufgezählt und auch nicht das benannt, was nicht gelungen ist. Sondern, es wird überschwänglich für das gedankt, wovon wir leben: für Glauben und Liebe.
Und genau dies will ich heute auch tun. Ich möchte danken für den Glauben, der viele Menschen Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst kommen lässt.
Ich möchte danken für die Suche nach Antworten, die Menschen sich unter dem Dach der Gemeinde oder in Hauskreisen versammeln lässt.
Ich möchte danken für die stille Fürbitte von Menschen, die ich vielleicht gar nicht kenne, deren Gebet aber mich und viele Andere trägt. Und ich möchte auch danken für die vielen Helfer und Helferinnen, ohne die eine Gemeinschaft nicht lebensfähig wäre.
Ich denke nämlich, dass es der Glaube ist, der sie bewegt mitzumachen, der ihnen das gibt, was im griechischen Urtext als „Energia“ bezeichnet wird.
Energie, Kraft, Wirksamkeit oder neudeutsch „power“, das sind die Beschreibungen von dem, was aus Glauben erwächst und was in Liebe seine Ausdrucksform findet. Es gibt soviel, wofür es sich zu danken lohnt.
Ich bin sicher, jedem und jeder von Ihnen fällt dazu noch ganz viel ein. Sagen Sie es sich gegenseitig! Danken denkt an den, der Ihnen gegeben hat, was nur Sie können bzw was nur der Andere kann und was Sie nur gemeinsam können.
Sie werden feststellen, wie sich mit diesem Blickwinkel die Einstellung verändert bzw mit dieser Einstellung der Blickwinkel und – wie die Freude untereinander und aneinander wächst.
Der Verfasser unseres Predigttextes hatte diesen Blickwinkel und findet kaum genug Worte auszudrücken, was er sieht:
„Und ich höre nicht auf zu bitten, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit Euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung, ihn zu erkennen.
Und er gebe Euch erleuchtete Augen des Herzens, damit Ihr erkennt, zu welcher Hoffnung Ihr berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für Christen ist und wie überschwänglich groß seine Kraft ist an uns, die wir glauben.
Weil die Macht seiner Stärke in uns wirksam wurde, mit der er in Christus gewirkt hat, durch die er ihn von den Toten auferweckt hat.“
Liebe Gemeinde, es ist unglaublich, was der Verfasser alles in einen Satz hineingelegt hat. Es ist so viel und so komprimiert, dass einem der Kopf schwirrt.
Eine Formulierung dieses Gebetes werden Sie jedoch – da bin ich sicher – behalten haben, weil sie wunderschön ist – und weil wir sie in etwas abgeänderter Form aus dem Kleinen Prinzen kennen.
„Gott gebe Euch erleuchtete Augen des Herzens – damit Ihr erkennt, zu welcher Hoffnung Ihr berufen seid“ – denn, so fahre ich nun mit Saint- Exuperie fort – „man sieht nur mit dem Herzen gut“
Gott erkennen bedeutet, ihn zu lieben, weil nur die Liebe die Augen groß macht und den Blickwinkel weitet. So wie wir die Schönheit eines Menschen, seine Besonderheit, seinen Wert nur wahrnehmen, wenn die Liebe uns eine besondere Sehkraft verleiht, so wird auch in der Beziehung zu Gott nur unser Herz „sehen“ können, was Gott in Jesus Christus für uns getan hat – „zu welcher Hoffnung er uns berufen hat.“
Und auch das will ich heute hier tun und bitte, dass auch Ihr es für mich tut: Um diese erleuchteten Augen des Herzens bitten, dass wir mit den Augen der Liebe sehen lernen, mit welcher „Energie“ Gott uns ausgestattet hat.
Weil Gott uns in Jesus Christus nahe gekommen ist, können wir uns gegenseitig Nächster und Nächste sein.
Weil Gott in Jesus Christus uns zugesagt hat, dass das Leben weiter geht als wir sehen, können wir unsere Kraft einsetzen, dass Leben reich an Hoffnung und Zuwendung wird. Weil Gottes Macht so groß ist, dass er Christus von den Toten aufgeweckt hat, kann die Macht seiner Stärke uns zu Menschen machen, die der Glaube beflügelt, das zu verändern, was dem Leben entgegenwirkt.
All das – liebe Gemeinde – werden wir wahrscheinlich nur mit dem Herzen begreifen, weil es „ höher ist als all unsere Vernunft“.
Darum lasst uns bitten, dass unser Herz keine Scheuklappen trägt, dass es nicht auf das Dunkel fixiert ist, sondern auf die Licht – blicke, die Gott für uns geschaffen hat.
Wir brauchen uns dazu gegenseitig – wir brauchen die Fürbitte, die uns hinüberträgt über die eigenen Zweifel, Ängste, Hoffnungslosigkeit.
Wir brauchen das Gebet, um unseren Blick zum Himmel zu wenden - (bildlich gesprochen) – zu Gott, von dem wir das haben, was wir können und wozu wir es können.
Im Gebet gewinnen wir Durch – blick und manchmal – ein ganz klein wenig auch
Ein – blick in das Geheimnis der Erlösung.

Liebe Gemeinde,
für mich ist dieses Gebet aus dem Epheserbrief eine wunderschöne Beschreibung von dem, was Glaube – Liebe – Hoffnung bedeutet.
Es lenkt den Blick von dem „was vor Augen ist“ ins Innere, dort wo unsere Sehnsucht ihren Ort hat und wo der Glauben sich festmachen will.
Lasst uns beten, dass wir mit erleuchteten Augen des Herzens wahrnehmen, dass mit Jesus Christus Leben ins Leben gekommen ist.
Danken und bitten – „Für“ – danken und „Für“ – beten sind die Schlüssel zu unserem Herzen, putzen sozusagen die Augen blank, um tiefer schauen zu können.
Und darum glaube ich auch, dass das Gebet – Danken und Bitten – Für-Danken und Fürbitte – in die Mitte der Gemeinde gehört.
Im Gebet erfahren wir, worauf es ankommt:
Unserem Herzen zu vertrauen.
Glauben ist eine Herzensangelegenheit, die den Verstand nicht auslässt. Aber mit dem Herzen begreifen wir mehr, als manchmal unser verstand zu begreifen bereit ist.
Und darum danke ich zum Schluss meiner Predigt noch einmal für alles, was – auch in aller Vorläufigkeit – an Glaube und Liebe mitten unter uns beheimatet ist –
Und bitte, dass Gott uns „erleuchtete Augen des Herzens“ schenken möge, damit wir erkennen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
Amen

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