1. Kor. 6, 9-14. 18-20

29.07.2012 | 02:00

H. Plank

Ein Kollege hat mir vorgeschlagen einen anderen Text heute zu nehmen

Ich bin dabei geblieben

Aber Sie werden ihn verstehen – den Kollegen…

  

Paulus an die Korinther:

 

Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder,

 

10 Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben.

 

11 Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid rein gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.

 

12 Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.

 

13 Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise; aber Gott wird das eine wie das andere zunichte machen. Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe. 14 Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.

 

18 Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe.

 

19 Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?

 

20 Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.

 

 

Eigentlich empörend

solchen Text für uns auszusuchen

Aber empörend auch das Wissen

Dass der Brief an eine christliche Gemeinde geschrieben wurde

 

Es muss da in Korinth wüst zugegangen sein, dass Paulus solche Ermahnung loslässt

 

Schießt er dabei nicht weit über das Ziel hinaus?

 

Kommen denn nur die Gerechten in das Reich Gottes?

Wie war das denn mit den Sündern und dem Reich – lieber Paulus – möchte man fragen

 

Ich habe nachgelesen:

 

Diese ganze Liste von Lebensentwürfen, die nicht in das Reich Gottes passen

stammen nicht von Paulus selbst

Er hat sie übernommen

 

Damals gab es solche sog. Lasterkataloge

Die konnten dann noch modifiziert werden –

Es wurde nachgebessert

Das Mosaische Gesetz hatte 613 Vorschriften.

später zählte man 1752

 

Hans Küng hat einmal gesagt: Je feiern das Netz geknüpft ist, umso zahlreicher sind die Löcher

 

Und je feiner geknüpft wird

desto undeutlicher wird das, worauf es Jesus ankommt

 

Paulus hat diesen Katalog aufgenommen

Hat er das alles vergessen?!

 

 

Man könnte annehmen

Das Ziel sollte ein würdiger Mensch sein, der auch das Reich Gottes verdient

Nur: wer verdient schon das Reich Gottes?

 

Ich spreche mal nicht von Götzendienern – denke aber:

Wo Euer Herz ist, da ist euer Gott

Oder vom Ehebrechen – denke an das Wort Jesus und allein an die Art, wie wir unseren Blick im Zaum halten

Aber der Dieb – der stiehlt – und was kann man nicht alles stehlen?

Der Geizige, der. der auf das Seine achtet...?

und wer hat noch nicht gelästert?

 

Ungerechte – und die erben das Reich nicht – Wer wir dabei sein?!

 

Eine Ermahnung zu einem guten Leben – zu einem aufrichten – ernsthaften – 

Dagegen kann niemand aufstehen

Aber: Was soll so ein Katalog?!

 

Von Jesus kennen wir solchen Katalog nicht

 

Ihm war der Wille Gottes über alles wichtig

Aber er hat diesen Willen nicht in Vorschriften gegossen

 

 

Sicher nicht nur, um eben keine Liste aufzustellen, die zeigt, wer dazugehört und wer nicht

auch deshalb nicht,

weil unsere Reaktion doch ganz schnell so abläuft:

Halte ich mich an die Regel

dann stehe ich gut da

vielleicht ja auch vor Gott

 

Solche Verdienste hat Jesus seinem Gegenüber immer aus der Hand geschlagen

 

Er stellt den Menschen nicht vor ein Gesetz – oder einen Katalog

Er stellt ihn vor Gott

und vor seinen Willen

 

Jesus kommt nicht als Gesetzgeber

Er macht vielmehr ernst mit der Gottesgegenwart

und die sieht er tiefer und näher und inniger und herausfordernder als – zumindest seine Zeitgenossen.

 

Gott ist für ihn das Unbedingte, das Grenzenlose, die Liebe

überfließend, hingezogen zu seiner Schöpfung – zu seinen Geschöpfen 

und nah – ganz nah sieht er das Göttliche

 

 

Wenn Paulus in seinem Brief über die Gemeinde spricht

nennt er sie Tempel Gottes

Das weist darauf hin, dass er die gleiche Jesus-Grundlage sucht oder von ihr ausgeht.

 

Gott wohnt in der Gemeinde – nicht für ein paar Tage

zu einer Stippvisiten.

Es ist sein erster Wohnsitz

Tempel Gottes

Wir haben ihm aufgemacht

Für ihn – mit seiner ganzen … Kompetenz

Er ist für uns Herr im Haus.

 

Die Sache kann Paulus noch dichter an den Menschen heranbringen

 

Gott wohnt nicht nur in der Gemeinde

 

Gemeinde - Leib Christi – wie er auch sagen kann

 

Er wohnt in Euch

 

Er ist ganz da in eurem Leben

 

Ihr habt ihm aufgemacht

 

Er ist für Euch Herr im Haus - Ihr seid der Tempel Gottes

 

 

Zu meiner ersten Reaktion auf den Korintherbrief stelle ich fest:

 

Grundlage ist auch für Paulus diese ungeteilte GottesNähe

 

von der Jesus aus gelebt hat

 

 

Mit diesem ….. Feuer und mit dieser Ernsthaftigkeit

 

mit dieser Nähe Gottes sieht er die Gemeinde an.

 

jeden Einzelnen

 

 

 

Die Zeitgenossen des Paulus denken ebenfalls Gott nah

 

Aber auch in der Gemeinde haben sich Gedanken breit gemacht wie:

 

Der Mensch besteht aus Leib und Seele

 

Oder

 

ist Geist und Leib

 

 

Mit der Folgerung:

 

Im Leib? Gott? Nein, da ist Gott nicht

 

In der Seele ja – Im Geist – klar

 

 

Aber nicht im Leib

 

 

Die Konsequenz – auch für viele Korinther:

 

Der Leib ist nicht so wichtig

 

- Darum fasten die einen und kasteien sich, um der Seele Freiraum zu schaffen

 

- Die anderen leben locker drauf los –

 

Der Leib ist ja sowieso nicht so wichtig

 

Der Geist ist es

 

… und die alten Lebensformen feiern urständ:

 

- Sexuelle Entgleisungen vor allem, die Paulus anprangert

 

- Er sieht sie da, wo Menschen verletzt werden

 

 

Wir würden solche Liste heute

 

– wo Menschen verletzt werden – auch aufstellen können.

 

Wir würden – sicher – und hoffentlich – differenzierter – fragen

 

würden die biologische, psychologische, medizinische Forschung nicht draußen vor lassen

 

Anprangern können wir ein Tun, das Menschen verletzt.

 

 

Können wir Menschen vom Reich Gottes ausschließen

 

Und

 

Schließen wir uns nicht gleich mit aus?!

 

 

 

 

Paulus sieht den Lebenswandel

 

und empört sich

 

 

Wie soll das gehen?! – sagt er

 

Wir wissen Gott uns nah

 

In der Gemeinde – in seinen Geschöpfen

 

Wir sind Tempel Gottes

 

Das Heilige ist nah – untrennbar nah zu uns

 

Wie können wir unseren Lebensalltag draußen vor lassen?!

 

 

Wir haben es doch in allen Begegnungen – mit anderen – mit uns selbst – immer auch mit Gott zu tun.

 

Es gibt nicht – hier – das Heilige – und dort das Menschliche – Unheilige.

 

 

 

Hinter dem alten Lasterkatalog

 

da entdecke ich – mühsam gestehe ich

 

die Leidenschaft des Paulus

 

das Heilige – die Gottesnähe festzuhalten

 

 

Er reagiert mit einer mächtigen Drohkulisse

 

 

Ich bin überzeugt, dass niemand die Gottesnähe verliert

 

Aber mit meinem Leben kann ich sie aus dem Blick verlieren –

 

obwohl sie mir gilt.

 

Ich streiche mir selbst die Schönheit Gottes durch die Gestaltung meines Lebens durch

 

Durch den Umgang mit meinem Körper

 

Und nicht nur mir streiche ich den Himmel.

 

 

Vielleicht meint Paulus, dass die Drohungen helfen

 

Aber ich glaube, sie erzeugen – wenn überhaupt – ein schlechtes Gewissen

 

und keine Kraft, das Leben dem Heiligen ganz zu öffnen.

 

 

 

Letztlich nach einem Gottesdienst sprachen wir diese Sicht, dass niemand die Gottesnähe verliert.

 

Eine junge Frau – engagiert dabei – sie kann sich das mit dem Wohlgefallen Gottes zu seiner Schöpfung nicht so gut vorstellen

 

So viel Hass in dieser Welt

 

und Schlamperei und Trixerei mit dem Geld

 

ein zerstörender Umgang mit der Macht – nicht nur in Syrien

 

Mißbrauchsopfer überall

 

Da kann sich Gott doch nur zurückziehen…

 

und entsetzt Zugänge versperren – „Solche nicht – in mein Reich!“

 

 

Wir waren in dem Gespräch schnell bei unseren Bildern von Gott

 

Jemand sagte:

 

Wenn Gott nur so wäre wie Eltern zu ihren Kindern... –

 

und dann stand die Frage im Raum:

 

 

Wenn Sie mir sagen, was ein Kind anstellen muss, damit Eltern es nicht mehr liebhaben

 

dann – dann erst - lassen Sie uns weitersprechen über die Grenzen der Liebe von Gott zu seinen Geschöpfen…!

 

 

Darüber muss ich nachdenken, so sagte die junge Mutter

 

Und so endete das Gespräch

 

 

 

Ich halte solchen Lasterkatalog für wenig hilfreich

 

Hilfreich finde ich Frage:

 

 

Was ist mit dieser Nähe Gottes in Deinem Leben

 

Nicht nur in Deiner Seele

 

Nicht nur in Deinem Geist

 

Sondern in Deinem Alltag – so wie er ist

 

Im Umgang mit anderen und Dir selbst

 

Auch im Umgang mit Deinem Körper

 

„Körperpflege“ auch im Blick auf die Gottesnähe.

 

Der Umgang mit meiner Zeit

 

Meine Ernährung – und das Thema Ökologie – das Thema Fleischkonsum in aller Munde…

 

 

Gott wohnt nicht über den Wolken

 

Er wohnt nicht nur in der Gemeinde

 

Er wohnt in uns

 

So wichtig sind wir ihm –

 

So wichtig ist ihm sein 1. Wohnsitz

 

 

Paulus: Er ist ganz da in eurem Leben

 

Ihr seid der Tempel Gottes

 

Das Göttliche gehört zu Euch –

 

 

Kein Lasterkatalog – eher die große Zusage

 

Ob die nicht das Leben verändert..:!

 

 

Gott gehört zu euch - Und genauso gehört Ihr dem Göttlichen

 

Ich habe dich erlöst. Ich habe Dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein! Jes. 43

 

 

Wo ihr dem Göttlichen zugehört

 

da zählt das Göttliche.

 

Wenn er das Gute schenkt, kann auch nur das Gute das Lebensziel sein

 

Wenn Grenzen bei ihm nicht zählen, kann es nur um Abbauen von Grenzen gehen

 

Und wenn er mit seinem Herzen beim Menschen ist, dann kann die Antwort bei uns auch nur das Herz für andere sein.

 

Und wenn er uns wunderbar gemacht hat, dann gilt es auch , dass Geschenk – so weit es an uns liegt – zu bewahren.

 

Ich glaube, das ist keine Überforderung

 

Es wird kein neuer Heiligenstand ausgerufen – aber ein Neuanfang – auch heute.

 

 

Tempel Gottes - was sollte uns hindern

 

unser Leben – in diesem Licht, mit dieser Nähe - neu anzusehen?

 

 

Kein Lasterkatalog – sondern eine alle Maßstäbe brechende Zuneigung des Himmels zu uns.

 

Gelebt in der Gemeinde – Tempel Gottes

 

Geist, Seele, Leib - alles als eine Einheit verstanden – Wir sind Gottes Tempel

 

 

Mit solcher Liebe beschenkt sein

 

meint doch eine ungeheure Freiheit, die wir neu entdecken dürfen:

 

So beschenkt – sagt Augustinus in den Alltag hinein:

 

Nun liebe und tue, was du willst.

 

 

Und Paulus

 

12 Alles ist mir erlaubt,

 

Ja, das stimmt

 

die ganze Freiheit der Liebe

 

 

Und dann muss auch das andere stimmen:

 

12 Alles ist mir erlaubt,

 

…aber nicht alles dient zum Guten.

 

Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.

 

 

Die ganze Freiheit

 

nur darf sie die Liebe nicht verletzen

 

 

Ich habe mich über den Lasterkatalog empört

 

Und beim Nachsinnen hat mich diese Empörung auf die Großzügigkeit Gottes gebracht

 

Die feiern wir ja in den Gemeinden

 

Mit der Taufe z.B. – mit dem Abendmahl – mit Segnungen – feiern wir das

 

Ihr seid rein gewaschen,

 

ihr seid geheiligt,

 

ihr seid gerecht geworden

 

Kinder des Lichts.

 

 

Die Großzügigkeit Gottes

 

Uns zugesprochen – uns, so wie wir sind

 

Wenn wir es gelten lassen

 

dann darf und muss doch auch Großzügigkeit von uns ausgeht

 

 

Ihr seid teuer erkauft mit der ganzen Zuneigung Gottes

 

Darum preist Gott

 

auch mit Eurem Leibe.

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