Hebräer 10, 23-25

02.12.2007 | 23:24

Klaus-Georg Poehls

Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen.

Was, liebe Gemeinde, lässt sich so feierlich begehen im Advent? Was feiern wir?

Kinder können ihre Antwort geben, wenn sie an den Adventskalender und an Weihnachten denken, Geschäftsleute können spätestens seit gestern ihre Antwort geben, wenn sie an das Weihnachtsgeschäft denken, Vereinsmitglieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können Antwort geben, wenn sie an die Weihnachtsfeiern denken, Genießer, wenn sie an Lebkuchen, gutes Essen, Glühwein und Bratäpfel denken, manche von uns vielleicht an ein paar besinnliche Stunden – aber was ist die Antwort von Christen?

Traditionelle Sprache spricht vom Advent als Rüstzeit. Wir rüsten uns für Weihnachten, für die Feier der Geburt Jesu. Dann begönne jetzt gleichsam ein geistlicher Schwangerschaftskurs über vier Wochen; Eltern wissen: das ist eine sehr ernstzunehmende Sache. Und dann wären wir es, die die Sache Jesu hier und heute zur Welt zu bringen hätten, und keiner könnte sich raushalten, weil zu jung oder zu alt, zu unbegabt oder einfach zu naturwissenschaftlich gebildet und zu intellektuell. .

Lassen Sie uns die Sache noch komplizierter machen:

Das Evangelium des heutigen ersten Advent beschreibt, wie Jesus in Jerusalem einzieht; und die Menge schreit "Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!"

Wie kann aber, wenn wir dieses Evangelium auf Weihnachten beziehen, hier schon kommen, wer dann doch erst geboren ist? Wie kann schon da sein, was noch werden soll? Wie sollte Kommendes gegenwärtig sein? Und wenn es denn so sein sollte: Wo ist der Ort, an dem sich Gegenwart und Zukunft, Realität und Verheißung treffen?

Wir haben ein Kind getauft. Ein kleines Leben wurde in großer Dankbarkeit Gott anvertraut. Es muss wohl ei treuer Gott sein, der da Philipp in der Hand halten soll; ja mehr noch: es muss wohl eine göttliche Wirklichkeit geben, die das Leben eines kleinen Kindes halten und durchdringen will, die immer schon da sein wird, wo der Kleine erst hin will oder hin muss, die stets da war, wo er nichts gesehen und gespürt haben wird, die verheißungsvoll gegeben und zugleich als Gegebenheit verheißen ist.

Sie lässt sich so wenig beweisen, wie ein Gedanke der Liebe im menschlichen Gehirn als genau dieser zu messen ist. Als Wirklichkeit ist sie Geist, als Geist ist sie Liebe und als Liebe ist sie Gott.

Ein Bekenntnis zu ihm, unser Bekenntnis zu ihm ist ein Bekenntnis begründeter Hoffnung und es ist diese Hoffnung der Ort, an dem sich Gegenwart und Zukunft, Realität und Verheißung treffen.

Nur so haben Sie, liebe Eltern, Ihrem Sohn einen Taufspruch mitgeben können, der Philipp wie einem jeden von uns weit voraus liegt und damit jenen Raum eröffnet zu dem Menschen hin, der er schon ist und der er doch noch werden soll. "Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen:" Friedfertige und Frieden Stiftende sind Gottes Kinder und Gottes Kinder sind friedfertig und stiften Frieden.

So ist es und so wird es sein, spricht die Hoffnung. Und Seligkeit wird schon jetzt spürbar: sie strahlt mit in den Augen des Menschen, der mich liebt, sie lächelt mit den Gesichtern beschenkter Menschen, sie liegt zusammen mit unseren schlafenden Kindern, sie ruht in der Hand derer, die sich friedlich die Hand reichen. Seligkeit ist nicht frommes verzücktes Lächeln mit dürren Lippen; sie ist Leben in Fülle, in Geborgenheit und in der Nähe eines liebenden Gottes.

Im Hebräerbrief heißt es:

"Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat; und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken, und nicht verlassen unsere Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht."

Nein, es muss niemand heute noch auf jenen Tag warten, den das apokalyptische Weltbild als Ende der Welt nahen sah. Aber die zeitliche Nähe zu Gott, in der sich die Apokalyptik sah, die lässt sich auch heute noch als geistliche als vertrauende und hoffende Nähe übersetzen: Gott ist nahe und er kommt nahe.

"Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung!"

Denn wenn ich die Hoffnung nicht festhalte, dann gebe ich unzählige Menschen auf, liefere sie meiner Erinnerung oder meiner Tagesform oder Laune aus – und da werden sie nicht lange bleiben. Ich liefere sie anderen Menschen aus oder ihrem eigenen Schicksal. Und tue ich das, so wird die Verantwortung für meine Mitmenschen und für diese Welt zu einer übergroßen Last, die mich nur ohnmächtig oder aggressiv machen kann. Verantwortung ohne Hoffnung ist wie Advent ohne Weihnachten.

Ich liefere meinen Glauben ohne die Hoffnung seiner eigenen Kirchengeschichte aus, und die ist doch zu weiten Teilen ein Armutszeugnis; ich liefere Gott der Macht des Faktischen und seiner Beweiskraft aus, und da hat er sehr schlechte Karten.

Ich liefere meine Liebe zu Frau und Kind, zur Familie, zu den Freunden, und zuallererst meine Liebe zu den Menschen ihrer Gegenliebe aus, und diese auch wiederum nur in der Form, die sichtbar oder spürbar bei mir ankommt. Wie hart werden da die Tage werden, in denen nichts zurückkommt.

"Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung!"

Ich habe Bloch und sein Prinzip Hoffnung schon öfters zitiert; ich komme von diesen Sätzen nicht los, weil ich sie für die schönsten über die Hoffnung halte, die ich bisher kenne: "Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern. Hoffen, über dem Fürchten gelegen, ist weder passiv wie dieses, noch gar in ein Nichts gesperrt. Der Affekt des Hoffens geht aus sich heraus, macht die Menschen weit, statt sie zu verengen, kann gar nicht genug von dem wissen, was sie inwendig gezielt macht, was ihnen auswendig verbündet sein mag" (E. Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Bd. 1, 1).

Uns auswendig verbunden ist Gott. Uns auswendig verbunden ist Gott, der sich in Jesus gezeigt oder offenbart hat - in seinem Wesen, in seiner Liebe, seiner Freiheit und Großzügigkeit, seinem Erbarmen und seiner Treue. Er ist uns, als seinen Kindern, so verbunden, wie er Jesus verbunden war und ist – in seinen Worten, seinen Taten, seinem Sterben und seiner Auferweckung. Auch der Tod ist von Gott durchdrungen und überwunden. Er bleibt nicht, ist Durchgang zum Leben, zum Neuen.

Unser Verbündeter ist ein Gott des Lebens.

Seine Liebe und Großzügigkeit machen uns inwendig gezielt, richten uns aus – zur Liebe und zu guten Werken, wie der Predigttext sagt. Und weil unser Verbündeter treu ist, ist der Glaube an ihn eine Hoffnung, die ins Gelingen verliebt ist und bleibt – trotz allen Scheiterns, und die Menschen weit macht, statt sie zu verengen – trotz aller Furcht.

Dies feiern wir im Advent: der treue Gott kommt, und diese Hoffnung ist der Ort, an dem sich Gegenwart und Zukunft, Realität und Verheißung treffen.

Diese Hoffnung macht eine Gemeinde zu einer Versammlung von Menschen, die sich mehr und mehr zu einer verbindlichen Gemeinschaft von ins Gelingen verliebten und weiten Menschen entwickelt. Sie ist ein Grund zur Freude und Freude teilt sich mit, steckt an:

"Ein stetes Zagen,
ein ewig's Nagen,
ein Trauern, das kein Ziel erhält,
beschliesset den Jubel
der lachenden Welt.
Doch wer sich Gott zur Freude setzet,
hat beides, was ihn hier ergötzet
und was ihm ewig wohlgefällt."

Amen

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