1. Korinther 15, 26 | Osterfrühgottesdienst

23.03.2008 | 22:23

Klaus-Georg Poehls

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

An der Pforte der Dämmerung stehen wir, warten auf ein Licht, das nicht einfach angeht, sondern aufgeht, langsam und freundlich, das Konturen zeichnet und deutlicher werden lässt, langsam und schöpferisch Farben aufscheinen lässt.

Stückweise erkennen wir und bekommen eine Ahnung von Gottes Wahrheit; als Geschöpfe Gottes erleben wir die Geburt eines Tages, werden hineingenommen in das stets neue Werden der Schöpfung.

Wann sollten wir besser verstehen als jetzt, was Tagore über den Glauben schrieb: "Glaube ist ein Vogel, welcher singt, wenn die Nacht noch dunkel ist."

Wir greifen vor, wir besingen, was noch aussteht, uns aber schon erfüllen will, wir glauben an eine Schönheit, die wir noch nicht sehen, die uns aber ins Herz gelegt ist.

Wir sind geschaffen für das Leben, das will heute deutlich werden und was dagegen steht, das wird in seine Schranken gewiesen und soll letztlich verschwinden. Paulus schreibt an seine Gemeinde in Korinth ganz siegessicher, singend wie ein Vogel, wenn die Nacht noch dunkel ist: "Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod."

Welche Sichtweise lässt einen Menschen vom Tod als letztem Feind reden? Nüchtern betrachtet hat der Tod seinen ganz natürlichen Platz im Gefüge der Natur. Er gehört, so heißt es ja oft genug und ziemlich abgeklärt, zum Leben dazu. Das sagt sich leicht, wenn der Tod ein langes und gut geführtes Leben endet, vielleicht auch noch, wenn er als Erlösung von einem Leben kommt, das nicht mehr zu ertragen ist.

Aber diesen Part spielt der Tod eben oft nicht im Leben, und als Menschen führen wir unser Leben auch nicht nur als Kreaturen im Gefüge der Natur, sondern als liebende und hoffende, als aufeinander angewiesene und aneinander anvertraute Menschen, leben in einem Gefüge der Liebe zwischen Liebenden, Eltern und Kindern, Freunden und Freunden. Und hier ist der Tod ein Skandal, ein Schlag, der mich aus dem Gleichgewicht wirft.

Leben und Tod sind von der Bibel her anders definiert als bloßes Existieren und Aus-Sein, Exitus.

Der Tod ist eine in das Leben hineinragende Macht. Es ist der Tod, der in der Gefahr den Lebenden anfällt, es ist der Tod, der in der Krankheit dem Kranken die Kraft raubt. Er begegnet dem Lebenden und nimmt ihn gefangen, fesselt ihn mit seinen Stricken, den Stricken des Todes.

Und auf dieser dunklen Todessicht, gewinnt das Leben sein Licht. Es ist nicht bloßes Lebendigsein, sondern heiles, freies, glückliches Leben. Im Leben ist auch der zu erfahren, der das Leben gibt, der das Leben in sich hat. Im Leben ist der zu erfahren, dessen Maß das Grenzenlose, die Weite und die Großzügigkeit letztlich: dessen Maß Liebe ohne Maß ist.

Ihn nicht zu loben, ihn nicht oder nicht mehr glauben zu können, bedeutet auch Totsein. Und wer dem Tod begegnet ist, und zum Leben zurückgefunden hat, der kann Gott befreit ein Lied singen.

Denn ungern entlässt dieser Tod einen Menschen aus seinen Fesseln; Bilder von ihm nehmen noch lange gefangen. Aus dem Tod heraus muss mir eine Macht kommen, die die Fesseln löst.

"Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod."

Wir feiern den Tod des Todes, weil wir einen Gott glauben, der Liebe ohne Maß und Leben ohne Schranken ist. Seine Liebe hat, so beschrieb es Luther, das Grab Jesu von innen aufgerissen.

Gottes Liebe reißt das Grab von innen auf und was dann hervorbricht, ist neues Leben – diesseits und jenseits des Todes.

Diesseits

Jenseits

Und so ist Auferstehung ein Geschehen, das einem unverwechselbaren geliebten Menschen gilt, einzigartig in seinem Leben, seinem Gelingen und Scheitern, in seinem Glück und seinem Leiden, in seinem Leben und Sterben. Gott reduziert auch im Jenseits seine Menschen nicht auf ihre Seele, ihr Gelingen oder Versagen; er will sie ganz. So wie Liebe einen Menschen ganz will. Das meinten die Alten, als sie von der leiblichen Auferstehung sprachen – nicht den Körper, aber den ganzen Menschen in seiner Einzigartigkeit, seiner Geschichte, den Geliebten, die Geliebte Gottes.

Gott gibt nicht auf. Das ist das Unerhörte, das ist der Trost. Seine Liebe reißt das Grab von innen auf und trägt, schiebt, begleitet, führt, lockt zurück und voraus ins Leben, zurück und voraus ins Licht.

Das will helfen, von Auferstehung zu reden - in der Klage, im Zweifeln und Ringen und dann auch im Danken und Loben. Das ist Gottes Wille.

Und das ist Grund zur Freude, so wie die Taufen heute ein Grund zur Freude sind. Denn Ihr drei habt Euch entschieden für den Gott des Lebens, und wir als Gemeinde haben, kirchlich gesprochen, zwei Schwestern und einen Bruder gewonnen.

Und die Freude darüber, dass das Leben nicht dem Tod gehört, sondern Gott, diese Freude ist der Ursprung jenes Glaubens, der in Ostern sein höchstes Fest feiert. Er wurzelt nicht im Schmerz oder in Schuldgefühlen, nicht in Todes- oder Lebensangst oder in Resignation. All das nimmt der Glaube ernst, manchmal vielleicht sogar zu ernst. Seine Wurzel aber ist Freude. Freude an Gott, der den Widerstand des Lebendigen gegen den Tod weckt - und gegen alles, was tötet, gegen alles, was Leben einschränkt.

"Auf, auf, mein Herz mit Freuden, nimm wahr, was heut geschicht; wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht!"

Als Sinnesorgan wird mein Herz angesprochen, als ein Organ der Freude, das von Licht erfüllt wird. Paul Gerhardt lässt das Herz triumphieren, singt von Freiheit, ruft "Viktoria", sieht ein Freudenspiel, ein Liebesgeschehen, hört ein Lachen, sieht die Sonne – und all dies an Jesus hängend, mit ihm durch die Welt, durchs Leben, durch Tod und Hölle bis in den Himmel ziehend.

"Auf, auf, mein Herz mit Freuden, nimm wahr, was heut geschicht! Amen.

geht der Weg in neues Leben. Ein Leben, von dem wir nicht wissen, wie es aussieht. Wir haben nur Bilder der Hoffnung davon. Jesus selbst hatte Bilder vom Freudenmahl und vom großen Festmahl, von der Hochzeit – er war gewiß: das Fest des Lebens geht weiter; der Tod ist Durchgang zum Leben. geht der Weg ins Leben zurück. Auf Altes, Alltägliches blicke ich neu. Auf Menschen, die mir Handlanger Gottes gewesen sind, die mich tragen, mich froh machen, mich bereichern und ergänzen, blicke ich neu und mit der Erkenntnis: das sind meine Handlanger Gottes zum Leben, sind Gottes Lebensgaben für mich. Auch in ihnen erweckt Gott mich zum Leben, jeden Tag neu.

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