1. Kor. 6, 9-14. 18-20
H. Plank
Ein Kollege hat mir vorgeschlagen einen anderen Text heute zu nehmen
Ich bin dabei geblieben
Aber Sie werden ihn verstehen – den Kollegen…
Paulus an die Korinther:
Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder,
10 Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben.
11 Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid rein gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.
12 Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.
13 Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise; aber Gott wird das eine wie das andere zunichte machen. Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe. 14 Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.
18 Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe.
19 Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?
20 Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.
Eigentlich empörend
solchen Text für uns auszusuchen
Aber empörend auch das Wissen
Dass der Brief an eine christliche Gemeinde geschrieben wurde
Es muss da in Korinth wüst zugegangen sein, dass Paulus solche Ermahnung loslässt
Schießt er dabei nicht weit über das Ziel hinaus?
Kommen denn nur die Gerechten in das Reich Gottes?
Wie war das denn mit den Sündern und dem Reich – lieber Paulus – möchte man fragen
Ich habe nachgelesen:
Diese ganze Liste von Lebensentwürfen, die nicht in das Reich Gottes passen
stammen nicht von Paulus selbst
Er hat sie übernommen
Damals gab es solche sog. Lasterkataloge
Die konnten dann noch modifiziert werden –
Es wurde nachgebessert
Das Mosaische Gesetz hatte 613 Vorschriften.
später zählte man 1752
Hans Küng hat einmal gesagt: Je feiern das Netz geknüpft ist, umso zahlreicher sind die Löcher
Und je feiner geknüpft wird
desto undeutlicher wird das, worauf es Jesus ankommt
Paulus hat diesen Katalog aufgenommen
Hat er das alles vergessen?!
Man könnte annehmen
Das Ziel sollte ein würdiger Mensch sein, der auch das Reich Gottes verdient
Nur: wer verdient schon das Reich Gottes?
Ich spreche mal nicht von Götzendienern – denke aber:
Wo Euer Herz ist, da ist euer Gott
Oder vom Ehebrechen – denke an das Wort Jesus und allein an die Art, wie wir unseren Blick im Zaum halten
Aber der Dieb – der stiehlt – und was kann man nicht alles stehlen?
Der Geizige, der. der auf das Seine achtet...?
und wer hat noch nicht gelästert?
Ungerechte – und die erben das Reich nicht – Wer wir dabei sein?!
Eine Ermahnung zu einem guten Leben – zu einem aufrichten – ernsthaften –
Dagegen kann niemand aufstehen
Aber: Was soll so ein Katalog?!
Von Jesus kennen wir solchen Katalog nicht
Ihm war der Wille Gottes über alles wichtig
Aber er hat diesen Willen nicht in Vorschriften gegossen
Sicher nicht nur, um eben keine Liste aufzustellen, die zeigt, wer dazugehört und wer nicht
auch deshalb nicht,
weil unsere Reaktion doch ganz schnell so abläuft:
Halte ich mich an die Regel
dann stehe ich gut da
vielleicht ja auch vor Gott
Solche Verdienste hat Jesus seinem Gegenüber immer aus der Hand geschlagen
Er stellt den Menschen nicht vor ein Gesetz – oder einen Katalog
Er stellt ihn vor Gott
und vor seinen Willen
Jesus kommt nicht als Gesetzgeber
Er macht vielmehr ernst mit der Gottesgegenwart
und die sieht er tiefer und näher und inniger und herausfordernder als – zumindest seine Zeitgenossen.
Gott ist für ihn das Unbedingte, das Grenzenlose, die Liebe
überfließend, hingezogen zu seiner Schöpfung – zu seinen Geschöpfen
und nah – ganz nah sieht er das Göttliche
Wenn Paulus in seinem Brief über die Gemeinde spricht
nennt er sie Tempel Gottes
Das weist darauf hin, dass er die gleiche Jesus-Grundlage sucht oder von ihr ausgeht.
Gott wohnt in der Gemeinde – nicht für ein paar Tage
zu einer Stippvisiten.
Es ist sein erster Wohnsitz
Tempel Gottes
Wir haben ihm aufgemacht
Für ihn – mit seiner ganzen … Kompetenz
Er ist für uns Herr im Haus.
Die Sache kann Paulus noch dichter an den Menschen heranbringen
Gott wohnt nicht nur in der Gemeinde
Gemeinde - Leib Christi – wie er auch sagen kann
Er wohnt in Euch
Er ist ganz da in eurem Leben
Ihr habt ihm aufgemacht
Er ist für Euch Herr im Haus - Ihr seid der Tempel Gottes
Zu meiner ersten Reaktion auf den Korintherbrief stelle ich fest:
Grundlage ist auch für Paulus diese ungeteilte GottesNähe
von der Jesus aus gelebt hat
Mit diesem ….. Feuer und mit dieser Ernsthaftigkeit
mit dieser Nähe Gottes sieht er die Gemeinde an.
jeden Einzelnen
Die Zeitgenossen des Paulus denken ebenfalls Gott nah
Aber auch in der Gemeinde haben sich Gedanken breit gemacht wie:
Der Mensch besteht aus Leib und Seele
Oder
ist Geist und Leib
Mit der Folgerung:
Im Leib? Gott? Nein, da ist Gott nicht
In der Seele ja – Im Geist – klar
Aber nicht im Leib
Die Konsequenz – auch für viele Korinther:
Der Leib ist nicht so wichtig
- Darum fasten die einen und kasteien sich, um der Seele Freiraum zu schaffen
- Die anderen leben locker drauf los –
Der Leib ist ja sowieso nicht so wichtig
Der Geist ist es
… und die alten Lebensformen feiern urständ:
- Sexuelle Entgleisungen vor allem, die Paulus anprangert
- Er sieht sie da, wo Menschen verletzt werden
Wir würden solche Liste heute
– wo Menschen verletzt werden – auch aufstellen können.
Wir würden – sicher – und hoffentlich – differenzierter – fragen
würden die biologische, psychologische, medizinische Forschung nicht draußen vor lassen
Anprangern können wir ein Tun, das Menschen verletzt.
Können wir Menschen vom Reich Gottes ausschließen
Und
Schließen wir uns nicht gleich mit aus?!
Paulus sieht den Lebenswandel
und empört sich
Wie soll das gehen?! – sagt er
Wir wissen Gott uns nah
In der Gemeinde – in seinen Geschöpfen
Wir sind Tempel Gottes
Das Heilige ist nah – untrennbar nah zu uns
Wie können wir unseren Lebensalltag draußen vor lassen?!
Wir haben es doch in allen Begegnungen – mit anderen – mit uns selbst – immer auch mit Gott zu tun.
Es gibt nicht – hier – das Heilige – und dort das Menschliche – Unheilige.
Hinter dem alten Lasterkatalog
da entdecke ich – mühsam gestehe ich
die Leidenschaft des Paulus
das Heilige – die Gottesnähe festzuhalten
Er reagiert mit einer mächtigen Drohkulisse
Ich bin überzeugt, dass niemand die Gottesnähe verliert
Aber mit meinem Leben kann ich sie aus dem Blick verlieren –
obwohl sie mir gilt.
Ich streiche mir selbst die Schönheit Gottes durch die Gestaltung meines Lebens durch
Durch den Umgang mit meinem Körper
Und nicht nur mir streiche ich den Himmel.
Vielleicht meint Paulus, dass die Drohungen helfen
Aber ich glaube, sie erzeugen – wenn überhaupt – ein schlechtes Gewissen
und keine Kraft, das Leben dem Heiligen ganz zu öffnen.
Letztlich nach einem Gottesdienst sprachen wir diese Sicht, dass niemand die Gottesnähe verliert.
Eine junge Frau – engagiert dabei – sie kann sich das mit dem Wohlgefallen Gottes zu seiner Schöpfung nicht so gut vorstellen
So viel Hass in dieser Welt
und Schlamperei und Trixerei mit dem Geld
ein zerstörender Umgang mit der Macht – nicht nur in Syrien
Mißbrauchsopfer überall
Da kann sich Gott doch nur zurückziehen…
und entsetzt Zugänge versperren – „Solche nicht – in mein Reich!“
Wir waren in dem Gespräch schnell bei unseren Bildern von Gott
Jemand sagte:
Wenn Gott nur so wäre wie Eltern zu ihren Kindern... –
und dann stand die Frage im Raum:
Wenn Sie mir sagen, was ein Kind anstellen muss, damit Eltern es nicht mehr liebhaben
dann – dann erst - lassen Sie uns weitersprechen über die Grenzen der Liebe von Gott zu seinen Geschöpfen…!
Darüber muss ich nachdenken, so sagte die junge Mutter
Und so endete das Gespräch
Ich halte solchen Lasterkatalog für wenig hilfreich
Hilfreich finde ich Frage:
Was ist mit dieser Nähe Gottes in Deinem Leben
Nicht nur in Deiner Seele
Nicht nur in Deinem Geist
Sondern in Deinem Alltag – so wie er ist
Im Umgang mit anderen und Dir selbst
Auch im Umgang mit Deinem Körper
„Körperpflege“ auch im Blick auf die Gottesnähe.
Der Umgang mit meiner Zeit
Meine Ernährung – und das Thema Ökologie – das Thema Fleischkonsum in aller Munde…
Gott wohnt nicht über den Wolken
Er wohnt nicht nur in der Gemeinde
Er wohnt in uns
So wichtig sind wir ihm –
So wichtig ist ihm sein 1. Wohnsitz
Paulus: Er ist ganz da in eurem Leben
Ihr seid der Tempel Gottes
Das Göttliche gehört zu Euch –
Kein Lasterkatalog – eher die große Zusage
Ob die nicht das Leben verändert..:!
Gott gehört zu euch - Und genauso gehört Ihr dem Göttlichen
Ich habe dich erlöst. Ich habe Dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein! Jes. 43
Wo ihr dem Göttlichen zugehört
da zählt das Göttliche.
Wenn er das Gute schenkt, kann auch nur das Gute das Lebensziel sein
Wenn Grenzen bei ihm nicht zählen, kann es nur um Abbauen von Grenzen gehen
Und wenn er mit seinem Herzen beim Menschen ist, dann kann die Antwort bei uns auch nur das Herz für andere sein.
Und wenn er uns wunderbar gemacht hat, dann gilt es auch , dass Geschenk – so weit es an uns liegt – zu bewahren.
Ich glaube, das ist keine Überforderung
Es wird kein neuer Heiligenstand ausgerufen – aber ein Neuanfang – auch heute.
Tempel Gottes - was sollte uns hindern
unser Leben – in diesem Licht, mit dieser Nähe - neu anzusehen?
Kein Lasterkatalog – sondern eine alle Maßstäbe brechende Zuneigung des Himmels zu uns.
Gelebt in der Gemeinde – Tempel Gottes
Geist, Seele, Leib - alles als eine Einheit verstanden – Wir sind Gottes Tempel
Mit solcher Liebe beschenkt sein
meint doch eine ungeheure Freiheit, die wir neu entdecken dürfen:
So beschenkt – sagt Augustinus in den Alltag hinein:
Nun liebe und tue, was du willst.
Und Paulus
12 Alles ist mir erlaubt,
Ja, das stimmt
die ganze Freiheit der Liebe
Und dann muss auch das andere stimmen:
12 Alles ist mir erlaubt,
…aber nicht alles dient zum Guten.
Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.
Die ganze Freiheit
nur darf sie die Liebe nicht verletzen
Ich habe mich über den Lasterkatalog empört
Und beim Nachsinnen hat mich diese Empörung auf die Großzügigkeit Gottes gebracht
Die feiern wir ja in den Gemeinden
Mit der Taufe z.B. – mit dem Abendmahl – mit Segnungen – feiern wir das
Ihr seid rein gewaschen,
ihr seid geheiligt,
ihr seid gerecht geworden
Kinder des Lichts.
Die Großzügigkeit Gottes
Uns zugesprochen – uns, so wie wir sind
Wenn wir es gelten lassen
dann darf und muss doch auch Großzügigkeit von uns ausgeht
Ihr seid teuer erkauft mit der ganzen Zuneigung Gottes
Darum preist Gott
auch mit Eurem Leibe.