Eröffnung der ök. Bibelwoche 2014, 1. Mose 37

19.01.2014 | 01:00

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus – die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist sei mit euch allen! Amen!

Liebe Gemeinde.

Die ökumenische Bibelwoche lässt uns wieder einmal die Kanzeln tauschen. Und ich freue mich, hier zu sein – bei Ihnen in Maria Grün. Thematisch geht es in diesem Jahr um die Josefsgeschichte. Sie steht im 1.Buch Mose, im Buch Genesis, in den Kapitel 37-50 und ist aufgeteilt auf die kommenden Tage, auf verschiedene Veranstaltungen der Bibelwoche bis zum Abschluss- Gottesdienst am Donnerstag – (eine Art Fortsetzungsroman...)
Ein Text, der in der Perikopenordnung, in der Leseordnung der Gottesdienste – wenn, dann nur in kleinsten Bruchstücken vorkommt, der aber anspruchsvoll ist und aufwendig erzählt – und häufig aufgegriffen wurde in Kunst und Literatur. Auch im Koran findet man die Josefsgeschichte in fast wörtlicher Übereinstimmung zur hebräischen Bibel. Eine Geschichte, die man dankbar Kindern erzählt, weil sie spannend ist und voller Abenteuer steckt. Die aber - ähnlich wie es Märchen tun – auch Erwachsene auf feine Art zum Nachdenken bringen kann.

Heute tauchen wir nun ein in den Anfang; heute geht es um den ersten Teil, Kapitel 37.
Einen Ausschnitt davon haben wir gehört.

Josef ist der zweitjüngste Sohn Jakobs; seine Mutter, Rahel, gebar auch den Jüngsten in der Reihe,  Benjamin, die anderen zehn sind Josefs Halbbrüder.

In diese Familiengeschichte werden wir mit hineingenommen. Da gibt es den Lieblingssohn des Vaters, Josef nämlich, da gibt es Zank und Streit unter den Brüdern, -  eigentlich alles, was man so kennt.
Von Josef wird erzählt, dass er dem Vater regelmäßig berichtet, wenn die Brüder etwas nicht so ganz Erlaubtes getan haben. Gepetzt hat er, - kein Wunder, dass seine Geschwister ihm nicht wirklich wohl gesonnen waren und ihm nicht vertrauten.
Der Vater aber hatte einen Narren an ihm gefressen. Er schenkte ihm eines Tages einen besonderen Mantel, den er extra anfertigen ließ, farbenprächtig - und ein Zeichen des Erstgeburtsrechtes. Und als Josef eines Tages dann auch noch von einem Traum erzählte, in dem bildlich-symbolisch seine Brüder sich vor ihm verneigten, kochten sie fast über vor Wut.

Josef war verwöhnt, verzogen wahrscheinlich auch, überheblich und eingebildet - und der Vater bevorzugte ihn; ja, und betrachtete und behandelte seine Söhne mit unterschiedlichem Maß.

Bis hierhin bleibt die Josefsgeschichte eine ganz normale Familiengeschichte, wie sie damals und bis heute immer noch vorkommen kann und vorkommt.

Noch ist es keine Gottesgeschichte. Noch ist es eine Menschengeschichte, die von Zwischenmenschlichkeiten, von Reibereien und von Ichbezogenheit erzählt, - von Verletzungen, von Wut und Neid und auch von Rachegedanken.

Wie so oft geht es auch hier darum, dem eigenen Ich größere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Um diese Bedürftigkeit geht es, um diesen Wunsch, gesehen zu werden, und um all die Konflikte, die daraus entstehen.
Ja, es ist eine Familiengeschichte, in die sich unzählige Familiengeschichten einzeichnen ließe.
Die Bibel weiß davon. Und wenn wir an ihren Anfang blicken, dann entdecken wir genau diesen Zwiespalt, diese zwei Seiten, die das menschliche Leben ausmachen. Der Mensch lebt im Paradies und kann dieses Einsein mit Gott, diese Gottbezogenheit nicht halten, er fällt heraus,  – hinein in das Leben, hinein in seine Ichbezogenheit.

Jesus erzählt seinen Jüngern davon, - anders, - als sie vor dem Tempel saßen – in Jerusalem - und eine alte Frau, an ihren dürftigen Kleidern als arme Witwe zu erkennen, einige Münzen in den Opferkasten legt.
Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.

Das ist das Maß, mit dem wir diese Geschichte messen dürfen, das ist der Unterschied, auf den Jesus hinweist: auf die Beziehung zu Gott, das Bezogen sein auf Gott – und auf das bedacht-sein auf das eigene Ich, das eigene Bedürfnis.

Nun hatten die Brüder Josefs nichts Gutes mit ihm im Sinn. Wut, Zorn und Neid regierten ihre Gedanken und sie beschließen Josef, den der Vater schickte, um nach seinen Söhnen und dem Vieh zu schauen, zu ermorden. Allein Ruben, der Älteste, kann das Schlimmste verhindern. So werfen Sie den verhassten Bruder fürs erste in eine ausgetrocknete Zisterne. Und als zufällig ein paar reisende Händler vorbeiziehen, verkaufen sie ihn in die Sklaverei. Seinen Mantel tränken sie mit dem Blut eines geschlachteten Tieres - und später erzählen sie dem Vater, dass sein Sohn von einem wilden Tier angefallen und getötet worden sei. Und der alte Jakob ist untröstlich.

Es ist das Dunkel, die Kühle, die Angst, das Verlorensein in der Zisterne, die den Wandel in der Geschichte einleitet.
Es ist ein Ort der Leere. Es gibt viele solcher Orte in einem Leben, unterschiedlichste, - in denen man manchmal der eigenen Angst ausgesetzt ist, manchmal ratlos und verzweifelt tief in der eigenen Ohnmacht feststeckt, manchmal schwerfällig und träge, bewegungs- und handlungsunfähig zu sein schein.

Und es sind keine angenehmen Zeiten und Orte, - aber ich glaube, sie gehören zum Leben und vor allem zu unserem Glauben dazu.

Schauen wir auf Petrus, wie er müde und verzagt nach durchfischter Nacht am Morgen ohne einen einzigen Fisch wieder ans Ufer seines Dorfes zurückkehrt. Hier haben wir ein sehr plastisches Bild von dieser Leere. Und was widerfährt ihm? Gerade in diesem Moment kommt Jesus, sie fahren noch einmal hinaus und er erlebt die Fülle. In der Leere kann sich etwas Neues, Ungeahntes zeigen. Bei Petrus ging es schnell, sehr schnell - meistens dauert es länger, - sehr viel länger!

Es braucht so ein Leerwerden im Leben, damit sich etwas weiter entwickeln kann.
Wachsen tun wir von allein, aber - Entwicklung braucht dieses leer werden.
Diese Zeit, in der wir – wenn es gut geht und wenn es gelingt – das Unwesentliche eines Lebens nach und nach abstreifen, damit sich  das Wesentliche zeigen und offenbaren kann.

Es gibt ein wunderbares Gedicht von dem alten Berthold Brecht:
Er schreibt von der Leere mit doppel E

Geh ich zeitig in die Leere
Komm ich aus der Leere voll.
Wenn ich mit dem Nichts verkehre
weiß ich wieder, was ich soll.

Josef ist noch nicht an diesem Punkt, dass er weiß, was er soll. Aber hier unten in der Zisterne beginnt Gott in seinem Leben zu wirken. Hier sieht er sich, ohne den Schutz seines Vaters, mit einem mal auf ein Nichts zurückgeworfen? Was sein Leben bislang ausmachte, kann ihm hier nicht mehr helfen? Was bleibt da? Es dauert noch, bis er dorthin kommt.

Paulus schreibt einige hundert Jahre später von Jesus – in einem Lied, in dem sogenannten Philipperhymnus. Paulus schreibt: er hielt nicht fest an Gott, sondern er entäußerte sich – bis hin in den Tod.

Hier, in der Zisterne, beginnt die Entäußerung Josefs. Hier fängt es an zu bröckeln, was sein Leben bislang bestimmt hat, hier zerbricht so Manches. Aber er stirbt nicht. Er wird verkauft an den Hof des Pharaos.
Der Pharao galt in Ägypten als Gott selbst. Ein interessantes Bild. Seine Entäußerung, seine Erniedrigung bringt ihn schließlich in die Nähe Gottes.
Amen

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