Epheser 5

25.07.2010 | 17:46

Friedrich Eckart Marwedel

Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde, vor einigen Monaten hat die Wochenzeitung DIE ZEIT ihr Magazin der Farbe Schwarz gewidmet. Neben Designern und der Modebranche hat sich vor allem die Wissenschaft für Schwarz interessiert. Und das kam so:

Britische Wissenschaftler erhielten eines Tages woher auch immer ein Päckchen, in dem sich ein toter Schmetterling mit dem Namen Papilio ulysses befand. Sie besahen ihn sich unter dem Mikroskop und freuten sich nicht nur an dem leuchtenden Blau, sondern ebenso an dem tiefen Schwarz seiner Flügel. Sie waren so beeindruckt von dieser Schwärze, dass ihr Ehrgeiz im wahrsten Sinne beflügelt wurde, nämlich zu versuchen, ein absolutes Schwarz synthetisch herzustellen. Und es ist ihnen so gut wie gelungen. Die Einschränkung bezieht sich auf die Tatsache, dass die Lichtreflexion noch 0,03 Prozent beträgt. Das aber ist vom menschlichen Auge sicher nicht mehr wahrzunehmen; das heißt, dieses Schwarz schluckt und verzehrt das Licht, das auf es fällt. Ein Triumph der Wissenschaft? Mir macht dieser Triumph angst; nicht nur, dass es kein Licht am Ende des Tunnels geben wird, sondern auch wegen der Gefahren, die von einer militärischen Nutzung dieser Farbe, die eigentlich gar keine ist, möglicherweise ausgehen kann.

Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal im „Dialog im Dunkeln“ in der Speicherstadt waren, um zu erleben, wie Blinde mit der Dunkelheit fertig werden. Ich habe mich noch nicht getraut, aber ich kann mir vorstellen, dass das absolute Schwarz noch grausamer ist als die Nacht der Blinden. Denn in ihm kann es kein Leben geben.

Deswegen ist die Vorstellung so tröstlich, dass das von der Wissenschaft erfundene Schwarz die Sonne nicht vertreiben kann. Sie ist stärker – und sie bedeutet Leben.

Das, was die Wissenschaft schwarz nennt, heißt in der Bibel Finsternis. Sie ist der Gegenpol des Lichtes. Überhaupt finden wir in der Bibel überall solche Gegensätze. Es fängt bei der Schöpfungsgeschichte an:

Die Erde war wüst und leer und es war finster auf der Tiefe; .... Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis (1. Mose 1, 24).

Damit begann das Leben.

Tag und Nacht sind Gegensätze;

Höhen und Tiefen;

Berge und Täler;

Himmel und Hölle;

Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit;

Liebe und Hass oder, wie Elie Wiesel, der Überlebende des Holocaust und Friedensnobelpreisträger es sieht: Liebe und Gleichgültigkeit seien Gegensätze; auch Leben und Tod; Licht und Finsternis.

Unser Predigttext kennt diesen Gegensatz von Licht und Finsternis. Paulus schreibt an die Epheser im 5. Kapitel:

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

Das, was Paulus an die Epheser schreibt, gilt gleichermaßen für uns: Wir, die wir glauben, sind Kinder des Lichts. Wir sind es aber nicht von uns aus, sondern bedürfen einer Lichtquelle, die uns erleuchtet, so dass wir das Licht reflektieren können. Diese Lichtquelle heißt Jesus.

Jesus sagt zwar in der Bergpredigt, wie wir im Evangelium gehört haben [Mt 5, 14]: Ihr seid das Licht der Welt. Wir sollen damit leuchten und uns nicht verstecken. Wenn wir das Licht unter einem Scheffel stellen, sieht man es nicht nur nicht, sondern dann erstickt es auch, weil es keinen Sauerstoff mehr bekommt.

Erinnern Sie sich zum Beispiel an die Atempause: Wenn ich den Löscher über die Kerze stülpe, erlischt die Flamme. Wenn wir uns verstecken, sitzen wir in der Finsternis und uns geht die Puste aus.

Warum ist es so schwer, von unserem Glauben zu reden oder unseren Glauben zu leben, damit er sichtbar wird? Haben wir Angst vor dem Gespött der Leute? Trauen wir uns nicht, weil wir der frohen Botschaft nicht trauen, weil unser Glaube klein und schwach ist und wir nicht überzeugen können? Es muss doch möglich sein, unseren Glauben sichtbar zu machen. Paulus schreibt in seinem zweiten Brief an die Korinther in Anlehnung an ein Psalmwort: Ich glaube, darum rede ich. Ich wiederhole für mich: Ich glaube, darum rede ich. Ich stehe hier, um zu reden. Aber was rede ich denn? Ich möchte von Jesus reden, der von sich sagt – so steht es im Evangelium des Johannes [8, 12]:

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Das ist die Kernbotschaft Jesu: Wir sollen leben. Und damit das gelingt, erleuchtet er uns, damit wir leuchten können. Wir sollen also reagieren und uns erleuchten lassen von dem lebendigen Licht, damit wir wie Reflektoren das Licht Christi abstrahlen in die dunkle Welt. So entsteht Schönheit. Fulbert Steffensky spricht von der Schönheit des Glaubens. Nichts anderes meint Paulus: Christus wird uns erleuchten, wenn wir nicht gemeinsame Sache mit der Finsternis machen, mit dem Bösen in unserer Welt.

Ein Gedicht von Adalbert von Chamisso heißt: Die Sonne bringt es an den Tag. In diesem Gedicht hat die Sonne einen Mord aufgedeckt.

Wir sollen als Kinder des Lichts die unfruchtbaren Werke der Finsternis wie die Sonne in dem Gedicht aufdecken, wie zum Beispiel die Missbrauchsfälle. Denn wenn die Werke des Bösen sichtbar werden, verlieren sie zwar nicht ihren Schrecken, ihnen kann aber Gerechtigkeit widerfahren.

Gerechtigkeit gehört wie die Wahrheit und die Güte zur Frucht des Lichts.

Wie ist Gerechtigkeit zu begreifen? Von Bärbel WartenbergPotter, der emeritierten Bischöfin aus Lübeck, habe ich gelernt, dass es eine absolute Gerechtigkeit nicht gibt. Was gerecht ist, lässt sich nur im Verhältnis zu anderen Menschen beurteilen. Ebenso gilt das für die göttliche Gerechtigkeit: Auch sie ist nur in der Beziehung zum Menschen erkennbar.

Ich könnte viele biblische Stellen anführen, an denen es deutlich wird. Nur eine will ich nennen: Die Arbeiter im Weinberg [Mt 20, 116]. Alle Arbeiter bekommen den gleichen Lohn, obwohl sie unterschiedlich lange im Weinberg gearbeitet haben. Urteilen Sie selbst, ob das gerecht ist oder nach menschlichen Maßśtäben ungerecht.

Zur Frucht des Lichtes zählt Paulus nicht nur die Gerechtigkeit, sondern auch die Wahrheit und die Güte. Die berühmte Frage des Pilatus „Was ist Wahrheit?“ [Joh 18, 38] möchte ich in gleicher Weise beantworten wie die Frage nach der Gerechtigkeit: Sie ist nur in den Beziehungen der Menschen unter einander und in der Beziehung des Menschen zu Gott erfahrbar.

Dabei hilft uns Jesus, der von sich sagt „Ich bin der Weg und die Wahrheit und des Lebens; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ [Joh 14, 6].

Die Güte aber wird offenbar wie das Licht. Gottes Güte, von dem die Psalmen so oft singen, färbt ab auf unser Verhalten. Sie sollte Bestandteil unser aller Lebensentwürfe sein.

Also: Schlafe nicht, verschlafe nicht die Erleuchtung, stelle dich in das Licht Christi, verpasse nicht die Güte Gottes, erkenne im Lichte Christi Wahrheit und Gerechtigkeit; sei nicht träge, sondern steh auf und lebe!

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen.

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