Heiliger Abend 2014 - H. Plank

24.12.2014 | 19:30

"Gott ist Mensch geworden"

Wenn wir hier vor dem Lichterbaum den Gottesdienst feiern
dann wollen wir das Fest - auch mit unseren Worten feiern
wollen das Besondere, Heilige, Göttliche zum Ausdruck bringen

Die alten Texte – die Traditionen daraus – sind keine leeren Formeln
sondern Worte, die ein Wunder beschreiben wollen
Worte, die hingerissen sind – von dem, was da geschehen ist.

Es hat mir bei schwierigen Texten geholfen
eher von Liebeserklärungen auszugehen
als von spitzfindigen Weisheiten

Diese LiebesErklärungen gipfeln zu Weihnachten in dem Satz:
Gott ist Mensch geworden

Dieses Thema kenne ich aus meiner frühesten Begegnung mit Glauben
Früher haben wir gesagt:
„Zu verstehen ist das nicht
Gott ist so groß - seine Wege unergründlich
Das muss man glauben
Gott ist Mensch geworden“ . Geheimnis des Glaubens


Aber Sie kennen das ja auch
Der Kopf lässt einem keine Ruhe
selbst Weihnachten nicht
und die kritischen Leute hören mit ihrem Fragen nicht auf

Heute höre ich diese weihnachtliche Liebeserklärung anders
und bin schon jetzt gespannt,
ob ich sie morgen nicht noch ganz anders hören werde.

Gott ist Mensch geworden

Der Satz braucht den Blick auf das Leben Jesu
Weihnachten braucht den Blick auf das ganze Leben Jesu

und dann erst ist alles
– was wir mit ihm verbinden –
in diese Worte hinein - gedrängt
„Gott ist Mensch geworden“

Erst als die Geschichte Jesu zum Ende kommt – mit Ostern natürlich,
wird alles noch einmal im Anfang offenbar gemacht –
mit der Geschichte seiner Geburt

und wiederum von hier
lässt sich für mich das Leben Jesu neu ansehen

Die Geschichte eines Menschen
in der sich Gott vorstellt
in dessen Leben sich Gott entfaltet

Ich wüsste jetzt nichts, was größer wäre, als diese Entfaltung.
und was mich tiefer betreffen könnten
als diese himmlische Weitung –
die mich – ganz innen - mein Herz – erreicht

Weihnachten – bringt diese Entfaltung in einem großen Bild zum Ausdruck
einer Erzählung, der wir jedes Wort Glauben schenken können
weil sie das Leben Jesu zusammenfaßt

Unsere Liturgie gibt uns nicht die Chance, langsam heran zu kommen
sie nimmt – mit den Liedern und den Verheißungen – uns gleich ins volle göttliche Programm:
Der Sohn Gottes – in der Höh
aus dem Himmelssaal
Die göttliche Herrlichkeit kommt in die Welt
in unser „Fleisch“
„Gott ist Mensch geworden“

Wenn wir diesem … Entfalten
langsam nachgehen
dann müssen wir die Fragen aushalten:

Kommt Gott als Jesus,
der ewige Gott, der die Welt in seiner Hand hält?
Geht er nun in der Gestalt eines Menschen auf dem kleinen Planeten umher?
Ist das – war das sein Auftritt – da – irgendwo in Israel?

Ist denn Jesus durch die Welt gegangen
und alle, die ihn gesehen haben, wurden vom Glanz der Gottheit überwältigt?

Er war doch ein Mensch, wie wir
an dessen Ende auch noch die Katastrophe stand
    KREUZ

Gottesentfaltung sagt mir:
Ja, er war ein Mensch
wie wir
aber viel mehr und ganz anders als ein religiöses Genie:

Das, was Menschen durch ihn – bis heute – erfahren
ist die direkte Übersetzung der Güte Gottes – an uns Menschen
und in allen Begegnungen von Jesus mit seinen Zeitgenossen läßt sich das zeigen:
Er fragt nicht nach der Schuld der Mitmenschen
sondern weist auf die Offenheit des Himmels hin.


Er kommt zu den Menschen –
auch zu denen am Rande – auch zu den Fremden
Er ist ohne Berührungsängste

Er lebt von der unendlichen, liebevollen Nähe Gottes
die ihm erschienen ist - wie ein Stern in der Nacht
die ihm wichtig bleibt, auch im Elend – im Chaos
    Bethlehem ist auch ein Wort für „Chaos und Dunkelheit“ gerade in unserer Geschichte.

Bei Jesus ist „Heute“ ein wichtiges Wort –
„Heute ist der Heiland geboren“ – sagen auch die Engel
Nicht eine Nähe Gottes – irgendwann – Heute!
    Heute

Jesus verkörpert so selbst die Freundschaft Gottes zu den Menschen
Er lebt sie in einer ganz radikalen Weise zu den Menschen hin
zu allen
und er weiß, dass diese Freundschaft auch seinen schlimmsten Feinden geschenkt ist
eben auch den Römern – den Einwanderern könnte man sagen
Er hält an dieser Liebe Gottes – zu jedem – radikal fest
und das bestimmt sein Denken und Handeln
– da sind Hirten und Könige gleich

„Gott schenkt Euch sein Heil – er nimmt es nicht zurück – Sicher nicht!
Unwiderruflich seine Gabe“

Mit den Weihnachtsworten gesprochen:
Das Kind wird in die Futterkrippe gelegt
in das Elend dieser Welt
Gott kommt in dieser Welt an –
hier
und damit an jedem Ort
gilt das Versprechen seiner grenzenlosen Güte
In ihm ist das Wort Fleisch geworden
- Das Versprechen – die Güte Gottes gilt euch:
Gott ist Mensch geworden
Menschen glaubten Jesus seinen Gott
und dieser Glaubensimpuls ist bis zu uns spürbar.

Jesus - kein religiöses Genie, sondern – noch immer dicht formuliert:
Er ist für uns das freundliche Ja-Wort Gottes an seine Welt
    unüberholbar
    hörbar – auch von uns

Weihnachten setzt das neu ins Bild
ABER
Weihnachten wiederholt nicht nur das freundliche Ja-Worte Gottes
macht kein pauschales Angebot
sondern
fordert heraus
Und die Herausforderung besteht darin – sich
– heute eben –
auf dieses Versprechen einzulassen
    im Namen des Kindes
eine Botschaft, die sich verschenkt – nur in offene Hände und Herzen.

Weihnachtsfeiern haben Entscheidungscharakter
Sie sind nichts für Mitläufer
und lassen sich – ernstlich – nicht instrumentalisieren

Das Weihnachtsbild zeigt:
Es gibt nicht das Versprechen einer heilen Welt

Bethlehem – Chaos - Volkszählung
Masseneinwanderung – könnte man sagen - in dieses kleine Dorf
Überflutung der Heimat – so könnten Bewohner protestieren
Aussichtlosigkeit – Schikane – Druck von oben – Desinformation –
Vor-Urteil: Lügenpresse
alles in diesem Bild des Stalles
die Not – die Krankheit – das Alter
das Kreuz

Ja, da ist nur ein Stall
– darin - nur ein Kind –
aber Gott ist mit ihm
und dem dürfen und sollen wir trauen!

Weihnachten ist dann wie ein Schriftzug –
mit dem Gott sich – durch dieses Kind - in unser Leben einschreiben will.
Da ist Gott Mensch geworden
sein Ja-Wort sichtbar – hörbar
ein Gotteswort auch an mich.

Gott macht aus dem Stall keinen Prachtbau
es bleiben die vielen drängende Fragen unseres Lebens – nicht nur die der Dresdener

Weihnachten schreibt sich aber in die Abgründe unseres Lebens ein
die Selbstzusage Gottes – in diesem alten Bild
ein Bild mit der komprimierten Jesusbotschaft
„Gott ist Mensch geworden“
auch für mich
Jetzt

Wir können fragen:  Wo klingt dieses Ja-Wort auf?
nur von den Kanzeln?

Es passiert – es kann passieren
in dem wir nicht beim Alltäglichen und Überschaubaren stehen bleiben
wo wir nach dem Sinn fragen und auch nach dem Sinn für das Leben des anderen
uns nicht einfach nur mitreißen lassen

oder
wo wir in eine Freude hineingenommen werden, die nicht durch irgendwelche Nachrichten aus dieser Welt angestoßen wird
oder
wo wir in Ängsten sind und alle Sicherheiten wegfallen
oder
wo wir uns das Gespräch mit dem Fremden suchen und den Freund entdecken

wo wir eine Liebe erfahren, der wir uns anvertrauen können

Da – in der schönen oder schweren Situation –
können sich die Türen öffnen für diese GottesZusage
die Jesus weitergegeben hat – für die er steht

Dann wollen sich auch die Abgründe füllen
füllen mit der Nähe dieser himmlischen Dimension.

Die Herausforderung an uns:
dieses Ja-Wort anzunehmen
mit der Geburt des Kindes
aus dem Munde Jesu

Und die Herausforderung ist weiter
mit dieser Weihnachtsbotschaft
fern von leerer Tradition
mit dieser Botschaft der überfließenden Liebe Gottes
unser Leben zu leben.
Ihm das Ja – zurückzugeben.

Und wie geht das?
Das ist zuerst keine fromme – innere – Handlung
Jesus sagt – im Namen Gottes:
Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan
Was ihr ihnen nicht tut – gerade auch den scheinbar Geringen – das verweigert ihr mir

Wer den Begleiter des Lebens nicht will, dem drängt er sich nicht auf
Wer ihn nicht will - ist in der Gefahr, sich mit dem Blick auf sich selbst zu verrennen – aus Angst oder aus Überheblichkeit.

Wer dann Weihnachten christliche Werte einfordert
der ist als Christ – an den Juden Jesus – gewiesen
und mit ihm an die unüberbietbare Zusage Gottes zu seinen Menschen
zu allen Menschen

Die christlichen Werte müssen dann nicht andere liefern
Ich bin gefordert, allem Nein unter uns – eine Absage zu erteilen
mich von der Freundlichkeit Gottes erfüllen zu lassen
und aus dieser Erfüllung zu leben
so Ihm das Ja – zurückzugeben.
    im gesellschaftlichen, politischen., nachbarschaftlich, familiären

Und dann singen wir von der stillen und heiligen Nacht.
Sehen in diesem großen Gemälde,
dass Gott unseren Weg mitgeht
und dass er auch den Weg zu sich hin mitgeht
den Weg der inneren Gottesbegegnung
wo ich ihm – ganz innen - das JA zurückgebe

Dazu muss es mit auch still werden
für solche Weihenacht
„Nacht“ muss es werden
also – die Zeit - einmal ohne all die Lichter
die Stimmen
und die Lieder
nur wir – mit uns
ohne Furcht vor der Nacht…
und mit der Bereitschaft, uns ansprechen zu lassen
von dieser Liebeserklärung Gottes in dem Kind
von der unwiderruflichen Gabe seiner Nähe
uns einnehmen lassen von dem Stern
dem Gesang der Engel
in uns
von der Nähe, die der Himmel uns schenken will
denn uns ist heute der Heiland geboren
das Ja-Wort Gottes
und dieses Ja – ihm zurückzugeben –
ganz im Inneren
und immer neu im Umgang mit seiner Schöpfung
mit seinen Geschöpfen
Der Grund – Es ist Weihnachten: „Gott ist Mensch geworden.

(Meditationen von Karl Rahner, katholischer Theologe - >1904/1984< - haben Anstoß gegeben zu dieser Predigt, Formulierungen wurden übernommen - ein später Dank an ihn!)

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