1. Mose 12, 1-4a; 15, 1-6

03.09.2007 | 00:20

Klaus-Georg Poehls

Liebe Gemeinde, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Mütter und Väter, Patinnen und Paten!

Wer noch nicht oft in einem Gottesdienst war, der musste sich heute schon einiges ansehen und anhören, das nicht so recht passen will zum "normalen" Aussehen von Menschen, zur "normalen" Sprache, zum "normalen" Benehmen. Man rennt nicht in so einem schwarzen Kleidungsstück durch die Gegend wie Frau Duncker und ich, man spricht nicht so, wie es heute schon zu hören war, man hört nicht solche Musik, man steht nicht auf, nur weil da vorn jemand etwas vorliest.

Ich kann gut verstehen, wenn Euch hier einiges befremdlich vorkommt. Und wir, die Konfirmandenhelferinnen und –helfer, die Ihr kennen lernen werdet, Frau Duncker, Herr Plank und ich hoffen, dass im Laufe des nächsten Jahres oder der nächsten zwei Jahre der Gottesdienst seine Befremdlichkeit verliert. Deshalb fangen wir heute noch recht "konfifreundlich" an. Es ist noch so ein bisschen "Gottesdienst light" – aber mit vollem Geschmack..

Nun ist die Predigt, die ich jetzt halte, besonders beliebt bei Konfis. Sich mehrere Minuten seines kostbaren Lebens die Gedanken eines Mannes oder einer Frau auf der Kanzel anzuhören, erhöht nicht automatisch die Attraktivität dieser fremdartigen Veranstaltung, genannt Gottesdienst.

Aber es kann nur das seine Fremdheit verlieren, was ich mir vertraut mache. Es kommt also darauf an, dass ich nicht als Zuschauer im Gottesdienst sitze, der so lange unbeteiligt wartet, bis ihm oder ihr etwas geboten wird, das gefällt, sondern es kommt darauf an, dass ich mich einlasse auf das, was geschieht, dass ich mitmache – mitsinge, mitbete, mithöre und mitdenke und mitspreche.

Von Franzi und Lisa hörten wir einen Teil der Geschichte von Abram und Sarai. Ich glaube, die beiden sind Euch und Ihnen näher, als man es von einer so uralten Geschichte denken möchte.

Ein Neuanfang steht für sie an. Sie sollen Vertrautes, Heimatliches verlassen und aufbrechen ins Unbekannte. Ob sie nun aufgeregt waren oder ganz ruhig, ob sie innerlich nicht wollten, sich nicht trauten oder neugierig waren, Lust hatten auf Neues und Unbekanntes – das sagt ihre Geschichte nicht.

Aber jeder von uns hat die Möglichkeit, sich selbst und seine Erfahrungen mit Neuanfang in Abrams und Sarais Geschichte einzutragen. Jeder von uns weiß, was es ganz persönlich bedeutet, wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, wenn ich mich neu finden muss, neu zurecht finden muss an einem anderen Ort, in einer anderen Lebenssituation. Das kann ein Klassen- oder Schulwechsel sein wie ein Umzug, das kann der Weg in das Jugend- oder Erwachsenenalter sein wie der Weg ins Alter oder in die Schwäche. Und das kann auch der Beginn der Konfirmandenzeit sein.

Und jeder von uns weiß auch, wie gut es tut, dann einen Menschen neben sich zu haben, der einfach da ist und Mut macht. Und von diesem Menschen fließt mir Kraft zu, das Vertrauen wächst, ich traue mich aufzublicken und aufrecht loszugehen.

Nun, nehmt einfach diese Erfahrung und stellt Euch vor, Gleiches geschieht im Glauben. Die Kraft nun, die wir von Gott her glauben und die wir in diesem Glauben auch spüren, heißt in der Sprache der Kirche "Segen". Den brauchen wir, um für uns und diese Welt ein Leben zu gewinnen, das diesen Namen auch verdient.

Und wieder sind wir bei Abram und Sarai. Sie trugen den Glauben an Gott in sich, vertrauten ihm und spürten diese Lebenskraft, diesen Segen. Ihre Geschichte ist uralt; sie wurde schon vor dreitausend Jahren an den Lagerfeuern der Beduinen erzählt. Abram ist kein besonderer Mensch, kein Heiliger, der Wunder tut, kein Glaubensheld, dem alles gelingt und der cool durch die Gegend schlendert, weil er felsenfest an Gott glaubt. Aber er glaubt an ihn als einen Gott, der zu ihm gesagt hat: "Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein".

Wann immer etwas Neues in seinem Leben anstand, wenn er sein Zuhause, liebe Menschen und Freunde verlassen musste, dann glaubte er, dass der Segen Gottes schon da war, wo er noch hin musste. Von vorne her, aus der unverfügbaren Zukunft oder vielleicht aus dem alles überspannenden Himmel sollte Segen auf ihn zukommen: "Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein".

Das hat er für sich als ein Wort Gottes verstanden und dieses Gotteswort war mit seinem Leben verbunden, so wie ein Taufspruch oder ein Konfirmationsspruch, den Ihr Euch dann irgendwann selbst aussucht - aus der Bibel natürlich und nicht aus der Bravo. Und nur dann, wenn Ihr gemerkt habt, dass dieser Glaube an Gott auch Euer Glaube sein kann und werden soll.

Am Anfang mag dieser Glaube noch sehr unbestimmt und ein "irgendwie an eine höhere Macht Glaube" sein. Und wieder: ähnlich ging es Abram und seiner Frau: "Abram vertraute schlicht auf Gott - und das, nur dieses schlichte Vertrauen, hat ihn in den Augen Gottes zu einem gerechten Mann werden lassen.

Und als Gott Abram in unserer Geschichte unter den Sternenhimmel stellte und ihm sagte: "Schau dir den Himmel an, und versuche, die Sterne zu zählen! Genauso werden deinen Nachkommen sein – unzählbar!", da konnte dieser staunende Abram nicht ahnen, dass sich über fast 3000 Jahre Menschen auf ihn berufen würden und ihn Stammvater und Sarai Stammmutter des Glaubens nennen würden.

Es sollten Juden, Christen und Muslime sein, die sich auf den berufen, der schlicht Gott vertraute und der in diesem Vertrauen Gott auf seiner Seite spürte.

Beim Gottvertrauen fängt Glaube an und will sich dann entwickeln, will seine Form finden, seine Rituale und Texte, in denen er sich beheimatet, seine Musik, in der der Glaube anfängt zu singen, seine Gedankengebäude, in denen er sich verantwortet vor dem Verstand, vor anderen Religionen und vor dem Weltgeschehen.

Er baut sich eine Gemeinschaft auf, in der er leben kann, sich weiterentwickeln kann, nicht auf stehen bleibt. Wir nennen diese Gemeinschaft Kirche und Gemeinde. Wir laden Euch ein, dazu zu gehören.

Wir sind mit unserem Glauben, der vor aller Religion mit Abram und Sarai anfing, noch einem weiteren Menschen auf der Spur. Es ist der, der uns den Gott Abrams vorgestellt hat.

Dieser Vorsteller Gottes ist für die Christen Jesus.

Wo von Gott die Rede ist, da ist Jesus in der Nähe; und wo Jesus nahe ist, da ist Gott zuspüren. Deshalb ist uns dieser Mann Jesus von Nazareth, deshalb sind uns seine Worte und Taten so wichtig. Ihr werdet ihn kennen lernen.

Und dieser Glaube auf der Spur Abrams und Jesu hat einen ziemlichen Drang zu anderen Menschen hin. Einen Drang, der auch Grenzen überwindet, die wir selber zu anderen hin geschaffen haben. Christlicher Glaube braucht Gemeinschaft und schafft Gemeinschaft. Jeder Mensch hat seinen eigenen Glauben; ein Christ hat seinen Glauben in der Gemeinde, in der Kirche. Und es lohnt sich zu entdecken, wie unsere Gemeinde versucht, den Glauben zu leben und Gottes Segen an andere weiterzugeben. Wer sich die Bilder unter der Empore betrachtet, der sieht 35 verschiedene Gruppen – und es sind noch mehr, die zu unserer Gemeinde gehören. Und alle Konfis zusammen, Ihr die Neuen und dazu die alten Hasen, sind die größte Gruppe – knapp 200 Jugendliche. Ihr und all die anderen Menschen seid der Reichtum dieser Gemeinde. Und wer freut sich nicht an Reichtum?

Ich glaube, eine wichtige und verheißungsvolle Zeit liegt vor euch, liegt gemeinsam vor uns. Eine Zeit, in der es viel zu entdecken gibt. Und ich glaube, dass da jemand wartet auf euch, dessen Wort Ihr irgendwann so hören werdet, wie Abram mit seiner Frau es tat: "Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein". Amen.

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